11.September 2015 – Adios, Valencia!

Die Nacht, die diesem Tag  mit dem denkwürdigen Datum folgt, verbringen wir  in deinem ruhigen Südhafen. Wir waren  lange in deiner „Marina Real Juan Carlos“, wechselten wegen Stromausfalls vom Nord- in den Südhafen, wo es uns trotz der Weitläufigkeit  schließlich irgendwie zu eng wurde.  Für Segler bist du die Stadt der weiten Wege. Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um deine schöne Altstadt zu bewundern und deine „Ciudad de las Artes y las Ciencias“ zu bestaunen. Die Arme wurden uns lang, wenn wir nach langen Märschen über glühenden Asphalt  die Einkaufstüten an Bord schleppten.

In der nicht enden wollenden Gluthitze haben wir uns an deinem feinsandigen Strand in der Brandung abgekühlt. An deiner endlosen Strandpromenade, wo sich die Restaurants und Bars dicht an dicht drängen, haben wir die schlechtesten Tapas von Spanien gegessen. Nie wieder „Arroz negro“! Doch der Abend im Restaurant „Panorama“ (www.panoramarestaurante.com ) im Nordhafen war ein kulinarisches Highlight!

Zweimal warst du Gastgeberin beim „America´s Cup“ und zehrst noch immer vom Glanz der vergangenen Großereignisse  aus der Welt des Segelns. Doch die dafür gebauten Gebäude und Hallen stehen heute leer und zeigen erste Spuren des Verfalls. Security-Dienste und Polizei drehen dort regelmäßig ihre Runden. Einzig die mageren Hafenkatzen haben hier ihre Bleibe gefunden, warten, dass Tierfreunde sie mit Futter versorgen. Die berühmte Rennmaschine  „Alinghi“ fristet  weitab von den verlassenen Gebäuden der internationalen Teams ihr Dasein auf einem umzäunten Gelände am Rande des Südhafens, kaum beachtet, nutzlos, vergessen…

Der Mast der alinghi

Der Mast der Alinghi

Valencia, dein Name klingt beschwingt und blumig. Doch du bist kein Mekka für Pflanzenfreunde. Deine Straßen und Plätze wurden gründlich versiegelt. Die Regenfluten finden keinen anderen Weg als den in die Gullis mit der Aufschrift „CIUDAD SEDE – VALENCIA – 32ND AMERICA´S CUP“. Den wenigen Kübelpflanzen, die in der Gluthitze darben, hilft das wenig.

Die Menschen, die in deinen engen Straßen mit den mehrstöckigen Häusern leben, treffen sich in den unzähligen, kleinen Cafes und Bars, fiebern dort mit ihren Fußballteams, die auf riesigen Flachbildschirmen um Tore kämpfen, oder sie sitzen am Tresen, trinken ihren Espresso oder ihr Cerveza. In den Stadtvierteln in Hafennähe lebt nicht gerade der Reichtum, doch egal, wo und wann wir unterwegs waren, wir fühlten uns sicher und willkommen.

Valencia, du bist eine Stadt mit zwei Gesichtern und wirst uns genau so in Erinnerung bleiben. Das wollten wir dir zum Abschied noch sagen.

Freitag, den 12.09.2015

Der Wetterbericht hat gelogen! Nur 35 Minuten legen wir segelnd auf dem 31 Meilen weiten Weg nach Gandia zurück. Das gefällt dem Motor überhaupt nicht. Trotz „Schongang“ macht unsere „Klackerschlange“ mehr denn je ihre beängstigenden Geräusche. Wir sind erleichtert, als wir um 14:25 Uhr im „Real Club Nautico“ anlegen können. Vor fast genau zwei Monaten waren wir schon einmal hier. Der kurze Aufenthalt reichte jedoch nicht, um die Stadt zu erkunden, zumal die Hochhäuser, auf die wir von Bord aus blickten, damals abschreckend auf uns wirkten. Doch in Valencia erzählte mir eine Seglerin beim Wäschewaschen, wie schön  Gandia sei. Und das wollen wir jetzt gleich einmal überprüfen.

