04.05.2014 – Mit Bus und Bahn durch Devon

„Na, arbeitest du gerade an deinem Meisterstück?“ fragte Heinz, als er am vergangenen Montagabend mir gegenüber am Tisch im Salon sitzend kurz von seinem Kindle aufblickte, während ich im Internet unterwegs war und eifrig Abfahrts- und Ankunftszeiten notierte.

Mein Meisterstück:

1. Mein Meisterstück

Am nächsten Morgen brachen wir dann bei schönem Wetter um 10.00 Uhr zu unserer großen Devon-Tour auf. Mit dem „First Day Ticket“ ging es vom Hafen nach Plymouth Breton Side Bus Station. Dort stiegen wir in den Stagecoach X 38 nach Exeter um.

Da wir die Warteschlange anführten, ergatterten wir im Doppeldecker oben die vorderen Plätze,  um mit bestem Ausblick durch die Frontscheibe die schöne Fahrt durch Devons grüne Hügellandschaft entlang des Dartmoors zu genießen. Die gut 1 ½ stündige Fahrt verging wie im Flug.

In Exeter gingen wir zunächst zum Touristenbüro, um nachzufragen, ob wir hier Bahntickets für die „Tarka-Line“ nach Barnstaple buchen könnten. Die nette Dame meinte, das müssten wir selbst im Bahnhof erledigen, sie versicherte uns aber, dass diese Fahrt wirklich „very beautifull“ sei. Als wir dann meinten, dass wir uns vorher noch die Kathedrale anschauen wollten, überreichte sie uns einen Flyer mit Gutschein , mit dem wir beide für ein Eintrittsgeld die Kirche besichtigen durften.

Und dann bekommen wir ja auch noch den „Senior“-Bonus! So waren wir schließlich mit nur vier Pfund dabei! Da nahmen wir dann auch gerne die deutschsprachige, sehr informative Broschüre für ein Pfund obendrauf.

Schon von außen beeindruckt die Kirche durch ihre reich verzierte Fassade mit den beiden normannischen Türmen.

2. Die Kathedrale von Exeter

Das Innere der „St. Peter“ Kathedrale aber ist überwältigend!3. Das Gewölbe mit Orgel
Mit 100 Metern hat sie das längste Kirchenschiff der Welt und damit auch weltweit das längste zusammenhängende gotische Deckengewölbe von einzigartiger Harmonie. Unzählige, beeindruckend gestaltete Grabstätten kirchlicher Würdenträger und weltlicher Herrscher kann man hier bestaunen. Beeindruckend ist aber auch der Chor mit dem 18 Meter hohen Bischofsstuhl, dem geschnitzten Chorgestühl und der imposanten Orgel, die gerade restauriert wird. Als ich einen gerade anwesenden Orgelbauer zu den Orgelpfeifen befragte, meinte er, diese hier erzeuge einen Ton, der wie ein Wal klinge:

5. Klingt wie ein Wal! 6. Grabstätte

8. Die steinerne Kanzel u. die Osterkerze

So verbrachten wir fast die gesamten 1 ½ Stunden Aufenthalt in diesem einmaligen Kirchenbau, zumal es draußen (völlig unplanmäßig) die ganze Zeit regnete. Als wir uns schweren Herzens von dieser Pracht verabschiedeten, schien schon wieder die Sonne und wir wanderten zum Bahnhof. Um 14.17 Uhr stiegen wir in den letzten Wagon der Tarka-Linie. Hier konnten wir zum Lunch unsere riesigen Sandwiches verspeisen, die wir am Bahnhof bei einer deutschen Studentin im Kiosk ihrer spanisch sprechenden Schwester gekauft hatten. (Ich vermute, es handelte sich um eine sogenannte Patchwork-Familie).

8. Die Tarka-Line 9. Lunch

Wieso aber wird dieser Zug „Tarka-Line“ genannt? Dazu steht folgendes in unserem Devon-Cornwall-Reiseführer: „ North Devons Tarka Line (65 km lang) , Tarka-Trail (ein 300 km langer Wanderweg) und Tarka Country beziehen sich auf Henry Williamsons Roman Tarka der Otter. Das 1927 erschienene Buch erzählt von den Abenteuern eines jungen Otters in der schönen Landschaft von North Devon – „ dem Land der zwei Flüsse“. 1979 wurde der Tierroman mit Peter Ustinov als Erzähler verfilmt.“

So lernten wir also die feuchte Heimat des kleinen Otters kennen, indem wir immer wieder Ausblicke auf den River Taw und die daran angrenzenden Wiesen und Wälder erhaschen konnten. Bei dieser flotten Zugfahrt war es allerdings ganz schön schwierig, die Landschaft in scharfen Bildern einzufangen:

10. Blick aus dem Zugfenster

Wer mehr über die Eisenbahnstrecken dieser Gegend erfahren möchte, kann sich hier informieren: www.steamrailwaylines.co.uk und www.nationalrail.co.uk

Um 15.35 Uhr kamen wir in Barnstaple an der Mündung des Taw an.

