13.08.2014 – Vor und hinter den Toren der Hauptstadt

„In Porto wird gearbeitet, in Braga gebetet und in Lissabon gespielt“, sagt eine portugiesische Redensart.

Also, wenn man Angeln als Arbeit betrachten will, stimmt das für Porto durchaus. Gebetet wird in Portugal überall. Sowohl während als auch außerhalb der Gottesdienste finden sich viele Gläubige in den zahlreichen Kirchen. Schon möglich, dass Braga mit seinen 30 Kirchen hier eine Spitzenposition einnimmt. Was es mit den Spielern auf sich hat, wollen wir gerade herauskriegen, denn wir sind nun in Cascais, dem vornehmen Badeort der Schönen und Reichen vor den Toren der Landeshauptstadt Lissabon.

Vergangenen Samstag verließen wir morgens gemeinsam mit Walter und Elke die Marina von Figueira da Foz . Nachdem wir die Flussmündung des Rio Mondego hinter uns gelassen hatten, verschwand die Sunrise allmählich westlich von uns im scheinbar endlosen Atlantik .

Der Atlantik verschluckt Elke und Walter

Die „Sunrise“ verschwindet westwärts

Über 500 Seemeilen lagen nun vor Elke und Walter, die sich auf den Weg nach Madeira gemacht hatten. Wie es ihnen in den nächsten Tagen und Nächten wohl ergehen würde? Noch wehte nur ein laues Lüftchen, doch ab Montag war für das gesamte Seegebiet zwischen Madeira und Portugal tagelang starker Nordwind angesagt. Deshalb hatten wir entschieden, Nazare zu überspringen und gleich das 57 Seemeilen entfernte Peniche anzulaufen, wo wir um 20.00 Uhr im Hafenbecken an einer Boje festmachten. Am nächsten Morgen ging es dann bei Flaute 45 Seemeilen weiter nach Cascais. Und tatsächlich: Schon am Montag bogen sich die buschigen Kronen der riesigen Königspalmen in den heftigen Böen. In der Nacht zu Dienstag wurden wir ständig im Schlaf gestört, weil der Sturm sogar im geschützten Hafenbecken kräftig an unseren Leinen zerrte. Gut, dass wir es rechtzeitig bis hierher geschafft hatten. Nun konnten wir die „Sturmzeit“ dazu nutzen, die „Costa de Lisboa“ zu erkunden.Strand und Ankerbucht in Cascais

Cascais: Einer der Strände, die Ankerbucht und dahinter die Marina

Cascais ist wirklich ein schmucker Ort mit gepflegten alten Villen, schönen Grünanlagen, einem „Castelo“ und einer verwinkelten Altstadt mit vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Bars. Wie überall in Portugal, sind auch hier die öffentlichen Plätze und Gehwege mit kleinen Pflastersteinchen belegt. Doch so perfekte optische Täuschungen wie in Cascais findet man selten .

Rathausplatz in Cascais

Der „bewegte“ Rathausplatz in Cascais

Optische Täuschung

Wellenmuster auf dem Gehweg

Die Marina Cascais bietet einen sehr guten Service und allen Komfort, der allerdings seinen Preis hat. 27,50 Euro zahlen wir pro Nacht für unsere 10 Meter. Ausgerechnet ein Norweger mit Riesenkatamaran maulte an der Rezeption über die Preise, worauf die junge Dame freundlich erwiderte, sie seien aber nicht die teuerste Marina in Portugal. Mal sehen, ob wir noch herausbekommen, wo die ist. Vielleicht an der Algarve?

Von der Marina aus fußläufig erreichbar ist auch ein riesiger Supermarkt, der seinen Namen „Jumbo“ wahrlich verdient. Dort kann man günstig einkaufen, was das Herz begehrt. Auffällig hier in Portugal: Es gibt im Gegensatz zu Spanien viele deutsche Produkte, z.B. endlich wieder Quark , der in Spanien überhaupt nicht angeboten wurde.

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08.08.2014 – Sag zum Abschied leise Servus…

Abschied war das Thema der vergangenen Tage.

Nachdem uns Elke und Walter von der SY Sunrise am 3. August in Viana do Castelo verlassen hatten, wanderten wir durch die hübsche Altstadt von Viana do Castelo zur Zahnradbahn-Station. In wenigen Minuten waren wir oben auf dem Monte Luzia, auf dem die gleichnamige Basilica thront. Sie wurde im 20. Jahrhundert gebaut und vereint neo-Romanische, neo-Byzantische und neo-Gothische Elemente. Mit einem Wort: Geschmackssache!

