08.05.2016 – Das nördliche Ende

Am Dienstag, dem 3. Mai starten wir um neun Uhr morgens den Motor. Dass sich kaum ein Lüftchen regt, ist uns nur recht. Wir wollen die 28 Seemeilen bis Alicante nutzen, um die neue Maschine einzufahren. Alle halbe Stunde soll die Tourenzahl gewechselt werden, hatte Volvo-Oscar gesagt.
Bei wolkenlosem Himmel und glatter See verlassen wir um 9:30 Uhr das Hafenbecken von Torrevieja. Hoffentlich erstmal für längere Zeit!
Wir beginnen die Fahrt mit 1.600 Touren, dann 1.800, auch mal 2000 und so fort. Um halb elf bereite ich in der Pantry Schnittchen zu. Die beiden Männer oben im Cockpit sind begeistert. So macht die Seefahrt Spaß!

Erstes Frühstück unterwegs

Erstes Frühstück unterwegs

Gute fünf Stunden läuft unser „Oscar“, dann sind wir in Alicante. Nach der Anmeldung geht’s an den zugewiesenen Liegeplatz und dann gleich zum Stadtbummel.
Info zum Hafen Alicante:
Liegegebühr im Mai 2016 (10 Meter): 27,33 Euro; im September 2015: 34,59 Euro. Free Wifi im Rezeptionsbereich der Marina. Das Sanitärgebäude auf dem großen Mittelsteg war zur Zeit gesperrt, an Land waren die Einrichtungen in Ordnung (Note 3). Waschmaschine und Trockner vorhanden. Schiffsausrüster und Volvo Penta im Hafen. Tankstelle am Wartesteg (Muelle de Espera).

Die Festung in Alicante

Die Festung in Alicante

Mit dem Fahrstuhl fahren wir zur Festung hinauf. Wir sind alle über 65 und müssen nichts bezahlen, doch der Käptn hat leider seinen Perso vergessen. Aber für 2,70 Euro darf er auch mit nach oben. Weiterlesen

01.10.2015 – Spanischer Herbst

Wir sind unterwegs von Alicante nach Torrevieja. Der Windmesser zeigt Null Windstärken, der Himmel ist weitgehend bewölkt, doch die Sonne brennt langsam immer mehr blaue Flecken hinein. An Steuerbord sehe ich gerade den Flughafen von Alicante. In dem blaugrauen Gebäude dort drüben werden wir in etwa vier Wochen stehen und auf unseren Flug nach Hamburg warten. Ich sage bewusst nicht, auf unseren Flug nach Hause warten, denn mittlerweile ist hier an Bord mehr denn je auch unser „zu Hause“.

Unter mir schnurrt unser Motor wie eine alte Nähmaschine, die sich durch dicken Stoff kämpfen muss. Er darf im „Schongang“ mit 1700 Umdrehungen seine voraussichtlich letzte Reise bewältigen. Dann wird er in Torrevieja zur letzten Ruhe gebettet. Totengräber „Oscar“ wartet schon!

Wir werden uns froh und dankbar von unserem Mercedes verabschieden. Er war bis zum Schluss zur Stelle, wenn uns der Wind verließ. Kam der Wind gar von vorne, kämpfte er sich tapfer durch die Wellen, brachte uns und die Anima mea stets in den sicheren Hafen.

Obwohl er Schuld daran war, dass wir die gesteckten Ziele seit unserer Abfahrt aus Deutschland nie erreicht haben, kann man sagen: „Unser Motor hat uns viel Schönes von der Welt gezeigt!“

Wäre alles nach unserem Willen gelaufen, hätten wir viele tolle Orte verpasst. Dazu gehören vor allem die Kanalinseln und die Bretagne im vergangenen Jahr, aber auch der lange Aufenthalt hier in Spanien. Ohne unseren Problemmotor hätten wir dieses phantastische Land wahrscheinlich nur gestreift. Abgeschreckt von den Hochhausburgen an der Küste hätten wir uns schnell aus dem Staub gemacht, wären jetzt wohl auf Sardinien oder in Italien. Stattdessen sind wir in dieses Land eingetaucht, haben viele wunderschöne Gegenden im Landesinnern besucht und die Menschen, ihren Alltag und ihre Feste kennengelernt. Den letzten Höhepunkt erlebten wir in Altea.

Auf der Fahrt nach Norden hatten wir diese Stadt  „links liegen gelassen“. Moraira passte besser zum Anlegen. So erwarteten wir nicht viel Neues nach all den schönen Orten  Moraira, Javea, Denia und Gandia, die wir vorher besucht hatten.