Uferpromenade in Gandia

Uferpromenade in Gandia

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26.08.2015 – Segelglück

Genau 15 Tage verbringen wir in Burriana und nutzen damit voll den Rabattpreis aus, der gewährt wird, wenn man einen halben Monat bleibt. Schon der reguläre Tagessatz von 13 Euro ist unglaublich günstig, doch die 104,24 Euro, die wir jetzt über den Tresen schieben, lassen die Bordkasse jubeln.

Schon seit Tagen haben wir mehrmals täglich die Wetterberichte studiert. Bis Montag rüttelt und schüttelt der Nordwestwind an den Masten und Fallen der Schiffe im Hafen. Das Wasser ist aufgewühlt und plätschert gegen die Bordwand. Die Schwimmstege reiben sich an den Pfählen. Es knirscht und knarzt ununterbrochen. Doch für Dienstag wird eine leichte Beruhigung angekündigt.  Drei bis vier Beaufort mit Böen fünf bis sechs aus Nord bis Nordost, dazu am Nachmittag hohe Gewitterwahrscheinlichkeit für Valencia  ist angesagt. Danach soll der Wind wieder auf Südost drehen und stark abnehmen. Also wagen wir den Absprung.

Um 8:20 Uhr legen wir ab. Auf dem finnischen Boot gegenüber winkt man uns zum Abschied und wünscht gute Reise. Auf Deutsch wohlgemerkt, denn der Skipper wurde  in Deutschland geboren, wanderte nach  Finnland aus, heiratete dort eine Finnin  und lebt nun mit ihr auf  seinem Boot  Marke  Nauticat. In Finnland hat das Paar kein Zuhause mehr und will in Burriana  überwintern.

Zehn Minuten später steht die Genua  und der Motor schweigt. Das Großsegel wird nicht ausgepackt, denn der Wind kommt fast von achtern, da würde es das Vorsegel  abdecken. Trotzdem pflügt unsere Anima  mea mit über fünf  Knoten durch die nur mäßig bewegte See. Wie aus der Sahnetube gespritzt hat sich ein lockeres Wolkenband unter die Sonne im Osten gelegt. Dort liegt Mallorca. Am Samstag wird uns die Fähre von Valencia zu dieser größten Baleareninsel bringen, wo  wir nach nunmehr vier Monaten unsere Enkel und deren Eltern wiedersehen werden.

Langsam verschwindet Burriana im Kielwasser. Der Blick schweift zu den  grünen Bergketten an Land. Ihre Zick-Zack-Gipfel bohren sich in den klaren, blauen Himmel. Mit geblähtem Segel ziehen wir an der Küste entlang. Keine wilden Böen, keine tobenden Wellen stören  unsere Fahrt. Das vorbereitete Brötchen wird ausgepackt und genüsslich verzehrt. Pures Segelglück!

Gegen elf Uhr haben wir Sagunto erreicht. In dieser ehemals bedeutenden Stadt mit den römischen Siedlungsresten gibt es einen Club Nautico, den man notfalls anlaufen könnte. Doch kein Gewitter droht, und wir wollen weiter. Die Hälfte der Strecke liegt schon hinter uns. Burriana ist gänzlich verschwunden. In der Ferne sind bereits die Kräne von Valencias Hafen zu sehen. In diesem Moment müsste unsere Familie gerade in Hamburg Fuhlsbüttel Richtung Mallorca abheben. Das erste Flugabenteuer für unseren jüngsten Enkel Nick nimmt seinen Lauf. Wenn wir in Valencia sind, wird er in Palma landen. Das sind die Relationen!

Vor Sagunto schwächelt der Wind etwas. Gleichzeitig baut sich eine unangenehme See auf. Anima mea „eiert“ zwischen der mächtigen Hafenmauer an Steuerbord und den gelben Tonnen der Fischzuchtanlage an Backbord hindurch. Dann ist die Windpause überstanden. Der Wind fällt nun östlicher ein, und die Genua kommt auf die Steuerbordseite. Die letzten drei Meilen bis Valencia werden dann doch noch richtig anstrengend für den Käpt´n. Frischer Wind drückt die Wellen in die Bucht von Valencia, presst sie gegen die mächtige, weit auf See hinaus reichende Hafenbefestigung. Von dort werden wohl die anrauschenden Wellen zurückgeworfen, so dass eine sehr „kabbelige“ See entsteht, durch die wir uns mühsam hindurchackern. Erst ganz kurz vor der Hafeneinfahrt werfen wir den Motor an. Im großen Vorhafen wird schnell die Genua eingerollt. Das war´s! Wir haben unser Ziel erreicht. Um 14:00 Uhr machen wir an der Tankstelle fest. Schlappe 19 Liter passen in den Tank. So wenig haben wir seit dem 29. Juli verbraucht, denn da haben wir das letzte Mal in Benicarlo getankt.

