27.05.2014 Eine Strandwanderung auf Guernsey

Gestern war Spring Bank Holiday, ein Feiertag, mit dem hier wahrscheinlich der Frühling verabschiedet wird. Ein Grund für uns, bis heute auf Guernsey zu bleiben, denn an dem dadurch verlängerten Wochenende war viel Betrieb in den Häfen der Kanalinseln zu erwarten und unser Nachbar aus Fallmouth riet uns, lieber noch zu bleiben.

Wie schön, dass vorgestern herrlichstes „Kaiserwetter“ war und wir die weitere Umgebung der Beaucette Marina erkunden konnten.

Der Norden von Guernsey hat im Gegensatz zu den Steilküsten im Süden flache Küsten mit ausgedehnten Sandbuchten. Durch Granitzungen werden diese Buchten voneinander getrennt. Es gibt hier viele kleine Seen, die durch stillgelegte Granitsteinbrüche entstanden sind. Nur einer von ihnen wurde in einen Hafen umgewandelt, und der ist jetzt die Beaucette Marina.

Anima mea zwischen Motorboot Pelican Dawn und Bavaria 36 Lollipop

Seit dem zweiten Tag unserer Ankunft liegen wir an diesem Steg in der Beaucette Marina

Zunächst wanderten wir westwärts auf dem Küstenpfad zum Fort Doyle, benannt nach Lieutenant Governor Doyle. Guernseys Küste ist gespickt mit Forts und Wachtürmen, den sogenannten Martello-Türmen, die feindliche Angriffe der Franzosen abwehren sollten. Dazwischen finden sich überall Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, eine Hinterlassenschaft der Deutschen, deren Invasion leider nicht zu verhindern war. Gott sei Dank fallen diese hässlichen Bauten zwischen den Granitfelsen nicht allzu sehr auf, zumal sie oft von Teppichen aus Mittagsblumen oder anderen rankenden Pflanzen überwuchert werden.

Am Ende der Fontenelle Bay kam schon das nächste Fort in Sicht: Fort Le Marchant.

Fort Marchant

Fort Le Marchant

Von hier aus eröffnete sich eine sagenhafte Aussicht auf die steinige Ancresse Bay und die daran anschließende sandige Pembroke Bay.

Blick von Fort Marchant auf einen Wachturm und die Pembroke Bay

Blick auf die Ancresse Bay (im Vordergrund), dahinter ein Martello-Turm und der Strand der Pembroke Bay

Der Strand war übersät von den kringeligen Häufchen der Wattwürmer, dazwischen kleine, wie ausgestanzt wirkende Sandnäpfchen.

Wattwurmmuster

Die Heimat der Wattwürmer

Des Rätsels Lösung: Wattwürmer leben in einer U-förmigen Röhre, die einen Ein- und einen Ausgang zur Oberfläche hat. Während der Wurm an dem einen Ende der Röhre mit seiner Rüsselschnauze den Sand in sich hineinsaugt, um Nahrung heraus zu filtern, entsteht das Näpfchen. Am anderen Ende kommt der „verdaute“ Sand als Kothäufchen wieder zum Vorschein. Alle 40 Minuten muss der Wattwurm aufs Töpfchen und verarbeitet dadurch jährlich 25 kg Sand. Ein so bemerkenswerter Beitrag für den Umweltschutz ist es doch wert fotografiert zu werden!

Danach ging es auf Vogeljagd. Natürlich nur mit der Kamera! Die putzigen Kerlchen, die im Spülsaum eifrig nach Futter suchten, identifizierte ich als Alpenstrandläufer. Wer es besser weiß, darf mich gerne aufklären!

Sind das Alpenstrandläufer?

Sehen doch aus wie Alpenstrandläufer, oder?

Am Ende der Pembroke Bay entdeckten wir das Clubhaus des Royal Guernsey Golfclubs.

Royal Guernsey Golfclub Green L´Ancresse

Das gepflegte Green des Golfclubs

Wir verließen den Strand und machten uns auf die Suche nach dem La Varde Dolmen, den wir in der Nähe von Loch 17 aufspürten. Dieses 5000 Jahre alte Ganggrab ist so lang wie unser Schiff (10 m) und der größte Dolmen von Guernsey. Der größte Deckstein wiegt 10 Tonnen! (Unser Schiff wiegt vollbeladen um die 8 Tonnen) Wie haben die Menschen das damals geschafft?

Grabkammer im La Varde Dolmen

Mit der Taschenlampe wird der La Varde Dolmen inspiziert.

Dann wanderten wir den grünen Hügel, auf dem sich das Grab befindet, hinunter zur Bucht Le Grand Havre. Unterwegs fand Heinz am Rande des Greens einen einsamen Golfball. Ein originelles Souvenir, das nun in der Schatzkiste im Schapp ein neues Zuhause gefunden hat.

