Eine Woche ist rum und wir sind noch immer in Torrevieja.
Übersetzt bedeutet der Name der Stadt „Alter Turm“. In seiner Nähe entstand das alte Torrevieja, das später durch Erdbeben zerstört wurde. Hier, in einer weiten Ebene, finden sich mehrere Salzseen. Dank der zuverlässig strahlenden Sonne bilden sie die Grundlage für die Salzgewinnung, durch die ein Stück Torrevieja in alle Welt exportiert wird. Auch die Seefahrt spielt in Torrevieja eine wichtige Rolle. Die Einheimischen trieben zum Beispiel Handel mit Cuba und brachten von dort die typischen Melodien der „Habaneras“ mit nach Hause. Ein internationaler Habanera-Contest zieht bis heute Touristen in den Ort. Auf sie ist im heutigen Torrevieja alles ausgerichtet: In den schachbrettartig angelegten Straßen reiht sich Geschäft an Geschäft, dazwischen jede Menge Cafes , Restaurants und Tapas-Bars. Neben einem Fischereihafen hat man die Wahl zwischen drei Marinas im riesigen Hafenbecken. Die Marina International besuchten wir ja an unserem Ankunftstag. Gleich nebenan ist der Club Nautico angesiedelt und am Ende des Hafenbeckens befindet sich die Marina Salinas mit dem „Varadero“ (die Werft).
Nachdem ich der perfekt deutsch sprechenden jungen Dame an der Rezeption der Marina International von unserem Motor erzählt habe, empfiehlt sie mir Oscar. Er hat sein Geschäft im Varadero und gilt als Motorexperte. Der Niederländer, der seit 20 Jahren hier lebt, vertritt Volvo-Penta vor Ort ( www.marine-engines-spain.com ). Außerdem betreute er Rennboote beim letzten Grand Prix auf Ibiza. Sie erreichten immerhin zweite und dritte Plätze bei dem Wettrennen! Also nix wie hin zu Oscar!
Zunächst sieht es nicht gut aus für uns. Oscar hat absolut keine Zeit für unseren Motor. Doch wir lassen nicht locker. Außerdem ist Oscar ein sehr netter Kerl, der gerne hilft. Also sollen wir den Motor warm laufen lassen und dann zur Werft kommen. Gesagt, getan…..
Eine Stunde lang drehen wir unsere Runden draußen vor dem Hafen. Zum ersten Mal sind wir froh, als endlich das Klappern einsetzt. Dann kommt Oscars Diagnose: Im Motoröl ist jede Menge Diesel! Er vermutet, dass die Diesel-Förderpumpe defekt ist. Und dann schiebt er noch hinterher: „Weißt du, was passieren kann? Wenn immer mehr Diesel ins Öl gelangt, kann es sein, dass die Drehzahl plötzlich immer höher geht. Dann ist der Motor nicht mehr zu stoppen, bis er explodiert.“ – Wir müssen schlucken und danken unserem Schutzengel.
Doch wie gesagt: Oscar hat keine Zeit für die Reparatur, will dem Käpt´n aber gern mit Rat und Tat zur Seite stehen sowie Ersatzteile für uns bestellen.
Wir verlegen uns zunächst in die Marina Salinas. Direkt gegenüber der Werft bekommen wir einen Platz an Steg L. Am nächsten Tag macht sich der Käpt´n ans Werk. Wie jeden Tag ist es brütend heiß und auch ohne sich zu bewegen ist man in Schweiß gebadet. Ohne Bewegung kommt man natürlich nicht an die Wasserpumpe. Die muss nämlich ausgebaut werden, damit die Förderpumpe erreichbar ist. Der Käpt´n windet sich bei über 30 Grad Raumtemperatur wie ein Wurm auf dem Boden. Endlich liegen beide Pumpen in der Spülschüssel und werden zu Oscar gebracht. Er führt die ohnehin fällige Wartung der Wasserpumpe durch und bestellt bei Bosch eine neue Förderpumpe.

Verrenken und schwitzen ist des Skippers Los

Vorne: Dieselförderpumpe. Hinten: Wasserpumpe
Am Mittwoch können beide Pumpen wieder eingebaut werden. Der Einbau der Förderpumpe erweist sich als sehr „figelinsch“. Den Luftfilter, der zwischen den beiden Pumpen sitzt, wieder einzusetzen ist das größte Problem. Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit des Käpt´ns, der jeden Augenblick an Hitzschlag oder Verzweiflung zu sterben droht. Doch wie immer, kriegt er auch das wieder hin.
Bis zum nächsten Tag müssen wir uns noch gedulden, dann hat Oscar wieder Zeit für uns. Er legt sich vor den Motor, testet die Öltemperatur und beurteilt das Motorgeräusch. Er meint, dass jetzt noch der Kühleranschluss verändert werden muss. Wieder winden und schwitzen!
Doch auch Experten können irren! Weiterlesen →