11.07.2018 – Last Stop: Othoni

Nach dem Fußball-Krimi Russland gegen Kroatien verlassen wir am Montag die schönen Sivota-Inseln. Obwohl es noch sehr früh am Morgen ist, steht Wilfried von der MoWi auf der Mole, schießt ein Abschiedsfoto und winkt uns hinterher.

Wir nehmen direkten Kurs auf Korfu-Stadt und erreichen um die Mittagszeit das Ak Sidero mit der imposanten venezianischen Zitadelle und dem Leuchtturm.

Über der Bucht Ormos Garitsas westlich des Ak Sidero landen und starten unaufhörlich die Flugzeuge, denn der Flughafen ist ganz in der Nähe. Hier wird Wilfried am Wochenende vor Anker gehen, um seine Frau Moni an Bord zu nehmen. Schönen Urlaub euch beiden!

Die venezianische Festung auf Ak Sidero

An der Nordseite von Ak Sidero passieren wir Port Mandraki. In diesem zauberhaften Hafen verbrachten wir voriges Jahr unvergessliche Tage. Hier trafen wir auch die Naima-Crew aus Berlin, die uns mit vielen guten Griechenland-Tipps versorgte.

Nach 24 Seemeilen erreichen wir die Gouvia-Marina ( www.d-marin.com )im großen, geschützten Ormos Gouvion nordwestlich der Stadt Korfu. Die Marina ist Stützpunkt von Charterflotten und ein beliebter Ein- und Ausklarierungshafen. Obwohl sie über 1.235 Liegeplätze verfügt, ist es in der Hochsaison ratsam, eine Liegeplatzreservierung vorzunehmen. Wir haben für zwei Nächte reserviert, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: Diesel und Wasser tanken, einkaufen, Wäsche waschen, Schiff abspritzen und in einer der schicken Bars Fußball zu gucken.

Leider entpuppt sich das Halbfinal-Spiel Frankreich gegen Belgien als „Quälkram“. Wir sitzen in der Bar unter freiem Himmel vor dem Flachbildschirm und frösteln! Jawohl, richtig verstanden. In diesem Jahr, wo sich Nordeuropa über einen schönen Sommer freut, gestaltet sich das Wetter im Mittelmeer recht unbeständig. Es gibt viele Gewitter, manchmal sogar Regen und bei Nordwestwind fallen die „lauen“ Sommerabende aus. Da hält sich auch der Bier- und Weindurst in Grenzen, und weil wir trotz besserem Wissen die Fleecejacke nicht mitgenommen haben, brechen wir ab und erfahren an Bord von unserem Smartphone, dass Frankreich gewonnen hat.

Die letzte Nacht in der Gouvia-Marina schlafen wir beide schlecht, obwohl es an unserem Steg A in der Nähe des geschäftigen Werftgeländes abends ruhiger wird. Für die nächsten beiden Tage ist eine Schwachwindphase angekündigt, die bereits am Abend einsetzt. Viele Yachten haben deshalb die Marina bereits verlassen, um zu ankern. Man kann sich ja denken, was die „Raumschiffe“ von heute zu berappen haben, wenn wir mit unserem 32 Fuß-Zwerg pro Nacht schon 52, 08 Euro auf den Tresen legen müssen.

Obwohl ich den Wecker gestellt habe, werde ich heute Morgen schon vor dem Klingeln wach. Und auch der Käptn ist bereits munter und macht sich sofort an Bord zu schaffen, während ich schnell einen Kaffee aufbrühe. Dann werfen wir die Leinen los und fahren der aufgehenden Sonne entgegen, die den Himmel hinter den albanischen Bergen in einen rosa Schimmer taucht.

Plötzlich prescht von hinten ein dunkel gekleideter Mann im Schlauchboot heran. An der rechten Bordwand stoppt er ab und fragt, ob wir unseren Liegeplatz in der Marina bezahlt haben. „Natürlich,“ sagen wir, doch er möchte den Zahlungsbeleg sehen.

Da ich alle Rechnungen fein säuberlich ins Logbuch klebe, kann er sich schnell überzeugen, dass wir keine Zechpreller sind. Er entschuldigt sich mit den Worten: „Das ist mein Job“ und „Gute Reise!“. Dann prescht er zurück, während wir nachdenklich an all den Superyachten vorbeifahren, die an diesem stillen Morgen in der großen Bucht kostenlos vor Anker liegen. Ob es tatsächlich vorkommt, dass diese scheinbar reichen Besitzer manchmal bei Nacht und Nebel verschwinden, ohne ihre Rechnung bezahlt zu haben?