An dieser großen, steinigen Bucht endete früher Guernsey, das ursprünglich aus zwei Inseln bestand: Clos du Valle und Guernsey. Und nun kommt wieder Monsieur Doyle ins Spiel! Er ließ nämlich 1805 den Graben zwischen den beiden Inseln zuschütten und vergrößerte damit das Territorium. Die Gemeinde bzw. das Kirchspiel (parish), in dem sich die Beaucette Marina befindet, heißt wahrscheinlich in Erinnerung an die ehemalige Insel , Parish Valle.Le Grand Havre

Die Bucht Le Grand Havre

Nach einer kurzen Rast am windgeschützten Strand wanderten wir noch ein paar Buchten weiter und erwischten schließlich am Busstop „Cobo Bay“ den passenden Bus, der uns zum Hafen zurückbrachte.

 

 

 

23.5.2014 – Sark

Isle of Sark – A world apart

Sark?

Es gibt so viele berühmte Inseln auf der Welt, die jeder kennt. Grönland, Mallorca, Teneriffa…Fehmarn…

Aber Sark?

Kannte ich früher auch nicht, bis ich Anfang des Jahres kurz vor unserer Abreise noch mal schnell zur Vorsorgeuntersuchung zu meinem Hautarzt nach Ahrensburg fuhr. Bei Herrn Rüpke macht das Warten im Untersuchungszimmer immer richtig Spaß, denn auf seinem Computerbildschirm auf dem Schreibtisch laufen in einer Endlosschleife ausgewählte Fotos seiner letzten Urlaubsreise. Eines dieser Fotos faszinierte mich besonders. Es zeigte eine schmale, rampenartige Straße. Links und rechts felsige, grüne Abgründe, die in knallblaues Meer stürzten. Wo konnte das sein? Zu meiner großen Freude erfuhr ich, dass Herr Rüpke seinen letzten Urlaub auf den Kanalinseln verbracht hatte. Da, wo wir demnächst auch hinwollten.

Am vergangenen Freitag, einen Tag nach unserer Ankunft auf Guernsey, sitzen wir im Bus. Da! Die Straße von Herrn Rüpkes Computerbildschirm auf einem Plakat über dem Busfenster! Daneben das Wort SARK. „Da müssen wir hin, so lange noch so schönes Wetter ist!“ sagte ich zu Heinz und so starteten wir am Samstag mit der Fähre in Richtung „ Eine Welt für sich“.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir den tidenunabhängigen kleinen Maseline Harbour. Oberhalb der schroffen Steilküste breiteten sich grüne Wiesen mit großen blauschimmernden Flecken aus. Blue Bells in Massen!

1.Blue Bell Teppich auf der höhlenreichen Küste

Blue Bell Teppich auf der höhlenreichen Küste.

Die kleine Insel, die zum Bailiwick of Guernsey gehört, zählt gerade mal 600 Einwohner. Am Hafen stehen kleine Traktoren, mit denen man den Hügel hinauf ins Dorf fahren kann oder die das Gepäck transportieren, falls man hier seinen Urlaub verbringen möchte. Ansonsten gibt es nur die Fortbewegungsmittel zu Fuß, per Rad oder mit Pferdekutschen, die oben im Dorf warten. Also kein Verkehrslärm und keine Auspuffgase weit und breit.

Wir wanderten zunächst den verschlungenen Waldpfad ins Dorf hinauf.

2. Der Waldpfad zum Dorf hinauf

Der Waldpfad zum Dorf hinauf.

An Wiesen, Feldern und Weinhängen vorbei, steuerten wir später über die mit Wildblumen gesäumten Sandwege in Richtung „ Little Sark“. Und da war sie endlich, die Straße! „La Coupee“, die schmale Landverbindung zwischen den beiden Inseln. Gesichert durch ein Geländer, das deutsche Kriegsgefangene nach 1945 in schwindelnder Höhe bauten. Links und rechts von der „Rampe“ geht es 90 Meter in den Abgrund! Eine Treppe führt hinunter zum Strand. Drumherum das unglaublich blaue Wasser und die vielen kleinen Inseln, die je nach Wasserstand mal mehr, mal weniger zum Vorschein kommen.

3. La Coupee

La Coupee

Überwältigend schön, mehr kann man dazu kaum sagen.

4.Hier wollte ich hin!

Hier wollte ich hin!

In einem schattigen Garten eines kleinen Restaurants auf Little Sark legten wir eine Lunch-Pause ein, dann ging es zurück über La Coupee. Mittlerweile war Niedrigwasser und der Strand unterhalb des Abgrunds breitete sich in voller Größe aus.

