30.05.2014 – Jersey

Seit Mittwoch sind wir auf der größten der Kanalinseln. Noch vor den Regenschauern, die seit gestern für ungemütliche Nässe und Kälte sorgen, haben wir es mal wieder genau zur Springtide geschafft, Europas heftigstes Gezeitenrevier unsicher zu machen.

Im Gegensatz zu unserer Überfahrt von England nach Guernsey hatten wir ab 12.00 Uhr mittags angenehme 3 Bf und konnten bis 14.30 Uhr wunderbar segeln. Die letzten fünf der insgesamt 30 Seemeilen musste dann der Motor ran, doch wegen des starken Stroms, der uns zu Jerseys Hauptstadt St Helier trieb, drosselte der Kapitän die Maschine auf knapp 1500 Umdrehungen, und trotzdem „rasten“ wir mit 6,7 Knoten dem Ziel entgegen. Normalerweise macht der Motor 2000 Umdrehungen, um 5 Knoten zu laufen.

Die Lollipop aus Fallmouth war ebenfalls mit uns aufgebrochen, weil wir wohl Skipper Dave mit unseren Aufbruchsvorbereitungen aus der Koje geholt hatten. Nachdem wir ihm den aktuellen Wetterbericht mitgeteilt hatten – das schlechte Wetter näherte sich nämlich schneller als am Vortag angekündigt – weckte er ganz schnell seine Leichtmatrosin und schaffte es in Null-Komma-Nix, noch vor uns an der Hafenausfahrt zu sein. Plötzlich kam der Hafenmeister laut rufend den Steg heruntergelaufen und Dave kehrte um. Er hatte in der Eile beim Bezahlen der Hafengebühr seine Kreditkarte im Büro vergessen. So fuhren wir voran, kamen gut durch den etwas „tricky“ Fairway und bogen dann ab in den „Little Russel“, das Fahrwasser zwischen Guernsey an Steuerbord und Herm , Sark und den unzähligen Untiefen an Backbord. Hier hatten wir noch 1,4 Knoten Strom gegenan, liefen aber trotzdem unter Motor und mit gesetztem Groß um die fünf Knoten.

Schließlich hatten wir St Martin´s Point querab an Steuerbord. Den südöstlichsten Punkt der schönen Insel Guernsey hatten wir am Vortag bei einer Wanderung auf dem Küstenpfad besucht. Diese neun Kilometer lange Tour, die wir in zwei Etappen aufteilten, führte uns am 19.5. zunächst von St Peter Port bis zur Doyle Column nach Jerbourg und vorgestern von der Doyle Column bis zur bezaubernden Moulin Huet Bay. Die folgenden Bilder zeigen die wildromantische Strecke mit den einmaligen Ausblicken auf Buchten und Strände.

Steineiche

Steineiche auf dem Küstenpfad

Soldier´s Bay

Die Soldiers Bay

F- Fermain Bay

Die Fermain Bay mit einem Martello-Turm. Im Tea Room machten wir Lunch-Pause.

Fischerhafen Bec du Nez

Der Fischerhafen am Bec du Nez

Marble Bay/ Marmor Bucht

Die Marble Bay (Die Quarzadern, die den Fels durchziehen, wirken wie Marmor)

The Blue-Bell-Bench

Christine sitzt im Glockenblumen-Meer und guckt etwas ängstlich, weil sie gerade eine Ratte entdeckt hatte.

1. - 27.5. Doyle Column, 2. Etappe der Wanderung im Südosten zur Moulin Huet Bay

Die Doyle Column wurde von den deutschen Besatzern gesprengt und wieder aufgebaut.

8. Leuchtturm St Martin´s Point und die Telegraph Bay

Der Leuchtturm St Martin´s Point und die Telegraph Bay

16. Jerbourg Point

Der Jerbourg Point

19. Petit Port (rechts) in der Moulin Huet Bay

Petit Port (rechts) in der Moulin Huet Bay

24. Moulin Huet Bay

Die Moulin Huet Bay in voller Schönheit

30. Hier saß Renoir und malte 15 Bilder von der Moulin Huet Bay

Hier saß der Impressionist Auguste Renoir im Spätsommer 1883 und malte innerhalb eines Monats 15 Bilder von der Bucht.

