Bei unseren Streifzügen durch Rom waren uns schon mehrmals die beiden Quadrigen auf dem Dach eines weißen Gebäudes aufgefallen, die in der Nähe des Kapitolhügels aus dem Häusermeer herausragten.
Als am Dienstag, dem 18.10. nach einer Schlechtwetterphase mit viel Wind und Regen die Sonne wieder hervorkommt, beschließen wir, heute den Monte Capitolino zu besteigen und bei der Gelegenheit auch gleich „das Gebiss“ in Augenschein zu nehmen.
Nein, wir gehen heute nicht zum Zahnarzt, sondern zum Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele, das viele Römer nicht so besonders mögen und daher mit allerlei Spottnamen versehen haben. Das gigantische Bauwerk im Zuckerbäckerstil wurde zu Ehren des Einigungsmonarchen Vittorio Emanuele II aus dem Hause Savoyen anlässlich seines Todes 1878 beschlossen, 1885 von Guiseppe Sacconi errichtet und 1911 eingeweiht. Wegen seiner Form hat es neben „Gebiss“ auch noch den Beinamen „macchina da scrivere/Schreibmaschine“. Weil der weiße Marmor so leuchtend aus der eher lehmfarbenen Umgebung hervorsticht, wird es im Volksmund auch „Eisberg“ oder „Hochzeitstorte“ genannt. Etwas neutraler sind dagegen die gebräuchlichen Bezeichnungen „Il Monumento„, „Il Vittoriano“ und „Altare della patria„, was „Altar des Vaterlandes“ bedeutet.
Es ist jedenfalls ein imposantes Bauwerk, das wir von der Piazza Venezia aus über eine 40 Meter breite Marmortreppe erklimmen. Unübersehbar ist stets das 12 Meter hohe , bronzene Standbild des „Vaters der Nation“. Vom Rücken seines Pferdes aus kann er die Kuppel des Pantheons sehen, wo sich seine Grabstätte befindet.
Dann stehen wir vor der „ewigen Flamme“. Genauer gesagt, sind es zwei Flammen, die rechts und links der Göttin Roma flackern. Dort wachen Soldaten am „Grab des unbekannten Soldaten“, das nach dem 1. Weltkrieg im Monument angelegt wurde.
Von hier führt die Treppe auf die nächste Ebene. Wir stehen jetzt direkt unter den 15 Meter hohen Säulen, die sich zwischen den beiden Gebäudeteilen mit den Quadrigen, Symbole für Eintracht und Freiheit, erheben. Allein für den Ausblick auf die Piazza Venezia, die vielen Kirchen und Häuser und den Petersdom in der Ferne hat es sich gelohnt, hier hinauf zu steigen.
Hinten links: Der Petersdom
Nun geht es wieder hinunter zur Piazza Venezia und dann hinter dem Monumento den Weg hinauf zum Kapitolshügel, wobei sich auch wieder schöne Ausblicke auf das Forum Romanum bieten. Dann stehen wir im „Machtzentrum Roms„. Hier auf dem Capitolino befand sich in der Antike der Tempel der Juno Moneta (der mahnenden Juno) und auch die echten Moneten wurden auf diesem Hügel in der Münzprägestätte hergestellt.
Der Platz Piazza dei Campidoglio auf dem „Gipfel“ mit dem Palazzo dei Senatori (Stadtrat) an der Stirnseite und den Zwillingspalazzi Palazzo dei Conservatori und Palazzo Nuovo links und rechts davon wurde im Auftrag des Papstes im 16. Jahrhundert von Michelangelo neu gestaltet. In den Zwillingspalazzi sind heute die Capitolinischen Museen untergebracht, in denen man auch das originale Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel bewundern kann und dessen Kopie in der Mitte des Platzes steht.
Die Musei Capitolini werden wir uns vielleicht ein anderes Mal anschauen. Schließlich waren wir ja bisher noch nicht einmal in den Vatikanischen Museen und die sind auf jeden Fall vorher dran.
Zwischen Castor und Pollux , den Schutzpatronen Roms, geht es die rampenartige Cordonata-Treppe hinunter zur Piazza Venezia.
Inzwischen sind wir schon fast einen Monat im Porto di Roma in Ostia. Davon haben wir acht volle Tage mit den Sehenswürdigkeiten Roms verbracht und eigentlich doch nur an der Oberfläche gekratzt. Auf Schritt und Tritt entdeckt man antike „Trümmer“, Kirchen und Palazzi, Theater und sonstige Vergnügungsstätten der alten Römer. Dazu kommen noch der Vatikanstaat und all die Museen. Auch in den Straßen und Restaurants gibt es viel zu entdecken! Wer glaubt, er könne Rom mit einer Wochenendreise „abhaken“, wird sicher enttäuscht. Denn Rom hat nicht nur viel zu bieten, es ist auch sehr anstrengend!Unglaubliche Touristenmassen aus aller Welt stürmen diese Stadt. Der Verkehr ist heftig und die öffentlichen Verkehrsmittel sind chronisch überfüllt. Aber die Römer nehmen das alles sehr gelassen hin. „Immer mit der Ruhe!“ ist ihre Überlebensstrategie. Und das färbt so langsam auch auf uns ab, wenn wir uns erneut ins Großstadtgetümmel stürzen, ohne die „Pazienza“ zu verlieren.
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„O wie fühl ich in Rom mich so froh, gedenk ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne.
Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum ich? Empfänget
Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?
Ach, hier lieg ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen: es faßte
Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn!
Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben
Teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.
Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstoße den Gastfreund
Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!
»Dichter! Wohin versteigest du dich?« – Vergib mir: der hohe
Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.
Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später
Cestius Mal vorbei, leise zum Orkus hinab…“