04.08.2013 – Tatütata!

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön….

Na ja, jetzt wird es langsam wieder  schön und lustig, aber es kann manchmal auch aufregend werden! Nachdem wir nach einem netten Abend mit der Wadje-Crew Dordrecht verlassen hatten und uns an der nächsten Brücke zwecks Öffnung in Wartestellung begaben, näherte sich eines der ebenfalls wartenden Schiffe. Der holländische Skipper rief uns zu, dass er gerade über Funk eine Unwetterwarnung aufgefangen hatte. Also kehrten wir wieder zum Hafen zurück und machten vor der kleinen Brücke vor der Hafeneinfahrt fest. Auch einige andere Boote flüchteten hierher, denn bedrohliche Gewitterwolken zogen in kürzester Zeit am Himmel auf, um bald, begleitet von Blitz und Donner, ihre Fluten auf uns herunter zu schütten. Nach 1 ½ Stunden war der Spuk vorbei und am Nachmittag machten wir in Willemstad im Jachthafen „De Batterij“ bei strahlendem Sonnenschein fest. Hier – in diesem ebenfalls hübschen Festungsstädchen –  endet offiziell die „Staande Mastroute“.

Abschied in Dordrecht

Abschied in Dordrecht

Am nächsten Tag ging es durch die Volkeraksschleuse  ins Volkerak, dann durch die Krammerschleusen in die Gewässer Zijpe, Mastgat , Keeten und Oosterschelde, wo uns an Steuerbord die Seelandbrücke grüßte. Hier hatten wir früher einige Male  schöne Kurzurlaube in Zieriksee verbracht. Erinnerungen, die 35 Jahre zurücklagen, wurden wach. Damals hätten wir nicht im Traum daran gedacht, auf eigenem Kiel hier unterwegs zu sein! Dann bogen wir auch schon rechts ab ins Veerse Meer, wo wir beim WSVW Wolphaartsdijk am „Passantensteiger“ (Warteplatz für Besucher) längsseits gingen.

Inzwischen hatten wir Montag, den 29. Juli. Gegen Mittag legten wir ab Richtung Walcherenkanal. Eine Schleuse und fünf nervige Brücken (Es dauerte!!!), dann waren wir in Vlissingen. Beim V.V.W. „Schelde“ direkt hinter der Keersluisbrug war es – wie immer- sehr voll und wir mussten mit einem Dreierpäckchen Vorlieb nehmen. Nun wollten wir erst mal ein wenig ausruhen. Gute Entscheidung, denn am Dienstag entwickelte sich ein Sturm, der in Spitzen 8 Bf erreichte. Auch am nächsten Tag blieben wir noch. Heinz tat unserem braven Motor etwas Gutes und machte einen Ölwechsel, ich füllte den Proviant beim Supermarkt „Jumbo“ auf. Am ersten August ging es dann durch die Seeschleuse in Vlissingen hinaus auf die Westerschelde. Zuerst querten wir das Verkehrstrennungsgebiet mit Südkurs, dann zogen wir in Küstennähe mit einem Strom von Segelyachten in Richtung Zeebrügge, unserem anfänglichen Ziel. Doch Wind und Strom entwickelten sich zunehmend günstig für uns und mit Rauschefahrt von bis zu 7,3 Knoten entschieden wir uns, bis Oostende zu laufen, wo wir um 17.30 Uhr vom Hafenmeister des Royal North Sea Yacht Club an die Boje 33 gelotst wurden, an der wir achtern festmachten. Hier lagen wir nun, „eingequetscht“ zwischen einer Jeanneau 43 DS und einer X-Yacht 42. Am späten Nachmittag machten wir einen Landgang, obwohl Heinz über leichtes Unwohlsein klagte.

Wir bummelten durch das belebte Seebad Oostende. Hier war ich in den 60iger Jahren sehr oft mit meinen Eltern gewesen, da hier belgische Freunde wohnten. Hier hatte ich die Nordsee zum ersten Mal gesehen. Hier gab es stets was Leckeres zu essen, vorzugsweise Seezunge, frisch gefangen. Und natürlich Fritten, noch besser als in Holland. Die belgische Küche ist schon sehr französisch, aber etwas deftiger. Die Kathedrale glühte in alter Pracht im Abendsonnenschein und ich überredete Heinz zu einem Abendessen bei „Petrus“ direkt unter der prächtigen Kirche. Obwohl Heinz nicht der Fischesser ist, entschloss es sich für einen Krabbensalat, ich – natürlich – für Seezunge. Es schmeckte köstlich!

