schauen wir immer wieder auf die Windy-App und warten auf den großen Sturm.
Doch der ziert sich wie eine Diva. Lässt auf sich warten und täuscht gutes Wetter vor.
Am Samstag meldet der Windmesser sogar manchmal Windstärke Null!
Am blauen Himmel quellen derweil graue und weiße Wolken miteinander um die Wette und wir beschließen, uns ein bisschen die Seebeine zu vertreten. Die Busfahrt nach Orbetello haben wir gestrichen, nachdem unsere Nachbarn aus Monaco – sie sind mit ihrem acht Meter Bötchen auf dem Weg zum Hauskauf nach Korfu – wenig begeistert von der „Lagunenstadt“ zurückkehrten.
Mir steht der Sinn sowieso schon lange nach der grünen Natur, die vor lauter antiken Trümmern in Rom wenig Platz findet. Und in Lido di Ostia wachsen höchstens Hundehaufen aus den dürftigen Beeten an der Strandpromenade.
Also durchqueren wir die große Werft am Ende der Marina und finden die kurze Eisentreppe wieder, die zum Weg hinauf zum Forte Filippo führt.
Der riesige Kran lässt selbst große Luxusyachten schweben!
Wie still es hier zwischen dem grünen Buschwerk links und rechts am Wegesrand ist!
Er ist über und über bestückt mit verschiedensten Blüten, die in bunten Farben um die Wette leuchten.
Ein reich gedeckter Tisch für die eifrigen Bienen! Manche haben schon ganz dicke „Höschen“ an. So nennt es ja der Imker, wenn die Biene mit ihrer „Tracht“ zurückkehrt.
Biene auf roter Zistose (Sandröschen
Weiße Zistosen mit Krabbeltieren
Hinter großen Toren und hohen Mauern verstecken sich vereinzelte Häuser. Gut getarnt kann dieser kleine „Drachen“ heute ein Sonnenbad nehmen.
Drachen
Der „liebe Mai“ hat auch in den üppigen Gärten die Bäume wieder grün gemacht. Die Feigenbäume tragen sogar schon kleine Früchte und die blauen Schwertlilien konkurrieren mit dem roten Klatschmohn um den Schönheitspreis.
Schwertlilien und Klatschmohn
In der ersten „Haarnadelkurve“ verströmt eine Fontäne aus Weißdorn süßen Duft. Darüber thront ganz klein unser Ziel: Die Festung.
Weißdorn
Als wir oben sind, zeigt sich, wie mächtig sie in Wirklichkeit ist.
Zuerst in Besitz der Orsinis und später vollendet von den Spaniern reckt sie ihre schiffsbugähnlichen Mauerecken in die Wolken.
Auch hier oben begegnen wir keiner Menschenseele!
Ein unglaublich tiefer Graben zieht sich um die gesamte Festung, die nur über eine Zugbrücke betreten werden kann. Für uns verboten, denn das alte Gemäuer (15.Jahrhundert) ist heute in Privatbesitz..
Aber der „Wehrgang“ steht jedem offen.
Aus allen Mauerritzen quillt auch hier die Blütenpracht: Rosa Ackerwinde, weiße Mini-Margeriten, himmelblauer Borretsch, roter Mohn und gelbes „Kenn-ich-nicht“ machen sich gegenseitig den Platz streitig.
Bild Heinz mit dem gelben „Kenn-ich-nicht“
Am Fuße des Burgberges grüßt auf der einen Seite der Hafen von Porto Ercole.
„Der Blütenteppich ist ausgerollt!“
Porto Ercole aus der Vogelperspektive
und auf der anderen die Marina Calla di Gallera und dahinter die Lagunenstadt Orbetello auf dem mittleren der drei Verbindungsdämme zwischen Monte Argentario und dem Festland.
