01.06.2016 – Abschied von Spanien

Als wir vorgestern vom Talayot de Torretrencada nach Ciudadella weiterfuhren, entdeckten wir an der Straße ein weiteres Schild zu einer prähistorischen Stätte, die einzigartig in Europa ist. Leider wurde der Eingang zur NAVETA DES TUDONS gerade geschlossen und so war sie gestern unser erstes Ziel.

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Die Naveta de Tudons

Nach kurzem Fußmarsch tauchte die alte Grabanlage inmitten der Wiesen auf. Naveta bedeutet in der menorquinischen Sprache „kleines Schiff“. Und wirklich ähnelt dieses Steingebilde einem umgedrehten Schiffsrumpf. Gen Westen – der untergehenden Sonne entgegen – befindet sich ein kleiner Eingang. Er ist verschlossen, aber auf der Hinweistafel findet sich ein Foto vom Innern. Danach gibt es darin zwei Stockwerke mit Kammern, in denen von 1400 bis 900 v. Chr. Menschen einer Gemeinschaft beerdigt wurden.

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Die abgelegene Begräbnisstätte ist von einem Steinwall umgeben. Sowohl die Mauer als auch die Naveta wurde ohne Verwendung von Mörtel gebaut.

Doch am oberen Rand scheint ein Stein zu fehlen. Als Erklärung erzählen die Großeltern der Insel ihren Enkeln die Geschichte von den beiden Riesen. Sie waren beide in ein Bauernmädchen verliebt, das sich für keinen von ihnen entscheiden konnte. Deshalb stellte sie ihnen eine Aufgabe. Der eine sollte eine Naveta errichten, der andere gleichzeitig einen Brunnen graben. Wer seine Aufgabe zuerst geschafft hätte, sollte die Angebetete bekommen. Als der Naveta-Architekt mal beim Brunnenbauer vorbeischaute, musste er leider erkennen, dass der gerade bis zum Grundwasser vorgestoßen war und damit seine Aufgabe erledigt hatte. Da schnappte sich der andere einen Stein seiner Naveta und erschlug den Konkurenten. Dann floh er und das Mädchen stand ohne einen Freier da.

Ob Riesen oder nicht, es ist schon rätselhaft, wie Menschen in der damaligen Zeit derartig schwere Steinblöcke so stabil aufeinanderschichten konnten.

Dann fahren wir ans andere Ende von Menorca in die Hauptstadt Mahon (Mao). Nicht nur, dass hier die Mayonaise erfunden wurde, die Stadt hat auch den sichersten Hafen im gesamten Mittelmeer zu bieten. Fünf Kilometer windet sich dieser zweitgrößte Naturhafen Europas ins Land hinein.

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Blick über einen Teil des ausgedehnten Hafens Mahon/Mao

Auch die Stadt selbst hat viele prächtige Gebäude und enge Altstadtgassen zu bieten. Wie es sich für eine Hauptstadt gehört, gibt es jede Menge Einkaufsmöglichkeiten.

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Hafenmeile

In einem ehemaligen Kloster findet man einen Markt mit allerlei Ständen. Hier kann man sich mit den Spezialitäten der Insel eindecken, z.B. mit der typischen Wurst, der „Sobrassada“ vom schwarzen Schwein.

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Wurststand

Doch Ciutadella gefiel uns doch noch eine Tick besser.

Zum Schluss fahren wir ins Industrieviertel und packen den Kofferraum unseres Opel Corsa voll mit Proviant. Am nächsten Morgen wird er abgeholt. Natürlich völlig problemlos!

Der Himmel ist heute überwiegend grau und es regnet ein paar einsame Tropfen aus den dicken Wolken über Addaya. Wir bereiten unsere Abreise vor. Kurs machen, Schiff säubern, vorkochen. Zuletzt gehe ich zum Bezahlen ins kleine Hafenbüro. Wieder eine angenehme Überraschung: Obwohl schon Juni ist, werden die fünf Nächte nach „Maitarif“ abgerechnet. Ich bedanke mich herzlich für all die Freundlichkeit auf dieser schönen Insel. Unsere Zeit in Spanien hat hier einen guten Abschluss gefunden.

