07.07.2016 – Ogliastra, Sopramonte und Barbagia

Am Montag packen wir unsere Kulturtaschen ein. Auch ein paar warme Sachen kommen in die Reisetasche. Man kann ja nicht wissen, wie kühl es in den Bergen wird. Denn unser nächstes Reiseziel ist das zentrale Bergland von Sardinien, „Il cuore della Sardegna“.

Von Santa Teresa geht es zunächst über Palau und Arzachena nach Porto Cervo. Wir wollen uns den Hafen der Reichen und der Schönen an der Costa Smeralda wenigstens einmal von der Landseite her ansehen. Stück für Stück wälzen wir uns in der endlosen Autokolonne vorwärts und können uns gar nicht vorstellen, dass hier bis Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in einem dünn besiedelten Landstrich lediglich Hirten auf ihre friedlich grasenden Schafe aufpassten und die unzähligen Buchten, Klippen und Strände unberührt in der Sonne funkelten.

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Costa Smeralda: Wenigstens das Ankern ist noch kostenlos.

Die Schönheit dieser Landschaft begeisterte damals auch zwei englische Segler, die ihrem Freund begeistert von der 55 km langen Küste dieses reizvollen Fleckchens Erde berichteten. Nachdem sich dieser Freund persönlich von der Herrlichkeit der Costa Smeralda überzeugt hatte, gründete er 1963 ein Ferienparadies für die Reichen dieser Welt. Schon mal den Namen Karim Aga Khan gehört? Genau dieser Prinz, milliardenschweres Oberhaupt der 15 Millionen Ismailiten, einer schiitischen Glaubensrichtung, investierte hier sein Geld. Nach dem Vorbild eines Fischerdorfes wurde in Porto Cervo rund um den Hafen ein Ensemble aus hübschen Häusern, Türmchen, Treppchen und Arkaden in sanften Farben und runden Formen geschaffen. Hier legen im Juli und August die größten und teuersten Edelyachten  der Welt an, danach sind die Liegeplätze auch wieder für uns arme Schlucker erschwinglich.

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06.07.2016 -Die Gallura

Am Samstagabend   treffen wir uns mit Wolfgang und Gisela in der Hafenpizzeria. Die Tische rundum sind von den Einheimischen besetzt. Lebhaft und laut wird über das bevorstehende  Fußballereignis diskutiert. Wir sind verhalten optimistisch, rechnen aber mit der „traditionellen“ Niederlage gegen die italienische Nationalmannschaft.

Dann ertönen auch schon die Nationalhymnen aus dem Fernseher und das Spiel beginnt.

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In der Pizzeria

Wie alle Fußballinteressierten wissen, geht es trotz Verlängerung unentschieden aus. Dann kommt das Elfmeterschießen. Trifft ein Italiener das Tor, fliegen die sardischen Arme in die Luft und Jubel bricht aus. Trifft ein deutscher Spieler, fliegen unsere Arme hoch und wir jubeln über den Treffer. Immer im Wechsel wird getroffen und verschossen. Die Spannung steigt ins Unerträgliche.

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Hier weiß er noch nicht, dass er den Elfmeter verschießt.

Dann kommt der entscheidende Treffer und Deutschland darf in die nächste Runde. Wir können es nicht glauben, rufen den Sarden  ein versöhnliches „Solo fortuna!“ zu und sie, sich in ihr Schicksal fügend, bestätigen mit: „Si, si, solo fortuna!“  Dann klopfen sie uns anerkennend auf die Schulter und reichen uns die Hände. Mein Nachbar, der mal einige Zeit in Bayern gearbeitet hat, sagt: „Hauptsache, Spanien, England und Frankreich haben uns nicht besiegt. Deutschland ist okay!“  Kein schräger Blick, kein böses  Wort. So geht der lange Fußballabend friedlich zu Ende.

Für den nächsten Tag haben wir bei Sardinya autonoleggio rent a car (www.autonoleggiosadrinya.it) für drei Tage einen Fiat Panda reserviert.  Für 186 Euro inclusive Vollkaskoversicherung und ohne Kaution können wir nun das Landesinnere erkunden.

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02.07.2016 – Umrundung beendet

Nach Caletta nähern wir uns mit großen Schritten der berühmten Costa Smeralda im Nordosten von Sardinien. In der Hochsaison von Juli bis August verlangen Häfen wie die Marina di Portisco, Porto Cervo oder Porto Rotondo Fantasiepreise, für die der Autor unseres Küstenhandbuches Italien für die 8. Auflage von 2011 die neue Preiskategorie 6+ einführen musste. Sie gilt für Yachten mit 12 m Länge, für die in der Hochsaison mehr als 100 Euro pro Übernachtung verlangt wird. Obwohl wir zwei Meter weniger zu bieten haben, wäre ein Hotelaufenthalt an Land preiswerter zu haben.