31. So malte Auguste Renoir die Moulin Huet Bay

Dies ist eines der Werke, die Renoir in der Moulin Huet Bay schuf.

Als wir am Ende etwas erschöpft durch die vielen steile Anstiege und zahlreichen Treppen auf die Suche nach der nächsten Bushaltestelle gingen, trafen wir auf eine Gruppe von „Buildern“ (Diese nette Spezies kennt man ja als Eltern und Großeltern von „Bob, the builder“). Sie arbeiteten auf einem Grundstück am Ortsrand. Wir fragten, ob sie den Weg zur nächsten Bushaltestelle wüssten. Nein, leider seien sie nicht von hier, war die Antwort. Wir gingen erstmal weiter und trafen dann Leute, die uns weiterhelfen konnten. Laut Fahrplan hatten wir noch etwa 20 Minuten Zeit, als wir den Busstop erreichten, doch kein Bus kam. Wir blieben trotzdem stehen und hofften auf den nächsten Bus. Da bog einer der Bauarbeiter um die Ecke, stoppte seinen Kleinlaster, fragte, ob der Bus bald käme und entschied dann kurzerhand, uns zur Marina zu bringen, nachdem er erstmal seinen Vordersitz voller Werkzeug leerräumen musste. Unterwegs entwickelte sich dann ein lebhaftes Gespräch, wobei sich herausstellte, dass er selbst segelt, seine Beneteau in St Sampson liegt und seine Wohnung in der Nähe der Beaucette Marina ist. Wirklich nett, diese Guernseymen!

Würden die Jerseymen auch so nett zu uns sein?

Wir sahen, dass auf der Lollipop die Genua ausgerollt wurde. Tatsächlich hatten wir jetzt, nachdem wir aus der Abdeckung von Guernsey heraus waren, eine angenehme Brise aus Westen. Allmählich entfernte sich die schnellere Bavaria 36, was uns jedoch nicht in Regattafieber versetzte. Wir hatten keine Lust, zu früh in St Helier zu sein, wo wir ja doch nur am Warteponton liegen müssten, bis der Wasserstand über dem Sill zum Visitor Harbour hoch genug für die Einfahrt wäre.

1a. Die Lolipopp

Die Lollipop zieht davon.

Als wir den Leuchtturm Corbiere an der Südwestspitze umrundet hatten und das Elisabeth Castle von St Helier schon ganz nah war, hörten wir plötzlich hinter uns ein Dröhnen, das schnell immer lauter wurde. Der Condor schoss heran!

4d. Corbiere Lighthouse

Corbiere Lighthouse

5e. Ach Gott, der Condor!

Ach Gott, der Condor!

Diese Schnellfähre mit ihrer riesigen Heckwelle hatten wir schon oft gesehen, wenn sie von England her auf den Little Russel zu preschte und im Hafen von St Peter Port verschwand. Danach setzte sie ihren stürmischen „Flug“ über das Wasser über St Helier nach St Malo fort.

Ausgerechnet jetzt, wo wir auf die Hafeneinfahrt zusteuerten, mussten sich unsere Wege kreuzen. Wir hofften, die Fähre würde uns überholen, bevor es „eng“ wurde. Doch da stoppte sie plötzlich. Wir entschlossen uns, ganz schnell weiter zu fahren. Da nahm der Condor auch wieder Fahrt auf und näherte sich erneut gefährlich von hinten. Der Kapitän legte das Ruder nach Backbord und machte eine Kehrtwende. Endlich zog der Riesenkatamaran an uns vorbei und verschwand in seinem Parkplatz im Hafen.