Guter Dinge schlenderten wir zu unserer Anima mea zurück, die das Auf und Ab von Ebbe und Flut im Hafenbecken übte. Doch in der Nacht  überfiel Heinz Übelkeit und Schwindel. Am nächsten Morgen konnte er sich kaum auf den Beinen halten. Er blieb erstmal in der Koje, den Spuckeimer in der Nähe. Ich ging schnell zum Duschen.

Als ich zurückkam, ging es dem Skipper noch nicht besser, trotzdem wollte er zum Duschen. Ich packte  die am Vorabend eingeweichten Poloshirts in eine Plastiktüte, um sie im Waschhaus auszuspülen. Auf  mich gestützt, schleppte sich Heinz dann vom Schiff herunter über den endlos erscheinenden Steg die Gangway hinauf ins Waschhaus, wo er in der Dusche verschwand und sich mehrmals übergeben musste. Dann kam er – trotz Bräune- kreidebleich, mit kaltem Schweiß auf der Stirn heraus. Mir und dem Hafenmeister wurde es angst und bange. Der Hafenmeister rief kurz entschlossen den Rettungsdienst, der kurz danach mit „Tatütata“ eintraf. Heinz kam auf die Bahre, ich mit (tropfender) Plastiktüte auf den Beifahrersitz. Dann ging es mit „Tatütata“ ins Krankenhaus. Blutuntersuchung, EKG und CT folgten, doch Gott sei Dank wurde weder Herzinfarkt noch Schlaganfall diagnostiziert. Es war wohl die Hitze und der Magen (Vielleicht die Krabben?).

Ein Taxi brachte uns mit (noch immer tropfender) Plastiktüte zurück zum Hafen. Gut, dass der Pfleger Heinz noch eine Brechschale in die Hand gedrückt hatte, sonst wären Reinigungskosten für das Taxi angefallen. So kostete es incl. Trinkgeld 10 Euro, dann war Heinz froh, wieder in seine Koje zu kommen. Nach der Einnahme von „MCP-Tropfen“ besserte sich sein Zustand allmählich, so dass wir heute unseren Törn in Richtung Frankreich fortsetzen können. Wir hoffen auf eine schöne, lustige Seefahrt!

19.07.2013 – Vom Markermeer nach Amsterdam

19.07.2013 – Vom Markermeer nach Amsterdam

Heute war ich bei Dirk! Natürlich nicht bei meinem Schwiegersohn sondern bei Dirk van den Broek, einem Einkaufsparadies hier um die Ecke vom Jachthafen Aeolus in Amsterdam.
Heute Morgen haben wir um 10:10 Uhr den Jachthafen „Het Galgenveld“ (WSW „De Zeevang“) bei wunderbarstem Segelwetter verlassen. Dieser Jachthafen bekommt von uns fünf Sterne: Stern Nr. 1 für seine schöne Lage am Oorgat, dem Zugang zum Markermeer und wegen der Nähe zum Städtchen Edam, das viel Käse hat, aber überhaupt nicht Käse ist. Stern Nr. 2 für die gut durchdachten, komfortablen Sanitäranlagen. Stern Nr. 3 für den freundlichen Hafenmeister, der dafür sorgt, dass alles pikobello in Ordnung ist. Stern Nr. 4 für das sehr moderate Hafengeld: 13 Euro pro Übernachtung incl. Strom und Wasser, 0,50 Euro für die Dusche, kostenloses Internet. (Im Compagnieshafen Enkhuizen haben wir 21,50 Euro pro Nacht hinblättern müssen, dazu 1 Euro für die Dusche und 50 Cent für Strom!) Stern Nr. 5 vergeben wir für den kostenlosen Fahrradverleih beim Hafenmeister. Wir hätten den fünf Sternen sogar noch ein Plus hinzugefügt, wenn nicht Heinz Fahrrad einen Schaden an der Gangschaltung gehabt hätte. So musste der Kapitän ständig im ersten Gang fahrend das Fischerdorf Volendam – es gehört zur Gemeinde Edam – ansteuern. Das war einigermaßen mühsam und hat sich leider überhaupt nicht gelohnt! Ich sage nur: Rüdesheim/ Drosselgasse am Markermeer! Busladungen von asiatischen, südamerikanischen und sonstwoherkommenden Touristen, die dort auf die Schnelle Kibbeling (gebratene Fischstückchen) und Softeis in sich hineinstopfen und als Andenken in einem der gefühlt tausend Fotostudios für ein Porträt in holländischer Tracht posieren. Der Kapitän bekam einen regelrechten Panikanfall und beschleunigte seine Fahrt dermaßen, dass ich – im dritten Gang- kaum folgen konnte!