Besonders die Erinnerung an die tolle Fiesta in Denia verschaffte diesem Ort einen ganz besonderen  Stellenwert. Nun war der Sommer vorbei und wir glaubten, in den Küstenorten würden allmählich die Bürgersteige hochgeklappt. Doch unser Motor hatte wohl einen Riecher für lohnende Ziele, wodurch wir in den Genuss einer rauschenden Fiesta kamen.

Altea ist eine Perle unter den Küstenstädten an der Costa Blanca. Einziger Schwachpunkt ist vielleicht der Strand: Er besteht überwiegend aus Kies. In die glasklaren Meeresfluten sollte man sich lieber nur mit Badeschuhen stürzen und eine Matte oder Liege für das Sonnenbad parat haben.

Das „neue“ Altea besitzt neben einer guten Marina (mit schwachem WIFI) eine schöne Uferpromenade mit unzähligen Geschäften, Restaurants, Bars und Cafes. In den Straßen dahinter findet man das Rathaus, eine Kirche, das „Casa de Cultura“ (Kulturhaus), einen Bahnhof, breite Geschäftsstraßen sowie eine Universität und Sportanlagen.

Dahinter beginnt die Altstadt. Über  Treppen gelangt der Fußgänger durch verwinkelte Gassen hinauf zum Kirchplatz. Auf der Suche nach einem Restaurant ist es schwer, sich für eines zu entscheiden, so hübsch und einladend sehen sie alle aus.

Auffällig, wie sauber und gepflegt Altea ist. Weder im Hafenbecken noch auf Straßen und Plätzen, mögen sie noch so abgelegen sein, findet man Müll. Bemerkenswert, dass die meisten Hundebesitzer stets ein Plastiktütchen parat haben, wenn ihr Liebling seine Notdurft verrichtet hat. Kein Wunder, dass sich in dieser schönen Stadt inmitten einer prachtvollen Landschaft eine große Anzahl von Skandinaviern, Niederländern und Briten niedergelassen hat!

Unser Ausblick von Bord

Unser Ausblick von Bord

Seinen ganzen Zauber jedoch entwickelt Altea, wenn es dunkel wird. Schon von Weitem leuchtet die Kirche auf dem Stadthügel wie eine phosphoreszierende Schneekugelfigur. Während unseres Aufenthalts  erstrahlten die Straßen und Gassen zusätzlich im Licht der Festbeleuchtung, denn bereits seit dem 22. August befand sich Altea im Fiestafieber. Wir hatten das Glück, genau zum Höhepunkt der „Fiestas mayores de Altea en honor al Santisimo Cristo del Sagrario y San Blas 2015“ in Altea zu landen. Weiterlesen

20.09.2015 – Wer hat Lust, mitzukommen?

Die Sonne scheint und ein angenehmes Lüftchen weht. Genau richtig für einen Sonntagsspaziergang!

Zuerst wandern wir am Wasser entlang nach Albir. Hier machen wir eine kleine Pause im Strandcafe´. Wie wär´s mit einer erfrischenden „Tonica“ oder einem kühlen Bier?

Albir

Albir

Nun folgen wir den Schildern „Parc Natural Serra Gelada“. Da ist auch schon das Eingangstor zum Naturpark! Unter schattigen Aleppo-Kiefern schlängelt sich der Weg immer höher hinauf bis zum Faro Punta del Albir. 2 ½ Kilometer Strecke mit spektakulären Aussichten und interessanten Einsichten, vermittelt  an zwölf Infotafeln machen die Wanderung  zum kurzweiligen Vergnügen.

Da ist ja auch schon die erste Station: MARINA BAIXA

heißt das Gebiet, in dem wir uns hier befinden. Dazu gehören die Gemeinden Benidorm, l´Alfas del Pi und  Altea. Wir schauen über die Bucht nach Altea, machen ein Foto und weiter geht´s!

Blick über die Bucht von Altea, die Stadt und die Sierra de Bernia, 1129 m hoch

Blick über die Bucht von Altea, die Stadt und die Sierra de Bernia, 1129 m hoch

Und was genau macht den Serra Gelada Naturpark aus?