7g.Elisabeth Castle

Elisabeth Castle begrüßt die Seefahrer neben der Hafeneinfahrt

Das erste Schiff am Warteponton war die Lollipop. Viele Schiffe folgten. Der Hafenmeister dirigierte uns zu einer belgischen Yacht, bei der wir längsseits gingen. Man kommt ja gleich ins Gespräch und die Wartezeit bis zur Einfahrt in die Marina verging schnell.

11k. Noch ist nicht genug Wasser über dem Sill

Drei rote Lichter und die digitale Wasserstandsanzeige sagen: „Einfahrt verboten! Noch nicht genug Wasser über dem Sill!“

Im Hafen waren die meisten Boxen von den Hallberg Rassys einer Vereinigung belegt, die sich hier aus Anlass ihres 25. Gründungstages versammelt hatten. Doch wir fanden trotzdem einen guten Platz zwischen einem Schiff aus Portsmouth und einer Rassy. Gestern vormittag sind die Rassys wieder ausgelaufen und der Hafen war fast leer. Doch am Nachmittag kam eine ganze Armada französischer Boote, die eine Regatta veranstaltet hatten und jetzt ist der Hafen proppenvoll mit französischen Päckchen. Neben uns liegt jetzt auch ein Franzose aus St Malo. Man kommt ja gleich ins Gespräch (siehe Ponton) und nun wissen wir, dass der Skipper aus Paris kommt, in Sachen Kücheneinrichtung für eine deutsche Firma in Gütersloh arbeitet und fünf Kinder hat, wozu auch ein Zwillingspärchen gehört. Morgen segelt er wieder zurück nach „Fronkreisch“, wo wir ja auch noch hinwollen.

Aber zunächst wollen wir noch ein bisschen von Jersey sehen und feststellen, ob die Jerseymen wirklich so lockere „Kröten“ (toads) sind, wie die Guernseymen behaupten.

27.05.2014 Eine Strandwanderung auf Guernsey

Gestern war Spring Bank Holiday, ein Feiertag, mit dem hier wahrscheinlich der Frühling verabschiedet wird. Ein Grund für uns, bis heute auf Guernsey zu bleiben, denn an dem dadurch verlängerten Wochenende war viel Betrieb in den Häfen der Kanalinseln zu erwarten und unser Nachbar aus Fallmouth riet uns, lieber noch zu bleiben.

Wie schön, dass vorgestern herrlichstes „Kaiserwetter“ war und wir die weitere Umgebung der Beaucette Marina erkunden konnten.

Der Norden von Guernsey hat im Gegensatz zu den Steilküsten im Süden flache Küsten mit ausgedehnten Sandbuchten. Durch Granitzungen werden diese Buchten voneinander getrennt. Es gibt hier viele kleine Seen, die durch stillgelegte Granitsteinbrüche entstanden sind. Nur einer von ihnen wurde in einen Hafen umgewandelt, und der ist jetzt die Beaucette Marina.

Anima mea zwischen Motorboot Pelican Dawn und Bavaria 36 Lollipop

Seit dem zweiten Tag unserer Ankunft liegen wir an diesem Steg in der Beaucette Marina

Zunächst wanderten wir westwärts auf dem Küstenpfad zum Fort Doyle, benannt nach Lieutenant Governor Doyle. Guernseys Küste ist gespickt mit Forts und Wachtürmen, den sogenannten Martello-Türmen, die feindliche Angriffe der Franzosen abwehren sollten. Dazwischen finden sich überall Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, eine Hinterlassenschaft der Deutschen, deren Invasion leider nicht zu verhindern war. Gott sei Dank fallen diese hässlichen Bauten zwischen den Granitfelsen nicht allzu sehr auf, zumal sie oft von Teppichen aus Mittagsblumen oder anderen rankenden Pflanzen überwuchert werden.

Am Ende der Fontenelle Bay kam schon das nächste Fort in Sicht: Fort Le Marchant.

Fort Marchant

Fort Le Marchant

Von hier aus eröffnete sich eine sagenhafte Aussicht auf die steinige Ancresse Bay und die daran anschließende sandige Pembroke Bay.

