Als nächstes Ziel auf Korfu haben wir uns Port Mandraki am Kap Ak Sidero ausgeguckt. Im Gegensatz zum alten Hafen der Hauptstadt liegt er abseits der Fähr-, Kreuzfahrer-und sonstigen Touristenströme unterhalb des alten Forts. Diese „Bilderbuchlage“ macht Port Mandraki sehr beliebt, weshalb ich in Gouvia sicherheitshalber beim Hafenmeister des kleinen Clubhafens anrufe und eine Zusage für eine Mooring ab Sonntag bekomme.
Die kurzweilige Fahrt dauert nur ein Stündchen. Auf dem Wasser tummeln sich kreuz und quer die Fähren, Fischer- und Ausflugsboote. Große und kleine Yachten bewegen sich in alle vier Himmelrichtungen und der Käptn muss während der kurzen Reise gut die Augen offen halten.
Kreuzfahrer im Päckchen
Im Handelhafen sind gleich mehrere riesige Kreuzfahrtschiffe angebunden, während die Passagiere wahrscheinlich gerade die Insel erkunden. Im alten Hafen liegen nur wenige Sportboote. Vom unangenehmen Schwell durch die Fähren mal abgesehen, soll es im heißen Sommer hier etwas nach Kloake stinken. Vielleicht legen deshalb eher nur die Schiffe an, die noch kein D.E.K.P.A haben, denn in der Nähe befinden sich die dafür zuständigen Behörden.
Dann erhebt sich auch schon das alte Fort vor uns und wir erkennen die Hafeneinfahrt von Port Mandraki.
Ich melde mich über UKW-Kanal 68 beim Hafenmeister, aber noch müssen wir vor der Hafeneinfahrt auf „Standby“ bleiben, weil gerade andere Schiffe festmachen. Dann kommt das Okay aus der „Funke“. Der Hafenmeister steht auf der Außenmole, winkt uns an unseren Platz, nimmt die Festmacherleinen an und übergibt mir die Mooringleine. Dann muss er sich auch schon um den nächsten Kunden kümmern.
Wir liegen zwischen einer großen Segelyacht aus Florida und einer noch größeren Segelyacht mit polnischer Flagge. Als wir den Motor abstellen und uns in Ruhe umschauen, erkennen wir, in welch einem Paradies wir hier gelandet sind.
Wenn man vom Fort aus hinunterguckt, sieht man die kleine Anima mea vor der Mole liegen.
Ein paradiesischer Hafen: Neben dem Hafenbecken gibt es an der Badebucht eine schattige Strandwiese.
Dahinter befindet sich das Clubgebäude mit der Dusche und den WCs. Alles sauber und ordentlich! In einem Gebäude der Festung ist die Musikabteilung der Universität Korfu untergebracht. Aus den offen stehenden Fenstern erklingt tagsüber Klaviermusik und Gesang. Abends hört man nur noch das Plätschern des Wassers und die spitzen Pfiffe der vielen Mauersegler, die in der Höhe den Insekten hinterherjagen.
Über uns erhebt sich das mächtige Fort, das 1550 von den Venezianern errichtet wurde. Von 1386 bis 1797 herrschten sie über Korfu, nachdem eine Reihe normannischer und sizilianischer Herrscher hier für „Durcheinander“ gesorgt hatte. Von den Venezianern erhoffte sich Korfu, dass die Ordnung auf der Insel wiederhergestellt würde. Jedenfalls drückten die Dogen von Venedig der Stadt ihren italienischen Charme auf, bis dann die französische Raffinesse hinzukam. Nach schweren Angriffen durch die Türken eroberte nämlich 1797 Napoleon die Insel. Daran erinnern zum Beispiel die hohen Arkadenhäuser am Spianada-Platz (auch Esplanade genannt).
Doch überall, wo es besonders schön ist, darf ein Volk nicht fehlen: Die Briten!
Sie übernahmen im Jahre 1814 die Insel, bauten am Spinada-Platz den Palast der Heiligen Georgios und Michael – heute Museum für Asiatische Kunst – und hinterließen ihre Spuren in Form von Ingwerbier, Fruit Cake und Cricket.
Seit 1864 gehört Korfu wieder den Griechen. Umgeben vom Ionischen Meer schaut man von hier aus sowohl auf Albanien als auch aufs griechische Festland, während im Süden weitere Ionische Inseln folgen.
