Als wir vorgestern vom Talayot de Torretrencada nach Ciudadella weiterfuhren, entdeckten wir an der Straße ein weiteres Schild zu einer prähistorischen Stätte, die einzigartig in Europa ist. Leider wurde der Eingang zur NAVETA DES TUDONS gerade geschlossen und so war sie gestern unser erstes Ziel.
Die Naveta de Tudons
Nach kurzem Fußmarsch tauchte die alte Grabanlage inmitten der Wiesen auf. Naveta bedeutet in der menorquinischen Sprache „kleines Schiff“. Und wirklich ähnelt dieses Steingebilde einem umgedrehten Schiffsrumpf. Gen Westen – der untergehenden Sonne entgegen – befindet sich ein kleiner Eingang. Er ist verschlossen, aber auf der Hinweistafel findet sich ein Foto vom Innern. Danach gibt es darin zwei Stockwerke mit Kammern, in denen von 1400 bis 900 v. Chr. Menschen einer Gemeinschaft beerdigt wurden.
Die abgelegene Begräbnisstätte ist von einem Steinwall umgeben. Sowohl die Mauer als auch die Naveta wurde ohne Verwendung von Mörtel gebaut.
Doch am oberen Rand scheint ein Stein zu fehlen. Als Erklärung erzählen die Großeltern der Insel ihren Enkeln die Geschichte von den beiden Riesen. Sie waren beide in ein Bauernmädchen verliebt, das sich für keinen von ihnen entscheiden konnte. Deshalb stellte sie ihnen eine Aufgabe. Der eine sollte eine Naveta errichten, der andere gleichzeitig einen Brunnen graben. Wer seine Aufgabe zuerst geschafft hätte, sollte die Angebetete bekommen. Als der Naveta-Architekt mal beim Brunnenbauer vorbeischaute, musste er leider erkennen, dass der gerade bis zum Grundwasser vorgestoßen war und damit seine Aufgabe erledigt hatte. Da schnappte sich der andere einen Stein seiner Naveta und erschlug den Konkurenten. Dann floh er und das Mädchen stand ohne einen Freier da.
Ob Riesen oder nicht, es ist schon rätselhaft, wie Menschen in der damaligen Zeit derartig schwere Steinblöcke so stabil aufeinanderschichten konnten.
Dann fahren wir ans andere Ende von Menorca in die Hauptstadt Mahon (Mao). Nicht nur, dass hier die Mayonaise erfunden wurde, die Stadt hat auch den sichersten Hafen im gesamten Mittelmeer zu bieten. Fünf Kilometer windet sich dieser zweitgrößte Naturhafen Europas ins Land hinein.
Blick über einen Teil des ausgedehnten Hafens Mahon/Mao
Auch die Stadt selbst hat viele prächtige Gebäude und enge Altstadtgassen zu bieten. Wie es sich für eine Hauptstadt gehört, gibt es jede Menge Einkaufsmöglichkeiten.
Hafenmeile
In einem ehemaligen Kloster findet man einen Markt mit allerlei Ständen. Hier kann man sich mit den Spezialitäten der Insel eindecken, z.B. mit der typischen Wurst, der „Sobrassada“ vom schwarzen Schwein.
Wurststand
Doch Ciutadella gefiel uns doch noch eine Tick besser.
Zum Schluss fahren wir ins Industrieviertel und packen den Kofferraum unseres Opel Corsa voll mit Proviant. Am nächsten Morgen wird er abgeholt. Natürlich völlig problemlos!
Der Himmel ist heute überwiegend grau und es regnet ein paar einsame Tropfen aus den dicken Wolken über Addaya. Wir bereiten unsere Abreise vor. Kurs machen, Schiff säubern, vorkochen. Zuletzt gehe ich zum Bezahlen ins kleine Hafenbüro. Wieder eine angenehme Überraschung: Obwohl schon Juni ist, werden die fünf Nächte nach „Maitarif“ abgerechnet. Ich bedanke mich herzlich für all die Freundlichkeit auf dieser schönen Insel. Unsere Zeit in Spanien hat hier einen guten Abschluss gefunden.
Dann rufe ich in der Marina SER MAR in Alghero/Sardinien an. Hoffentlich spricht man dort Englisch! – Tatsächlich, ich kann auf Englisch einen Liegeplatz für Freitagabend reservieren. Wenn wir morgen früh um fünf Uhr starten, können wir die 193 Seemeilen bis übermorgen gegen 21 Uhr schaffen. Der Hafenmeister dort will uns mit dem Dinghy entgegenkommen, wenn wir ihn zwei Meilen vor der Hafeneinfahrt anrufen.
Noch einmal schlafen, dann wird die italienische Gastflagge ausgepackt!