Bei der Anmeldung im Hafenbüro erwartet mich die gleiche Prozedur wie beim letzten Mal. Alle Papiere werden nochmals kopiert, die gleichen Formulare müssen wieder handschriftlich ausgefüllt werden. Wieso sind wir hier nicht im Computer gespeichert? In anderen Marinas, die wir wiederholt besucht haben, war es so. Das spart Papier und Zeit.

Nach der Anmeldung springt der Marinero in sein Bötchen und braust uns voran zum Anlegeplatz. Es ist fast der gleiche wie beim ersten Besuch in Valencia. Neben uns liegt ein winziges Segelschiff aus Varel. Es hat eine offensichtlich selbstgebaute Windfahnensteuerung. Ich vermute gleich, dass die beiden jungen Leute an Bord über die Biskaya bis hierhergekommen sind. Der Käpt´n will das zunächst nicht glauben, wird aber von dem Skipper eines besseren belehrt. Bei ruhigem Wetter haben sie im letzten Jahr neun Tage von Falmouth  bis La Coruna gebraucht, sind danach den gleichen Weg wie wir über Portugal bis hierher gesegelt.

Alle Achtung vor dieser Leistung und dem Wagemut!IMG_2258

 

Wir können das gut nachvollziehen, denn wir haben ja auch „klein“ angefangen. Mit unserem Folke-Junior hätten wir in schwerer See zwischen Bagenkop und Marstal beinahe Schiffbruch erlitten. Später kauften wir ein richtiges Folkeboot und segelten bis ins Kategatt. Die Segel konnten nicht gerefft werden, es hatte auch keine Seereling. Es gab sehr abenteuerliche Situationen, wenn ich  Segelanfänger das Boot in den Wind drehen sollte und dabei den Käpt´n fast außenbords geschmissen hätte. Ab Windstärke fünf wurden wir in den Ostseewellen heftig gebadet. Doch wir waren jung und vom Segelvirus befallen. Wir träumten von der großen, weiten Welt, die wir segelnd erobern wollten. Damals wären wir am liebsten von heute auf morgen ausgestiegen, wenn unsere Kinder nicht gewesen wären. Sie sollten eine solide Ausbildung bekommen, während wir gleichzeitig für unsere Zukunft vorsorgten. Mittlerweile sind wir froh, das alles so „durchgezogen“ zu haben. Nach einem langen Arbeitsleben sind wir heute gut versorgt und haben ein stabiles Schiff, auf dem es sich angenehm leben lässt.

Aber wir haben auch ganz viel Glück, dass wir gesund und  unternehmungslustig geblieben sind.

Die Alten und das süße Leben

 

Also echtes Segelglück!

 

 

21.07.2015 – zwischen Stadt und Sticks

Im Schatten des Großsegels sitze ich auf dem Deck der Anima mea. Der Fahrtwind ist angenehm kühl. Im Schiffsleib arbeitet das „eiserne Segel“ mit monotonem Brummton. Das beängstigende Klappern dringt nicht bis hierher!

Das riesige, blaue Wesen, auf dem wir nach Norden reiten, gurgelt und zischt, während der Schiffsbug  eine Kerbe in den gewölbten Buckel schneidet.

Das Wesen muss sehr alt sein! Seine Cellophanhaut ist übersät von riffeligen Fältchen. Während es atmet, wandert die Luft in rollenden Bewegungen unter der Haut hindurch zum nahen Ufer. Dort ziehen grau-grüne Bergketten an uns vorbei. Die Hitze hat sie in dicke, milchige Dunstschleier gehüllt.

Zwischen Bergen und Sandstrand türmen sich die Hochhausblöcke wie riesige, bunte Legosteine. Die Farbe macht sie auch nicht schöner! Lieber nach vorne schauen, wo der Buckel mit dem Horizont verschmilzt!