5. Strand bei Ebbe unter La Coupee

Strand bei Ebbe unter La Coupee

„Ist das noch zu toppen?“ fragten wir uns, als wir über die Küstenpfade zurück, dem Schild „La Seigneurie“ folgend, wanderten. So erreichten wir den Sitz des einstigen Feudalherren, Seigneur of Sark. Das Herrenhaus selbst kann nicht besichtigt werden, wohl aber der im viktorianischen Stil angelegte Garten. Eingefasst von hohen Granitmauern gedeihen hier die prächtigsten Zier- und Nutzpflanzen. Plätschernde Brunnen, lauschige Bänke und ein Labyrinth vervollständigen das Ensemble. Nun haben wir schon so viele schöne Gärten gesehen, und jeder war ein Kleinod für sich. Dieser hier strahlte ganz besonders viel Harmonie und Ruhe aus, ähnlich wie der Garten um Buckland Abbey.

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La Seigneurie

Stellvertretend für die vielen Blumen , Büsche und Bäume habe ich diese filigrane Schönheit ausgewählt:

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Filigrane Schönheit

Während der abschließenden Wanderung auf dem Klippenpfad zeigte sich wieder einmal, dass die Natur auch ohne die gestaltende Hand des Gärtners die schönsten Arrangements zaubert, im Großen und, wie das Foto zeigt, im Kleinen.

8. Wandern auf dem Klippenpfad

Wandern auf dem Klippenpfad

9. Kleine Schönheiten

Kleine Schönheiten

Der Blick auf St. Peter Port erinnerte uns schließlich daran, dass es Zeit wurde, zur Fähre zurück zu gehen. Die Liste der „schönsten Orte“ hatte einen neuen Namen dazubekommen!10. Blick auf St. Peter Port und das Kreuzfahrtschiff Aurora

Blick auf St. Peter Port und das Kreuzfahrtschiff „Aurora“

 

 

 

13.05.2014 – Mit ganz viel Prosecco in den Startlöchern

Wir können es langsam nicht mehr hören!!! Das Jaulen, Rauschen, Kreischen und Klappern in den Masten hält nun schon eine volle Woche an und erreichte seinen Höhepunkt am Sonntag, als der Windmesser sogar  9 Bf anzeigte.

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Auch für heute gilt noch eine Starkwindwarnung und die See ist „rough“, also sehr ungemütlich. Wenigstens haben die squall-artigen Regenschauer aufgehört und dicke, weiße Wolken ziehen am blauen Himmel eilig von West nach Ost.

So mussten wir auch heute wieder unsere Pläne ändern und einen weiteren Tag in Plymouth verbringen.  Morgen haben wir aber gute Chancen, endlich abzulegen. Vorher muss Heinz noch in den Mast, um einen Splint am Vorstag auszutauschen. Das ging bisher auch nicht, weil der Kapitän da oben womöglich  den Fliegenden Holländer gemacht hätte.

Am Freitag wurden die Reparaturarbeiten am Schiff endlich abgeschlossen. Wegen der vielen Feiertage und des schlechten Wetters mussten sie immer wieder unterbrochen werden. Doch die Jungs von Dicky B Marine haben einen guten Job gemacht. Robin hat das beschädigte Teakholz sauber ausgetauscht und die Gelcoat-Spezialisten haben alle Kratzer spurlos ausgebessert.

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Unsere Pantaenius-Yachtversicherung hat sich auch per E-Mail gemeldet und uns mitgeteilt, dass sie noch immer nicht wissen, ob die englische Versicherung unseren Schaden bezahlt. Es wird aber sehr wahrscheinlich auf „Höhere Gewalt“ hinauslaufen, so dass wir die Reparatur über unsere Kaskoversicherung abwickeln müssen. Daher habe ich heute nach Rücksprache mit der zuständigen Sachbearbeiterin die 500 Euro Selbstbeteiligung  an Pantaenius  überwiesen. Die Versicherung  rechnet dann direkt mit Dicky B Marine ab.

Wenn also morgen der Wind endlich nachlassen sollte, werden wir am Vormittag hier aufbrechen und  gut 20 Meilen Richtung Süden segeln. Es ist gleichzeitig unsere Testfahrt, bei der die neue Wasserpumpe, der neue Keilriemen und das stehende und laufende Gut beweisen müssen, dass sie halten und funktionieren. Sollte dies der Fall sein, werden wir das an einer Flussmündung gelegene Salcombe anlaufen. Es gibt dort lediglich Bojen und einen Ponton zum Anlegen, also keine Elektrizität und kein Internet. Ansonsten ist es ein wunderschöner Ort , von dem ich bereits im Zusammenhang mit einem Landausflug berichtet habe. Vor allen Dingen aber ist von hier aus Guernsey „nur“ 66 Meilen entfernt und somit während eines Tageslicht-Törns zu erreichen.