Blick von Fort Marchant auf einen Wachturm und die Pembroke Bay

Blick auf die Ancresse Bay (im Vordergrund), dahinter ein Martello-Turm und der Strand der Pembroke Bay

Der Strand war übersät von den kringeligen Häufchen der Wattwürmer, dazwischen kleine, wie ausgestanzt wirkende Sandnäpfchen.

Wattwurmmuster

Die Heimat der Wattwürmer

Des Rätsels Lösung: Wattwürmer leben in einer U-förmigen Röhre, die einen Ein- und einen Ausgang zur Oberfläche hat. Während der Wurm an dem einen Ende der Röhre mit seiner Rüsselschnauze den Sand in sich hineinsaugt, um Nahrung heraus zu filtern, entsteht das Näpfchen. Am anderen Ende kommt der „verdaute“ Sand als Kothäufchen wieder zum Vorschein. Alle 40 Minuten muss der Wattwurm aufs Töpfchen und verarbeitet dadurch jährlich 25 kg Sand. Ein so bemerkenswerter Beitrag für den Umweltschutz ist es doch wert fotografiert zu werden!

Danach ging es auf Vogeljagd. Natürlich nur mit der Kamera! Die putzigen Kerlchen, die im Spülsaum eifrig nach Futter suchten, identifizierte ich als Alpenstrandläufer. Wer es besser weiß, darf mich gerne aufklären!

Sind das Alpenstrandläufer?

Sehen doch aus wie Alpenstrandläufer, oder?

Am Ende der Pembroke Bay entdeckten wir das Clubhaus des Royal Guernsey Golfclubs.

Royal Guernsey Golfclub Green L´Ancresse

Das gepflegte Green des Golfclubs

Wir verließen den Strand und machten uns auf die Suche nach dem La Varde Dolmen, den wir in der Nähe von Loch 17 aufspürten. Dieses 5000 Jahre alte Ganggrab ist so lang wie unser Schiff (10 m) und der größte Dolmen von Guernsey. Der größte Deckstein wiegt 10 Tonnen! (Unser Schiff wiegt vollbeladen um die 8 Tonnen) Wie haben die Menschen das damals geschafft?

Grabkammer im La Varde Dolmen

Mit der Taschenlampe wird der La Varde Dolmen inspiziert.

Dann wanderten wir den grünen Hügel, auf dem sich das Grab befindet, hinunter zur Bucht Le Grand Havre. Unterwegs fand Heinz am Rande des Greens einen einsamen Golfball. Ein originelles Souvenir, das nun in der Schatzkiste im Schapp ein neues Zuhause gefunden hat.

An dieser großen, steinigen Bucht endete früher Guernsey, das ursprünglich aus zwei Inseln bestand: Clos du Valle und Guernsey. Und nun kommt wieder Monsieur Doyle ins Spiel! Er ließ nämlich 1805 den Graben zwischen den beiden Inseln zuschütten und vergrößerte damit das Territorium. Die Gemeinde bzw. das Kirchspiel (parish), in dem sich die Beaucette Marina befindet, heißt wahrscheinlich in Erinnerung an die ehemalige Insel , Parish Valle.Le Grand Havre

Die Bucht Le Grand Havre

Nach einer kurzen Rast am windgeschützten Strand wanderten wir noch ein paar Buchten weiter und erwischten schließlich am Busstop „Cobo Bay“ den passenden Bus, der uns zum Hafen zurückbrachte.

 

 

 

26.05.14 – Herm

„ Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

fragte die Insel Herm , als sie mit einem eifersüchtigen Seitenblick auf die Nachbarin Sark in den türkisblauen Meeresspiegel schaute.

Dem sicher beiden Inseln wohlgesonnen Meer wird es bestimmt schwergefallen sein eine Antwort zu geben. Wahrscheinlich hat es sich sehr schnell und sehr heftig zurückgezogen. Das tut es hier vor Herm ganz besonders eindrucksvoll! Und ist die Antwort schuldig geblieben.