Unbestritten schön jedoch ist der Ausblick auf den Fluss „Lima“, die Bergketten, Dörfer und die Atlantikküste. Hinter der Kirche fanden wir den Weg zum „ Grandhotel Santa Luzia“, einer sogenannten „Pousada“. Das sind staatlich geführte Hotels in historischen Gebäuden mit stilvoller Einrichtung, gutem Service und oft regionaler, vorzüglicher Küche.

Blick von der Pousada auf Santa Lucia

Blick von der Pousada auf die Basilika

Blick von Monte Luzia auf den Lima

Der Lima, rechts neben der Brücke die Marina von Viana do Castelo

Im Arkadengang des Hotels setzten wir uns an einen der Tische und bestellten ein Sandwich und eine gut gekühlte Flasche „Vinho verde“. Erinnerungen wurden wach. Den letzten „Grünen Wein“ hatten wir in Portugal vor 18 Jahren getrunken. Es war unser einziger Urlaub während Anima mea vom Kapitän ausgebaut wurde. Mit einem Wohnmobil waren wir von Faro aus an der Algarve entlang zur spanischen Grenze gefahren. Dann ging es durch die hohen Berge nach Norden, immer am Grenzfluss „Guadiana“ entlang , bis ich die schwindelerregenden Blicke in den Abgrund neben mir nicht mehr aushielt. So bogen wir am „Douro“ nach Westen ab und fuhren durch das „Tal des goldenen Flusses“ bis Porto. Dann ging es an der Atlantikküste zurück über Lissabon zum Cabo de Sao Vicente entlang der Algarveküste nach Faro zurück. Wir verliebten uns in die verschiedenen Landschaften, die Dörfer und Städte dieses schönen Landes mit den freundlichen Menschen. Nun waren wir tatsächlich auf eigenem Kiel hierher zurückgekehrt und schauten hinunter auf den Hafen von Viana do Castelo, wo unsere Anima mea auf uns wartete.

Vinho verde

Vinho verde

Speisesaal in der Pousada

Der Speisesaal in der Pousada

Den Abstieg ins Tal machten wir zu Fuß. Durch einen schattigen, duftenden Eukalyptuswald wanderten wir an die Küste hinunter und nach Viana do Castelo zurück. Den schönen Tag beschlossen wir im Restaurant von Jorge Venancio. Eine gute Wahl! Kaum hatten wir uns an den blau-weiß eingedeckten Tisch gesetzt, kam neben der Speisekarte die erste Vorspeise: „ Eingelegte Sardinen mit Zwiebelringen“, dann die zweite Vorspeise „Bohnensalat mit Thunfisch“ und schließlich noch „Marinierter Tintenfisch“. Dazu natürlich frisches Brot. Alles kostenlos!

Für den Hauptgang bestellten wir geschmorten Kalbbraten mit dem typischen portugisischen Kohlgemüse und Backofenkartoffeln sowie Reis mit „Monkfish“, riesige, sehr schmackhafte Portionen, die kaum zu bewältigen waren, zumal wir ja schon die Vorspeisen aufgegessen hatten. Trotzdem ließen wir uns zu einem der berühmten „Postres“ überreden. Dazu gab´s einen Krug Wein und Wasser. Auf Kosten des Hauses wurden ein Kräuterschnäpschen und ein kleines Gläschen Portwein eingeschenkt. Dann kam die Rechnung: Rund 40 Euros für dieses Schlemmermahl! Wovon lebt dieser Familienbetrieb?

Rua Gago Coutinho: D´o padrinho

Abendessen bei „D´o padrinho“ in der Rua Gago Continho, Viana do Castelo

Am nächsten Morgen legten wir ab nach Pavoa de Varzim. Dort wollten wir Steffi und Tomy von der SY Yemanja wiedertreffen. Die 22 Seemeilen hatten wir bereits um 13:30 Uhr hinter uns gebracht. Im Gegensatz zu dem hübschen Städtchen Viana do Castelo bot unser neues Ziel von See her das Bild einer modernen Bettenburg. In der Marina wurde uns vom Steg aus ein Platz zugewiesen und beim Festmachen geholfen. Dann gingen wir ins Hafenbüro. Eine sehr freundliche, englisch sprechende Dame bat um die Schiffsdokumente (Versicherungsnachweis, Flaggenzertifikat) und unsere Ausweise. Wir waren einverstanden, dass sie Kopien davon machte. So erledigte sie den „Formularkram“ später für uns. Das Gleiche hatten wir bereits zuvor in Viana do Castelo erfahren. Hier nahm man uns also im Gegensatz zu Spanien den Papierkrieg ab. Wie angenehm!