Dann rufe ich in der Marina SER MAR in Alghero/Sardinien an. Hoffentlich spricht man dort Englisch! – Tatsächlich, ich kann auf Englisch einen Liegeplatz für Freitagabend reservieren. Wenn wir morgen früh um fünf Uhr starten, können wir die 193 Seemeilen bis übermorgen gegen 21 Uhr schaffen. Der Hafenmeister dort will uns mit dem Dinghy entgegenkommen, wenn wir ihn zwei Meilen vor der Hafeneinfahrt anrufen.

Noch einmal schlafen, dann wird die italienische Gastflagge ausgepackt!

29.05.2016 – Paradise Island

Im Port de Ciutadella bleiben wir nur eine Nacht. Nicht, weil wir Angst vor der „Rissaga“ haben. Bei diesem schwer vorhersehbaren Naturereignis fallen manche Häfen der Balearen in kürzester Zeit trocken. Die Festmacher der Schiffe reißen und die Boote verkeilen sich ineinander. Dann rollt die große Welle wieder zurück in den Hafen, versenkt die noch schwimmenden Schiffe, setzt die Uferpromenade unter Wasser und richtet auch in Restaurants und auf Parkplätzen im Uferbereich große Schäden an. Den schlauchartigen Hafen von Ciutadella traf die Rissaga schon mehrmals mit zerstörerischer Wucht.

Nein, uns schrecken eher die hohen Hafengebühren des Club Nautic Ciutadella ab. 43 Euro in der Vorsaison für ein 10 Meter-Schiff ist ganz schön happig. Die Sanitäranlagen des Clubs sind zwar einladend, doch der Platz direkt vor der Restaurantmeile lässt nur den erschöpften Käptn zur Ruhe kommen. Ich bin dankbar, gutes Wifi zu haben, sodass ich bis in die tiefe Nacht am Laptop sitze. Dann kehrt endlich Ruhe ein und auch ich falle in meine Koje.

Info zum Club Nautic Ciutadella: Es stimmt erfreulicherweise nicht mehr, was in der 9. Auflage des Handbuches „Die Balearen“ von B. Bartholmes steht. Es gibt jetzt ordentliche Moorings statt der hohen Kaimauer, an der man früher festmachen musste. Sehr schnelles und kostenloses Internet empfängt man an Bord statt nur im Clubrestaurant. Das Duschen ist ebenfalls in der Hafengebühr enthalten. Insofern ist der Service stark verbessert worden, obwohl die Preise im Gegensatz zu früher offensichtlich nicht erhöht wurden. Dass jetzt auch die Tankstelle an allen Wochentagen geöffnet ist, erfüllte uns nach der langen Motorfahrt mit Erleichterung!

Fünf Stunden Schlaf müssen reichen, dann sind wir schon unterwegs. Der Himmel ist heute leider grau, aber es weht ein guter Wind aus Süd, der uns schnell um die karge Nordküste der Insel segeln lässt. Auch wenn uns manchmal Böen von fünf Windstärken auf die Seite drücken, bleibt es echtes „Spaßsegeln“, denn der Felssockel der Insel an Steuerbord schützt vor unangenehmer Wellenbildung. Unterwegs rufe ich im Port de Addaya an. Am Telefon meldet sich Juana, die Capitania in Menorcas „Hurrikanloch“. Ja, sie hat ein Plätzchen frei, obwohl der Hafen bei Fahrtenseglern sehr beliebt ist.

IMG_1037A Menorcas Nordküste

Menorcas Nordküste

IMG_1043BKaum Welle, aber guter Wind

Kaum Welle und guter Wind

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27.05.2016 – Zur schönsten Insel der Welt

– so nennt der Radiosprecher vom „Insel-Radio“ auf Mallorca der Deutschen liebstes Eiland – segeln wir am 21. Mai die 59,3 Seemeilen mit einem „Affenzahn“ (durchschnittlich 5,9 Knoten) nach Andratx. Drei Nächte verbringen wir im edlen Club de Vela Port Andratx. Die Sanitäranlagen sind Spitzenklasse. Wir könnten auch den Swimmingpool kostenlos benutzen, doch dazu bleibt kaum Zeit. Die Stunden in diesem schönen Naturhafen vergehen wie im Flug mit Relaxen, Einkaufen, Wäsche waschen (lassen) und den langen Wegen zur Rezeption. Denn nur hier habe ich Wifi, das ich dazu benutze,  mein neues „Lenovo“-Laptop einzurichten, denn das alte „Sony-Vaio“ hat immer häufiger Akku- Probleme. Außerdem ist es schon ein wenig altersschwach und entsprechend langsam geworden.