Wir können dem Meer nur Recht geben!

Wer eine Steilküste mit spektakulären Aussichten und blumenübersäten Wiesen und Wegrändern liebt, der ist auf Sark gut aufgehoben. Die schönsten Badebuchten und Strände dagegen findet man im nördlichen Teil von Herm. Außerdem gibt es im Süden der nur 8 Quadratkilometer kleinen Insel auch noch eine Steilküste mit einem Klippenpfad. Alles muss per Pedes erkundet werden; denn auf Herm gibt es weder Autos noch Pferdekutschen.

Wenn unser Blick von der Beaucette Marina aus nach Osten schweift, schauen wir auf die nur wenige Seemeilen entfernte Insel Herm sowie auf die kleinere Nachbarin Jethou. Während Jethou sich in Privatbesitz befindet, gehört Herm den States of Guernsey und ist verpachtet. Die Pächterfamilie lebt im schlossähnlichen Manor House, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückgehen.

Die Menschen auf Herm leben vom Tourismus und von der Landwirtschaft. Auf den blumenübersäten, saftig-grünen Wiesen grasen die kleinen, knochig wirkenden „Jersey cows“. Wie der Name schon sagt, wurden sie ursprünglich auf Jersey gezüchtet, grasen aber auf allen Kanalinseln und liefern durchschnittlich 14 l Milch mit einem Fettgehalt von circa 5,2 %, was der hier erzeugten Butter und Sahne von Natur aus eine goldgelbe Färbung verleiht. Die Kühe auf Herm haben den Ruf, die beste Milch weit und breit zu liefern. Am frühen Morgen wird „das weiße Gold“ mit dem Milk Boot nach Guernsey transportiert, und Passagiere können zum Rabattpreis mitfahren.

Wir kauften jedoch unsere Herm-Tickets am vergangenen Sonntag (18. Mai) am Travel Trident Ticket Office in St. Peter Port und waren nach einer zwanzig Minuten dauernden Fahrt auf der Insel, deren Slogan „Welcome to Paradise“ aus unserer Sicht gut gewählt ist.

Nach einem Rundgang auf der Insel nahmen wir auf dem windgeschützten Mouisonniere Beach das erste Sonnenbad des Jahres und beobachteten, wie sich das Meer immer weiter zurückzog und dabei eine zerklüftete Unterwasserwelt frei gab. Auf dem Meeresboden verteilt fanden sich kleine und kleinste Schneckenhäuser in allen Farbschattierungen, von denen die zitronengelben am schönsten in der Sonne leuchteten. Beim Stöbern am Strand hörte man nur das Knirschen der rundgeschliffenen Steine unter den Füßen und das Plätschern des ablaufenden Wassers zwischen den Felsbrocken. Dazwischen ein paar trocken gefallene Boote, auf denen die Skipper die Zwangspause bei einer Tasse Tee genossen. Einen winzigen Makel hatte allerdings das Inselparadies: Die versprochenen Puffins (Papageitaucher) wurden nicht gesichtet! Sie fehlen leider auf dem folgenden Blick ins Paradies. Vorhang auf!

1.Christine mit Grasnelken

Wo die Grasnelken blühen: Christine auf dem Klippenpfad

2.Sind da vielleicht Puffins drauf?

Sind da vielleicht Puffins drauf?

3.Belvoir Bay

Die Belvoir Bay

4.Shell Beach

Der Shell Beach

5.Mouisonniere Beach bei EbbeDer Mouisonniere Beach bei Ebbe

6.Man sitzt auf dem Trockenen.Man sitzt auf dem Trockenen

7.Das rosa HäuschenDas rosa Häuschen – So wohnt man auf Sark.

23.5.2014 – Sark

Isle of Sark – A world apart

Sark?

Es gibt so viele berühmte Inseln auf der Welt, die jeder kennt. Grönland, Mallorca, Teneriffa…Fehmarn…

Aber Sark?

