17.Juli 2013 – Mit stehendem Mast durch die Niederlande

17.Juli 2013 – Mit stehendem Mast durch die Niederlande

Und schon gibt es wieder einen Grund dafür, dass es besser war, unseren Törn nicht 2012 sondern erst in diesem Jahr zu machen: Das Wetter!

Seit Brunsbüttel haben wir praktisch keinen Regen mehr gehabt und seit Tagen kommen wir uns vor wie am Mittelmeer. Strahlend blauer Himmel, angenehme Wärme aber leider kaum Wind und wenn überhaupt, aus der falschen Richtung. Darüber wollen wir aber nicht klagen, denn auf der „Stehenden Mastroute“ gibt es ohnehin kaum Möglichkeiten zu segeln. Nun sind wir in Enkhuizen und haben schon die halbe Strecke zurückgelegt. Am 9.7. sind wir von Borkum nach Delfzijl die Ems hinunter gefahren, und um 13.00 Uhr bei der Einfahrt in den Seekanal hisste der Kapitän die niederländische Gastflagge. Im gepflegten Jachthafen „Neptunus“ machten wir fest. Am nächsten Tag wurde Wäsche gewaschen,  auf dem Markt eingekauft und Diesel für das Eiserne Segel getankt. Am 11.7. ging´s dann um 10.20 Uhr durch die Schleuse in Delfzijl in Richtung Groningen. Sieben Brücken mussten auf dem Weg dorthin für uns geöffnet werden, so dass die 15 Seemeilen lange Kanalfahrt vier Stunden dauerte. In Groningen machten wir im Oosterhaven mitten in der Stadt neben der SY Timpetee fest. Dieses Schiff machte von 2011 bis 2012 einen ähnlichen Törn, wie wir ihn uns vorstellen. Nun lagen wir neben ihr und wir sind sicher, dass Anima mea viele neugierige Fragen an die erfahrene Nachbarin gestellt hat. Wir konnten uns leider nicht mit der Crew unterhalten, da diese, wie wir erfuhren, nach Hause nach Bremerhaven gereist war. Viele Grüße von uns an das junge Paar! Unsere Grüße an Lisa im Cafe „Peter Pan“ konnten wir auch nicht ausrichten, da sie bereits bei ihren Eltern in Dänemark an Bord der „Svanemeer“  gegangen war (Wir hatten die Eltern in Brunsbüttel kennengelernt). Wir erkundeten die quirlige Universitätsstadt Groningen bei einem Stadtbummel und genossen seit langer Zeit wieder mal echte holländische Pommes an einer Frittenbude. Als sich am nächsten Morgen um 9.00 Uhr die in unserer Sichtweite liegende Trompbrug öffnete, warfen wir die Leinen los und folgten dem Pulk von Schiffen hinaus aus Groningen. Die drangvolle Enge in den Kanälen war gewöhnungsbedürftig, aber es war eine bezaubernde Tour durch die Wasserwege der Stadt.

Heute standen 25 Brücken und zwei Schleusen auf dem Programm, und nach neun Stunden für 30 Seemeilen hatten wir genug für heute. Kurz vor Dokkum legten wir an einem der hübschen Rastplätze an, die nichts bieten als Möglichkeiten zum Festmachen, eine Bank, einen Tisch, vielleicht einen Mülleimer, gemähte Rasenfläche „vor der Haustür“ und rundum friedliche Ruhe im Grünen. Für uns kein Problem, da wir mit Fäkaltank, Windgenerator und Solarzellen bestens für solche Liegeplätze ausgerüstet sind. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es am nächsten Morgen weiter ins zauberhafte Städtchen Dokkum, wo wir für einen Stadtbummel zweieinhalb Stunden Pause einlegten. 754 n. Chr. wurde  hier der Missionar Bonifatius ermordet, daher ist die Stadt heute Wallfahrtsort für katholische Christen. 1214 predigte hier Olivier von Keulen den Kreuzzug, an dem sich viele Bürger der Stadt beteiligten. Der Halbmond im Stadtwappen erinnert noch daran. Dann ging es weiter nach Leeuwarden . „Unter den Linden“ in der Noorderstadsgracht machten wir fest. Wir waren nun  mittlerweile in der Provinz Friesland und  durch neun bewegbare Brücken 13 Seemeilen weiter gekommen. Überall flatterte die friesische Flagge mit ihren blau-weißen Streifen und dem roten Herzchenmuster. Plattbodenschiffe zogen über die Kanäle und die hübschen Häuschen mit  liebevoll gepflegten Gärten machten die Fahrt zum Genuss.