Nun bat man noch um unseren „digitalen“ Fingerabdruck, worauf wir in Zukunft nur den Zeigefinger auf das entsprechende Feld an der Tür zum Steg halten mussten, um zum Schiff zu gelangen.

Während der Anmeldung beobachtete uns ein Mann, der mich freundlich ansprach. „Sie sind auch Deutsche, sprechen Sie vielleicht portugisisch?“ – „Nein, leider nicht.“-„Aber bestimmt besser als ich englisch.“- „Vielleicht. Kann ich ihnen helfen?“ Und dann erzählte er uns von seinem Problem. Er war einhand bei Nacht übermüdet dicht an der Küste entlang gefahren und auf Felsen gelaufen. Menschen am Strand hatten es beobachtet und die Polizei alarmiert. Die hatte ihn abgeborgen und in die Marina geschleppt, wo das beschädigte Schiff aus dem Wasser gehoben wurde. Das war jetzt etwa einen Monat her. In der Zwischenzeit hatte der Segler sein selbstgebautes Stahlschiff wieder repariert. Morgen sollte die Polizei zur Schiffsbesichtigung kommen und „grünes Licht“ geben, so dass das Schiff wieder ins Wasser kann, weshalb ein Lifttermin vereinbart werden sollte. Nachdem ich das alles ins Englische übersetzt hatte, erklärte die Dame an der Rezeption, dass der „Boss“ der Marina aus Mitleid mit dem armen Segler , auf den von der Polizei her wohl noch hohe Kosten zukommen würden, einen guten Preis für den vergangenen Monat gemacht habe. So zahlte der Pechvogel schließlich für einen Monat Standgebühr an Land einschließlich Liften (es wurde nur einmal statt zweimal Liften berechnet) ganze 314 Euro. Wenn wir da an die englischen Preise für einen Winterlagerplatz an Land zurückdenken! Wir wären selbst mit einer Null hinter dem Betrag nicht ausgekommen.

Am Nachmittag kamen dann Steffi und Thomy von einem Ausflug nach Porto zurück. Wir verbrachten einen letzten Abend miteinander an Bord. In einigen Tagen wollten sie für kurze Zeit nach Hause fliegen, um danach ihre Reise über Madeira, die Kanaren, Kapverden und den Atlantik nach Brasilien fortzusetzen. Vielleicht war dies das letzte Mal, dass wir zusammen saßen und von unseren „Abenteuern“ berichteten. Doch „virtuell“ werden wir uns auch weiterhin begleiten.

In Pavoa de Varzim

Abschied von Steffi und Tomy aus Köln

Leider erfuhren wir an diesem Tag auch, dass wir nun unsere Segler-Freundin Ute für immer verloren haben. Ihr Seestern, den sie uns beim Abschied in Großenbroder Fähre schenkte, hängt seitdem an unserer Salonlampe und wird uns immer an sie erinnern.

Andenken an Ute

Utes Seestern

Unser nächstes Ziel war die Stadt Porto. Erst seit 2012 gibt es eine Marina am Südufer des Douro. Beim Einfahren in die Flussmündungen muss man stets den Gezeitenstrom und die Strömung des Flusses sowie den Schwell der Atlantikwellen im Auge behalten. Doch wir kamen gut in dem neuen Hafen an, wurden bereits vor der Einfahrt „abgeholt“ und zu einem Liegeplatz begleitet. Diesmal sprach die Dame an der Rezeption neben Englisch und Französisch auch ganz gut Deutsch. Wie alle Angestellten in der Marina war sie geradezu überschwänglich freundlich und hilfsbereit. Auf ihr Engagement angesprochen erzählte sie uns, wie glücklich sie sei, mit ihren 54 Jahren nach langer Arbeitslosigkeit hier wieder einen Job bekommen zu haben. Ein Schicksal, das vielen Portugiesen wiederfahren ist. Reichtum und Armut liegen hier nah beieinander. Viele Häuser sind baufällig und stehen zum Verkauf. Direkt neben der Marina gibt es noch ein öffentliches Waschhaus, in dem die Frauen ihre Wäsche per Hand „rubbeln“ und an kunstvoll aufgebauten Leinengestellen zum Trocknen aufhängen.