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Die Kanalinsel wäre dann am Donnerstag unser nächstes Ziel.  Leider nähern wir uns gerade einer Springtide, was bedeutet, dass das Hochwasser besonders hoch und das Niedrigwasser besonders niedrig ausfällt. Der Tidenhub beträgt stolze neun Meter, was sich leider auch in stolzen Strömungen bemerkbar macht, denn es wird sehr viel Wasser durch die engen Passagen zwischen den Inseln gepresst.

Wir wollen  in die Beaucette-Marina im Norden der Insel, wo wir nur drei Stunden vor und drei Stunden nach Hochwasser St. Peter Port einlaufen können. Dann sind über dem Süll, das sonst den Hafenzugang blockiert mindestens zwei Meter Wasser.  Notfalls könnten wir aber vor dem Hafen an eine Warteboje gehen.

Gestern haben wir unser Abschiedsessen im Hafenrestaurant „The Bridge“ genossen. Es war auch am Montag gerappelt voll, aber wir hatten vorsorglich einen Tisch bestellt. Als Aperitif  bestellten wir  uns einen Prosecco. Der Chef des Hauses stellte uns dann eine ganze Flasche im Kühler auf den Tisch.  Als ich sagte, wir wollten eigentlich nur ein Glas trinken, meinte er etwas verlegen, das gäbe es leider nicht, man könnte nur ganze Flaschen bestellen. Er fügte aber schnell hinzu, er würde uns einen Sonderpreis machen. So tranken wir also eine ganze Flasche des wirklich sehr guten Schlückchens  zum wieder einmal  vorzüglichen Essen: Rumpsteak für ihn und Fisch (Catch of the day) für sie. Etwas wehmütig schauten wir auf die Skyline von Plymouth hinüber und fragten uns, ob wir sie und die vielen Leute, die wir hier kennengelernt haben, jemals wiedersehen werden.

Als wir uns gegen 22 Uhr verabschieden und die Rechnung begleichen  wollten,  wurden nur ganze 12  statt 24 Pfund für den Prosecco fällig. Wie oft haben wir das schon gesagt: Die Engländer sind sooo nett und fair obendrein.

Nun drückt uns bitte alle die Daumen, dass wir gut über den Kanal und durch die Gewässer rund um die Insel kommen, auf die die reichen Engländer ihr Geld bringen. Unser Freund Nick aus Portsmouth gehört leider nicht dazu. Er war mit seiner Vega „Constellation“  und Marjorie am Mittwoch in Richtung Eastbourne gestartet, um wieder zu einem Vega-Treffen nach Schweden zu segeln.  Das war ja in der vergangenen „Sturmwoche“ und wir fanden es sehr mutig von ihm, aber er hat ja viel Erfahrung mit den hiesigen Gewässern. Nun schrieb er uns, dass vor Brighton der Baum vom Mast abriss, wobei  auch das Großsegel beschädigt  wurde. Zuerst hatte er viel Ärger mit seinem neuen Windmesser (Garmin) und nun das!  Ende Mai will er von Brighton aus einen neuen Anlauf nehmen.

04.05.2014 – Mit Bus und Bahn durch Devon

„Na, arbeitest du gerade an deinem Meisterstück?“ fragte Heinz, als er am vergangenen Montagabend mir gegenüber am Tisch im Salon sitzend kurz von seinem Kindle aufblickte, während ich im Internet unterwegs war und eifrig Abfahrts- und Ankunftszeiten notierte.

Mein Meisterstück:

1. Mein Meisterstück

Am nächsten Morgen brachen wir dann bei schönem Wetter um 10.00 Uhr zu unserer großen Devon-Tour auf. Mit dem „First Day Ticket“ ging es vom Hafen nach Plymouth Breton Side Bus Station. Dort stiegen wir in den Stagecoach X 38 nach Exeter um.

Da wir die Warteschlange anführten, ergatterten wir im Doppeldecker oben die vorderen Plätze,  um mit bestem Ausblick durch die Frontscheibe die schöne Fahrt durch Devons grüne Hügellandschaft entlang des Dartmoors zu genießen. Die gut 1 ½ stündige Fahrt verging wie im Flug.

In Exeter gingen wir zunächst zum Touristenbüro, um nachzufragen, ob wir hier Bahntickets für die „Tarka-Line“ nach Barnstaple buchen könnten. Die nette Dame meinte, das müssten wir selbst im Bahnhof erledigen, sie versicherte uns aber, dass diese Fahrt wirklich „very beautifull“ sei. Als wir dann meinten, dass wir uns vorher noch die Kathedrale anschauen wollten, überreichte sie uns einen Flyer mit Gutschein , mit dem wir beide für ein Eintrittsgeld die Kirche besichtigen durften.

