29.06.2017 – Mandraki

Als nächstes Ziel auf Korfu haben wir uns Port Mandraki am Kap Ak Sidero ausgeguckt. Im Gegensatz zum alten Hafen der Hauptstadt liegt er abseits der Fähr-, Kreuzfahrer-und sonstigen Touristenströme unterhalb des alten Forts. Diese „Bilderbuchlage“ macht Port Mandraki sehr beliebt, weshalb ich in Gouvia sicherheitshalber beim Hafenmeister des kleinen Clubhafens anrufe und eine Zusage für eine Mooring ab Sonntag bekomme.
Die kurzweilige Fahrt dauert nur ein Stündchen. Auf dem Wasser tummeln sich kreuz und quer die Fähren, Fischer- und Ausflugsboote. Große und kleine Yachten bewegen sich in alle vier Himmelrichtungen und der Käptn muss während der kurzen Reise gut die Augen offen halten.

Kreuzfahrer im Päckchen Weiterlesen

24.06.2017- Griechisches Weinen

Es stürmt heftig in Crotone. Eine ganze Woche bleiben wir hier, bis sich Wind und Wellen beruhigt haben. Dafür gibt es auch noch einen Preisnachlass beim Hafengeld. Obwohl 30 Euro pro Nacht veranschlagt waren, muss ich am Ende für sieben Nächte nur 185 Euro bezahlen. „Aggressive Ormeggiatori“, von denen in Rod Heikells Küstenhandbuch Italien die Rede ist, haben wir überhaupt nicht angetroffen. Im Gegenteil: Hier waren alle besonders freundlich und entgegenkommend. Nach Vorlage eines Clubausweises – in unserem Falle Club der Kreuzer Abteilung – wurde uns sogar die Mehrwertsteuer erlassen!

Den letzten Abend verbringen wir mit den Crews der WOKINI (Cornel und Evelyne aus der Schweiz) und der TOSCAD´EAU (KLaus und Moni aus Bremen) bei „Zio Emilio“ in der Via M. Nicoletta. Mit „Specialita Tipiche Crotonesi Carne & Pesce“ (Typische Fleisch- und Fischspezialitäten aus Crotone) wirbt dieses Restaurant mitten in der Stadt für sein schmackhaftes Essen. Es gibt keine Speisekarte, sondern das, was gerade in der Küche vorhanden ist.

In unserem Falle kommen gegrillter Kalbsbraten, Spaghetti mit Meeresfrüchten und Nudeln mit Gemüse auf den Tisch. Den Durst löscht unsere fröhliche Runde mit jeder Menge Wasser, Bier und Vino della Casa. Am Ende sind wir alle pappsatt und bezahlen für uns sechs 75 Euro. Da kann man wirklich nicht meckern.

Auf dem Heimweg durch die Gassen von Crotone: vorne stehen Moni (links) und Evelyne (rechts), rechts außen der Käptn, links Cornel und hinten in der Mitte Klaus Weiterlesen

19.06.2017 -The big jump

Es ist Montag, der 12. Juni. Unser letzter Abend auf Sizilien steht bevor. Alles ist für die Abreise vorbereitet und wir wollen uns einen schönen Abend an Bord machen.

Das sizilianische Reisbällchen enthält ziemlich viel Reis und wenig Fleisch. Umgekehrt wäre es dem Käptn lieber! Das gefüllte Brötchen legt er für morgen zurück. Auch vom Pizzabrot packe ich die Hälfte in Klarsichtfolie. Aber die Caponata ist köstlich! Da bleibt nichts übrig.

Caponata

Wir verpicheln noch eine Flasche Wein und werden langsam bettschwer. Heute ist Montag. Also keine Disco, denn wer arbeiten muss, kann ja wohl nicht bis in die Puppen tanzen. Denken wir. Weiterlesen

18.06.2017 – Wer suchet, der findet

Nach zwei anstrengenden Ausflugstagen und zwei Nächten Hafendisco bis halb drei Uhr morgens habe ich erstmal genug von der Zivilisation und möchte nur noch meine Ruhe. Aber die Schapps und die Kühlbox sind leer. Auch die Trinkvorräte gehen langsam zur Neige, so dass wir vor „the big jump“ nach Crotone an der Stiefelsohle Italiens nochmal einkaufen müssen.

