Bonjour! Vorgestern sind wir nach 9 Stunden und 25 Minuten gut in Frankreich angekommen. Anfangs hatten wir guten Wind, doch leider fast von vorne, so dass wir zunächst wieder unseren Motor anschmeißen mussten. Auf halber Strecke erfolgte bei den „ Minquiers Inseln“, die bei Flut weitgehend von Wasser bedeckt und rundum von Grundseen umgeben sind, eine Kursänderung, nach der endlich gesegelt werden konnte. Doch nach einer Stunde schlief nach und nach der Wind ein. Um die richtige Strömung beim Einlaufen nach Saint Malo zu erwischen, mussten wir schneller werden, so dass das „Eiserne Segel“ wieder ran musste. Als wir um 17:45 Uhr vor dem Sill an der Hafeneinfahrt des Yachthafens Bas-Sablons ankamen, zeigte die Wasserstandsanzeige auf der Hafenmauer 1,7 m an. Bis die für uns erforderlichen 3,6 m erreicht waren, gingen wir an eine der beiden weißen Wartebojen .
An der Warteboje
Mittlerweile hatte der Westwind wieder ordentlich aufgefrischt, aber an der Ostseite des Visitor-Pontons waren noch Plätze frei. Eine sehr „schwellige“ Angelegenheit, wie sich bald herausstellte. Anima mea tanzte trotz ihrer sieben Tonnen Gewicht bis zum nächsten Morgen wie ein Korken und wir tanzten mit. Gut, dass wir beide nicht seekrank werden. Hier wäre es sicher passiert. Eines unserer Weingläser überlebte die Schaukelei leider nicht. Während wir im Hafenbüro 31,50 Euro (ohne Internet) pro Nacht bezahlten, stürzte es vom Kartentisch. Wir hoffen, die Scherben bringen Glück, denn mir steht noch ein unangenehmes Rendez-vous bevor. Nein, nein! Es handelt sich nicht um einen französischen Kavalier sondern um einen Termin (franz. rendez-vous) beim Zahnarzt. Denn das ist der eigentliche Grund, dass wir nach Saint Malo gefahren sind, obwohl wir von Jersey aus schon einmal mit unserem „Freund“ Condor hier waren.
Auch in unserem Hafen herrscht ein gewaltiger Tidenhub
Auf der Insel Jersey waren wir ja nur halb so lange wie auf Guernsey. Die beiden Inseln sind wirklich sehr unterschiedlich. Die Hauptstadt St Helier, nach einem Eremiten benannt, ist sehr „busy“, hat rund um die Häfen viele Geschäfte und Banken sowie moderne Wohn- und Geschäftshäuser. Wir lagen ja im „Albert Harbour“ direkt in der Innenstadt. Hierher strömen die Visitor-Yachten aus allen Himmelsrichtungen. Als wir ankamen, waren fast alle Plätze mit Halberg Rassys belegt, die am nächsten Tag wieder ausliefen. Doch dann folgte eine wahre Invasion französischer Boote, die eine Regatta gemacht hatten. Zuletzt war der Hafen regelrecht zugeparkt. Zwischen den Pontons reihten sich die Päckchen, so dass man von einem Ponton zum nächsten über die Schiffe laufen konnte. Gott sei Dank hatten wir eine Box und blieben unbehelligt.
Nach der Rassy-Vereingung kamen die Franzosen
Zunächst versorgten wir uns bei „Marcs & Spencer“ mit den Köstlichkeiten Jerseys .
Alles auf Jersey gewachsen!
Dann unternahmen wir einen langen Spaziergang entlang der St Aubin´s Bucht zwischen St Helier und St Aubin. Dabei bummelten wir zunächst durch den zweiten großen Yachthafen, die Elisabeth Marina, deren Umfeld uns an Hamburgs moderne Hafencity erinnerte.
Elisabeth Marina
Doch im Gegensatz zum Hamburger Hafenwasser hatte das hier eine traumhaft türkisgrüne Farbe. An der Oberfläche zogen gemächlich schwimmende Fische ihre Bahnen und genossen bei ihren Stopps das wärmende Sonnenlicht .