Und dann bekommen wir ja auch noch den „Senior“-Bonus! So waren wir schließlich mit nur vier Pfund dabei! Da nahmen wir dann auch gerne die deutschsprachige, sehr informative Broschüre für ein Pfund obendrauf.

Schon von außen beeindruckt die Kirche durch ihre reich verzierte Fassade mit den beiden normannischen Türmen.

2. Die Kathedrale von Exeter

Das Innere der „St. Peter“ Kathedrale aber ist überwältigend!3. Das Gewölbe mit Orgel
Mit 100 Metern hat sie das längste Kirchenschiff der Welt und damit auch weltweit das längste zusammenhängende gotische Deckengewölbe von einzigartiger Harmonie. Unzählige, beeindruckend gestaltete Grabstätten kirchlicher Würdenträger und weltlicher Herrscher kann man hier bestaunen. Beeindruckend ist aber auch der Chor mit dem 18 Meter hohen Bischofsstuhl, dem geschnitzten Chorgestühl und der imposanten Orgel, die gerade restauriert wird. Als ich einen gerade anwesenden Orgelbauer zu den Orgelpfeifen befragte, meinte er, diese hier erzeuge einen Ton, der wie ein Wal klinge:

5. Klingt wie ein Wal! 6. Grabstätte

8. Die steinerne Kanzel u. die Osterkerze

So verbrachten wir fast die gesamten 1 ½ Stunden Aufenthalt in diesem einmaligen Kirchenbau, zumal es draußen (völlig unplanmäßig) die ganze Zeit regnete. Als wir uns schweren Herzens von dieser Pracht verabschiedeten, schien schon wieder die Sonne und wir wanderten zum Bahnhof. Um 14.17 Uhr stiegen wir in den letzten Wagon der Tarka-Linie. Hier konnten wir zum Lunch unsere riesigen Sandwiches verspeisen, die wir am Bahnhof bei einer deutschen Studentin im Kiosk ihrer spanisch sprechenden Schwester gekauft hatten. (Ich vermute, es handelte sich um eine sogenannte Patchwork-Familie).

8. Die Tarka-Line 9. Lunch

Wieso aber wird dieser Zug „Tarka-Line“ genannt? Dazu steht folgendes in unserem Devon-Cornwall-Reiseführer: „ North Devons Tarka Line (65 km lang) , Tarka-Trail (ein 300 km langer Wanderweg) und Tarka Country beziehen sich auf Henry Williamsons Roman Tarka der Otter. Das 1927 erschienene Buch erzählt von den Abenteuern eines jungen Otters in der schönen Landschaft von North Devon – „ dem Land der zwei Flüsse“. 1979 wurde der Tierroman mit Peter Ustinov als Erzähler verfilmt.“

So lernten wir also die feuchte Heimat des kleinen Otters kennen, indem wir immer wieder Ausblicke auf den River Taw und die daran angrenzenden Wiesen und Wälder erhaschen konnten. Bei dieser flotten Zugfahrt war es allerdings ganz schön schwierig, die Landschaft in scharfen Bildern einzufangen:

10. Blick aus dem Zugfenster

Wer mehr über die Eisenbahnstrecken dieser Gegend erfahren möchte, kann sich hier informieren: www.steamrailwaylines.co.uk und www.nationalrail.co.uk

Um 15.35 Uhr kamen wir in Barnstaple an der Mündung des Taw an.

Über die alte Brücke erreichten wir diesen bereits im 10. Jahrhundert als wichtig erwähnten Ort, der im 12. Jahrhundert Stadtrechte erhielt und 1428 königlicher Hafen wurde. Vom 14. – 16. Jahrhundert wurde von hier aus Wolle und Töpferware bis nach Amerika exportiert sowie Tabak, Gewürze und Wein importiert. 1642 wurde die Entwicklung der Stadt durch den „Civil War“ unterbrochen. Durch den Bau der Eisenbahnlinie mauserte sich Barnstaple später zum beliebten Seebad.

