Am vergangenen Dienstag erreichten wir erneut Portimao. Diesmal bekamen wir den Platz 10 am Steg J, an dem wir schon bei unserem ersten Besuch hier vor etwa einem Monat festgemacht hatten. Allerdings liegen wir jetzt wesentlich preiswerter, denn mit dem Oktober kamen auch die Nebensaison-Preise. Lediglich die erste Nacht lag noch in der Zwischensaison. So gibt es also drei verschiedene Saisons in den Marinas in Portugal, wobei die Hauptsaison natürlich am teuersten ist.
Auch hier spürt man mittlerweile deutlich den Herbst. Die Blätter der Laubbäume fallen vertrocknet zu Boden. Die Mandelbäume sind fast kahl und tragen nur noch ihre harten Früchte. Die Oliven an den Bäumen sind schwarz und reif.

Olivenbaum
Zwar ist es immer noch sehr warm (teilweise 28°C), aber die Tage werden deutlich kürzer. Um 8:00 Uhr morgens (Deutschland 9:00 Uhr) wird es hell und um 20:00 Uhr abends ist es dunkel. Dann müssen die Teelichter auf dem Cockpittisch brennen, damit man beim Abendessen nicht „im Trüben fischt“.
Den 3. Oktober haben wir zum ersten Mal in unserem Leben in kurzen Hosen an Bord der Anima mea verbracht. Zur Feier des Tages gab es eine selbstgemachte Pizza „Schwarz-Rot-Gold“. Den „Pizza Base Mix“ hatte ich noch aus England, alle anderen Zutaten (Mais, Oliven, eingelegte Artischocken, Tomaten, Knoblauch, Mozzarella, Reibekäse, Oregano, Thymian, Rosmarin, Pfeffer, Salz, Tomatenpüree) stammen aus Portugal.

Obwohl rein vegetarisch, hat die Pizza auch dem Käpt´n sehr gut geschmeckt.
Am Samstag fuhren wir mit einem Wassertaxi von der Marina aus über den Rio Arade hinüber nach Ferragudo. Wir wollten doch endlich mal sehen, ob dieses malerisch auf einem Hügel liegende Fischerdorf auch aus der Nähe so hübsch aussieht. So kletterten wir die steilen, engen Gassen hinauf zur Kirche, deren stündliches Läuten uns drüben in der Marina mit zartem Glockenton mitteilte, was die Stunde geschlagen hatte. Eine quirlige Schar von Pfadfindern bevölkerte den Kirchenvorplatz, von dem aus sich eine tolle Aussicht auf die Flussmündung und Portimao bot. Doch leider war die Kirche geschlossen.

Die Kirche in Ferragudo

Die Madonnenfigur in der Kirchenmauer
Weitere Sehenswürdigkeiten gab es nicht zu besichtigen, doch in den stillen, verwinkelten Gassen gab es viele hübsche und kuriose Dinge zu entdecken.

Typische Gasse

Bougainvillen-Pracht

„Unkaputtbare“ Waschmaschine
Während an den meisten Hauswänden blau-weiße Azulejos mit sakralen Motiven angebracht waren, fanden wir an einem Haus diese farbenfrohe Ansicht des Fischerdörfchens:

Ein Bild von einem Dorf
An der anderen Seite des Dorfhügels stiegen wir hinunter zur Straße, der wir ein kurzes Stück bis zum Flussufer folgten. Auch von hier aus sah der bunte Häuserhaufen sehr fotogen aus.

Ferragudo
Wir verließen die stark befahrene Straße und wanderten über den Strand ans Flussufer, wo einige „ wild campende“ Wohnmobile standen. Ein Stückchen weiter hatten Angler ihre Ruten in den Sand gesteckt. Im Klappstuhl harrten sie ihrer Beute. Beim Anblick des Strandes verging mir allerdings schlagartig der Appetit auf Fisch. Das „Treibsel“ im Spülsaum bestand zu 90 Prozent aus Müll und toten Möwen. Hier, abseits der Touristenpfade, offenbarte sich erneut die traurige Wahrheit: Die Meere vermüllen zunehmend. Die Wellen spülen nur einen Bruchteil davon an Land. Das überwiegend leichte Plastikmaterial wird vom Wind über die Gras- und Buschflächen geblasen und verhakt sich dort in den Pflanzen. Die Tiere im Wasser und auf dem Land verenden in Tüten und Flaschen, die zu tötlichen Fallen werden können. Oder sie fressen kleinste Plastikteilchen und sterben daran, wenn sie nicht vorher herausgefischt und von uns aufgegessen werden. Dann wandert der Plastikmüll sogar in unseren Körper. Das ist eklig und ungesund.