Stillleben im Hafenwasser
Hier wie dort jedoch bewohnen wohlhabende Menschen die schicken Flats, beziehen ihre Unterkunft in teuren Hotels und nehmen einen Drink auf den Terassen der Bars und Restaurants, wobei es sich in St Helier überwiegend um reiche Briten handelt, deren luxuriöser, lockerer Lebenstil überall spürbar ist.
Von der Marina aus eröffnete sich schon der schöne Blick auf die geschwungene St Aubin´s Bay. Das Niedrigwasser hatte den „castle causeway“ zum Elisabeth Castle freigelegt und viele Menschen strömten zu der königlichen Burg aus dem 16. Jahrhundert.
Castle Causeway zu Elisabeth Castle, St Aubin´s Bay
Bei Hochwasser fahren auch Boote auf Rädern dorthin. Zur Zeit wurden sie aber nicht benötigt und parkten am Strand.
Boote auf Rädern
Am Ende der Bucht kam St Aubin´s Fort in Sicht, das den Hafen von St Aubin zur Meerseite hin abschirmt.
St Aubin´s Fort
Im hübschen Ort machten wir eine Pause auf der Terasse eines Hafenrestaurants.
Hafen von St Aubin
Nach dem langen Marsch schmeckte der Pimms mit frischen Erdbeeren, Gurke und viel Minze besonders gut. Um uns herum viele gutgelaunte Menschen, die oft sektkühlergroße Glasgefäße mit dem köstlichen Getränk geordert hatten und so den Nachmittag bei Sonnenschein und Hafenblick genossen.
Pimms
Nach unserer Rückkehr waren wir rechtschaffen müde und beschlossen, als Nächstes eine Busfahrt zu unternehmen. Rundreisen mit dem Bus sind hier leider nicht möglich, so dass wir mit einem Tagesticket die längst mögliche Busfahrt entlang der St Aubin´s Bay an der Westküste hoch bis zur Bucht Greve de Lecq Barracks im Norden und dann durchs Landesinnere zurück nach St Helier unternahmen.
Die Bucht Greve de Lecq Barracks. Die Fischer ziehen ihre Boote mit dem Traktor an Land.
Fazit am Ende unseres Aufenthalts auf den Kanalinseln:
Nicht nur Jersey selbst , auch alles andere, die Buchten, die Häuser, der Luxus, die Geschäftigkeit sind größer als auf Guernsey, das für unseren Geschmack mehr Charme besitzt und daher nach Sark und Herm auf Platz drei der Favoritenliste steht. Allerdings hatten wir nicht so viel Zeit, um Jersey intensiver zu erkunden, zumal am Montagmorgen beim Frühstück ein kleines Unglück passierte. Das mutmaßliche Steinchen in meinem Frühstücksbrot entpuppte sich nämlich als Zahnstückchen. Dann verspürte ich plötzlich ein „riesiges“ Loch dort, wo ein Backenzahn hätte sein müssen. Dabei war ich vor unserer Abreise noch zur Kontrolle und professionellen Zahnpflege beim Zahnarzt gewesen! Ich suchte sofort einen „Dentist“ in St Helier auf, der mir bestätigte, dass sich ein „irreparables“ Loch aufgetan hatte, das notdürftig abgedichtet wurde. Das Honorar über 45 Pfund für diese Notfallbehandlung würde mir meine Reisekrankenversicherung zurückerstatten. Doch eine grundlegende Sanierung kam auf den Kanalinseln nicht in Frage. Die europäische Krankenversicherungskarte gilt hier nicht. Die staatliche Beihilfe (wie in meinem Fall) würde nur den Anteil der Kosten, die denen in Deutschland entsprechen übernehmen. Hier aber sind die Arzthonorare sehr hoch, weshalb mir von der Beihilfestelle geraten wurde, nach Frankreich zu reisen, um dort die Behandlung durchführen zu lassen.
Und deshalb habe ich um 15.30 Uhr ein „Rendez-vouz“ bei Dr. Oliver im Stadtteil St Servan, auf das ich mich nicht besonders freue. Drückt mir die Daumen!
Saint-Servan an der Mündung des Flusses Rance. Der Turm Solidor (14. Jahrh.) beherbergt das Kap-Horn-Fahrer Museum .