Die Currywurst und auch die Pommes können wir weiterempfehlen! Allerdings werden sie in dem kleinen Lokal „La Plaza“ und nicht, wie fälschlicherweise berichtet , im „La Casa“ serviert. An der Theke steht Roya, eine Deutsche mit persischem Vater. In der Küche steht ihr englischer Freund am Herd. „Frank macht das schon!“ sagt Roya, als wir ihr von unserem Motorproblem erzählen. Lecker getröstet und mit Franks Worten „Ich tippe auf die Einspritzdüsen“ im Hinterkopf gehen wir am ersten Abend in Almerimar recht zuversichtlich zu Bett.
Am nächsten Tag macht sich Frank an die Arbeit. Düse 1 wird mitsamt der zugehörigen Unterlegscheibe ausgebaut und in ein leeres Gurkenglas gelegt. Düse 2 und 3 ebenso. Bisher ist nichts Auffälliges zu erkennen. Doch was ist das? Frank pult Düse 4 heraus, doch da ist keine Unterlegscheibe! Und diese Düse ist schwarz vor Dreck! Dieser Einbaufehler geht auf das Konto von Mat, „unserm Monteur“ in Plymouth. Wir können es nicht fassen! Doch gleichzeitig keimt Hoffnung auf. Vielleicht liegt es tatsächlich an den Einspritzdüsen.
Nun heißt es wieder warten. Frank bringt die Düsen zu Bosch. Am nächsten Tag teilt er uns mit, dass die Düsenköpfe erneuert werden müssen.
Wir müssen noch weitere zwei Tage warten, bis Frank die Düsen bei Bosch abholen kann. Jetzt fehlt „nur“ noch die Unterlegscheibe. Dazu braucht Frank die Motornummer, worauf alle vier Scheiben neu in Murcia bestellt werden. Einen Tag später hat Frank auch diese Ersatzteile. Doch wieder heißt es: Geduld, Geduld! Frank ist ein vielbeschäftigter, sehr gefragter KFZ-Meister. Auch andere Schiffseigner warten sehnsüchtig auf seine Dienste. Zum Beispiel solche Mega-Yachten wie die „Little Taiba“ aus Kingstown/St. Vincent. Jedes Jahr kommt sie aus der Karibik nach Almerimar. Wir vermuten, um hier die Hurrikan-Saison zu verbringen. Doch jetzt hat auch sie ein Motorproblem, das Frank beheben soll.
Mega-Yacht aus der Karibik
Mittlerweile haben wir Donnerstag, und wir sind nah an einem Hafenkoller. Und auch das noch: Einem aufziehenden Gewitter folgt kräftiger Regen. Völlig ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit.
Dem Regen folgt Starkwind. Endlich aus Westen, aber eben viel zu heftig. Der Windmesser zeigt bis zu sieben Bft. Anima mea zerrt und zieht an der Mooringleine. Ihr Bugspriet kommt der Mauer gefährlich nahe. Wir müssen die Achterleine dichter holen. Das geht bei diesem Winddruck nur über die Winsch. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, das dicke Tau über die Winsch zu ziehen.
Der Westwind ist unangenehm kühl und pustet voll in unser Cockpit. Wann haben wir das letzte Mal gefroren? – Schnell wird die Kuchenbude aufgebaut! Schön geschützt beobachten wir die Flugkünste der Seeschwalben. Trotz der Sturmböen schaffen sie es, in der Luft auf der Stelle zu stehen. Das aufgewühlte Wasser im Blick, stürzen sie sich plötzlich kopfüber hinein, um postwendend mit einem kleinen Fisch im Schnabel wieder hochzuschießen. Haben die Röntgenaugen?
Anders herum macht es der große Fisch, der hier im Hafenbecken seine Kreise zieht. Plötzlich schnellt er aus dem Wasser hoch, springt wie ein Delfin zwei, drei oder viermal in die Luft, während er zwischen den Sprüngen mit einem lauten „Klatsch!“ in den Fluten verschwindet. Reine Lebensfreude oder Fliegenjagd? Wir finden es nicht heraus.
Wenn die Segler lieber im sicheren Hafen bleiben, kommt die Zeit der Kitesurfer. Vor der Kulisse der Bergketten und dem flächendeckenden „Mar del Plastico“ (Gewächshäuser aus Plastikfolien) sausen sie unermüdlich über die Wellen.
Der Sturm jault, faucht und heult in den Wanten. Er zerrt und reißt an der Takelage der Boote. Die Hafenmusik erfüllt die Luft mit Klimpern, Klirren und Klötern. Weiße Schaumkronen überziehen das aufgepeitschte Meer. Wir schieben Lage im Hafen! Der Käpt´n schläft schlecht, weil er sich Sorge um die Leinen macht.
Bei einem Spaziergang durch den Hafen entdecke ich das „nauticmobil“ bei der Bootswerft. Frank meint, dass er am Sonntag Zeit für uns hat.
Uns fällt langsam die Decke auf den Kopf! Beim Hafenmeister liegen Prospekte von „kisacar“ in Almeria aus. „Wherever you are, you will have your car“ lautet das Motto der Firma mit dem Katzenkopf auf Rädern. Die Mietwagen sind nicht ganz billig. Wenn man ein Auto für mindestens vier Tage mietet, werden die 30 Euro Zustellgebühr erlassen. Unsere Gribs sagen, dass der Wind noch bis Dienstag anhält. Also bestellt der nette japanische Hafenmeister für uns einen Fiat Punto, der am Freitag um zehn Uhr am Hafenbüro angeliefert wird. Der junge Mann von kisacar sieht sehr spanisch aus und spricht perfekt deutsch. Er verrät uns, dass sich seine deutsche Mutter während eines Urlaubs in den 80igern in seinen spanischen Vater verliebt und ihn später geheiratet hat.
Dann starten wir zu unserem ersten Ausflug. Über die Autovia del Mediterraneo fahren wir an Almeria vorbei nach Nijar. Der hübsche Ort, bekannt für seine Handwerkskunst, liegt am Rande der Sierra Alhamilla. Von hier aus folgen wir einer in unserem Reiseführer „Spanien (National Geographic Traveller)“ beschriebenen Tour durch den Parque Natural Cabo de Gata-Nijar.