Über die alte Brücke erreichten wir diesen bereits im 10. Jahrhundert als wichtig erwähnten Ort, der im 12. Jahrhundert Stadtrechte erhielt und 1428 königlicher Hafen wurde. Vom 14. – 16. Jahrhundert wurde von hier aus Wolle und Töpferware bis nach Amerika exportiert sowie Tabak, Gewürze und Wein importiert. 1642 wurde die Entwicklung der Stadt durch den „Civil War“ unterbrochen. Durch den Bau der Eisenbahnlinie mauserte sich Barnstaple später zum beliebten Seebad.

12. Die Brücke in Barnstaple

Mehr durch Zufall fanden wir die erste der beiden Kirchen von Barnstaple mit ihrem wildwüchsigen Friedhof. Ein Meer von Glockenblumen umspülte die windschiefen, alten Grabsteine. Dazwischen zwei geköpfte Engelstatuen! Dieser scheinbar vergessene Ort nahm kuriose Züge an, als die Grabesstille plötzlich von einem sturzbetrunken heranwankenden Mann unterbrochen wurde. In den höchsten Tönen krächzte er eine undefinierbare Melodie und taumelte dann an uns vorbei den schmalen Pfad hinunter. Dann verschwand er hinter der Mauer.13. Der Friedhofs-Pfad 14. Glockenblumen-Meer

Dann bummelten wir in die belebtere alte Innenstadt von Barnstaple mit ihrer zweiten Kirche. Beim Fotografieren machte mich eine vorbeikommende Lady darauf aufmerksam, dass sich der Kirchturm umso mehr nach links neige je mehr man sich von ihm entferne. Stimmte wirklich!15. Der schiefe Turm von Barnstaple

Wer weiß, um wieviel Uhr das Foto geschossen wurde?16. Die Sonnenuhr

Lösung: Um 17:10 Uhr

In Devons berühmtesten „Pannier Market“ (ein überdachter Markt) wurde schon abgeräumt, aber in einem der benachbarten kleinen Läden erstand ich noch ein frisches Baguette und bekam – „end of the day“ – ein zweites dazu geschenkt. Im nächsten Geschäft fanden sich zwei kleine Quiches und im letzten Lädchen die ersten frischen englische Erdbeeren, an denen ich zuerst schnuppern musste, bevor sie mir für 2,50 Pfund überreicht wurden.

Die Köstlichkeiten standen dann später auf unserem Abendbrottisch :17. Köstlichkeiten aus Barnstaple

Nun war es aber Zeit, zum Busbahnhof zu gehen, um mit dem letzten „Beacon-Bus“ nach Tavistock zu fahren. Leider war es für uns zu kompliziert und zeitlich nicht möglich, die wunderschöne Umgebung mit den Bilderbuchdörfern Clovelly und Appledore näher zu erkunden. Doch der Bus streifte zumindest einen Teil von Appeldore und nahm dann eine Strecke, die zum Highlight des Tages wurde. Bergauf und bergab, über kleine Brücken und durch schmale, heckengesäumte Sträßchen kurvte uns der freundliche Busfahrer immer dicht am wilden Dartmoor mit seinen schroffen, kahlen Höhen entlang. Wer sich für die deutschen Mittelgebirge begeistern kann, der ist hier genau richtig, obwohl es ein Dartmoor natürlich nur hier zu bestaunen gibt. Fotos konnte ich leider nicht schießen, da die Scheiben von einem zarten braunen Staubschleier überzogen waren, was die Augen allerdings wirkungsvoll gegen das gleißende Sonnenlicht schützte.

Irgendwann in der Mitte der über zwei Stunden dauernden Fahrt saßen wir allein im Bus. In Tavistock angekommen bedankten wir uns für den tollen Trip, was den Busdriver sichtlich freute. Nebenan wartete schon der Anschlussbus nach Plymouth , danach brachte uns der First-Bus nach Mount Batten. Gegen 22:00 Uhr waren wir zufrieden und glücklich in unserem schwimmenden Zuhause.