Im Cockpit steht der Käpt´n im prallen Sonnenlicht.  Langsam verschwindet Denia hinter der Hecksee. 16 Seemeilen weiter machen wir Halt in Gandia. Auch hier viele Hochhäuser für die Touristen. Keine Lust, da durchzuwandern! Im ruhigen Hafen machen wir eine Nacht Pause. Dann geht es weiter nach Valencia.

Drei Stunden muss auch heute das „eiserne Segel“ arbeiten, dann kommt endlich Wind auf. Von  zwei Bft geht es auf drei und kurz vor der Stadt sogar auf vier Windstärken. Von den drei möglichen Marinas entscheiden wir uns für „La Marina Real Juan Carlos I“.

Hier erinnert alles an Valencias glänzende Gastgeberrolle bei zwei „America´s Cup“ – Veranstaltungen. Diesen welt-ältesten Segelwettbewerb gewann im Jahre 2003 in Auckland/Neuseeland die Schweizer Rennmaschine „Alinghi“. Damit war eine 152 Jahre währende anglo-sächsische Übermacht im Segelsport gebrochen. Mangels Salzwasser im eigenen Land musste die Schweiz als Gastgeber einen Ort für die Ausrichtung des  bevorstehenden 32igsten America´s Cup finden. Aus 56 Mitbewerbern wählten die Eidgenossen Valencia, das sich mächtig ins Zeug legte.

Gründlich, wie die Schweizer sind, gewannen sie dann auch noch diesen Segelwettbewerb und mussten 2010 schon wieder Gastgeber spielen. Den 33igsten America´s Cup gewann dann jedoch „BMW Oracle“ (USA), denen es überhaupt nicht passte, schon wieder im Mittelmeer zu kämpfen, denn die Schweizer hatten sich erneut für Valencia als Austragungsort entschieden. So wurde 2013 der 34igste America´s Cup in den Gewässern vor San Francisko ausgetragen.

Erinnerung auf Schritt und Tritt

                                                                                           Gullideckel: Erinnerung auf Schritt und Tritt

Playa de Las Arenas

Von der Sandburg am Strand „Las Arenas“ fällt der Blick auf das Riesenrad in der Marina Real Juan Carlos I

Nicht nur, dass die neue Marina „Real Juan Carlos I“ entstand, sondern auch die futuristische Ciudad de las Artes y las Ciencias wurde erschaffen.  Die „Stadt der Wissenschaften und der Künste“ wurde von Santiago Calatrava entworfen und umfasst die vier Komponenten „Hemisferic“ (IMAX-Kino), das „Museo de las Ciencias“ (Wissenschaftsmuseum), den „Palau de les Arts“ (Konzert- und Opernhaus), die „Agora“ (Mehrzweckhalle für Modeschauen, Konzerte und Sportevents) und das „Oceanografic“ (Europas größtes Meeresaquarium).

Wir könnten auch per Metro, Bus oder Straßenbahn zu Valencias Sehenswürdigkeiten gelangen, doch wir entscheiden uns mal wieder für die eigenen Füße als Fortbewegungsmittel. „Nur was man sich erläuft, hat man wirklich gesehen!“ ist die Devise.

Durch das trockengelegte Flussbett des „Turia“ geht es durch die „Jardines del Turia“ zu dieser beeindruckenden Ansammlung moderner Gebäude. Der Fluss wurde übrigens nach einer schweren Überschwemmung umgeleitet, die Brücken über das alte Flussbett blieben stehen. So wandern wir durch die grüne, schattige Lunge Valencias zu den strahlenden Bauten zwischen den mit Mosaiksteinchen bedeckten Wasserbecken.

Museo de las Siencias

Hinter dem Spielplatz: Museo de las Siencias

Hemisferic

Hemisferic mit Umbracle (ein erhöhter Fußweg mit Palmen)

Agora

Die Agora, ebenfalls mit Mosaik belegt, hinter einer weißen Brückenkonstruktion

Ich habe schon einige Aquarien gesehen. Sehr eindrucksvoll fand ich das in Plymouth. Aber auch bei Hagenbeck in Hamburg kann man eine tolle Unterwasserwelt bestaunen. Doch dieses Universum aus Seen und Inseln mit den riesigen Becken voller bunter Meeresbewohner ist unschlagbar! Weiterlesen