30.06.2019 Port Napoleon

Irgendwo in meiner Nähe muss sich ein Feuerdrache verkrochen haben!

Sein heißer Atem dringt ins Cockpit und hüllt mich ein. Aus allen Poren dringen Schweißperlen und der Körper lechzt nach Wasser.

Der Feuerdrache hat wohl die ganze Nacht hindurch Öl gesoffen!

Jetzt, am Morgen, hängt noch der typische Verbrennungsgeruch in der heißen Luft. Denn noch regt sich kein Lüftchen im Port Napoleon.

Von dort, wo in einer der Raffinerien am Golfe de Fos gestern Abend die riesige Flamme des „Feuerdrachens“ loderte, weht der unangenehme Geruch herüber. Erst um die Mittagszeit vertreibt ihn der regelmäßig einsetzende Wind. Doch auch der ist warm und bringt kaum Erfrischung.

Während das grünliche Wasser träge aus dem Golfe de Fos in den Hafen strömt, stakst drüben am flachen Ufer ein kleiner, weißer Reiher durch den feuchten Sand. Immer wieder kurz verharrend und ins Wasser starrend ist er auf der Jagd nach einem Fisch-Frühstück.

So ist es hier in diesem riesigen Port Napoleon zwischen dem Golfe de Fos und der Rhone, zwischen großen Industrieanlagen und weitläufigen Salzwiesen. Kein Urlaubsparadies, aber der perfekte Ort, um in Ruhe all die Arbeiten zu erledigen, die getan werden müssen.

Der Port Napoleon gehört zur Port ADHOC Group. Er bietet 215 Wasser- und 1000 Landliegeplätze, ein „Refit-Area“, Mastenlager und Aufbewahrungscontainer. Außerdem kann man hier sein Schiff in Hallen unterbringen. Besonders beeindruckend: Der „Sales Showroom“, wo man über Gangways bequem zur Besichtigung der zum Verkauf angebotenen Yachten gelangt.

Wenn es nur nicht so heiß wäre! Über die 40-Grad- Marke stieg das Thermometer am vergangenen Donnerstag und am Freitag, aber auch sonst liegen die täglichen Spitzenwerte weit über 30 Grad Celsius.

Trotzdem haben wir unsere „To-Do-Liste“ im Schweiße unseres Angesichts abgearbeitet!

Sonntag, 23.06.: Nach der Ankunft zwei Waschmaschinenladungen gewaschen (zum „Spottpreis“ von 6,- Euro). Neuen Blog eingestellt (bestes Wifi!!!), Stille genossen (sonntags wird hier weder im Büro, noch auf der Werft und auch nicht im Hotel/Restaurant gearbeitet; auch „Feuerdrachen“ machen Pause.).

 Unser Liegeplatz im Port Napoleon

Montag, 24.06.: Im Büro angemeldet und „Entmastungs“- Termin für Freitag vereinbart. Zwei weitere Waschmaschinenladungen gewaschen, rein Schiff gemacht und Blog zum 6. Jahrestag unserer Reise geschrieben und eingestellt.

 In diesem Gebäude sind das Hafenbüro, das Hotel/Restaurant, der Waschsalon und die Sanitäranlagen untergebracht. Alles sehr gepflegt und sauber! Auch das Wifi funktioniert unter der überdachten Terrasse tadellos!

Dienstag, 25.06.: Großsegel abmontiert und eingetütet. Baum und Baumniederholer abmontiert. Kuchenbude abgebaut und zur Reparatur gebracht; nach der Reparatur wieder aufgebaut. – Kostet alles viel Geld, aber die 300 Euro von der Societe´Generale wurden noch nicht erstattet! Deshalb Email an die Bank in Sainte-Maxime geschickt.

Zuerst kommt das Großsegel dran!

Die Stege im Port Napoleon sind breit und sauber. Prima für das Falten und Eintüten der Segel!