Nur im Notfall würden wir so hohe Hafengebühren bezahlen. Schließlich gehören wir nicht zu den Superreichen, die hier demnächst alle Häfen und Ankerbuchten verstopfen. Aber bei Sturm müssten wir natürlich in den sauren Apfel beißen und Zuflucht in einem Hafen suchen. Fraglich, ob dann allerdings ein Platz frei wäre, denn für die beiden nächsten Monate sind diese Marinas ausverkauft.

Es schadet jedenfalls nicht, schon mal die Bordkasse zu schonen. Da ruhiges Wetter ist, ankern wir 15 Seemeilen nördlich von Caletta in der nördlichen Ecke der Bucht Porto Brandinghi ein gutes Stück hinter einer englischen Superyacht mit eigener Wasserrutsche.

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Gleichheit für alle: In dieser Bucht liegen alle umsonst.

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28.06.2016 Zwischen Flachbildschirmen und Naturwundern

Gegenüber von Arbatax liegt – nur drei Seemeilen entfernt – die Marina di Baunei, auch Marina Santa Maria Navarrese genannt. Etwa auf halbem Weg erhebt sich der bizarre Steinhaufen „ Isolla dell´Ogliastra“ aus den glasklaren Fluten.

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Isolla dell´Ogliastra

Es stimmt, was Wolfgang und Gisela sagen: Santa Maria Navarrese ist richtig „kuschelig“. Die Marina liegt am Fuße steiler Hügel und Berge, die zum Nationalpark Gennargentu gehören.

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23.06.2016 – Bei Wind und Wetter an die Ostküste

Wenn man sich jeden Tag weiterbewegt, treten die Erinnerungen an die besuchten Orte ganz schnell in den Hintergrund. Gerade mal drei Tage sind vergangen, seit wir die Inselhauptstadt Cagliari verlassen haben, aber es ist schon so weit weg, als seien es drei Wochen. Das Gehirn setzt wohl Prioritäten und befasst sich mit dem, was gerade geschieht oder geschehen soll. Erst wenn ich wieder zu Hause in Hamburg sein werde, kehren die Erinnerungen zurück. Beim Staubsaugen oder auf dem Weg zur U-Bahn werden sie mir plötzlich wie kleine Blitze durch den Kopf schießen. Vielleicht denke ich dann bei Hamburger Schmuddelwetter an die grandiose Küste mit dem knallblauen Himmel vor Villasimius. Oder  ich sitze in der vollgestopften S-Bahn Richtung Altona und mein Gegenüber fragt sich, warum ich ihn so freundlich angrinse. Dabei muss ich gerade über das „französische“ Klo in Porto Corallo schmunzeln.

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„Französische Toilette“ in Porto Corallo

Allerdings scheint auf Sardinien nicht immer die Sonne!

Als wir am Montag Cagliari verlassen, ist der Himmel in der Ferne ziemlich grau. Der Wetterbericht verspricht allerdings ruhiges Wetter und so hoffen wir, dass sich die Wolken bald in Wohlgefallen auflösen werden. Doch das Grau wird immer grauer, je mehr wir uns der Südost-Ecke von Sardinien nähern. Schließlich beginnt es zu tröpfeln und kaum habe ich die Regenjacken und den Südwester aus den Tiefen der Backskiste gekramt, da schüttet es auch schon wie aus Eimern. Sicherheitshalber legen wir auch noch die Schwimmwesten an, doch der befürchtete Sturm bleibt aus. Ein paar Böen Stärke fünf von vorne und der Spuk ist vorbei. Wir freuen uns, dass unser Segel und der Mast auch mal eine Süßwasserdusche bekommen haben, denn der Salzgehalt des Mittelmeeres ist hoch und verwandelt unser Schiff regelmäßig in eine schwimmende Saline.

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Hinter dem Capo Boi ist das Wetter wieder schön

Als wir die schicke Marina Villasimius erreicht haben, trage ich ins Logbuch ein:

Tagesweg 20,1 Seemeilen; Gesamtmeilen 700,3.

Wir haben also seit Torrevieja fast 1300 Kilometer zurückgelegt und dabei so schöne, unverbaute Landschaften erlebt wie lange nicht mehr. Sardinien ist inzwischen die absolute Lieblingsinsel des Käptns, während ich mich nicht zwischen Mallorca und Sardinien entscheiden kann.