Von Korfus höchster Erhebung, dem 906 m hohen Pantokrator, hat man einen wunderbaren Blick auf Albanien und das griechische Festland
Diesen tollen Ausblick dürfen wir auf einem Ausflug mit Michael und Regina genießen. Das Ehepaar aus Berlin liegt mit seiner schönen Granada-Segelyacht „Naima“ ebenfalls in Port Mandraki und kann auf reichlich Griechenland-Erfahrung zurückblicken. Am Montag laden uns die beiden zu einem Bier auf ihr Schiff ein. Den Rod Heikell „Griechische Küsten“ nehme ich mit und während der informativen Unterhaltung kritzle ich mit dem Bleistift eifrig Plus- und Minuszeichen neben die Namen der kommenden Häfen und Ankerbuchten.
Fürs Kochen bleibt da keine Zeit mehr. Außerdem ist es dafür viel zu heiß in der Pantry und so setzen wir die Unterhaltung gemeinsam im Hafenrestaurant fort. Nach der vielen Pizza in Italien schmeckt das frische Tsatziki besonders gut, Nudeln können sie hier ebenfalls lecker zubereiten und der Weißwein braucht sich hinter dem sizilianischen Vetter nicht zu verstecken.
Am nächsten Tag nehmen uns die Berliner mit auf eine Tour mit dem Leihwagen, bei der wir in den Norden der grünen Insel Korfu eintauchen. Es geht über Berg und Tal, durch kleine, stille Bergdörfer mit üppig blühenden Hecken am Wegesrand. Den sprichwörtlichen Höhepunkt erreicht die Fahrt auf dem Pantokrator, auf dem sich auch jede Menge Sendemasten und ein kleines Kloster mit Kapelle befinden. Was den vielen Käfern zum Verhängnis wurde, die tot vor der Kapellentür herumliegen, kann nicht geklärt werden.
Kein Geheimnis dagegen bleiben die Müllberge, die sich überall an den Müllstationen auftürmen. Wir halten jedesmal die Luft an, wenn ihre stinkenden Schwaden durch´s geöffnete Seitenfenster eindringen. Klaus weiß zu berichten, dass die Müllabfuhr auf Korfu streikt. Noch bis Donnerstag. Und heute ist ja erst Dienstag!
Aber abgesehen von diesen bunten Abfallbergen ist Korfu sehr sauber und gepflegt bis in die hintersten Winkel. Mülltrennung allerdings funktioniert auch hier nicht.
Am nächsten Tag betrachten wir die beständig wachsenden Müllgebirge aus der Vogelperspektive.
Wir sitzen nämlich im „Hop On Hop Off City Sightseeing Bus“, Linie 2 und fahren aus der Stadt hinaus zum neun Kilometer entfernten Achilleion. Man nennt es auch „Sissi Palace„, weil diese weitläufige Villa mit dem schönen Park in hügeliger Umgebung 1890/91 für die österreichische Kaiserin Elisabeth errichtet wurde.
Auch Achilles, ihr griechischer Lieblingsheld, liegt bis heute mit schmerzverzerrtem Gesicht im Garten und versucht, sich den Pfeil aus der Ferse zu ziehen.
Sissis Liebling: Sterbender Achilles
Im Gegensatz zur Kaiserin, die in Genf ermordet wurde, windet die Skulptur des deutschen Bildhauers Ernst Gustav Herter sich bis heute mit schönstem Ausblick über Korfu im Todeskampf. So konnte sie auch Sissis Nachfolger, „unserem“ Kaiser Wilhelm II., Freude bereiten, musste aber ihren angestammten Platz räumen. Dort wurde nämlich ein riesiger, stehender Achilles aus Bronze aufgestellt, dessen Speerspitze sogar vom kaiserlichen Schiff aus zu sehen war.
Wilhelms Liebling: Stramm stehender Achilles
Obwohl wir bisher schon so viele prächtige, kunstvoll gestaltete Gebäude besichtigt haben, gefällt uns dieses Schloss mit dem beeindruckenden Treppenhaus, den grazilen Marmorstatuen im „Peristyl“ und dem terrassierten Garten ausgesprochen gut.