Mittwoch, 26.06.: Genua abmontiert und eingetütet. 10 Liter Motoröl und einen Ölfilter gekauft. Öl- und Filterwechsel gemacht. Wasserfilter ausgebaut und gereinigt, bei der Gelegenheit die große Backskiste entrümpelt und neu sortiert. – Windgenerator abgebaut (wobei ein Flügel auf Nimmer-Wiedersehen baden ging.) – Geld für den Masttransport überwiesen. Die Antwort der Societe´Generale war bezüglich der inzwischen knappen Finanzlage enttäuschend: „Leider erfordern solche Vorgänge bis zu fünf Wochen Bearbeitungsdauer.“

 Der Käptn macht Ölwechsel

Donnerstag, 27.06.: Mangels öffentlicher Verkehrsmittel ins benachbarte Port St-Louis gelaufen (ca. 45 Minuten in brütender Hitze) und den ersten Blick auf „Le Rhone“ geworfen. In Port St-Louis die Schleuse in die Rhone in Augenschein genommen. Dann im „Intermarche´“ eingekauft (vor allem Getränke!). 10 Euro in den Lieferservice investiert, der unsere Einkäufe und uns selbst zum Hafen zurückbrachte und damit vor dem Hitzetod bewahrte.

Dieses Stück der Rhone werden wir nicht befahren, da es schon zum Mündungsgebiet gehört. Dort ist der Fluss versandet und nicht schiffbar.

 Erst ab Port St-Louis kann die Rhone befahren werden. Durch eine Schleuse gelangt man von diesem Mittelmeerhafen in den Fluss.

Auch Autos brauchen Sonnenschutz!

Freitag, 28.06.: Segelsäcke und Beiboot an Deck verstaut. Um 11:30 Uhr zum „Dismasting“. – Danach Mast abgewaschen, alle Stage mit Leinen am Mast angebunden und mit „Bubble-Folie“ (Folie mit Lufteinschlüssen) umwickelt.

 Erst kurz vor dem „Mastzupfen“ werden die Stage gelöst.

Per Hebebühne wird die Schlaufe für den Kran angebracht und Windex und Windmesser abgenommen.

 Anima mea ohne Mast und mit „Deckslast“.

Es gibt hier im Hafen einen Betrieb, der Masten professionell für den Transport einpackt. Dazu gehört eine Lage „Bubble-Folie“ und darüber eine Lage Klarsicht-Folie (ähnlich der Haushaltsfolie). Pro Meter Mast kostet der Spaß 60 Euro. In unserem Fall wären das fast 800 Euro! – Zum Glück hatten wir uns in einem italienischen Baumarkt eine dicke Rolle Malerfolie besorgt und haben dann auch noch an einem Müllcontainer hier im Hafen eine große Menge der kostbaren „Bubble-Folie“ gefunden.

 Unser Fund: Nagelneue Bubblefolie!

Samstag, 29.06.: Neues Hecklicht angebaut, Mast und Baum mit einer Lage Plastikfolie stramm umwickelt. Mit Boots- und Eignername beschriftet. – Kennzeichen am Bug befestigt. Vignette im Internet gekauft, im Hafenbüro ausdrucken lassen. Hafengebühr bis Montag, 1. Juli sowie „Dismasting“ bezahlt.

 Alles fertig für den Transport am 5.Juli.

 Unser Kennzeichen ergibt sich aus der Registrierungsnummer des Flaggenzertifikats und dem Buchstaben F für „Flaggenzertifikat“. Es muss an beiden Seiten des Bugs befestigt werden.

 Eine Vignette ist in Frankreich Pflicht, sonst drohen hohe Strafen. Unsere gilt für einen Monat und hat 115,70 Euro gekostet. Da es hier kein Verkaufsbüro gibt, haben wir sie per Kreditkarte im Internet gekauft und dann im Hafenbüro von Port Napoleon ausdrucken lassen. Die Vignette muss sichtbar an der linken Seite des Bootes befestigt werden.

Morgen werden wir nach Port St-Louis fahren. Es sind die letzten fünf Meilen im Mittelmeer.

In Flüssen und Kanälen wird die Strecke in Kilometern gezählt. Über 2000 km liegen noch vor uns. Eine lange Strecke für unseren Oscar!

Aber:

Hauptsache immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! Das Risiko für Mast und Schotbruch geht gegen Null.

 

 

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