12. Die Brücke in Barnstaple

Mehr durch Zufall fanden wir die erste der beiden Kirchen von Barnstaple mit ihrem wildwüchsigen Friedhof. Ein Meer von Glockenblumen umspülte die windschiefen, alten Grabsteine. Dazwischen zwei geköpfte Engelstatuen! Dieser scheinbar vergessene Ort nahm kuriose Züge an, als die Grabesstille plötzlich von einem sturzbetrunken heranwankenden Mann unterbrochen wurde. In den höchsten Tönen krächzte er eine undefinierbare Melodie und taumelte dann an uns vorbei den schmalen Pfad hinunter. Dann verschwand er hinter der Mauer.13. Der Friedhofs-Pfad 14. Glockenblumen-Meer

Dann bummelten wir in die belebtere alte Innenstadt von Barnstaple mit ihrer zweiten Kirche. Beim Fotografieren machte mich eine vorbeikommende Lady darauf aufmerksam, dass sich der Kirchturm umso mehr nach links neige je mehr man sich von ihm entferne. Stimmte wirklich!15. Der schiefe Turm von Barnstaple

Wer weiß, um wieviel Uhr das Foto geschossen wurde?16. Die Sonnenuhr

Lösung: Um 17:10 Uhr

In Devons berühmtesten „Pannier Market“ (ein überdachter Markt) wurde schon abgeräumt, aber in einem der benachbarten kleinen Läden erstand ich noch ein frisches Baguette und bekam – „end of the day“ – ein zweites dazu geschenkt. Im nächsten Geschäft fanden sich zwei kleine Quiches und im letzten Lädchen die ersten frischen englische Erdbeeren, an denen ich zuerst schnuppern musste, bevor sie mir für 2,50 Pfund überreicht wurden.

Die Köstlichkeiten standen dann später auf unserem Abendbrottisch :17. Köstlichkeiten aus Barnstaple

Nun war es aber Zeit, zum Busbahnhof zu gehen, um mit dem letzten „Beacon-Bus“ nach Tavistock zu fahren. Leider war es für uns zu kompliziert und zeitlich nicht möglich, die wunderschöne Umgebung mit den Bilderbuchdörfern Clovelly und Appledore näher zu erkunden. Doch der Bus streifte zumindest einen Teil von Appeldore und nahm dann eine Strecke, die zum Highlight des Tages wurde. Bergauf und bergab, über kleine Brücken und durch schmale, heckengesäumte Sträßchen kurvte uns der freundliche Busfahrer immer dicht am wilden Dartmoor mit seinen schroffen, kahlen Höhen entlang. Wer sich für die deutschen Mittelgebirge begeistern kann, der ist hier genau richtig, obwohl es ein Dartmoor natürlich nur hier zu bestaunen gibt. Fotos konnte ich leider nicht schießen, da die Scheiben von einem zarten braunen Staubschleier überzogen waren, was die Augen allerdings wirkungsvoll gegen das gleißende Sonnenlicht schützte.

Irgendwann in der Mitte der über zwei Stunden dauernden Fahrt saßen wir allein im Bus. In Tavistock angekommen bedankten wir uns für den tollen Trip, was den Busdriver sichtlich freute. Nebenan wartete schon der Anschlussbus nach Plymouth , danach brachte uns der First-Bus nach Mount Batten. Gegen 22:00 Uhr waren wir zufrieden und glücklich in unserem schwimmenden Zuhause.

Seitdem sind unsere Gedanken und Tätigkeiten überwiegend auf die Abreise gerichtet. Robin, unser sehr sorgfältig arbeitende Bootsbauer, ist sogar gestern (am Samstag) extra gekommen, um den Süllrand weiter zu reparieren, bis ihn dann seine Frau zum „barbecue“ nach Hause rief. Endlich ist mal am Wochenende schönes Wetter! Auch heute Nachmittag (Sonntag) will Robin wiederkommen, denn morgen ist hier „Bankholiday“, ein Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird.

Heinz hat die neue Wasserpumpe eingebaut. War ganz schön schwierig und obendrein ´ne schöne Schweinerei, als das ganze Kühlwasser in die Bilge lief. Aber die Pumpe passt! Ob alles funktioniert, wird sich am Dienstag zeigen, denn wir warten noch auf eine neue Dieselleitung und können deshalb den Motor noch nicht starten.

Ich habe mich derweil mit Gezeitenströmen und Tidentabellen befasst. Am Donnerstag ist Nipptide. Um diese Zeit herum läuft das Wasser nicht so hoch auf, entsprechend gemäßigter fallen die Gezeitenströme aus. Die folgende Woche wäre insofern gut geeignet, um die Kanalinsel Guernsey anzusteuern. Allerdings muss das Wetter auch passen! Daher beobachte ich jeden Tag unsere Grip files, die leider schon wieder ein umfangreiches Tiefdrucksystem ankündigen. Hoffentlich zieht es schnell durch, damit wir spätestens Ende der kommenden Woche aufbrechen können.

Drückt uns bitte die Daumen, ihr sonnenverwöhnten Germans!

 

 

 

 

27.04.2014 – Im Rausch der Blue Bells durch Devon und Cornwall

Die armen Engländer!

Während in Deutschland seit Ostern offensichtlich ständig die Sonne scheint und Temperaturen um 20 Grad Frühstück auf dem Balkon erlauben,  erleben wir  hier schon das zweite Wochenende mit Sturm und Regen.