Am Sonntagmorgen saß der Kapitän mit nachdenklichem Gesicht im Salon. Probleme? Und ob! Unser Klo war verstopft. Und das, obwohl wir nie Papier hineinstopfen. Das kommt immer in kleine Plastikbeutel, die geruchssicher zugebunden werden. Den Grund für die Verstopfung werden wir wohl nie erfahren, aber eine Lösung haben wir gefunden. Geschirrspülmaschinenreiniger, in heißem Wasser aufgelöst und in den Fäkaltank geschüttet. Nach kurzer Zeit machte unser Toilettchen  wieder den erlösenden Schlürflaut beim Ablassen. Und was gibt es noch zu Leeuwarden zu sagen? Wieder mal eine historische, altehrwürdige Stadt, in der es früher eine große jüdische Gemeinde gab, die  durch die Nazis praktisch ausgelöscht wurde. Und eine Kirche, die dem heiligen Bonifatius geweiht ist.  Nach so viel Stadt brauchten wir wieder mal ein Kontrastprogramm. Das bot sich an dem malerischen Anlegeplatz im Biggemar in Richtung Lemmer. Rundum von Wasser umgeben und stets einen frischen Windhauch  im Cockpit konnten uns die 28°C im Salon egal sein. Am 15.7. gelangten wir dann nach vier Stunden (vier Brücken, eine Schleuse) nach Lemmer am Ijsselmeer. Im komfortablen Jachthafen „Iselmar“ (angegliedert sind ein Sporthotel und ein Restaurant) machten wir fest. Von hier war es ein längerer Marsch in die wieder mal typisch holländische Bilderbuchstadt Lemmer, von der es  wegen der vergessenen Kamera leider keine Fotos gibt. Gestern schleusten wir dann durch die Prinses Margriet Schleuse ins Ijsselmeer, das ja eher ein großer See ist. Ohne einen Windhauch zog Anima mea unter einer riesigen Dunstglocke durch die grünen Fluten, als die Crew auf halber Strecke von einem gewaltigen Mückenheer überfallen wurde. Wie bereits im Wateralmanak 1 auf Seite 686  im Kapitel „Muggenplaag“ beschrieben, entwickeln sich diese nicht stechenden Tierchen bei entsprechenden Wetterbedingungen von der Larve zum  fliegenden Insekt und sind mehr als lästig. Im großen Compagnieshaven Enkhuizen schlossen wir uns dann auch gleich dem großen Rundumschlag gegen die Quälgeister an. Unmengen von Wasser ertränkten ,über die Schiffe gegossen, den Mückenteppich, während   im Schiffsinnern Staubsauger die Brut mit anhaltendem Gegröle verschlangen. Den Rest erledigten die handzahmen Spatzen, die über die Schiffe marodierten. Doch die beschwerliche Anreise hatte sich gelohnt. Enkhuizen ist ein Juwel! So schöne alte Häuser, Kirchen, Grachten, Parks! Dazu die Glockenspiele, die vom Kirchturm herunter den Stadtbummel musikalisch untermalen.  Es ist nicht mit Worten zu beschreiben. Die Bilder sollen sprechen. Aber am besten: Selbst herkommen und hautnah erleben!

Die Gastflagge der Niederlande wird gehisst.

Große Wäsche in Delfzijl

Die Schleuse in Delfzijl

Jachthafen Neptunus in Delfzijl

Jachthafen Groningen

Universität Groningen

Brückenfahrt durch Groningen

Rastplatz zwischen Groningen und Dokkum

Windmühle in Dokkum

Wappen von Dokkum

Die Heidehütte zu Wasser

Das Brückengeld kommt ins Klompje

Im Lande der Mühlen und Plattboodenschiffe

Unter den Linden in Leeuwarden

Jüdische Schule, Leeuwarden

Die Grote Kerk, Kirchenportal mit Oranjebomje

Spiegelbild im Ijsselmeer

Die Plagegeister vom Ijsselmeer

St. Bonifatius in Leeuwarden

Kirchturm Enkhuizen

Gracht in Enkhuizen

Markt an der Westerkerk

Rastplatz im Biggemar

Wo ist die Anima mea?

Drommedaristoren am Hafen in Enkhuizen

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