Das erfahren wir an der zweiten Station. 2005 zum Naturpark erklärt, umfasst er 5.564 Hektar, davon 4.920 ha Meeresfläche. Er gilt als einer der einzigartigsten geschützten Gebiete innerhalb der Valencianischen Gemeinde, weil er sowohl ein Land- als auch ein Meeresreservat ist. Er umfasst die Buchten von Altea und Benidorm bis zu einer Tiefe von 50 Metern sowie vier kleine Inseln, darunter die I´lla de Benidorm und die Serra Gelada. Diese Küstengebirgskette erreicht mit dem „Alt del Governador“ mit 438 Metern ihren höchsten Punkt. Die seewärtigen Kliffs gehören zu den höchsten der Iberischen Halbinsel. Weiterlesen

11.September 2015 – Adios, Valencia!

Die Nacht, die diesem Tag  mit dem denkwürdigen Datum folgt, verbringen wir  in deinem ruhigen Südhafen. Wir waren  lange in deiner „Marina Real Juan Carlos“, wechselten wegen Stromausfalls vom Nord- in den Südhafen, wo es uns trotz der Weitläufigkeit  schließlich irgendwie zu eng wurde.  Für Segler bist du die Stadt der weiten Wege. Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um deine schöne Altstadt zu bewundern und deine „Ciudad de las Artes y las Ciencias“ zu bestaunen. Die Arme wurden uns lang, wenn wir nach langen Märschen über glühenden Asphalt  die Einkaufstüten an Bord schleppten.

In der nicht enden wollenden Gluthitze haben wir uns an deinem feinsandigen Strand in der Brandung abgekühlt. An deiner endlosen Strandpromenade, wo sich die Restaurants und Bars dicht an dicht drängen, haben wir die schlechtesten Tapas von Spanien gegessen. Nie wieder „Arroz negro“! Doch der Abend im Restaurant „Panorama“ (www.panoramarestaurante.com ) im Nordhafen war ein kulinarisches Highlight!

Zweimal warst du Gastgeberin beim „America´s Cup“ und zehrst noch immer vom Glanz der vergangenen Großereignisse  aus der Welt des Segelns. Doch die dafür gebauten Gebäude und Hallen stehen heute leer und zeigen erste Spuren des Verfalls. Security-Dienste und Polizei drehen dort regelmäßig ihre Runden. Einzig die mageren Hafenkatzen haben hier ihre Bleibe gefunden, warten, dass Tierfreunde sie mit Futter versorgen. Die berühmte Rennmaschine  „Alinghi“ fristet  weitab von den verlassenen Gebäuden der internationalen Teams ihr Dasein auf einem umzäunten Gelände am Rande des Südhafens, kaum beachtet, nutzlos, vergessen…

Der Mast der alinghi

Der Mast der Alinghi

Valencia, dein Name klingt beschwingt und blumig. Doch du bist kein Mekka für Pflanzenfreunde. Deine Straßen und Plätze wurden gründlich versiegelt. Die Regenfluten finden keinen anderen Weg als den in die Gullis mit der Aufschrift „CIUDAD SEDE – VALENCIA – 32ND AMERICA´S CUP“. Den wenigen Kübelpflanzen, die in der Gluthitze darben, hilft das wenig.

Die Menschen, die in deinen engen Straßen mit den mehrstöckigen Häusern leben, treffen sich in den unzähligen, kleinen Cafes und Bars, fiebern dort mit ihren Fußballteams, die auf riesigen Flachbildschirmen um Tore kämpfen, oder sie sitzen am Tresen, trinken ihren Espresso oder ihr Cerveza. In den Stadtvierteln in Hafennähe lebt nicht gerade der Reichtum, doch egal, wo und wann wir unterwegs waren, wir fühlten uns sicher und willkommen.

Valencia, du bist eine Stadt mit zwei Gesichtern und wirst uns genau so in Erinnerung bleiben. Das wollten wir dir zum Abschied noch sagen.

Freitag, den 12.09.2015

Der Wetterbericht hat gelogen! Nur 35 Minuten legen wir segelnd auf dem 31 Meilen weiten Weg nach Gandia zurück. Das gefällt dem Motor überhaupt nicht. Trotz „Schongang“ macht unsere „Klackerschlange“ mehr denn je ihre beängstigenden Geräusche. Wir sind erleichtert, als wir um 14:25 Uhr im „Real Club Nautico“ anlegen können. Vor fast genau zwei Monaten waren wir schon einmal hier. Der kurze Aufenthalt reichte jedoch nicht, um die Stadt zu erkunden, zumal die Hochhäuser, auf die wir von Bord aus blickten, damals abschreckend auf uns wirkten. Doch in Valencia erzählte mir eine Seglerin beim Wäschewaschen, wie schön  Gandia sei. Und das wollen wir jetzt gleich einmal überprüfen.

Uferpromenade in Gandia

Uferpromenade in Gandia

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