09.10.2019 Der Kreis schließt sich

Der Zander an Steinpilzsoße hält, was die Speisekarte im Restaurant Heidanger versprochen hatte!

Während draußen der sintflutartige Regen auf Kübelpflanzen und Palmen pladdert, verbringen wir einen genussvollen Abend im Wintergarten des stilvollen Restaurants.

Am nächsten Morgen ziehen Nebelschwaden übers Wasser, doch der klare Himmel lässt auf schönes Wetter hoffen.

Um 8:00 Uhr machen wir die Positionslichter an und verlassen das „Schlupfloch„.

An der Einmündung des Stichkanals Salzgitter in den Mittellandkanal ist klar, in welche Richtung wir abbiegen müssen:

BRAUNSCHWEIG-HAMBURG-BERLIN“ steht dort auf einem Schild, das nach rechts zeigt!

Und während die Hoffnung auf besseres Wetter vom kalten Nebel geschluckt wird, schiebt sich von hinten der Frachter „ELBE“ heran.

Nach 24 ungemütlichen Kilometern verlassen wir um 10:30 Uhr kurz vor Wolfsburg den Mittellandkanal zwar nicht bei Nacht aber bei Nebel.

Endlich sorgt der Elbe-Seitenkanal für den ersehnten Richtungswechsel von Ost nach Nord!

Mit Kurs 319° geht es in Richtung Uelzen weiter, bis die Sonne um 12:30 Uhr endlich den Nebel aufgefressen hat.

Nach 60 Kilometern im Elbe-Seitenkanal erreichen wir um 16:30 Uhr die Schleuse Uelzen.

Obwohl wir das einzige Boot sind, das talwärts geschleust werden möchte, öffnet uns der Schleusenwärter die riesige Kammer und befördert uns sanft 23 m abwärts.

Die hohe Wand in der Schleuse Uelzen

Hinter der Schleuse rufe ich den Hafenmeister vom Sportboothafen Uelzen an. Ich hatte ja von ihm schon vor einigen Tagen die Sondergenehmigung für den WSV-Hafen in Uelzen bekommen und will mich jetzt nochmals melden.

Ja, wir können in den Hafen fahren und sollen an der linken Spundwand festmachen. Allerdings liegen dort bereits einige Boote. Notfalls sollen wir „ins Päckchen“ gehen, sagt der Hafenmeister.

Um 18:00 Uhr fahren wir am Sportboothafen Uelzen vorbei. Nur 1,50 m tief! verkündet ein Schild an der Hafeneinfahrt. In unseren Karten steht noch 1,80 m, doch nach sechs Jahren hat sich vor Ort vieles verändert, wie wir schon mehrfach festgestellt haben.

400 m weiter tauchen zwei dicke Dalben mit gelbem Band auf. Zwischen denen müssen wir in den 2 m tiefen Hafen des Wasserstraßen- und Schifffahrtamtes fahren und sehen auch schon drei Segelboote an der Spundwand liegen.

Die Steckdosen für den Landstrom befinden sich beim hintersten Boot, der „Tohuwabohu“ aus Großenbrode. An die müssen wir ran, sonst erfrieren wir heute Nacht!

Um 19:00 Uhr ist endlich die letzte Landleine ausgebracht und wir liegen sicher vertäut neben dem Segelschiff aus unserem Heimatrevier. Das Stromkabel reicht auch bis zur Steckdose und der Heizlüfter verströmt wohlige Wärme im Bauch der Anima mea. Jetzt aber schnell zum Sportboothafen Uelzen, um uns dort anzumelden und die Hafengebühr zu bezahlen!

Ich suche den Ausgang und stehe vor einem verschlossenen Tor! Wieder rufe ich den Hafenmeister an, der mir zu erklären versucht, wo es einen offenen Ausgang gibt. Mittlerweile „dunkelt es in der Heide“, was wohl auch der Hafenmeister mitbekommt. Denn kurzerhand beendet er seine Erklärungen und sagt: „Geschenkt! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!“

So nette Hafenmeister hat Uelzen!

In der Nacht fällt die Temperatur auf 1° Minus!

Morgens ist die stählerne „Tohuwabohu“ mit einer dünnen Eisschicht bedeckt und die aufgehende Sonne lässt die Wasserfläche dampfen.

Nach dem gemütlichen Frühstück müssen wir wieder alle Festmacherleinen „abtüdeln“: Drei an der „Tohuwabohu“, zwei an Land. Die reinste Morgengymnastik!

Dann geht es weiter über den Elbe-Seitenkanal, der durch eine recht abwechslungsreiche Landschaft mit grünen Kiefernwäldern verläuft. Dazu strahlt die Sonne vom blauen Himmel und hebt offensichtlich die Laune der Spaziergänger am Kanal, die uns heute besonders freundlich zuwinken.

Um 14:00 Uhr erreichen wir die letzte Hürde: Das Schiffshebewerk Scharnebeck kurz hinter Lüneburg.

Auch hier sind wir wieder das einzige Schiff, das die 37,5 m in diesem „Schiffsfahrstuhl“ abgeseilt wird.

 Zur Erinnerung: Dieses Bild vom Schiffshebewerk Scharnebeck mit dem Untertitel „Da unten müssen wir dann hin“ veröffentlichte ich im Blog vom 3. März 2019, Titel: Schietwetter

Nach nur 15 Minuten haben wir auch das geschafft und fahren aus dem riesigen Trog des Schiffshebewerks.

Um 15:55 Uhr verlassen wir auch den Elbe-Seitenkanal und erreichen das Fahrwasser der Elbe.