Nun liegen wir hier in der Großstadt. Nicht im bekannten, stets überfüllten Sixthafen, sondern etwas entfernt davon, aber auch „aan de noordkant van het binnen Ij“. Der Jachthafen Aeolus ist ebenfalls preisgünstig (12,50 Euro pro Nacht alles incl., Dusche 50 Cent), gepflegt und für eine Großstadt und für Freitagabend sehr ruhig. Freitags sind die Niederländer nämlich oft außer Rand und Band. Dann trinken sie sich einen, fahren in Gruppen auf ihren kleinen Booten durch die Kanäle, lachen, reden und singen laut und freuen sich, dass die schwere Arbeitswoche zu Ende und das Wetter noch immer schön ist. Na ja, und dann liegt um die Ecke eben noch Dirk. Da werden wir uns kostengünstig verproviantieren, bevor wir weiterziehen. Doch vorher schauen wir uns morgen das quirlige Amsterdam an.

Die Constellation neben dem Concert Gebow

Kibbeling für Christine

Zurück aus dem Einkaufsparadies

Gedränge in der Oranjesluis vor Amsterdam

Leuchtturm auf der Insel Marken, Markermeer

Edam-Jachthaven „Het Galgenveld“

Der Käsemarkt in Edam

Volendam

17.Juli 2013 – Mit stehendem Mast durch die Niederlande

17.Juli 2013 – Mit stehendem Mast durch die Niederlande

Und schon gibt es wieder einen Grund dafür, dass es besser war, unseren Törn nicht 2012 sondern erst in diesem Jahr zu machen: Das Wetter!

Seit Brunsbüttel haben wir praktisch keinen Regen mehr gehabt und seit Tagen kommen wir uns vor wie am Mittelmeer. Strahlend blauer Himmel, angenehme Wärme aber leider kaum Wind und wenn überhaupt, aus der falschen Richtung. Darüber wollen wir aber nicht klagen, denn auf der „Stehenden Mastroute“ gibt es ohnehin kaum Möglichkeiten zu segeln. Nun sind wir in Enkhuizen und haben schon die halbe Strecke zurückgelegt. Am 9.7. sind wir von Borkum nach Delfzijl die Ems hinunter gefahren, und um 13.00 Uhr bei der Einfahrt in den Seekanal hisste der Kapitän die niederländische Gastflagge. Im gepflegten Jachthafen „Neptunus“ machten wir fest. Am nächsten Tag wurde Wäsche gewaschen,  auf dem Markt eingekauft und Diesel für das Eiserne Segel getankt. Am 11.7. ging´s dann um 10.20 Uhr durch die Schleuse in Delfzijl in Richtung Groningen. Sieben Brücken mussten auf dem Weg dorthin für uns geöffnet werden, so dass die 15 Seemeilen lange Kanalfahrt vier Stunden dauerte. In Groningen machten wir im Oosterhaven mitten in der Stadt neben der SY Timpetee fest. Dieses Schiff machte von 2011 bis 2012 einen ähnlichen Törn, wie wir ihn uns vorstellen. Nun lagen wir neben ihr und wir sind sicher, dass Anima mea viele neugierige Fragen an die erfahrene Nachbarin gestellt hat. Wir konnten uns leider nicht mit der Crew unterhalten, da diese, wie wir erfuhren, nach Hause nach Bremerhaven gereist war. Viele Grüße von uns an das junge Paar! Unsere Grüße an Lisa im Cafe „Peter Pan“ konnten wir auch nicht ausrichten, da sie bereits bei ihren Eltern in Dänemark an Bord der „Svanemeer“  gegangen war (Wir hatten die Eltern in Brunsbüttel kennengelernt). Wir erkundeten die quirlige Universitätsstadt Groningen bei einem Stadtbummel und genossen seit langer Zeit wieder mal echte holländische Pommes an einer Frittenbude. Als sich am nächsten Morgen um 9.00 Uhr die in unserer Sichtweite liegende Trompbrug öffnete, warfen wir die Leinen los und folgten dem Pulk von Schiffen hinaus aus Groningen. Die drangvolle Enge in den Kanälen war gewöhnungsbedürftig, aber es war eine bezaubernde Tour durch die Wasserwege der Stadt.

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