Das Waschhaus

Das öffentliche Waschhaus in Porto

Das öffentliche Waschhaus in Porto

Die Waschbecken im Waschhaus

Öffentliche Wäscheleine in Porto

Fast ein Kunstwerk: Die Leinengestelle

Doch egal, ob reich oder arm: Portugiesen lieben das Feiern, dass es kracht. Aus uns unerfindlichen Gründen werden zu allen Tages- und Nachtzeiten Böller abgefeuert und Feuerwerke abgebrannt. Abends ertönt überall Musik und die Menschen sitzen in Restaurants und Bars zusammen bis in die späte Nacht. Angeln ist das größte Hobby der Portugiesen. In kleinen Booten oder vom Ufer aus wird den armen Fischen nachgestellt, was das Zeug hält. Schließlich ist Fisch das Hauptnahrungsmittel der Portugiesen. So war denn auch der neue Fußgängerweg von der Marina am Douroufer entlang bestückt mit Anglern, für die in den Holzplanken des Weges extra kleine Metalleinlässe zum Feststellen der Angeln eingebaut wurden . Als wir einen letzten Abendspaziergang in die Stadt machten, erinnerten uns die vielen beleuchteten Posen im Wasser ans Laterne laufen in der norddeutschen Heimat.

Porto bei Nacht

Porto bei Nacht

In Porto verabschiedeten wir uns auch von Elke und Walter von der SY Sunrise, die nun langsam ihrem nächsten Ziel – Madeira – entgegen streben. Wir sind ganz schön lange mit den beiden zusammen gefahren und haben uns prima miteinander verstanden. Nun trennen sich unsere Wege, doch wir hoffen, sie irgendwann und irgendwo wiederzusehen. Denn die Welt ist klein, das zeigt sich immer wieder.

Da stehen wir doch auf dem Steg der Tankstelle in der Marina Porto und ein großer Katamaran legt an. Heinz erkennt sofort: Das ist Lars (DH1RC) aus dem E 13 Funkkurs in Hamburg . Mit seiner kleinen Familie will er in die gleiche Richtung wie wir. Als wir am Abend in die Ria de Aveiro einlaufen, ist er wieder hinter uns. In der Ankerbucht Baia de S. Jacinto verbringen wir alle eine ruhige Nacht.

Vor Anker in der Baia de S.Jacinto

Vor Anker in der Baia de S. Jacinto

Um 12:30 Uhr lichten wir den Anker, denn um 13:30 Uhr ist Hochwasser, das heißt, danach nimmt uns die Strömung des Flusses mit hinaus und kein auflaufendes Wasser setzt dagegen. Doch wir hätten noch eine Stunde warten sollen. Für die 1,9 Seemeilen bis zur Flussmündung brauchen wir 45 Minuten, so stark ist noch die Gegenströmung. Andererseits hätten wir dann Probleme beim Einlaufen an unserem Zielort bekommen. Figueira da Foz liegt ebenfalls in einem Fluss und als wir um 19.00 Uhr dort einlaufen, kommt uns die Strömung schon entgegen. Doch das Anlegen am Besuchersteg klappt gut. Und wen entdecken wir gegenüber? Elke und Walter!

Nachdem wir uns beim freundlichen Hafenmeister angemeldet haben, bekommen wir einen Platz ganz dicht neben der Sunrise. Wir werden von Elke zum Abendessen eingeladen. Zu ihrer leckeren Nudelsoße stoßen wir mit einem Vinho verde aus unserer Kühlbox an. Denn morgen wollen die beiden nach Madeira segeln. Wir müssen früh raus, um sie zu verabschieden. Aber das ist gut, denn auch wir wollen weiter. Das nächste Ziel: Nazaré. Dann machen wir für dieses Jahr die ersten 1000 Seemeilen voll.

