Nun ist fast ein Monat vergangen, seit wir die Anima mea in Deluz verlassen haben.
Pünktlich auf die Minute erreichten wir am 11. August um 00:16 Uhr den Hamburger Hauptbahnhof. Ein Tag blieb uns zur Eingewöhnung auf dem Festland, dann ging es am 13. August morgens zur Einschulungsfeier unseres jüngsten Enkels nach Altona.
Ganz ungewohnt war es, Hamburg wieder einmal im „Sommerkleid“ zu erleben!
So freuten wir uns besonders über die schattigen, grünen Alleen und blühenden Vorgärten und genossen das schöne Sommerwetter auf unserem Balkon.
Ein Highlight war auch ein kleiner Segeltörn auf der Ostsee, zu dem uns unser Freund Rolf auf seine „Tee Tied“ eingeladen hatte.
Doch es verging kein Tag, an dem wir nicht an unsere Anima mea dachten. Sogar in unseren Träumen verfolgte sie uns!
Zur täglichen Routine gehörte das Studium des Wetterberichts bei Windy und WetterOnline. Doch auch in Deluz wollte der trockene Sommer nicht enden.
Es gab wohl vereinzelt Gewitter mit Schauern, doch danach war es dann wieder so heiß, dass sich die Verhältnisse im Canal du Rhone au Rhin kaum bessern konnten. Und auch die Informationen des VNF bezüglich der Wasserstände waren eher entmutigend!
Dann stieß ich auch noch auf den Blog der Segelyacht Eos ( www.eossegeltoern.com ), die 2016 auf unserer Strecke unterwegs war und bereits kurz hinter Besancon im Fahrwasser auf einem Felsen aufsetzte. Nur mit Müh und Not konnte sich die Crew befreien, gefolgt von einer stressigen Zitterpartie bis Mulhouse.
Das möchten wir uns gerne ersparen!
Denn auch dieses Jahr, am 10. August, lief wieder eine Segelyacht mit unserem Tiefgang bei Besancon auf Grund und musste dort von der Feuerwehr heruntergezogen werden.
Und den besonders kritischen Abschnitt dieser Tour hätten wir noch vor uns, denn der unberechenbare Doubs endet erst hinter Montbeliard, wo „nur“ noch Kanalstrecke folgt.
Nicht auszudenken, wenn wir dort noch einmal auf Grund laufen würden!
Was also tun, um wieder ruhig schlafen zu können?
Nach einem Kassensturz entschlossen wir uns schließlich für einen Landtransport.
Voraussetzung war jedoch, dass wir in Deluz gekrant werden können.
Aber wir hatten ja noch die Worte des Werftinhabers im Ohr, dass er Boote kranen könne, der Kran jedoch zur Zeit in „Inspection“ sei.
Doch zunächst war die Werft geschlossen.
Erst am 20. August erwischte ich Werftinhaber Claude Laurent endlich am Telefon und erfuhr, dass sein Urlaub zwar beendet sei, doch Frankreich im Allgemeinen und der Kran im Speziellen noch immer Ferien mache.
So langsam stellte sich auch heraus, dass der Kran gar nicht ständig in Deluz steht, sondern nur auf Bestellung dorthin kommt. Ab September sollte das wieder möglich sein.
Während wir auf den erlösenden Anruf von Herrn Laurent warteten, holten wir Angebote bei Bootstransporteuren ein.
Die Firma Keller aus Fuchsstadt/Bayern ( www.bootstransporte-keller.de ) war am günstigsten und bekam den Zuschlag. Als Termin nannte Herr Keller uns den 9. September. Doch unser gewünschter Zielhafen – Neuf Brisach am Rhein – musste gestrichen werden, weil es dort ebenfalls keinen festen Kran gibt. Gleiches gilt für Mulhouse und mobile Kräne, die extra in den Hafen kommen müssen, sind sehr teuer!
So schlug uns Herr Keller vor, das Geld lieber in einen längeren Transport zu investieren und in Frankfurt/Main bei Bootsbau Speck ( www.bootsbau-speck.de )zu einem günstigen Preis zu kranen.
Nun begannen erst recht nervige Zeiten!
Immer wieder rief ich in Deluz an und bekam nur „wischi-waschi“-Auskünfte bezüglich des Krans.
Auch die Firma Keller versuchte ihr Glück, wollte unbedingt eine schriftliche Bestätigung des Krantermins, doch bis gestern erhielten wir lediglich die mündliche Zusage, dass der Kran am Montag, den 9. September um 10:00 Uhr in Deluz bereit stehe. Dazu eine vage Preisangabe von 800 – 1000 Euro. Genaueres sei nicht möglich und erst bei der Übergabe der Rechnung vor Ort zu erfahren. Schluck!!!
Aber was bleibt uns anderes übrig? Immerhin haben wir unglaubliches Glück, in dem einzigen Ort zwischen Kanalanfang und -ende gestrandet zu sein, wo Kranen überhaupt möglich ist!