In der vergangenen Woche herrschte dagegen überwiegend heiteres Wetter, allerdings bei  nur 13 bis 14 Grad Lufttemperatur im Schatten  immer noch recht kühl . Trotzdem müssen wir uns mit Sonnencreme gegen Sonnenbrand schützen und sind, wie bei Seglern üblich, nur im Gesicht und an den Händen braun, da „Flatterkleidchen“ und „Bermudashorts“ bei uns noch lange nicht aus der Backskiste geholt werden.

Während die meisten Menschen um uns herum zur Arbeit mussten, nutzten wir die Zeit für drei schöne Ausflüge mit dem Bus,  eine preiswerte und bequeme Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. So waren wir wenigstens Robin, dem fleißigen Bootsbauer nicht im Wege, der mittlerweile die Backbordseite (Süllrand und Scheuerleiste) repariert hat.

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Am Mittwoch (23.04.) wollten wir endlich mal dorthin, wo wir immer  hinschauen, wenn wir hier am Hafen an der Bushaltestelle stehen. Es ist übrigens die Bushaltestelle mit der schönsten Aussicht der Welt, denn man schaut hinaus auf den Plymouth-Sound ( die große Bucht vor Plymouth). Während des Wartens schweift der  Blick  nach  links  zu Devons wilder Steilküste mit dem Jenny-Cliff und nach rechts  zu Cornwalls ebenso  wilder  Steilküste mit den  Cawsand-Stränden und  dem Mount Edgcumbe Park.  Also lösten wir wie gewöhnlich unser „First-day-ticket“  beim Fahrer des Busunternehmens „First“ zu 3 Pfund pro Person und konnten ohne umzusteigen durch die ganze Stadt bis hinter den Fährhafen (Fährverbindungen nach Frankreich und Spanien) zur kleinen „Cremyll Ferry“ fahren.

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Seit Jahrhunderten befördert hier eine Fähre die Menschen von Plymouth/ Devon über die stark strömenden Fluten des im Plymouth-Sound mündenden River Tamar hinüber nach Cremyll/Cornwall.

Doch nicht der kleine Ort war heute unser Ziel, sondern die herrlichen Parks des schlossähnlichen Mount Edgcumbe House, die man kostenlos erwandern und genießen kann. Das Haus, es befindet sich in Privatbesitz, kann man auch besichtigen, wenn nicht gerade standesamtliche Hochzeiten dort stattfinden.

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Doch unser Bedarf an hochherrschaftlicher  Inneneinrichtung war erst einmal gedeckt. Wir hatten es auf die verschiedenen Gärten – ein englischer, ein französischer, ein italienischer, ein amerikanischer, ein neuseeländischer und noch diverse andere- abgesehen!  Seltene, ungewöhnliche und exotische Bäume und andere Pflanzen wurden hier  auf einem riesigen, hügeligen Gelände über die Jahrhunderte hinweg angesiedelt, was dazu führte, dass Mount Edgcumbe auf der Liste der herausragenden Landschaften im Vereinigten Königreich einen Spitzenplatz erhielt.

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Außerdem ist Mount Edgcumbe das Zuhause der Nationalen Kameliensammlung mit über 1000 verschiedenen Arten, die ab Januar über das Gelände verteilt erblühen.

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Doch was mich beim Fotografieren in einen wahren Rausch versetzte, waren die leuchtenden weißen und blauen Glockenblumenteppiche , die hier  im Frühling den Waldboden überziehen. Es fiel mir wirklich schwer, ein „schönstes Bild“ für den Block auszuwählen .

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Am nächsten Tag (Donnerstag, 24.04.) probierten wir mal ein anderes Busunternehmen aus. Mit dem edlen „Stagecoach gold“ – Doppeldeckerbus fuhren wir für 7,20 Pfund pro Kopf (Day-Ticket) an die „Englische Riviera“. Auf dem Weg dorthin stiegen wir aber zunächst im ehemals  durch Tuchhandel zu Wohlstand gelangten elisabethanischen Städtchen Totnes am River Dart aus . Wer den Roman  „Die Säulen der Erde“ kennt: Hier könnte die Geschichte gespielt haben !

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Nachdem wir die normannische Burg erklommen hatten, wanderten wir durch die engen Straßen zum Fluss hinunter, wo wir eine Stunde später wieder  in einen Bus unserer Linie einstiegen und 25 Minuten später im Badeort  Paignton  ausstiegen.  Es traf uns zwar nicht unvorbereitet – schließlich kennen wir die Ansprüche des englischen Urlaubers  an sein Urlaubsziel- aber dennoch waren wir mal wieder „a little bit“  geschockt von der üblichen  Flaniermeile mit Kitsch-Shops, Fress-Shops und Spiel-Höllen. Mit „ Augen zu und durch!“ suchten wir den Blick aufs Wasser und schlenderten am Strand entlang nach Torquay, der „Hauptstadt“ der „Englischen Riviera“. Der Weg dorthin weckte in uns  allerdings eher Erinnerungen  an Helgoland: Rotes Sandstein-Kliff   und den Hummerbuden ähnliche Badehäuschen an der Strandpromenade!