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 Marina Andratx

Info zum Club de Vela Port Andratx: Supernettes Personal und Sanitäranlagen vom Feinsten. Wäsche muss man in der Wäscherei abgeben. Eine Maschine kostet einschließlich Trocknen stolze 10 Euro. Wasser, Strom und Swimmingpool sind im Preis inbegriffen. Vor dem Pool gibt es eine schicke Lounge, in der man z.B. in Ruhe ins kostenlose (schnelle) Internet kann. Für drei Nächte haben wir 98,15 Euro (32,71 Euro pro Tag) bezahlt.

Am Dienstag, dem 24. Mai wollen wir Mallorcas „Sahnestück“ abklappern. Es ist nur schwach windig und so können wir dicht entlang der spektakulären Steilküste des Tramuntana-Gebirges nach Norden fahren. Unser Ziel ist Port de Soller, der einzige sichere Hafen an der Westseite der Insel. Als wir die Hafeneinfahrt von Andratx verlassen, liegt an Backbord die langgestreckte Insel Dragonera, hinter der sich gerade ein weißes Kreuzfahrtschiff herausschiebt. Weiterlesen

22.05.2016 – Unter Schmugglern und Piraten

Am Samstag, dem 14.05. ist es so weit. Wir legen ab nach Ibiza. Um ohne Probleme aus unserer engen Parklücke herauszukommen, bitten wir einen Marinero um Hilfe. Mit einem kleinen Motorboot zieht er uns mit Schwung aus dem Liegeplatz. Leider zu viel Schwung! Ich kann gerade noch verhindern, dass wir ein anderes Schiff mit unserem Anker zerkratzen. Doch der Anker des anderen Schiffes verhakt sich in einer unserer Relingstützen und verbiegt sie wie ein Fragezeichen.
Die 11,4 Seemeilen bis Ibiza schaffen wir in 2 1/2 Stunden. Dann werden wir in der Marina Botafoch an unseren reservierten Liegeplatz am Steg vier gelotst.

Unser Cockpit-Blick

Unser Cockpit-Blick

Am Wochenende hat das Marinabüro geschlossen. Also erledigt der Marinero die Anmeldeformalitäten auf dem Steg. Dann kassiert er fürs Erste 60 Euro und gibt uns einen Schlüssel für das Sanitärgebäude. Auf dem Weg dorthin wandeln wir vorbei an stilvollen Restaurants, Boutiquen und Cafes. In großen Kübeln blühen üppige Pflanzen, alles ist gepflegt und sauber.

Edles Ambiente in der Marina Botafoch

Edles Ambiente in der Marina Botafoch

Info zur Marina Botafoch: Für sieben Übernachtungen incl. Strom und Wasser haben wir 271,06 Euro (38,72 Euro pro Nacht) bezahlt. Die Sanitäranlagen sind sauber und ansprechend. Das Personal ist supernett und sehr hilfsbereit. Die Anlage hat ein tolles Ambiente und lässt keine Wünsche offen (wenn man das nötige Kleingeld hat). Direkt hinter dem Sanitärgebäude legt eine kleine Fähre zum Stadtzentrum ab. Von dort kann man mit dem Bus zum nahegelegenen Flughafen fahren. Wifi-Empfang hatte ich nur im Hafenbüro. Leider gibt es keine Waschmaschine, aber einen Waschsalon in der Nähe.
Bis zur Volvo-Niederlassung sind es von unserem Steg aus nur wenige Schritte. Gleich am Montag melden wir uns beim (deutsch sprechenden) Mitarbeiter. Es ist gerade viel zu tun und wir werden bis mindestens Mittwoch auf die fällige Wartung warten müssen. Kein Problem, wir wollen uns ja ohnehin die Insel ansehen.
Am Sonntag bummeln wir über die prächtige Uferpromenade in die Stadt. Gleich hinter unserer Marina folgt die Marina Ibiza, dann der Fischereihafen und der Fährhafen.

Ibiza - Stadt

Ibiza – Stadt mit Fischereihafen

Dann suchen wir den Weg durch die lebendigen Gassen hinauf zur „Dalt Vila“. Unterhalb der mächtigen Stadtmauern entdecken wir „Roberto Geissano“, bekannt aus einer mehr oder weniger interessanten Fernsehserie.

