Die Sonne scheint und ein angenehmes Lüftchen weht. Genau richtig für einen Sonntagsspaziergang!
Zuerst wandern wir am Wasser entlang nach Albir. Hier machen wir eine kleine Pause im Strandcafe´. Wie wär´s mit einer erfrischenden „Tonica“ oder einem kühlen Bier?
Nun folgen wir den Schildern „Parc Natural Serra Gelada“. Da ist auch schon das Eingangstor zum Naturpark! Unter schattigen Aleppo-Kiefern schlängelt sich der Weg immer höher hinauf bis zum Faro Punta del Albir. 2 ½ Kilometer Strecke mit spektakulären Aussichten und interessanten Einsichten, vermittelt an zwölf Infotafeln machen die Wanderung zum kurzweiligen Vergnügen.
Da ist ja auch schon die erste Station: MARINA BAIXA
heißt das Gebiet, in dem wir uns hier befinden. Dazu gehören die Gemeinden Benidorm, l´Alfas del Pi und Altea. Wir schauen über die Bucht nach Altea, machen ein Foto und weiter geht´s!
Und was genau macht den Serra Gelada Naturpark aus?
Das erfahren wir an der zweiten Station. 2005 zum Naturpark erklärt, umfasst er 5.564 Hektar, davon 4.920 ha Meeresfläche. Er gilt als einer der einzigartigsten geschützten Gebiete innerhalb der Valencianischen Gemeinde, weil er sowohl ein Land- als auch ein Meeresreservat ist. Er umfasst die Buchten von Altea und Benidorm bis zu einer Tiefe von 50 Metern sowie vier kleine Inseln, darunter die I´lla de Benidorm und die Serra Gelada. Diese Küstengebirgskette erreicht mit dem „Alt del Governador“ mit 438 Metern ihren höchsten Punkt. Die seewärtigen Kliffs gehören zu den höchsten der Iberischen Halbinsel.
Wir werfen einen Blick hinunter in die schöne Ankerbucht, wo die Schnorchler nach den Seepferdchen in den Posidonia-Seegraswiesen Ausschau halten.
Ankerbucht
Wie immer, sind wir begeistert von den Farben dieser Landschaft. Das Wasser leuchtet dunkelblau, der Himmel strahlt hellblau und auch die Gebirge schimmern blau-grün in der Ferne. Gut, dass an der dritten Station ein Schild aufgebaut ist, das uns die Namen der höchsten Gipfel verrät.
Die Berge bilden die natürliche Grenze der Marina Baixa, wovon der Puig Campana mit 1.406 Metern der höchste ist. In einem älteren Blog (Denia, den 09.07.2015-Von West nach Ost ) habe ich ihn den „schlafenden Riesen“ getauft. Doch schon an Station Nummer vier erfahren wir, was es wirklich mit der markanten Lücke auf seinem Gipfel auf sich hat.
In der Marina Baixa erzählt man sich die Legende von Roldan´s Schnitt:
Roldan war einer der Hauptmänner von Karl dem Großen. Als er diesen Landstrich erreichte, verliebte er sich in ein junges Mädchen. Doch auf der Liebesbeziehung lastete ein böser Fluch. Danach sollte die junge Frau sterben, wenn der letzte Sonnenstrahl ihren Körper berührt.
Der verzweifelte Roldan kletterte auf den Gipfel des Puig Campana, hob sein Schwert und schnitt ein Stück aus dem Berg heraus, um das Leben seiner Geliebten zu verlängern.
Als die Sonne hinter dem Puig Campana versank, starb das Mädchen. Roldan, verzweifelt vor Kummer, ergriff das Felsstück und schleuderte es ins Meer. So entstand die I´lla de Benidorm.
Herz und Schmerz liegen halt nah beieinander, das hört man in fast jedem spanischen Schlager. Und das Leben ist einfach lebensgefährlich, wie es Station 5 sozusagen „in Stein gemeißelt“ vor Augen führt.
Hier wurden Weichtiere zu steinharten Fossilien. Vor 100 Millionen Jahren bevölkerten sie den Meeresboden, versteinerten und wurden später durch den „Unruhegeist Afrika“ hunderte von Metern aus dem Meer gehoben. Das wird uns an Station 6 erklärt.
Vor 70 Millionen Jahren nämlich driftete Afrika nordwärts und kollidierte dabei mit der Iberischen Halbinsel. Der Meeresboden wurde mit allem, was sich auf seinem Grund befand, hochgeschoben. Dabei entstanden neben den Kliffs der Serra Gelada auch einige andere Gebirgsketten in Europa.
Das muss ja geknirscht und gekracht haben! Der Lärm war sicher tausendmal lauter als die Sprengungen, die bei den Arbeiten am Tunnel zu hören waren.

Ein kleines Wölkchen schiebt sich in Roldan´s Lücke, links der Tunnel, 1961 in Verbindung mit dem neuen Weg in den Fels gesprengt.