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Landschaft bei Villasimius

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Auf dem Weg nach Porto Corallo

Sehr unterschiedlich präsentieren sich allerdings die Marinas. Das betrifft sowohl die Ausstattung als auch die Preise, wobei das eine nicht unbedingt etwas mit dem anderen zu tun haben muss (vergleiche Sant´Antioco).

Klar, dass eine Marina wie Sant´ Elmo in Cagliari höhere Preise verlangt als Buggeru, wo man sich die Baggerarbeiten spart und wir wegen Versandung mitten im Hafenbecken festsaßen. Noch nicht einmal zur Toilette gehen konnten wir dort, während das Büro in Cagliari sogar Unterlagen an meine Kreditkartenabteilung faxen konnte. Inzwischen wurde nämlich tatsächlich die Kaution für das Unglücksauto auf Ibiza abgebucht. Bevor das Geld von meiner Bank zurückgeholt wird, muss ich entsprechende „Beweise“ vorlegen, die meine Ansprüche belegen. Dazu gehören der Beschwerdebrief an die Regierung der Balearen, das (makellose) Übergabeprotokoll und der Mietvertrag sowie eine Stellungnahme zum Vorfall mit meiner Unterschrift. Vom Mietwagen-Verleiher verlangt die Bank ebenfalls eine Stellungnahme, die innerhalb von 30 Tagen eingegangen sein muss. Wenn dies nicht erfolgt – wovon ich ausgehe – wird das Geld auf mein Girokonto zurückgebucht.

Die Marina in Villasimius ist bestens ausgestattet. Obendrein liegt sie auch noch in einer wunderschönen Umgebung. In der Nebensaison nimmt man dafür zivile Preise, doch in den nächsten beiden Monaten wird sich das drastisch ändern.

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Marina Villasimius

Info zur Marina Villasimius: Saubere Duschen und Toiletten in Stegnähe. Das Büro, ein Cafe, ein Restaurant, eine Apotheke und ein Minishop sind etwa 15 Minuten entfernt. Gutes Wifi an Bord. Waschmaschine und Trockner vorhanden. Die Liegegebühr betrug für uns 37 Euro. Duschen kostet zwei Euro extra. Im Juli/August müssten wir 65 Euro bezahlen.

Auch der nächste Hafen liegt inmitten einer schönen Landschaft. Doch die Marina Porto Corallo wirkt im Vergleich zu Villasimius wie ein hässliches Entlein. Der Knüller ist das bereits erwähnte Klo. Dazu gibt es im Container zwei enge Duschkabinen mit Vorhang. Der graue Kasten beherbergt noch immer die Sanitäranlagen und das Büro, obwohl ein neues Gebäude seit Jahren ungenutzt daneben steht. Ähnlich war das übrigens auch in der Marina von Calasetta.

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Der Container in Porto Corallo

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Der Wachturm. Es gibt auf Sardinien über 7000 „Nuraghe“, die über 3000 Jahre alt sind.

Info zur Marina Porto Corallo: Sehr einfache, aber saubere sanitäre Anlagen. Kein kostenloses Wifi. Pizzeria direkt am Hafen. Keine Einkaufsmöglichkeiten. Dafür haben wir aber auch nur 22 Euro Liegegeld bezahlt.

In Porto Corallo ist es mal wieder so weit: Deutschland spielt beim Europapokal gegen Irland!

Wir brauchen einen Flachbildschirm. Das Spiel wird doch wohl in der Pizzeria am Hafen übertragen werden. Schließlich sind eine Menge Schiffe unter deutscher Flagge hier, deren Crews sich kurz vor sechs Uhr zielstrebig auf den Weg zum Fußballgucken machen.

Doch das italienische Fernsehen überträgt das Spiel nicht. Und weder die Pizzeria noch das Restaurant beim nächsten Campingplatz haben „Sky“ gebucht. Enttäuscht wandern wir am Strand entlang und wollen am Ende der Badebucht in der Strandbar unseren Frust hinunterspülen. Da läuft doch tatsächlich das Spiel im Fernsehen! Das 1:0 von Gomez haben wir leider schon verpasst, doch die zahlreichen verpatzten Torchancen in der zweiten Halbzeit kriegen wir noch mit. Jedenfalls sind wir jetzt Gruppenerster. Es kann nur noch besser werden, oder? Und Italien muss schon mal gegen Spanien antreten! Ha, Ha!