Kannte ich früher auch nicht, bis ich Anfang des Jahres kurz vor unserer Abreise noch mal schnell zur Vorsorgeuntersuchung zu meinem Hautarzt nach Ahrensburg fuhr. Bei Herrn Rüpke macht das Warten im Untersuchungszimmer immer richtig Spaß, denn auf seinem Computerbildschirm auf dem Schreibtisch laufen in einer Endlosschleife ausgewählte Fotos seiner letzten Urlaubsreise. Eines dieser Fotos faszinierte mich besonders. Es zeigte eine schmale, rampenartige Straße. Links und rechts felsige, grüne Abgründe, die in knallblaues Meer stürzten. Wo konnte das sein? Zu meiner großen Freude erfuhr ich, dass Herr Rüpke seinen letzten Urlaub auf den Kanalinseln verbracht hatte. Da, wo wir demnächst auch hinwollten.

Am vergangenen Freitag, einen Tag nach unserer Ankunft auf Guernsey, sitzen wir im Bus. Da! Die Straße von Herrn Rüpkes Computerbildschirm auf einem Plakat über dem Busfenster! Daneben das Wort SARK. „Da müssen wir hin, so lange noch so schönes Wetter ist!“ sagte ich zu Heinz und so starteten wir am Samstag mit der Fähre in Richtung „ Eine Welt für sich“.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir den tidenunabhängigen kleinen Maseline Harbour. Oberhalb der schroffen Steilküste breiteten sich grüne Wiesen mit großen blauschimmernden Flecken aus. Blue Bells in Massen!

1.Blue Bell Teppich auf der höhlenreichen Küste

Blue Bell Teppich auf der höhlenreichen Küste.

Die kleine Insel, die zum Bailiwick of Guernsey gehört, zählt gerade mal 600 Einwohner. Am Hafen stehen kleine Traktoren, mit denen man den Hügel hinauf ins Dorf fahren kann oder die das Gepäck transportieren, falls man hier seinen Urlaub verbringen möchte. Ansonsten gibt es nur die Fortbewegungsmittel zu Fuß, per Rad oder mit Pferdekutschen, die oben im Dorf warten. Also kein Verkehrslärm und keine Auspuffgase weit und breit.

Wir wanderten zunächst den verschlungenen Waldpfad ins Dorf hinauf.

2. Der Waldpfad zum Dorf hinauf

Der Waldpfad zum Dorf hinauf.

An Wiesen, Feldern und Weinhängen vorbei, steuerten wir später über die mit Wildblumen gesäumten Sandwege in Richtung „ Little Sark“. Und da war sie endlich, die Straße! „La Coupee“, die schmale Landverbindung zwischen den beiden Inseln. Gesichert durch ein Geländer, das deutsche Kriegsgefangene nach 1945 in schwindelnder Höhe bauten. Links und rechts von der „Rampe“ geht es 90 Meter in den Abgrund! Eine Treppe führt hinunter zum Strand. Drumherum das unglaublich blaue Wasser und die vielen kleinen Inseln, die je nach Wasserstand mal mehr, mal weniger zum Vorschein kommen.

3. La Coupee

La Coupee

Überwältigend schön, mehr kann man dazu kaum sagen.

4.Hier wollte ich hin!

Hier wollte ich hin!

In einem schattigen Garten eines kleinen Restaurants auf Little Sark legten wir eine Lunch-Pause ein, dann ging es zurück über La Coupee. Mittlerweile war Niedrigwasser und der Strand unterhalb des Abgrunds breitete sich in voller Größe aus.

5. Strand bei Ebbe unter La Coupee

Strand bei Ebbe unter La Coupee

„Ist das noch zu toppen?“ fragten wir uns, als wir über die Küstenpfade zurück, dem Schild „La Seigneurie“ folgend, wanderten. So erreichten wir den Sitz des einstigen Feudalherren, Seigneur of Sark. Das Herrenhaus selbst kann nicht besichtigt werden, wohl aber der im viktorianischen Stil angelegte Garten. Eingefasst von hohen Granitmauern gedeihen hier die prächtigsten Zier- und Nutzpflanzen. Plätschernde Brunnen, lauschige Bänke und ein Labyrinth vervollständigen das Ensemble. Nun haben wir schon so viele schöne Gärten gesehen, und jeder war ein Kleinod für sich. Dieser hier strahlte ganz besonders viel Harmonie und Ruhe aus, ähnlich wie der Garten um Buckland Abbey.