Übermüdet quäle ich mich am Montagmorgen aus der Koje. Der Käptn leidet nicht so sehr unter Lärm und Schlaflosigkeit und hat schon das Kaffeewasser in die Thermoskanne gefüllt. Ein starker Nescafe´ weckt meine Lebensgeister.

Nach dem Frühstück wird der Hackenporsche aus der Hundekoje gekramt, der Rucksack geschultert und nach Läden gesucht. Wir sind zwar schon den dritten Tag in Catania, kennen aber nur den Weg zur Busstation und zum Bahnhof entlang der „Raserstrecke“. Nicht sehr einladend, was da so am Wegesrand steht. Und auch die Busfahrt zum Ätna durch Catanias Hinterhöfe machte kaum Lust auf diese Stadt.

Wie gewohnt, laufen wir auf der Suche nach einem Supermarkt erst mal in die Richtung, die uns bekannt ist. Irgendwo wird sich in einer Seitenstraße schon ein Supermarkt finden…

Wir laufen und laufen und sind schließlich wieder am Bahnhof. Nichts! Dann laufen wir parallel zur „Raserstrecke“ eine andere „Raserstrecke“ zurück. Monotone Wohnblocks, viele Afrikaner. Kein Supermarkt. Weiterlesen

17.06.2017 – Jungfräuliche Tränen und „Hölle, Hölle, Hölle“

Nach unserer unfreiwilligen Teilnahme an der Hafendisco können wir am Sonntag, dem 11. Juni, ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Dann wandern wir an der „Raserstrecke“ entlang zum Bahnhof von Catania. Stadtauswärts ist kaum Verkehr, auf der Spur stadteinwärts drängeln sich aber schon die Autos.

Nach zehn Minuten sind wir am Bahnhof. Dort kaufen wir zwei „Bigliettos“ für die Fahrt nach Syrakus und zwei für die Rückfahrt nach Catania. Bahnfahren ist in Italien relativ teuer. Während wir für die Busfahrt zum Ätna hin und zurück 6,60 Euro bezahlt hatten, kostet jetzt die einfache Bahnfahrt 6,90 Euro. Dafür macht das Reisen in italienischen Zügen aber auch wirklich Spaß. Sie sind komfortabel ausgestattet, gepflegt und sehr leise.

Auf dem Bahnsteig entwerten wir unsere Rückfahrkarten, sonst sind sie ungültig, wenn wir im Zug vom Schaffner überprüft werden. Schließlich wollen wir nicht noch ein drittesmal als (unfreiwillige) Schwarzfahrer zur Kasse gebeten werden.

Wir stehen auf dem Bahnsteig und warten auf den Zug. Genau wie Lo Presti und seine Frau Marisa es irgendwann in den fünfziger Jahren taten. Lo Presti hatte noch ein fünfig-Gramm-Päckchen Watte in die Handtasche seiner Frau gesteckt, denn die beiden wollten nicht wie wir zur Besichtigung der antiken Ausgrabungen und zum Stadtbummel nach Syrakus. Als gläubige Katholiken war ihr Ziel einzig und allein das Standbild der Madonnenfigur auf der Piazza Euripide.

Ursprünglich stand diese bemalte Gipsfigur im Schlafzimmer eines jungen Ehepaares. Tante Grazia hatte es für ein paar Lire in einem Töpferladen gekauft und dem Paar zur Hochzeit geschenkt. Nun war die zwanzigjährige Antonina Giusto seit ein paar Monaten schwanger. Kein Zuckerlecken für die junge Frau, die seitdem an Sehstörungen und nervösen Krämpfen litt.

Am 29. August des Jahres 1953 nahmen diese Beschwerden so schreckliche Ausmaße an, dass die Tante und die Schwägerin der jungen Frau an ihrem Bett alle Heiligen um Hilfe anflehten. Plötzlich wurde die Kranke ganz ruhig, deutete auf die Marienstatue und sagte: „Die Madonna weint!“

Leider nur auf Italienisch: Die Erklärung zur weinenden Madonna Weiterlesen