Höchste Zeit, Züge zu buchen!
Ursprünglich wollten wir gestern nach Deluz fahren, denn wir müssen vor dem Transport noch den Geräteträger abbauen. Dabei könnte es eventuell (unerwartete) Probleme geben, die Hilfe durch die Werft erfordern. Aber am Wochenende ist die natürlich geschlossen!
Doch da ja bis gestern alles mehr oder weniger im Ungewissen war, hatte ich auch noch keinen Zug gebucht. Denn wieder endlos in „Hintertupfingen“ herumhängen wollte vor allem ich nicht.
Tja, und dann war der günstige 6:00 Uhr-ICE zum Europa-Sparpreis für den 5. September auch schon ausgebucht und nur noch für den 6. September zum (inzwischen gestiegenen) Europa-Sparpreis zu haben. Hinzu kommt, dass wir auf jeden Fall zu dieser frühen Morgenstunde in Hamburg starten müssen, um den Anschlusszug um 14:51 Uhr von Straßburg nach Deluz zu erwischen. Denn: Auch hier war der letzte Anschlusszug um 16:12 Uhr gestern bereits ausgebucht!
Dank der tollen App OUI.sncf (in deutscher Sprache) kann ich jederzeit die Zugverbindungen der französischen Bahn abrufen und Zugfahrten buchen.
Nachdem diese logistische Herausforderung gemeistert war, machte ich mich an die Planung der Anreise nach Frankfurt.
Denn: Während die Anima mea am Montag auf einem Tieflader nach Frankfurt fährt, werden wir ihr per Bahn folgen. Da unser Schiff erst am Dienstag im Frankfurter Stadtteil Höchst eintrifft, müssen wir dort eine Nacht im Hotel übernachten, denn wir haben ja kein Dach mehr über dem Kopf.
Problem: Frankfurts Hotels sind schweineteuer und trotzdem nicht immer gut. Besonders die Kundenbewertungen auf www.booking.com für Hotels rund um den Hauptbahnhof sind einheitlich schlecht: Man befindet sich hier mitten im „Rotlichtmilieu“ und nachts ist es laut.
Auf dem Weg zu meiner Tochter in Altona steige ich in der S-Bahn-Station Reeperbahn aus. Das „Rotlichtmilieu“ kann mich nicht mehr schrecken, aber für einen stolzen Übernachtungspreis möchte ich wenigstens ungestört schlafen.
Deshalb werden wir mit der S-Bahn bis Frankfurt-Höchst fahren und dort im Parkside Hotel (www.parkside-hotel.com ) übernachten. Dann können wir am nächsten Morgen hoffentlich ausgeruht die 2,8 km bis zu Speck laufen, wo wir die folgenden beiden Nächte mit unserem Schiff im Mainwasser bleiben dürfen. Danach geht es noch 25 km und zwei Schleusen durch den Main, wo wir bei Mainz in den Rhein gelangen.
Somit wäre alles geregelt. Sogar die Transportrechnung wurde „in Echtzeit“ beglichen, denn zuerst muss die Kohle auf Kellers Konto sein, dann wird transportiert!
Bleibt nur zu hoffen, dass der Kran und der Tieflader heil und pünktlich eintreffen und auch wir ohne Schwierigkeiten am Freitag in Deluz ankommen.
Wenn alles glatt läuft, verabschieden wir uns am Montag gegen 13:00 Uhr endgültig von „Hintertupfingen“, denn der an diesem Tag letzte Zug nach Besancon via Straßburg nach Frankfurt ist ja ebenfalls schon gebucht.
Ach ja: Ein „kleines Problem“ ist bisher nicht gelöst! – Wir müssen noch die Fernbedienung für die Schleusen zurückgegeben.
Normalerweise wäre das vor der Schleuse Nr. 8 erfolgt, aber da kommen wir ja nicht mehr hin. Keine Ahnung, wie wir das Ding wieder loswerden. Auf jeden Fall muss es bis zum 1. Januar 2020 wieder beim VNF sein.
Notfalls auf dem Landweg.
UPS!
Viel Glück bei dieser spannenden Aktion!
Liebe Grüße! Ingrid
Hallo, Ingrid!
Spannend ist es wahrhaftig. Wie unkompliziert ist es doch auf dem Meer! Wir freuen uns schon auf das Salzwasser der Ostsee.
Liebe Grüße
Christine und Heinz
Wir drücken alle verfügbaren Daumen. Bei uns geht es am Mittwoch wieder los, unser Rolling Home steht Gottseidank vor der Haustüre. Liebe Grüße
Danke für’s Daumendrücken! Wir beneiden euch um euren komfortablen Liegeplatz und wünschen euch eine gute, sichere Reise. Liebe Grüße aus Deluz Christine und Heinz
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