Seitdem sind unsere Gedanken und Tätigkeiten überwiegend auf die Abreise gerichtet. Robin, unser sehr sorgfältig arbeitende Bootsbauer, ist sogar gestern (am Samstag) extra gekommen, um den Süllrand weiter zu reparieren, bis ihn dann seine Frau zum „barbecue“ nach Hause rief. Endlich ist mal am Wochenende schönes Wetter! Auch heute Nachmittag (Sonntag) will Robin wiederkommen, denn morgen ist hier „Bankholiday“, ein Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird.

Heinz hat die neue Wasserpumpe eingebaut. War ganz schön schwierig und obendrein ´ne schöne Schweinerei, als das ganze Kühlwasser in die Bilge lief. Aber die Pumpe passt! Ob alles funktioniert, wird sich am Dienstag zeigen, denn wir warten noch auf eine neue Dieselleitung und können deshalb den Motor noch nicht starten.

Ich habe mich derweil mit Gezeitenströmen und Tidentabellen befasst. Am Donnerstag ist Nipptide. Um diese Zeit herum läuft das Wasser nicht so hoch auf, entsprechend gemäßigter fallen die Gezeitenströme aus. Die folgende Woche wäre insofern gut geeignet, um die Kanalinsel Guernsey anzusteuern. Allerdings muss das Wetter auch passen! Daher beobachte ich jeden Tag unsere Grip files, die leider schon wieder ein umfangreiches Tiefdrucksystem ankündigen. Hoffentlich zieht es schnell durch, damit wir spätestens Ende der kommenden Woche aufbrechen können.

Drückt uns bitte die Daumen, ihr sonnenverwöhnten Germans!

 

 

 

 

15.04.2014 – There´s so much to discover!

Es geht voran! Heute haben die Arbeiten zur Behebung des Sturmschadens begonnen. Chris von Dicky B Marine hat den Auftrag bekommen, nachdem er seinen Kostenvoranschlag durch eine Preissenkung von ein paar hundert Pfund nach unten korrigiert hat. Sorry, James! Wir hätten es dem jungen Bootsbauer aus Turnchapel wirklich gegönnt, aber obwohl er nicht VAT-pflichtig ist , konnte er letztlich nicht mit der Konkurrenz mithalten. Heute wurden an drei Stellen Teile des beschädigten Süllrandes entfernt und abgedichtet. Bevor es – wahrscheinlich erst nach Ostern – weitergeht, muss zunächst das georderte Holz geliefert werden. Doch Chris hat hoch und heilig versprochen, alles bis Ende April fertig zu stellen, obwohl einer seiner Tischler in Osterurlaub ist, ab Freitag vier freie Tage anstehen und sein Großprojekt, die Scilly-Ferry, noch unvollendet in seiner Halle steht!

Gut, dass wir gestern mit dem Großteil aller zu erledigenden Arbeiten am Schiff fertig geworden sind. Trotz des nervtötenden Hustens der Bordfrau und einer entzündeten Verletzung am Zeigefinger des Kapitäns wurde fleißig gearbeitet, was bei dem anhaltend trockenen und sonnigen Wetter auch noch einigermaßen Spaß machte.

Zunächst wurde das neue Ersatzteil für den Keilriemen eingebaut.

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Hier sieht man das Prachtexemplar kurz vor der Montage.

Dann wurden Großsegel und Fock angebracht.

Weiter ging es mit der Sklavenarbeit des Teakdeckcleaning. Doch „Mount Batten Boathouse“ – unser Niemeyer vor Ort- füllte uns dafür aus dem großen Tank ein professionelles Mittelchen ab. Nicht billig, aber sehr wirksam, ließ es unter der Bürstenmassage den Algenschleim aus allen Ritzen brodeln.

Während der Kapitän die elektronischen Geräte anschloss und damit wieder zum Leben erweckte, lackierte die Bordfrau an Deck die entsprechenden Holzteile mit einer Schicht „D2“, wobei sie ganz nebenbei auch noch die schöne Aussicht auf das malerische Örtchen Turnchapel genoss.

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Das Sonnenuntergangsfoto der Festung „Mount Batton“ entstand anschließendwährend der Vorbereitung des „Dinner for two“ in der Pantry.

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So hatten wir heute endlich mal wieder Gelegenheit , die Gegend zu erkunden.