Spuren der „Wegwerf-Gesellschaft“
Der portugiesische Videokünstler Nuno Costa dreht zu diesem traurigen Thema Filme, mit denen er versucht, die „Plastiktüten-Gesellschaft“ seines Heimatlandes zum Nachdenken zu bringen. Bei www.youtube.com oder www.faz.net kann man sich eines seiner Werke ansehen. Meine nächste Spende geht jedenfalls an den „NABU“ zur „Rettung der Meere“. Wer macht mit?
Der NABU kümmert sich übrigens auch um Störche. Sie zählen zu meinen Lieblingsvögeln, seit ich in Norddeutschland lebe, wo sich in vielen Dörfern Storchennester finden. Es ist schon viel, wenn ein Dorf mit mehr als einem Nest aufwarten kann. Hier aber, in der Nähe der Lagunen zwischen den Flussmündungen der vielen Flüsse, gibt es massenhaft Storchennester. Auf unserer Wanderung entlang des Rio Arade zurück nach Portimao haben wir sieben Storchennester gezählt. Dabei suchen sich die „Babybringer“ die unterschiedlichsten „Nisthilfen“ aus: Schornsteine der ehemaligen Sardinenfabriken, alte Kräne, Ruinen und Funkmasten. Auf letzterem hatte der Storch „passgenau“ ein viereckiges Nest gesetzt.

Storchennest mit Störchen auf „La Fabrica“ in Portimao

Storchennest auf dem alten Kran am Museum Portimao, dahinter eins auf einem Schornstein

Storchennest auf einer Ruine in Portimao

Storchennest auf einem Funkmast am Fischereihafen in Portimao
Der Weißstorch heißt in Portugal übrigens cegonha. Die Legende, dass er die Babys bringt, stammt aus Südportugal. Hans Christian Andersen, der dänische Märchenerzähler, hörte davon bei seinem Besuch im Jahre 1866 und verbreitete die Geschichte in der ganzen Welt. Gut für die Störche, die dadurch fast überall geliebt und beschützt werden. Besonders unsere Störche sind ja auf ihrem jährlichen Zug nach Afrika vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Da geht es den portugiesischen Klapperern besser, denn sie überwintern hier. Hoffentlich gerät ihnen keine Plastiktüte in den Schnabel! Wenn sie damit ihr Nest auspolstern, kann das Regenwasser nicht mehr ablaufen und die Jungstörche liegen in der „Badewanne“, verkühlen sich und sterben. So geht es jedenfalls vielen Vögeln bei uns, denn auch in Deutschland fliegt Müll durch die Gegend und wird gerne zum Nestbau verwendet.
Wir jedenfalls gehen stets mit Rucksack und Stoffbeutel in den Supermarkt. Inzwischen packe ich die einzelne Paprika oder die zwei Zwiebeln nicht mehr in eine Plastiktüte. An der Kasse schiebt der Kassierer/ die Kassiererin nach dem Abwiegen alles in eine Tüte, die ich dann noch als Müllbeutel verwende. Kaum ein Kassierer oder eine Kassiererin will uns hier eine Plastiktüte aufdrängen. Als wir kürzlich beide mit prallgefülltem Rucksack auf dem Rücken und dem Beutel in der Hand „Pingo doce“ verließen, starrte uns die kleine, alte Dame vor dem Ausgang ziemlich ungläubig hinterher. Umringt von ihren kleinen weißen Plastikbeuteln stand sie auf dem Gehweg und wartete offensichtlich auf ihren motorisierten „Abholer“.

Ferragudo: Müll als Deko