Die Geissens

Die Geissens auf Raubzug

Der „Pirat“ versucht, Kundschaft zu kapern. Doch wir haben kein Interesse, seine Spritztouren durch die Weltmeere zu finanzieren und gehen weiter, die Gässchen und Treppchen hinauf durch das erste und dann durch das zweite Stadttor.

Tor zur Altstadt

Tor zur Altstadt

 

Ibiza-Mode

Ibiza-Mode

 

Altstadtgasse mit Blumenschmuck

Altstadtgasse mit Blumenschmuck

Langsam arbeiten wir uns durch dieses Bilderbuchstädtchen hinauf zur mächtigen Kathedrale.

Der Turm der Kathedrale

Der Turm der Kathedrale

Auf der Aussichtsplattform sitzen zwei Musikanten und spielen Tangos von Astor Piazolla. Dazu dieser Blick! Besser geht´s wirklich nicht.

Ibiza-Stadt und seine Häfen

Ibiza-Stadt und seine Häfen

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 Blick auf Formentera

Musikanten on the top

Musikanten on the top

Am Montag wollen wir uns ein Auto mieten. Wir gehen gleich zum erstbesten Vermieter in Hafennähe. Hinter dem Tresen steht ein junger, blonder Riese mit Mittelscheitel und Pferdeschwanz. Er spricht bestes Englisch und macht uns ein gutes Angebot. Der nagelneue Fiat vor der Tür soll für zwei Tage 80 Euro kosten. Da es schon 11 Uhr ist, soll die Rückgabe spätestens am Mittwoch 11:00 Uhr erfolgen. Ein bisschen bedenklich erscheint uns die Selbstbeteiligung von 750 Euro und die Kaution von 500 Euro. Doch der Käptn hat schon so viele Mietwagen ohne Kratzer und Beulen durch die Welt gefahren, da wird es wohl auch diesmal gutgehen. Beim „Protokoll“ achten wir ganz besonders auf alles, was am Wagen sichtbar ist, doch das „coche nuevo“ ist rundum makellos.

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14.05.2016 – Formentera

Freitag, den 13. haben wir hinter uns. Es ist nichts Schlimmes passiert. Vorgestern haben wir uns für 70 Euro ( zwei Tage) einen kleinen Panda beim nächstbesten Autoverleiher gemietet, um die Insel zu erkunden. Es gibt unzählige Fahrrad-, Moped- und Autovermieter auf der Insel. Der Himmel weiß, wo all die Fahrzeuge hinsollen, wenn im Sommer die Touristenscharen einfallen. Wahrscheinlich gleicht die 17 km lange Straße von La Savina bis El Pilar de la Mola dann der A1 von Hamburg nach Fehmarn an einem heißen Sommerwochenende. Ein einziger Stau von morgens bis abends!
Wir haben unser Auto gestern Nachmittag unversehrt auf dem Parkplatz abgestellt und werden es heute wieder zurückgeben. Der einzige kleine Schock schoss uns in die Glieder, als wir gestern auf der superschmalen Straße zum Leuchtturm „Far des Cap de Barbaria“ von einem entgegenkommenden Fahrzeug in voller Fahrt am linken Rückspiegel gestreift wurden. „Klonk!“ machte es, aber der Spiegel war nur umgeklappt und hatte keine Schramme. Der Übeltäter fuhr übrigens ungebremst weiter. „Merkst du was, oder bist du schon tot?“

Unser Panda

Unser Panda

Citroen

Kultauto Citroen

Überall auf der Insel hört man deutsche Töne. Eine Fähre nach der anderen bringt  bzw. holt die „Ruhesuchenden“ auf die Insel. Bis in die späte Nacht bollern die Rollkoffer an uns vorbei. Die Fähren verursachen einen Schwell, der Anima mea unglaublich aufwühlt und uns in der Koje eine Rollkur verpasst.

Anima mea in der Marina la Savina Anima mea an ihrem schwelligen Platz

Fährterminal im Port de la Savina Blick auf  den Fährterminal im Port de la Savina

Man merkt es schon: Formentera ist beliebt. Was kein Wunder ist, wenn man sich auf einsamen Wegen entlang der Steilküste oder durch die duftenden Pinienwälder aufmacht, die Schönheit dieser Baleareninsel zu erkunden.

Far de la Mola

Far de la Mola

 

Blick vom Far de la Mola auf die Cala Codolar im Südosten

Blick vom Far de la Mola auf die Cala Codolar im Südosten

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