Nach dem Motto: There´s so much to discover“ wurde heute Saltram House and Garden (www.nationaltrust.org.uk/saltram) ausgewählt. Im 18. Jahrhundert schuf sich die angesehene und wohlhabende Parker Familie hier ein beeindruckendes Zuhause, ausgestattet mit handgemalten chinesischen Seidentapeten, aufwändigen Stuckarbeiten, wertvollen Gemälden und Porzellansammlungen.

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Obwohl wir in unserem Leben schon viele Schlösser und Herrenhäuser besichtigt haben und im Hinterkopf ständig Vergleiche mit unserem geliebten Hamburger Rathaus ziehen, waren wir tief beeindruckt vom erlesenen Geschmack der Parkers! Nach einem Kännchen Earl Grey und Lemontarte erwartete uns das nächste Highlight! Der wunderschöne Garten im Frühlingskleid, gespickt mit den humorigen Happy- Easter-Trail-Schildchen:

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Nicht nur die Anima mea hat´s im Sturm erwischt! Auch 700 Jahre alte Eichen mussten weichen…

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Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und den sahen wir , nachdem wir am Ufer des River Plym zurückwanderten:

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Ein „Mini-Slum“ am Rande von Plymouth, direkt neben der dort befindlichen Müllhalde. Wir hoffen, die Kinderrädchen wurden nicht durch Unfälle sondern „nur“ durch Vandalismus zerstört. Immerhin wurde das trostlose Stillleben durch karibische Rhythmen aus Autoradioboxen belebt. Mann oh Mann, geht uns das gut!!!!

07.04.2014 – Böses Erwachen!

Der Winterschlaf ist beendet! Am 25.3. brachte uns ein Airbus der British Airways und anschließend ein Coach (Reisebus) des National Express in unsere zweite Heimat zurück.

Die erste Nacht verbrachten wir wieder im Hotel „Jurys Inn“. Das ist ein preiswertes, ordentliches Hotel in Plymouth, verkehrsgünstig gelegen, da sehr nah an der Busstation Breton Side/Busstop für Busse des National Express und der verschiedenen Busstationen an der Royal Parade in Plymouth.

Am nächsten Morgen standen unsere englischen Freunde Nick und Marjorie bereits mit ihrem Hymer-Wohnmobil vor dem Hotel. Gespannt fuhren wir nach Mount Batten zur Marina. Wir hatten im vorigen Jahr zweimal Mails zum Hafenbüro geschickt. Die erste nach Sturm Christian, die zweite nach einem schweren Sturm im Februar. Beide wurden zu unserer Beruhigung beantwortet. Anima mea war nach Aussage des Hafenmeisters gut durch die Stürme gekommen. Aber wie sah es wohl innen aus? Alles nass und stockfleckig? Bitte nicht!

Mit etwas Herzklopfen näherten wir uns unserem „Shrink-wrapped-boat“.

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Auf den ersten Blick sieht alles recht gut aus. Allerdings sind alle unsere blauen Fender zwischen Steuerbordseite und Steg platt und zerlöchert, ebenso die vom Hafenmeister angebrachten weißen Fender. Im Boot ist es trocken, die Salzbehälter sind randvoll. Das Bettzeug und diverse Kleidungsstücke hängen noch immer auf den im Salon gespannten Wäscheleinen.

Heinz und Nick inspizieren sofort das Deck. Sie entdecken Schäden am Süllrand. Das Holz hat rundum Risse, eine Relingstütze wackelt, eine Klampe ist ausgerissen, die zugehörige Vorleine ist ebenfalls abgerissen. Auf dem Bild oben ist sie noch zu sehen, da das Foto aus dem Vorjahr stammt.

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13.10.2013 – Per Bus und Motorhome durch Englands Süden

Unsere Zeit in England geht langsam dem Ende entgegen.

Am vergangenen Dienstag besuchten uns Nick und Marjorie  noch einmal an Bord. Mit ihrem „Motorhome“ ging es nach  Newton Ferrers am River Yealm, wo wir zunächst in einen Pub einkehrten, um die Zeit bis zum Niedrigwasser zu überbrücken. Dann erst konnten wir über den sogenannten „Noss“, einer Furt, fast trockenen Fußes nach Noss Mayo hinüber wandern. Von dort aus ging es am bezaubernden Flussufer entlang zur Mündung an einen einsamen Strand und  dann  wieder zurück. Es war schon beeindruckend, durch einen Fluss zu laufen, doch noch überraschter waren wir, als uns  unsere englischen Freunde  in der Nähe von Avton Gifford am River Avon über eine Straße kutschierten, die nur zu bestimmten Zeiten bei Niedrigwasser befahrbar ist, während sie bei Hochwasser in den Fluten versinkt. Den schönen Tag ließen wir abends in unserem Hafenrestaurant „The Bridge“ bei einem sehr guten Dinner ausklingen.