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La Seigneurie

Stellvertretend für die vielen Blumen , Büsche und Bäume habe ich diese filigrane Schönheit ausgewählt:

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Filigrane Schönheit

Während der abschließenden Wanderung auf dem Klippenpfad zeigte sich wieder einmal, dass die Natur auch ohne die gestaltende Hand des Gärtners die schönsten Arrangements zaubert, im Großen und, wie das Foto zeigt, im Kleinen.

8. Wandern auf dem Klippenpfad

Wandern auf dem Klippenpfad

9. Kleine Schönheiten

Kleine Schönheiten

Der Blick auf St. Peter Port erinnerte uns schließlich daran, dass es Zeit wurde, zur Fähre zurück zu gehen. Die Liste der „schönsten Orte“ hatte einen neuen Namen dazubekommen!10. Blick auf St. Peter Port und das Kreuzfahrtschiff Aurora

Blick auf St. Peter Port und das Kreuzfahrtschiff „Aurora“

 

 

 

22.05.2014 – Bei den Eseln

Mittlerweile leben wir schon eine Woche bei den ESELN. So nennen die Menschen auf Jersey die angeblich sturen und konservativen Guernseymen. Im Gegenzug werden die Bewohner Jerseys, deren lockerer Lebensstil den Menschen hier ein Dorn im Auge ist, KRÖTEN genannt. Solche Rivalitäten kennt man ja auch bei uns in Deutschland. Man denke nur an das Verhältnis der Hamburger zu den Bremern oder der Kölner zu den Düsseldorfern.

Wir finden die „Esel“ aber sehr nett. Wenn wir durch die Gegend wandern oder durch den Hafen gehen, nehmen sie meist gleich Blickkontakt auf und grüßen freundlich. Als wir gestern eine Rast auf einer Bank in Bordeaux Harbour machten, kam ein älterer Herr auf uns zu, eröffnete das Gespräch mit einer Bemerkung über das schöne Wetter, fragte dann gleich, woher wir kommen und was wir hier machen , und als er dann unsere Nationalität herausbekommen hatte, brachte er gleich seine Deutschkenntnisse in die Unterhaltung ein. Mit seinen 85 Jahren hatte er als Jugendlicher die deutsche Besatzung von 1940 bis 1945 erlebt, hegte aber überhaupt keinen Groll gegen die Deutschen. Besonders mit den Ärzten der deutschen Wehrmacht schien er gute Erfahrungen gemacht zu haben, was mit einer Bemerkung über den hohen Standard der deutschen Medizin in der heutigen Zeit endete. Schließlich bedauerte er sogar noch die deutsche Bevölkerung in Berlin, die so furchtbar unter den russischen Soldaten leiden musste. Da half auch unser Einwand, schließlich hätten ja die Deutschen den Krieg angefangen, wenig. Mit Handschlag und „Nett, euch getroffen zu haben!“ verabschiedete er sich schließlich, um seine an Alzheimer erkrankte Frau im Pflegeheim zu besuchen.

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In Bordeaux Harbour trafen wir einen netten älteren Herrn.