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Der Besitzer von einem der Häuschen  muss wohl eine philosophische Ader besitzen, hatte er doch  „life is a beach“  über sein Türchen geschrieben:

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Was wollte der Dichter uns wohl damit sagen? Wenn ich an Strand denke, sehe ich zunächst eine geschützte Bucht mit  weißem Sand, blauem Meer und  ebenso blauem Himmel. Im Sand finde ich glatte, von der Sonne erwärmte Steine, bunte Muscheln und Schneckenhäuschen. Ein paar Möven trippeln am Spülsaum entlang, in den Dünen wachsen Gräser und Blumen. Diese Vorstellung von Strand deckt sich recht gut mit meiner bzw. unserer derzeitigen Lebenssituation. Doch Strände sind Wind und Wellen ausgesetzt. Sie können bei Sturm und Regen sehr ungemütlich, ja, gefährlich werden. Die Naturgewalten nagen an ihnen, verändern oder zerstören sie. Danach ist im besten Falle wieder Ruhe am Strand, doch manchmal ist auch nichts mehr wie vorher. Eben wie im menschlichen Leben auch…

Zur Krönung unseres wunderbaren Strandlebens gab es dann noch ein After-Eight-Eis an der Eisbude, bevor wir Torquay erreichten. Die meiste Zeit verbrachten wir am Jachthafen, wo sich auch gleich die Bushaltestelle befand. Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch die  grüne Hügellandschaft von Devon waren wir am Abend wieder zu Hause an Bord.

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Der Wetterbericht sagte nur noch für den nächsten Tag gutes Wetter voraus. Also ging´s am Freitag auf richtig große Fahrt nordwärts zur Atlantikküste. Dieses Mal nahmen wir wieder den „Western Greyhound“, der überwiegend Cornwall bedient. Für 8,50 Pfund pro Person erwarben wir das „Explorer Ticket“ . Fast 2 ½ Stunden dauerte die Fahrt quer durch Cornwall über Bodmin nach Newquay  an der Atlantikküste.

Im Ort erwartete uns zunächst das Gleiche wie in Paignton. Hully-Gully für Touristen in allen Straßen. Doch diesmal stürmten wir nicht so schnell an den Strand, sondern stoppten zunächst am „Fudge-Shop“ ( www.cornwallfudge.co.uk),wo wir uns drei Sorten der süßen Sünden eintüten ließen und dann noch einmal beim „Pasty-Bäcker“. Diese mit verschiedensten Zutaten gefüllten Teigtaschen  sind hier in Cornwall mindestens so beliebt wie „Fish and Ships“ . Auf einer Bank oben auf der Steilküste wurden dann die Leckereien mit Blick auf ein traumhaftes Wohnparadies verspeist.  Alternativ hätten wir allerdings auch in Jamie Olivers „Fifteen“ in der Watergate Bay ab 60 Pfund aufwärts für ein Drei-Gänge Menü speisen können, aber so am Monatsende …..


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Mit schätzungsweise 1000 Kalorien gestärkt schauten wir uns im Sportler-Mekka Newquay um. An erster Stelle steht hier das Surfen. Jedes Jahr finden mehrere  Wettkämpfe statt.

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Ob die „Goldkappen“  zu einer Surfschule oder zur Coastguard gehörten, war uns nicht ganz klar. Es war aber recht unterhaltsam, ihnen bei ihren Wasserübungen (Lummensprung!) zuzuschauen.

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Schon Sir Francis Drake schätze wie viele Briten das Bowlingspiel. Er setzte eindeutig Prioritäten, als die  Spanische Armada anrückte.  Der Sage nach beendete er zuerst  sein Spiel auf Plymouth´s Hoe, dann stürzte er sich in die erfolgreich geschlagene Schlacht. In Newquay bowlt man ebenso standesgemäß: Mit Blick über den Atlantik, den Bowlingschuh mit der eingestickten Inschrift „ West End Bowling Club“   trittsicher auf „Drakes Pride“ rollen die Kugeln über den getrimmten Rasen.

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Für die Golfer unter den Blog-Lesern: Es gibt auch ein traumhaftes „Green“  hoch über dem Atlantik.

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Unser Favorit in Newquay ist und bleibt allerdings die fantastische Steilküste, die deshalb auch diesen Blog abschließen soll.

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