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Newton Ferrers

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 Auf dem Public Footpath via Voss Tidal (so steht es auf  den Wegweisern) Richtung Noss Mayo

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 Am Ziel der Wanderung: Der Strand an der Flussmündung 04

Auch Autofahrer müssen in England auf die Gezeiten achten.

Am Donnerstag  besserte sich das Wetter zunehmend und wir machten  per Bus  einen Ausflug nach Travistock, das am Rande des Dartmoors liegt. Travistock ist nicht  nur Marjories, sondern auch Sir Francis Drakes Geburtsort. Eine schöne alte Stadt mit einem verwinkelten Dauermarkt, der sich „Pannier Market“ nennt, mit vielen kleinen Geschäften,  mit den uralten Resten einer  Abbey  neben einer alten Kirche und einer  Town Hall, in der schon „Procul Harem“, „The Tremeloes“, „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Titch“ und „Marmelade“  aufgetreten sind und die Mädels im Ort  crazy gemacht haben. Nach unserer Stadtbesichtigung  und einer Kuchenprobe aus einer der vielen kleinen Bäckereien arbeiteten wir  die aufgenommenen Kalorien auf dem verwunschenen Aquädukt Trail wieder ab.

05 So sehen Helden aus: Sir Francis Drake06 Geschäfte im Pannier Market 07

Town Hall

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Als wir noch Teenager waren: Erinnerungsfotos von  den Auftritten englischer Bands  hängen im Treppenaufgang der Town Hall

09 Auf dem Aquädukt Trail

Auch der nächste Tag  brachte wieder wunderschönes, klares Herbstwetter und eine weitere Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für 7,50 Pfund pro Kopf (Devon-Cornwall-Ticket) machten wir einen tollen Tagesausflug , der zunächst über grüne Hügel mit Ausblicken auf das Dartmoor begann und dann an der spektakulären Küste Devons entlang durch die vielen kleinen Villages mit ihren Bruchstein-Häusern und Schilfdächern  nach Dartmouth führte. Obwohl wir den Ort vor einiger Zeit  schon per Boot angelaufen hatten, begeisterte uns seine einmalige Lage wieder wie beim ersten Mal. Mit der Fähre fuhren wir hinüber nach  Kingswear, wo Heinz am Wunschbrunnen eine Münze (ein Pfund) und einen Wunsch (ist geheim)  einwarf. Eine Tafel am Brunnen versichert, dass die Münzen einem guten Zweck zugeführt und die Wünsche zu einem hohen Prozentsatz erfüllt werden. Eines der berühmtesten Beispiele  ist die Weltumseglerin, die wunschgemäß unversehrt von ihrem  Törn nach Dartmouth zurückkehrte und danach  ebenso wunschgemäß  den Mann ihrer Wahl heiratete.

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So fantastische Ausblicke wurden uns während unserer Busfahrt geboten!

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Am Wunschbrunnen

Last but not least noch ein Kompliment an die englischen Busfahrer: Mit ihren Doppeldeckern fahren sie in Rauschefahrt durch engste Straßen, die von hohen Hecken und Mauern begrenzt werden. 17 Prozent Steigung gepaart mit kurvenreicher Strecke meistern sie ohne Probleme, Wendemanöver auf engstem Raum werden mit bewundernswerter Gelassenheit ausgeführt. Und dabei sind sie stets freundlich und hilfsbereit. Aber ihre englischen Fahrgäste wissen das auch zu schätzen: Keiner verlässt den Bus ohne ein „Thank you!“ und einen Abschiedsgruß. Wir werden  dies und noch vieles andere vermissen, wenn wir übermorgen nach Hamburg zurückkehren.