Wieder in der Elbe!

Vor sechs Jahren fuhren wir durch die Schleuse Brunsbüttel im Nord-Ostsee-Kanal in diesen – „unseren“ – Fluss. Heute kehren wir gesund und wohlbehalten mit unserem braven Schiff zu ihm zurück. Hamburg ist zum Greifen nah, doch wir müssen zunächst in die entgegengesetzte Richtung!

Vier Kilometer geht es gegen die kräftige Strömung nach Osten, wo schon die Altstadtmeile von Lauenburg an Backbord in Sicht kommt. Dann müssen wir uns nach Links halten, wo das Fahrwasser des Elbe-Lübeck-Kanals beginnt.

 Die Altstadtmeile von Lauenburg

In der Marina Lauenburg finden wir am Außensteg einen Liegeplatz.

Die Saison ist hier schon beendet. Herr und Frau Hafenmeister befinden sich im Urlaub, das Restaurant und die Bootstankstelle sind geschlossen, aber ein älterer Herr kommt jeden Tag zwischen 18 und 19 Uhr, um das Hafengeld zu kassieren.

11 Euro kostet unser Platz, dazu kommen die „Nebenkosten“: 50 Cent für den Toilettenbesuch, 1 Euro für die Dusche und jede Menge Euros für den Strom, denn der Heizlüfter läuft ja nicht mit Luft und Liebe.

Einen Tag gönnen wir uns für das Städtchen Lauenburg.

Es ist die südlichste Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg. Bevor wir nach Hamburg zogen, haben wir 30 Jahre lang in diesem schleswig-holsteinischen Kreis gelebt und sind daher auch hier wieder einmal „zu Hause“. Trotzdem haben wir es nie geschafft, uns die Altstadt von Lauenburg anzuschauen.

Das wollen wir nun endlich nachholen!

Zuerst erklimmen wir jedoch mit dem Rolli und zwei Dieselkanistern die „Oberstadt“, kaufen 20 Liter Diesel und ein paar Lebensmittel beim benachbarten Pennymarkt.

Dann bummeln wir über das Kopfsteinpflaster zwischen den vielen alten Häusern der Schifferstadt und lesen die Geschichten, die auf Tafeln an den Hauswänden zu lesen sind.

Auch einen kleinen Friseurladen gibt es hier und spontan lasse ich mir den längst überfälligen Haarschnitt verpassen, während ich den Erzählungen der Inhaberin lausche:

Erzählungen vom Elbehochwasser, das regelmäßig die Altstadtbewohner heimsucht. Erzählungen von freiwilligen Helfern, die aus ganz Deutschland kamen, von der Kanzlerin, die 2013 nach dem schlimmen Hochwasser Lauenburg besuchte, aber auch Erzählungen von Neubürgern, die mittlerweile manchmal mehr Einfluss auf den Stadtrat haben als die alteingesessenen Lauenburger.

Dann verlangt die Dame gerade mal acht Euro für „datt büschen Nachschneiden“ und gibt uns einen Tipp für den Nachmittags-Kaffee: Das Cafe´ „Von Herzen“ in der Elbstraße Nr. 50!

Bei schönstem Elbeblick genießen wir dort zum Kaffee ein kapitales Stück „Marzipan-Mohn-Torte“ bzw. „Lauenburger Torte mit Eierlikör“, die wir uns redlich teilen. Köstlich und zusätzlich aufgepeppt mit einem Gläschen Prosecco mit Namen „GLÜCKSPRICKELN„!

Denn GLÜCK hatten wir in den vergangenen sechs Jahren wahrlich jede Menge bei unseren „prickelnden Abenteuern“ zu Wasser und zu Lande!

 Glücksprickeln mit Elbblick

Fortsetzung folgt bald!

 

 

Eine Antwort

  1. Gut, wenn man glücklich zu Hause ankommt, dann kann man irgendwann wieder in die Ferne schweifen. Genießt die paar letzten Kilometer nach Hause. Wir schicken viele korsische Grüße (diesmal sogar mit Regen)

    • Liebe Susanne, lieber Peter! Ja, nun ist unsere Reise fast zu Ende. Jahrzehnte haben wir davon geträumt und daraufhin gearbeitet. Dann haben wir es auch tatsächlich gemacht und können jetzt sagen : Es war so schön wie wir es nie erwartet hätten. Unser Schicksal hat es sehr gut mit uns gemeint! Dafür sind wir sehr dankbar. Auch euch weiterhin eine gute, sichere Reise mit vielen schönen Erlebnissen und liebe Grüße nach Korsika Christine, Heinz und die Anima mea

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  2. Liebe Christine, lieber Heinz,

    …der „Kreis hat sich geschlossen“ und wir möchten euch sagen, dass wir hohen Respekt vor eurer Leistung haben, dieses große Abenteuer mit Bravour gemeistert zu haben.
    Aufgrund des BLOGs waren wir immer dabei und haben uns mit euch gefreut, haben mitgefiebert, mitgeweint und mitgefeiert! Es war auch für uns ein Abenteuer.
    Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
    Eure Nachbarn Ute & Günther.

    • Liebe Ute, lieber Günther! Vielen Dank für euren netten Kommentar und vor allem dafür, dass ihr immer für uns da wart und so toll auf unsere Wohnung aufgepasst habt. Es geht einfach nichts über gute Nachbarn, denen man voll Vertrauen kann! Bis nächste Woche liebe Grüße aus dem schönen Mölln Christine, Heinz und die Anima mea

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