 

 

 

04.08.2014 – Viana do Castelo, Portugal

41°41.562´N – 8° 49.339´W

Gestern erreichten wir das siebte Land unserer Reise. Vor genau einem Jahr hatten wir gerade die Niederlande verlassen und waren in Oostende/Belgien angekommen. Dann war es über Frankreich und England weitergegangen, wo wir erst mal eine Winterpause einlegen mussten. Danach ging es über die Kanalinseln wieder nach Frankreich und schließlich über die Biskaya nach Spanien. Nun haben wir den ersten Hafen in Portugal erreicht, und seit langer Zeit regnet es heute. Wolken verhüllen die Bergketten ringsum, wo wir vor der Marina von Viana do Castelo längsseits am Steg liegen. Im Hafen war kein Platz mehr, als wir gestern um 16:30 Uhr hier ankamen. Ganz vorne am Steg liegt eine alte Bekannte, die „Black Butterfly“ aus Australien, die wir zuletzt in Camarinas gesehen hatten. Hinter ihr liegt eine niederländische Hutting. Eine schöne Yacht, aber sehr teuer, da diese Schiffe nur auf Bestellung gebaut werden. Dann kommt die Sunrise mit Elke und Walter. Mit ihnen sind wir seit A Coruna gemeinsam nach Süden unterwegs. Und am Stegende liegen wir, wieder mal das kleinste Schiff von allen! Trotzdem: Stolz und schön wedelt unsere Anima mea mit ihrem runden Hinterteil im niemals zur Ruhe kommenden Wasser des Flusses Lima.

Die Landschaft hier in Nordportugal ist ähnlich der in Galicien, wo wir zuletzt in der Ria de Vigo gegenüber der gleichnamigen Stadt die Marina von Cangas anliefen. Fast hätten sie uns dort wieder weggeschickt. Die Sunrise, die vor uns festmachte, hatte den letzten Platz ergattert, doch unser hartnäckiges, freundliches Bitten erweichte schließlich das Herz des Hafenmeisters, der ausnahmsweise ein Liegen im Päckchen mit der Sunrise erlaubte. Päckchen-Liegen gibt´s in Spanien nämlich nicht, schon gar nicht, wenn durch das An- und Ablegen der benachbarten Fähren, die die berühmten „Islas Cies“ anlaufen, ein fürchterlicher Schwell verursacht wird, bei dem sogar die Masten der aneinander liegenden Boote zusammenknallen können. Natürlich brachten wir aus Sicherheitsgründen eine Leinenverbindung an Land aus und legten die Boote so aneinander, dass die Masten nicht nebeneinander standen.

In Cangas war es sehr heiß, so dass wir erstmals unser weißes „Sonnenzelt“ anbrachten, unter dem wir beobachteten, wie sich täglich Menschenmassen auf die Fähren drängten, um an die Traumstrände der Islas Cies zu gelangen.

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Täglich strömen die Menschenmassen auf die Fähren zu den Islas Cies. Wir strömen mit!

Einer dieser weißen Strände am türkisblauen Wasser war 2007 von der Zeitung „The Guardian“ als „bester Strand der Welt“ ausgerufen worden. Über die Länge von einem Kilometer verbindet der „Playa de Rodas“ die beiden Inseln „Isla del Medio oder del Faro“ und „Isla Norte oder de Monteagudo“. Weitere schöne Strände sind der „Playa de Nosa Senora“ und der „Playa de Figueiras“. Letzterer ist einer der schönsten Nacktbadestrände Galiciens und wird auch „Playa de los alemanes“ genannt. Ist dieser Name vielleicht auf die Vorliebe der ostdeutschen Brüder und Schwestern für die Freikörperkultur zurückzuführen?

Will man also die traumhaften Ankerbuchten dieser Inseln auf eigenem Kiel besuchen, muss man zunächst bei den spanischen Behörden eine Befahrenserlaubnis für das Naturschutzgebiet „Islas Cies“ beantragen. Ist diese eingeholt, muss eine Ankergenehmigung beantragt werden, die für bestimmte Tage erteilt wird. Blöd, wenn dann das Wetter nicht passt! Um den ganzen Behördenkram zu umgehen, beschlossen wir sowie Walter und Elke, einfach auch mit einer der zahlreichen Fähren zu den Inseln zu fahren. Wir hofften, der pottendichte Nebel würde sich im Laufe des Tages auflösen, was er nach unserer Rückkehr auch tat. So erlebten wir die Inseln immer nur ausschnittweise, wenn sich die Nebelwände lichteten und beispielsweise den Blick auf Playa de Rodas, den Faro de Porta und das Ankerfeld freigaben.