Nun sitze  ich hier im Hotel „Jurys Inn“ in Plymouth, in das wir uns für die letzten drei Nächte eingemietet haben. Wir haben zwischen unseren Ausflügen alles an Bord erledigt, was zu erledigen ist: Elektrische Instrumente ausgebaut, verpackt und bei Chris zur Einlagerung abgegeben. Die Segel abgenommen , den Tank randvoll gefüllt, damit sich kein Kondenswasser bilden kann, die Wassertanks geleert und gesäubert, alle verderblichen Vorräte aufgegessen, unsere Sachen in zwei Reisetaschen verpackt usw. Anima mea hat bereits ihren „Frame“, ihren Rahmen für ihr Winterkleid bekommen. Leider war in der vergangenen Woche zu viel Wind, um sie in Plastik einzuwickeln. Heute hat es stark geregnet und so sind die Aussichten schlecht, dass dies morgen passiert, denn das Boot sollte trocken sein, bevor es eingepackt wird,  damit sich kein Kondenswasser unter der Hülle bildet. Auf jeden Fall müssen wir uns morgen Abend von unserem schwimmenden Zuhause verabschieden, denn am Dienstag fahren wir um 7.05 Uhr von der Breton Side Bushaltestelle in Plymouth mit dem National Express nach London Heathrow. Um 15.35 Uhr  Ortszeit startet dann unser Airbus von British Airlines nach Hamburg, wo wir um 18.15 Uhr landen sollen. Zurück bleibt die Erinnerung an eine schöne Zeit in Holland, Belgien, Frankreich und vor allem in  England, unserem inzwischen zweiten Zuhause. Wir verabschieden uns heute von allen, die unsere Reise bisher mit Interesse und Anteilnahme verfolgt haben. Vielleicht bis nächstes Jahr Ende März? Dann kommen wir nach England zurück und zeigen unserer Anima mea die schöne Küste der Kanalinseln und der Bretagne.

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The frame

Bis nächstes Jahr viele Grüße!

Christine und Heinz

 

 

24.09.2013 – Zu Besuch bei der Meerjungfrau

Es wird mal wieder Zeit, ein Lebenszeichen von der Anima mea zu senden. Wir fühlen uns mittlerweile hier in England wie Zuhause. In der Stadt kommen wir ohne Stadtplan zurecht und finden sogar die günstigsten Einkaufsquellen für Öl und Frostschutz, denn bevor wir nach Deutschland fliegen, wird das Kühlerwasser abgelassen und neuer Frostschutz eingefüllt sowie ein Ölwechsel gemacht. Leider ist es immer ein elendes Geschleppe, die Einkäufe an Bord zu bringen.

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7 Liter Öl, zwei Filter und 5 Liter Frostschutz wurden an Bord geschleppt

Wenn das Wetter schlecht ist, liest Heinz sein Kindle leer und ich  koche was Leckeres. Der erste selbstgebackene Kuchen auf der Anima mea ist gut gelungen und auch die Lauch-Tarte schmeckte vorzüglich!03

Nuss-Sand-Torte

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Lauch-Tarte

Am Wochenende feierte Plymouth das Sea Food Festival. Leider war am Samstag so dichter Nebel, dass wir nicht zur Parade der „hunderten von Schulkindern in ihren maritimen Karnevalskostümen“ hinüberfuhren (wir sind ja hier auf der anderen Seite von Plymouth und müssen mit der Fähre oder dem Bus hinüber in die City). Am Sonntag war zunächst wieder blauer Himmel, doch dann zog Seenebel auf und präsentierte ein Wetterschauspiel, das man auch nicht alle Tage erlebt.

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Auch das Art Deco Schwimmbad „Tinside Lido“ war vom Seenebel umwölkt.

Seit gestern blies dann ein frischer Ostwind und brachte schönes Wetter mit. So machten wir uns heute morgen auf den Weg, um ein weiteres Stück (ca. zehn Kilometer) des South West Coast Path zu erwandern. Es ging in Richtung Wembury an der beeindruckenden Steilküste entlang und dann zurück quer durch Wald und Feld  mit Blick  über die „roling hills“  hinüber zum Dartmoor.

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Auf dem South West Coast Path

Und hier noch eine kleine Bildergeschichte für meine „grandsons“!06

Am wunderschönen Bovisand-Strand  lebt in einer Meereshöhle eine kleine Meerjungfrau. Bei Flut füllt sich die Höhle mit dem salzigen  Meereswasser aus dem Plymouth Sound.

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Die kleine Meerjungfrau ist eine große Künstlerin. Mit der Feder eines Austernfischers schwimmt sie  auf dem Meeresgrund umher und zeichnet Bilder von allem, was da kreucht und fleucht. Zum Beispiel von den Muscheln und Seepocken hier:08

Oder von den Unterwasserpflanzen , die sich an den Steinen festhalten, um nicht fortgespült zu werden.

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Und woher ich das alles weiß? Weil ich selbst  in der Höhle war !

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Und weil ich am Strand eins von den Kunstwerken der kleinen Meerjungfrau fotografieren konnte. Hier ist es:11

Viele Grüße, auch von der kleinen Meerjungfrau!