Wir sind jetzt bei der siebten Station angekommen und lesen, dass der Weg, auf dem wir uns befinden, erst 1961 gebaut wurde. Dazu musste auch ein Tunnel durch den Berg gesprengt werden. Der Originalweg wurde zusammen mit dem Leuchtturm 1863 gebaut. Er war steil und schmal und an einigen Stellen für Mensch und Tier gefährlich.
Während wir immer höher in Richtung Leuchtturm vorwärts kommen, lichtet sich der Kiefernwald. Die Tafel der Station Nummer acht gibt Auskunft über die Pflanzenwelt dieser Region. An den schattigen Hängen wachsen andere Pflanzen als an den sonnigen Stellen. Einige Arten findet man nur an diesem Ort im Mittelmeerraum. Eine Pflanze kann nicht weglaufen, wenn sie einen schwierigen Standort hat. Da hilft nur Anpassung an die Gegebenheiten! Hier sind es die tiefreichenden Wurzeln, die jedes Tröpfchen Wasser aus dem Fels heraussaugen und die schmalen, harten Blätter, die die Wasserverdunstung minimieren. Die meisten Pflanzen sind jetzt verblüht und vertrocknet. Doch ihre Samen werden im nächsten Jahr für neue Blütenpracht sorgen. Einige jedoch blühen erst jetzt. Zu meiner Überraschung Veilchen, bei uns in Deutschland eher eine Frühlingsblume.
Und noch eine andere Pflanze ist sehr interessant. Ein Gras, dessen dünne, lange Halme sich ganz leicht aus der Wurzel herausziehen lassen. Daraus haben die Menschen dieser Gegend früher Seile geflochten, aber auch Matten und Sandalen hergestellt.
So bot den einen das Gras eine Lebensgrundlage, den anderen dagegen verhalf die Tonerde zu Brot und Arbeit. Hinter dem Schild der Station mit der Neun schauen wir auf eine Höhle, auf säulenartige Bauten und Reste von Gebäuden. In Verbindung mit einem alten Foto erfahren wir die Geschichte der Familie Soler-Devesa aus dem Ort l´Alfas del Pi. Bis heute trägt die Familie dort den Spitznamen „la Mina“.
Dieses bescheidene Minenprojekt nannte sich „Mina Virgen del Carmen“ und förderte roten Ocker (Tonerde) von der Mitte des 19. bis Anfang des 20.Jahrhunderts. 1988 wanderte der Leiter Miguel Soler-Devesa nach Algerien aus, indem er seine Frau verließ und ihr die Verantwortung für die Mine und die Arbeiter übergab.
Entlang der Säulen, die den Abhang hinunter führen, brachten Waggons die Tonerde auf Schienen zum Ufer. Dort wurde das Material auf Boote geladen, die es zu einem Schiff brachten, das in der Bucht ankerte.
Immerhin verdiente die Familie mit drei Kindern offensichtlich genug Geld mit der Erde, um sich das erste Grammophon von l´Alfas del Pi zu leisten.
Noch ein kleines Stück, und wir haben den Leuchtturm fast erreicht! Neben dem strahlend weißen Gebäude mit den hellblauen Akzenten erkennen wir einen Steinhaufen, der wie ein Fundament aussieht. Station Nummer 10 klärt uns auf und gibt uns Recht. Es ist der Rest eines Wachturms, der noch vor dem Leuchtturm auf dem höchsten Punkt des Berges errichtet wurde.
Zwischen dem 16. Und 18. Jahrhundert boten die Höhlen und Inseln der Serra Gelada Piraten und anderen Übeltätern guten Unterschlupf. Um feindliche Schiffe rechtzeitig zu entdecken, wurden Wachtürme gebaut. Über eine Leiter gelangten die Wachsoldaten zu der Tür an der Spitze des Turms. Der „Bombarda-Turm“ wurde im Unabhängigkeitskrieg (1808-1814) zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Station 11 besteht aus einem großen Schild mit Informationen über das Leuchtfeuer. Man kann es heute nicht besichtigen, da nur an den Wochentagen geöffnet ist.
Doch allein für den Blick hinaus aufs Meer und auf das gewaltige Kliff hat sich der Weg gelohnt. Die letzte Infotafel erzählt etwas über die Tierwelt der Serra Gelada. In den Felsen brüten verschiedene Seevögel, und im Wasser leben 50 verschiedene Fischarten. Auch eine Delfinfamilie soll hier, in der Nähe einer Fischfarm, regelmäßig zu beobachten sein. Doch trotz Fernglas können wir keinen der lustigen Gesellen entdecken. Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn wir demnächst zwischen Kliff und Fischfarm unseren Weg nach Süden fortsetzen.
Wir hätten gerne Lust mitzukommen, aber real trennen uns gute 2000 km😕.
LG Womolix und Womoline