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Einer der schönsten Strände der Welt: Playa de Rodas????????????????????????????????

Wir steigen hoch zum Leuchtturm „Faro de Porta“

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Ankerlieger im Nebel

Unterwegs lauerten am Wegesrand die allgegenwärtigen Silbermöven, die sich auch gern über die Esswaren hermachten, die unbeaufsichtigt auf den Picknicktischen für das abendliche Grillvergnügen deponiert waren. Die gerechte Strafe für blauäugige Touristen, die keine Ahnung haben, was sich Möven so einfallen lassen, wenn es um die Nahrungsbeschaffung geht. Dazwischen huschten winzige Eidechsen auf den warmen Felsen herum, Unterschlupf suchend, sobald sie sich entdeckt fühlten. Andere Tierarten konnte ich in diesem „Special Protection Area for Birds“ leider nicht entdecken. Auch die Flora, mein fotografisches Lieblingsthema, hatte wenig zu bieten. Dafür war der Campingplatz sehr gut besucht, auf dem es, ähnlich wie bei der Ankererlaubnis, angeblich nur ein begrenztes Platzangebot gibt, wobei „begrenzt“ offensichtlich nicht „wenig“ bedeutet. Dies alles, besonders die ungeheuren Menschenmassen, die täglich auf die Inseln strömen, können meiner Meinung nach nicht zuträglich für den Naturschutz sein. Gut, dass an diesem Tag vieles „im Nebel“ blieb.

Am Mittwoch, dem 30.7. hatten wir schließlich die Nase voll von dem ewigen Schwell in Cangas. Als ich im Hafenbüro die Hafengebühr bezahlen wollte, erlebte ich dann doch noch eine positive Überraschung: Es wurde für uns kein Hafengeld fällig, da wir keinen eigenen Platz bekommen hatten sondern im Päckchen liegen mussten. Dabei hatten wir doch ausgiebig geduscht, Müll entsorgt und Wasser getankt! Aber es war nichts zu machen, wir „durften“ nicht zahlen.

Nun ging es knapp 12 Seemeilen weiter „um die Ecke“ nach Baiona (gallicisch)/Bayona (spanisch). Zwei Häfen standen zu Wahl: Der Monte Real Club de Yates (MRCY) oder die Bayona Marina. Wir entschieden uns für die letztere, während die Sunrise in der Club-Marina festgemacht hatte. Eine sehr „hochpreisige“ Marina, aus der Elke und Walter nach einer Nacht zu uns hinüber flüchteten.

Ansonsten entpuppte sich Bayona als hübsches Städtchen mit schönen Geschäften und einer beeindruckenden Burganlage, deren zinnengekrönte Mauern einen großzügigen Park mit Hotel und Restaurants umschlossen. Hier lustwandelten wir unter Pinien und freuten uns an den wundervollen Ausblicken auf die Bucht von Bayona mit dem Nachbau der Pinta, die einst zur „Columbusflotte“ gehörte. Auf dem Rückweg von der Entdeckungsreise trennten sich die Schiffe und die Pinta landete in Bayona, deren Einwohner noch heute stolz erklären, dass sie am 1. März 1493 als erste von der Entdeckung Amerikas erfuhren. Und wie entrückt und unberührt die Islas Cies von hier oben aussahen! So soll es sein!

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Die Pinta

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Blick auf die Islas Cies

Am letzten Abend luden wir Elke und Walter zum Abendessen an Bord ein. Die schöne Zeit in Spanien ging für uns zu Ende, doch es wartete ja schon Portugal auf uns. Am 1.08. um 13:50 Uhr zog der Kapitän querab zum „Rio Mino“, dem Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal, unsere jungfräuliche portugische Gastflagge unter die Saling.

In der Mitte seiner Bautätigkeit an der Anima mea hatte ich ihm und mir einen „Zwangsurlaub“ verordnet. Mit einem Wohnmobil umrundeten wir zwei ereignisreiche Wochen lang Portugal. Auf dieser Reise kaufte ich einen kleinen Plastiksalzstreuer, den ich mit nach Hause nahm und dort regelmäßig nachfüllte. Ich schwor mir damals, diesen Salzstreuer wieder nach Portugal zurückzubringen. Natürlich steht er jetzt im Schapp und ist wieder zu Hause.

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Adios, Espagna! Ola, Portugal!