Auch auf dieser „geräumigen“ belgischen Yacht im Ormos Gouvion wurde letzte Nacht der Traum vom WM-Titel begraben.

Wir sind inzwischen dicht an der albanischen Grenze, da zieht eine Flottille auf dem Weg nach Süden im Gänsemarsch vor uns vorbei. Gleich dahinter saust ein Tragflächenboot auf die 15 „betreuten Segler“ zu und bringt sie zu früher Morgenstunde wohl gewaltig ins Schaukeln. Eine weitere dieser Schnellfähren folgt und die Gegenfähre hat auch schon Kurs auf die Seglerschar genommen, die heute mangels Wind und Segel allerdings nicht bangen muss, dass im Wellengewühl der Baum rüberkommt.

 

Als wir die kleine Insel „ I to Tignoso“ an Steuerbord lassen, ändern wir unseren Nordkurs auf 298° West.

I to Tignoso liegt vor Albanien

Wir umrunden die Nordost-Spitze von Korfu und nehmen Kurs auf die Inselgruppe Diapontia. Als wir im vorigen Jahr von Italien nach Griechenland gesegelt waren, ankerten wir vor deren östlicher Insel Errikousa. Heute wollen wir uns auf der mittleren Insel Othoni von Griechenland verabschieden.

Wir sind ganz überrascht, als vor uns plötzlich ein betonntes Fahrwasser auftaucht, das auf unserer elektronischen Seekarte gar nicht vorhanden ist. Doch gut so! Vor der Insel lauern viele Untiefen und sogar im sicheren, acht Meter tiefen Fahrwasser sieht man die Felsen am Grund so klar und deutlich, dass es einen gruselt.

Das Fahrwasser führt in den kleinen Fischerhafen von Othoni, der im Innern für die einheimischen Boote reserviert ist. Am Beton-Kai rechts und an dem langen Steg links (wird in unseren beiden Handbüchern nicht erwähnt) dürfen jedoch die Gäste festmachen, die Othoni meist auf ihrem Weg von oder nach Italien besuchen.

Am Beton-Kai finden wir noch einen Platz hinter einer großen Yacht. Dann darf der Käptn sich ausruhen, während ich den Ort erkunde.

Im Fischerhafen von Othoni liegt die Anima mea ganz vorne am Beton-Kai. Sogar die Stühle auf der Hafenmauer haben Festmacher!

Othoni erhebt sich bis zu 500 hoch über dem Meeresspiegel und hat an der Westseite nichts als Steilklippen zu bieten. Die 500 Einwohner leben von Fischfang, Olivenanbau und Tourismus.

Etwa zehn Minuten laufe ich vom Hafen zum „Ortskern“ und komme dabei an der stattlichen Kirche mit dem freistehenden Glockenturm vorbei.

 

Gleich neben der Kirche befindet sich der Friedhof, wo die Bewohner dieser kleinen Insel ihren „letzten Anker“ werfen, während hinter ihnen die Ankerlieger in der Bucht Ormos Ammou sicheren Schutz vor den vorherrschenden Sommerwinden aus Nordwest bis Nordost finden.

Friedhof mit Ankerlieger im Hintergrund

Das Wasser in der Bucht ist glasklar, der Strand ist von rundgeschliffenen Kieselsteinen übersät, von denen ein hübsch gemustertes Exemplar für meine Steinsammlung in die Hosentasche wandert.

Der kleine Ort verbreitet „italienisches Flair“. Die Schilder an den wenigen Tavernen preisen auf Italienisch ihre kulinarischen Genüsse an und von den Terrassen der Tavernen oder vom Strand her dringen italienische Sprachfetzen an mein Ohr. Und am Abend wird auch der Steg im Fischerhafen voll mit italienischen Yachten sein, deren laut parlierende Crews sich auf die „Sommerfrische“ in Griechenland freuen.

Die „Parasole“ bieten ein schattiges Plätzchen an der Wasserkante.

Ich halte Ausschau nach einer Taverne mit Flachbildschirm, denn heute kämpfen Kroatien und England um die Teilnahme im WM-Endspiel.

Gleich neben dem Supermarkt werde ich pfündig. Für 20 Uhr lasse ich einen Tisch auf der Terrasse mit Meerblick reservieren. Da können wir beim Abendessen über die Ankerbucht bis zum Horizont schauen, wo unser nächstes Ziel auf uns wartet. Wenn alles gut geht, werden wir morgen nach 49 Seemeilen wieder im geliebten Italien sein, nachdem wir das geliebte Griechenland verlassen haben.

Und die kleine, „wilde“ Insel Othoni im kristallklaren Meer ist genau der richtige Ort, um von Tzatziki genüsslich auf Mozzarella umzusteigen.

 

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