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Strandspaziergang

Am nächsten Morgen benutze ich notgedrungen das Klo, die Dusche lasse ich aus, denn es geht zeitig los nach Arbatax in der Nähe von Tortoli. Die See ist spiegelglatt, kein Lüftchen weht. Seit dem Sommeranfang ist auch die Luft nicht mehr ganz so frisch und kühl wie bisher. Ich nutze das ruhige Wetter, um nach dem Frühstück Hausputz zu halten. Dann setze ich mich mit dem Laptop in die schattige Ecke im Cockpit und schreibe einen neuen Reisebericht. Irgendwann tanzt der Computer auf meinem Schoss auf und ab. „Was ist denn jetzt los?“ frage ich den Käptn. Es ist nach wie vor kaum Wind, aber viel Welle. Kaum habe ich das Laptop in Sicherheit gebracht, brist es bis zu fünf Bft auf. Von vorne, wohlgemerkt! Anima mea bockt wie Fury vor dem Wassergraben. Ich mache einen Kontrollgang durch Salon und Toilette, lege alles fest, was klappern oder verrutschen könnte. Leider vergesse ich, dass im Vorschiff die Luke „auf Ritze“ steht. Auch die Amica an Backbord turnt wie ein Korken über die Wellenberge.

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Die Amica an Backbord. Noch ist alles ruhig!

So geht das nicht weiter! Das Groß wird gerefft, die Genua ausgerollt und dann ein Kreuzschlag gemacht. Hoch am Wind geht es hinaus auf die aufgewühlte See. Dann machen wir die Wende in Richtung Capo Bellavista. Hinter dem Cap liegt die Marina Arbatax. Nun kommt die Hacksee fast von vorne. Alles knarzt und poltert während das Ziel nur langsam näher rückt und wir uns hoch am Wind durch die Wellen quälen. Damit das Trauerspiel ein rasches Ende findet, werfen wir zusätzlich den Motor an. Die Amica biegt kurz vor uns um das Cap herum. Endlich haben wir es auch geschafft. Nun kommen die Wellen wenigstens von der Seite. Als wir in den Hafen einlaufen, liegt die Amica schon an der Tankstelle. Wir bunkern ebenfalls neuen Diesel, dann legen wir uns längsseits an einen Ponton. Der Wind ist wie weggeblasen und die Sonne scheint. Zum Glück, denn mein Bett im Vorschiff ist ganz schön nass geworden. Nachdem die Bettdecke, die Kissen und die Matratze auf dem Deck verteilt sind, gehe ich zur Anmeldung. Auf der Amica gibt es ein „Rohrproblem“. Die Toilette leidet unter Verstopfung und muss repariert werden. Aber Gisela als gelernte Ingenieurin für Schweißtechnik wird es wohl wieder hinbiegen.

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Capo Bellavista

Auch die Marina Arbatax gefällt uns sehr gut. Am nächsten Tag wird zu günstigen Preisen Waschtag gehalten. Dann leiht mir Wolfgang sein Bordfahrrad und ich fahre mit Gisela zum Einkaufen in den Ort. Hier in der Nähe der Marina gibt es allerdings auch einen kleinen Laden. Dann wollen Wolfgang und Gisela zum Baden an den Strand. Sie laden Heinz ein, in ihrem Schlauchboot mitzufahren. Nun kann ich in Ruhe „meinen Kram“ erledigen. Als die drei wieder zurückkehren, gibt der Außenborder von Wolfgangs Schlauchboot den Geist auf. Wenn einmal der Wurm drin ist! Das Rohrproblem haben die beiden bis in die späte Nacht gelöst und nun das! Doch vielleicht haben sie doch noch Glück im Unglück. Die letzte Inspektion hat Wolfgang nämlich genau hier machen lassen. Er hat den Schaden sofort reklamiert. Mal sehen, wie schnell der Mechaniker kommen wird….

Info zur Marina Arbatax: Die Anlagen wirken sehr gepflegt. Es gibt mehrere großzügige Duschkabinen mit reichlich Haken und Ablagen. In jeder Toilette ist ein Bidet eingebaut. Mir gefällt, dass man hier sehr umweltbewusst ist. Im Büro erhält man Beutel für die Mülltrennung und wird auch nachdrücklich gebeten, dies zu beherzigen. Auch der Wasserverschwendung wird entgegengewirkt. Für die Dusche bekommt man einen Schlüssel, der ein Warmwasserdeposit von drei Euro enthält. Steckt man ihn in einen Schlitz, springt ein Zähler an. Wer meint, stundenlang duschen zu müssen, muss nachkaufen. Für die Waschmaschine braucht man einen Chip, der fünf Euro kostet, der Trockner muss mit einem drei-Euro-Chip gefüttert werden. Das Waschpulver ist auch dabei. In Villasimius kostete Wäsche waschen sieben Euro! Wifi: Eine Stunde kostenlos, danach muss man bezahlen. In der Marina befindet sich auch ein Restaurant.

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Die Marina Arbatax11.IMG_1820