„Wenn Engel reisen, scheint die Sonne“.
Zumindest scheint die Sonne!
Und wir reisen von einer Insel zur nächsten.
Am Samstag sind wir mit dem „Eisernen Segel“ von Helgoland nach Norderney gefahren, weil leider nur ein laues Lüftchen wehte. Na ja, das Lüftchen war eher kühl, was sehr gefährlich ist, weil man nicht merkt, dass man einen Sonnenbrand bekommt. So konnten wir aber sehr gut beobachten, wie uns der stärker werdende Strom zunehmend mitnahm. Wir hatten dieses Mal also alles richtig gemacht in Punkto Gezeiten. Bei dem ruhigen Wetter war auch die Fahrt durch das Seegat von Norderney kein Problem. Schon auf Helgoland hatte man uns vorgewarnt, Norderney sei rappelvoll, was leider auch zutraf. Als sechstes Boot machten wir nach 44 Seemeilen um 18:25 Uhr im Päckchen fest.
Auch das nächste Seegat, das Riffgat von Borkum, wollten wir lieber bei ruhigen Wetterbedingungen hinter uns bringen, weshalb wir gleich am Sonntag weitertuckerten. Mit etwas Wind im Groß und Motorunterstützung schaukelten wir weitere 40 Seemeilen über die jadegrünen Nordseewellen, vorbei an der langgesteckten Insel Juist nach Borkum. Inzwischen hatten wir wieder Niedrigwasser und dicht neben der Fahrrinne „kochte das Wasser“ – mit diesen Worten hatte der Skipper auf unserem Helgolandtörn im Oktober letzten Jahres das Spiel der Wellen beschrieben, wenn sie wild wirbelnd über die Flachs tanzen. Daneben räkelte sich eine dicke Kegelrobbe, während neben ihr Möwen im trockengefallenen Meeresboden nach Leckerbissen suchten. In diese Idylle platzten plötzlich von achtern drei wild heranbrausende Schnellboote. Es waren Arbeitsboote des Offshore – Windparks draußen vor der Insel. Eins nach dem anderen überholte uns in voller Fahrt, doch unsere Anima mea nahm völlig gelassen die sich auftürmenden Wellenberge und schon steuerten wir hinter den drei Wilden her in den Burkana Hafen. Hier machten wir an einem Plattbodenschiff fest, weil die wenigen Boxen schon belegt waren.
Heute sind wir mit dem Bus nach Borkum Stadt gefahren, denn hier in den Häfen (es gibt nebenan noch den Sporthafen Bahlmann) gibt es keine Versorgungsmöglichkeiten. Wir waren begeistert von dem schier endlosen, puderzuckerfeinen Strand, von den Dünen und dem azurblauen Himmel, der sich kuppelartig über uns wölbte, während wir wie auf einem riesigen, weiß strahlendem Teller das Meer suchten, das sich weit zurückgezogen hatte. Dann konnten wir endlich auf das blaue Borkumriff schauen, das wir gestern passiert hatten. Wir brauchten eine halbe Stunde, um zurück zur Promenade zu gelangen! Hier nahm Heinz einen spontan angesetzten Friseurtermin wahr, wonach ich anschließend mit einem rundumerneuerten Kapitän beim Italiener nebenan speisen konnte. Wir hielten eine kurze Einkehr in der sehr ansprechenden evangelischen Kirche, kauften „Frischkost“ ein und fuhren mit dem Bus zurück. Morgen soll es weitergehen. Die niederländische Gastflagge wartet schon ungeduldig in der Schublade unter dem Kartentisch. Und wir freuen uns auf die „Staande Mastroute“ durch Holland.