Treppenhaus
Peristyl
Nach der Besichtigung springen wir auf den nächsten „Hop On Hop Off Bus“ auf und fahren zurück zum Ausgangspunkt, wo wir in die Linie 1 umsteigen. Sie bringt uns zum meist fotografierten Ort der Insel Korfu.
Die Mäuseinsel bei Kanoni
Über Kopfhörer erfahren wir während der Busfahrt, dass dieses Inselchen in der Nähe der Flughafen-Landebahn seinen Namen wegen der Form und auch wegen der Größe erhalten hat. Aus der Luft soll es wohl aussehen wie eine kleine Maus.
Zur Entstehung des Inselchens liefert Rod Heikell in Griechische Küsten eine Erklärung, die Kaiserin Sissi garantiert auch gefallen hätte: Korfu war 1200 vor Chr. die Heimat der Phäaken. Homer nannte ihre Insel „Scheria„. Von hier setzten die Phäaken Odysseus auf seine Heimatinsel Ithaka über, was den Meeresgott Poseidon so zornig machte, dass er ihr Fährschiff auf der Stelle versteinerte. Heute nennt man das versteinerte Schiff Pontikonisi/Mäuseinsel.
Bei einem Eisbecher erfreuen wir uns von der Terrasse eines der Cafes hoch über Pontikonisi am Anblick der malerischen Landschaft und gehen dann zur Bushaltestelle zurück. Hier sitzt, wie an allen übrigen Haltepunkten, eine Servicekraft des Busunternehmens, um herumirrende Touris in den richtigen Bus zu geleiten und das Ticket zu überprüfen. Wir sind momentan die einzigen Touris, die sie betreuen könnte und so kommen wir ins Gespräch. Ich frage sie, ob sie von Korfu sei. Ja, ist sie. Ob sie gerne auf Korfu lebt. „Ja“, kommt es doch ein wenig zögerlich. Dann schiebt sie hinterher, dass es im Gegensatz zu heute und den bevorstehenden Hochsommermonaten bis in den Mai nass und kühl auf Korfu ist, was ihr wohl nicht so ganz behagt. „Aber dann wäre es auch nicht so wunderbar grün hier,“ sage ich. Sie nickt zustimmend, lächelt und ihre großen, hellgrünen Augen strahlen uns an.
Am Abend gehen wir mit Michael und Regina hinauf in die verwinkelte Altstadt. Die beiden haben am Vortag ein gutes Restaurant entdeckt. Dort wollen wir heute unser letztes gemeinsames „Abendmahl“ einnehmen, denn morgen wollen die beiden weiter nach Montenegro.
Unterwegs machen wir eine kleine Pause bei einer Volkstanzgruppe, die unter den Augen des Popen vor dem begeisterten Publikum griechische Tänze aufs Straßenparket bringt.
Die Griechen kommen in die Puschen.
Klaus und Regina haben nicht zu viel versprochen! Ich liebe die griechischen Vorspeisen und bestelle gleich vier verschiedene (fleischlose) Gerichte, während die anderen sich am Gyros laben. Zum „Runterspülen“ gibt es Korfu-Bier und Korfu-Wein, als Nachtisch Korfu-Schnaps. Die Stimmung steigt und wir sind so ziemlich die letzten, die das Lokal verlassen.
Bereitwillig macht der Kellner ein Foto von uns und der freundlichen Bedienung. Dann werden wir mit etlichen Händedrucken verabschiedet.
Lustige Runde
Für Michael und Regina gibt es nach ihrem hoffentlich sicheren Törn nach Montenegro nun Balkankost, während wir morgen in eine Ankerbucht ans griechische Festland weiterfahren. Sie bietet Schutz gegen alle Winde. Denn nach dem jetzigen Südwind soll es wieder Nordwest geben. Oder vielleicht auch gar keinen Wind. Wie meist in dieser „Schwachwindzone“ Griechenlands.
Hello! Thanks for allowing us to share your travel experiences through your entertaining and informative blog. We eagerly await the next instalment. Safe travels from your Australian family!
Hi! Toll, dass ihr euch meldet und dass ihr unseren Blog lest. Hin und wieder treffen wir hier im Mittelmeer auch Australier. Spätestens dann denken wir immer an euch.
Ganz liebe Grüße nach „downunder“ aus Preveza in Griechenland