Ein völlig gegensätzliches Erlebnis hatten wir heute. Wir besuchten das Haus des Schriftstellers Victor Hugo in St. Peter Port. Das sogenannte „Hautville House“ bewohnte der aus Frankreich geflüchtet Romancier („Der Glöckner von Notre Dame“, „Les Miserables“) während seines Exils auf Guernsey. Hugo war ein vielseitig begabter Mensch. Er beherrschte die Kunst des Wortes, konnte aber auch sehr gut malen und hatte handwerkliche Fähigkeiten. So machte er aus seinem Haus ein Gesamtkunstwerk, wozu er alten Hausrat sammelte und zur Ausgestaltung seiner Wohnräume verwendete. Das Haus gehört heute der Stadt Paris und kann nur während einer Führung besichtigt werden. An unserer Führung, von einer jungen Französin in englischer Sprache durchgeführt, nahm außer uns ein älteres englisches Paar teil. Im Gegensatz zu uns schienen sie mit Hugos Leben und Werk gut vertraut zu sein. Sie stellten während der Führung immer wieder zusätzliche Fragen, darunter auch, was denn mit dem Haus im Jahre 1940 geschehen sei. Das Wort „deutsch“ wurde wohl vermieden, da sie merkten, woher wir kamen. Uns fiel sofort das Wort „Hunnen“ ein, ein Schimpfwort der Briten für unkultivierte Deutsche. Die junge, gebildete Französin schien sichtlich verunsichert über die peinliche Frage. Dann erklärte sie, das Haus sei damals in Privatbesitz und dadurch „ geschützt“ gewesen . Es sei aber einmal ein hoher deutscher (offensichtlich gebildeter) Offizier zu Besuch gekommen, der sich aus Interesse an Hugo das Haus angesehen habe. Diese Erklärung nahmen die Hugo-begeisterten Engländer sichtlich erleichtert zur Kenntnis und wir waren aus der Schusslinie. Die Führung endete jedenfalls ohne weitere Zwischenfälle. Außer seinem Kindle hat Heinz jetzt auch eine deutsche Ausgabe von „Les Miserables“ („Die Elenden“) im Bücherbord. Die „Hunnen“ geloben Besserung!

2.Hauteville House3.H für Hugo, Hautville und House4.Blick vom Red in den Blue Drawing Room5. Garibaldis Room6.Hier schlief der Dichter

Victor Hugos „Villa Kunterbunt“

Eine ganz andere Unterkunft besichtigten wir gestern bei einer Wanderung von der Marina entlang der Küste in Richtung St. Peter Port. Sozusagen für die Ewigkeit gebaut handelte es sich um ein zehn Meter langes Langgrab. Der Le Dehus Dolmen wurde in der Jungsteinzeit errichtet, wo offensichtlich schon Recycling angesagt war, denn einer der Decksteine stand vorher irgendwo als Standbild in der Landschaft herum und zeigt das Gesicht eines bärtigen Mannes mit Waffen.

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Der Dolmen und die bärtigen Männer

Neben diesen sehr alten Zeugen von der Besiedelung der Kanalinseln gibt es die verschiedensten Bauwerke, die fast immer zeigen, dass diese „Stücke Frankreichs, die ins Meer gefallen sind und von England aufgelesen wurden…“ (Victor Hugo) stets heiß umkämpft waren. Castle-Ruinen, Forts und Wachtürme sowie Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg sind Spuren der Normannen, der Briten und zuletzt der Deutschen, die sich diese schönen Eilande unter den Nagel reißen wollten. Nun sind die Inseln zwei unabhängig verwaltete Bailwicks (Vogteien), nur außen- und verteidigungspolitisch vom United Kingdom vertreten. Als Fremder kann man die Inseln heutzutage nur noch dauerhaft besetzen, wenn man über ein Millionenvermögen verfügt. Da uns die entsprechenden Mittel fehlen, müssen wir uns so langsam Gedanken über die Weiterfahrt machen. Dazu haben wir morgen Gelegenheit, denn das schlechte Wetter ist nun da und wird erstmal bleiben. Außerdem muss ich unbedingt noch von unseren Besuchen auf den kleinen Kanalinseln Herm und Sark sowie von einer Küstenwanderung im Südosten Guernseys berichten. Ganz nach dem Motto:

„Willkommen im Paradies!“

10.Fort Doyle

 

11.Bunker der deutschen Wehrmacht

 Fort Doyle und ein deutscher Bunker

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Castle Cornet in der Hauptstadt St. Peter Port