Obwohl wir hier schon einmal waren, können wir uns an den fantastischen Ausblicken kaum satt sehen. Schließlich kehren wir auf dem gleichen Weg zurück. Diesmal pflücke ich den Bienen nicht ihr Mittagessen weg, aber ein Sträußchen Rosmarin für das Paprikagemüse, das es zum Abendbrot geben soll, nehme ich mit an Bord.
Noch liegt die Anima mea friedlich am Gästesteg. Die „Diva“ schläft noch.
Nur die dunkelgrauen Wolken am westlichen Abendhimmel und ein massiver Absturz des Barometers lassen nichts Gutes ahnen.
Auch die Nacht bleibt ruhig, doch am nächsten Morgen macht das Barometer einen weiteren Sprung nach unten. Dann, um 9:20 Uhr geht die „Piepshow“ los. Die „Diva“ ist erwacht, der Windmesser meldet die erste „7er – Böe“.
Draußen vor der Einfahrt hat ein französischer Zweimaster den Anker geworfen. In den Böen legt er sich auf die Seite. Danach bäumt er sich in den heranrollenden Wellen auf wie ein Wildpferd. Warum tun die sich das an? – Angst vor der eventuell versandeten Einfahrt? Kein Geld für den Liegeplatz? Lust auf eine Achterbahnfahrt? Hier am Gästesteg versteht das niemand.
Uns reicht es, wenn sich die Anima mea in den Böen heftig auf die Steuerbordseite legt. Dann hoffen wir nur, dass die Mooringleine an Backbord unsere „kleine Dicke“ mit ihren rund acht Tonnen schön festhält!
Nach dem Sturm folgt der Regen.
Himmel, Land und Meer verschmelzen zu einer grauen Masse. Die Regentropfen prasseln aufs Kuchenbudendach und spülen die Salzkörner von den Fensterscheiben. Im Salon schnurrt der Heizlüfter. Ostsee-feeling!
Ich bin gerade im Salon, da höre ich draußen Motorgebrumm. Der französische Zweimaster hat sich in die Marina gewagt! Es sind nur zwei Personen an Bord. Beide stecken in gelben Ostfriesennerzen mit passender Hose und Südwester auf dem Kopf.
Ein Marinero springt in sein Schlauchboot und saust zu ihnen hin. Es gibt eine laute, aber unverständliche Diskussion. Dann verlässt der Zweimaster die Marina und stampft hinter der Mauer entlang in Richtung Porto Ercole.
Warum hat man ihnen keinen Platz gegeben? Der Gästesteg ist zwar voll, aber im Innern der Marina sind noch viele Plätze frei. Wenigstens für eine Nacht wäre das sicher möglich gewesen.
Oder wollten sie vielleicht nur tanken und der Diesel war schon wieder alle?
Endlich wieder auf Eurer Anima Mea unterwegs. Was macht nur das Wetter? Nach den schönen Ostertagen ist es auch bei uns fast winterlich geworden, das Allgäu liegt unter einer Schneedecke. Hoffentlich stellt sich bei Euch der rechte Wind ein, ohne dass ihr wie Agamemnon große Opfer bringen müsst. Vielleicht tut es ein Schluck Rotwein? Wir drücken Euch jedenfalls ganz fest die Daumen. Habt eine wunderschöne Zeit in Eurer schwimmenden Wohnung.
Liebe Grüße aus Franken schicken
Susanne und Peter
Hallo, Susanne und Peter! Ja, wir haben in den ganzen sechs Jahren noch nicht so gefroren wie jetzt. Haben schon die Ostsee-Segel Kleidung und die Biberbettwäsche rausgeholt! Und wir trinken häufig Pfefferminze und heiße Brühe! Dabei habe ich mir zwei Paar neue Sandalen und etliche Tops gekauft.. Ein Pullover wäre besser gewesen. Aber vielleicht bessert sich das nach den Eisheiligen! Liebe Grüße ins winterliche Franken aus Punta Ala, gegenüber von Elba