Am Morgen des 11. April ist am Hamburger Flughafen viel los! Klar, in Schleswig-Holstein haben die Osterferien begonnen und viele Reisende drängen sich an den Check-in-Schaltern und an der Security-Kontrolle.
Trotzdem startet unser vollbesetzter Eurowings-Airbus pünktlich um 11:10 Uhr zum Direktflug nach Rom. Um 13:25 Uhr landen wir auf dem Flughafen Rom Fiumicino.
Das Gepäckband bearbeitet drei angekommene Flüge gleichzeitig, so dass es noch einmal etwa eine Stunde dauert, ehe wir unsere Koffer haben und zur Cotral-Bushaltestelle gehen können. Hier müssen wir wieder warten. Um 14:53 Uhr kommt endlich der Bus nach Lido di Ostia. Mit dem Taxi ginge es schneller, aber das kostet mindestens 30 Euro. Cotral bringt uns für schlappe 1,30 Euro pro Person bis Lido Centro, wo die S-Bahn nach Rom abfährt und die verschiedenen ATAC-Busse ankommen und abfahren.
Mit der ATAC-Nummer 1 ging es bisher immer zum Porto Turistico di Roma, doch heute müssen wir die Nr. 5 nehmen, um wenigstens in die Nähe unseres Hotels zu gelangen. Doch welche Nr. 5 ist die richtige? Die an der Haltestelle, wo wir gerade stehen oder die, die gleich auf der gegenüberliegenden Seite hält oder gar die 5b? Die wartenden Italiener wissen es auch nicht, und die Busfahrer in den verschiedenen Fünfern schicken uns von einem Haltepunkt zum nächsten. Schließlich geben wir genervt auf und laufen mit Sack und Pack die 10 Minuten bis zum Hotel La Scaletta.
Mit dem Hotel haben wir bei Booking.com eine gute Wahl getroffen. Es ist klein und einfach ausgestattet, doch sehr sauber und gepflegt und vom Aufzug bis zur Fernseh-Fernbedienung funktioniert alles einwandfrei. Leider ist es noch einen Tick weiter von unserem Winterlager entfernt als das Ferienappartement beim letzten Romaufenthalt, aber näher dran an der Werft war schon im vorigen Herbst nichts mehr frei.
Trotzdem wollen wir noch heute unsere Anima mea sehen!
Also marschieren wir über die Uferpromenade in Richtung Porto Turistico und dann am Naturschutzgebiet hinter der Marina vorbei zur Cantiere Altamarea.
Hört sich alles toll an, doch an der ohnehin trostlosen Uferpromenade haben „Verschönerungsarbeiten“ begonnen. Eine einzige Baustelle, dekoriert mit den üblichen Hundehaufen in verschiedenster Größe und Konsistenz! Dazwischen große Sandansammlungen. Hinterlassenschaften der letzten Winterstürme. Sehr einladend für die Hunde und besorgniserregend für uns! Was haben die Stürme wohl mit unseren Abdeckplanen angestellt?
Wir legen einen Schritt zu.
Hinter dem Naturschutzgebiet folgt das genaue Gegenteil von Naturschutz.
Die Müllstation sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Die großen Container sind proppenvoll bis auf einen. Der wurde abgefackelt und ist nun mit seinem Inhalt für Ewig verschmolzen. Dahinter zwei riesige Müllhaufen aus schwarzen Mülltüten, teilweise aufgerissen. Dazwischen Katzenkörbe und Futternäpfchen für die Müllkatzen, die hier leichte Rattenbeute machen können.
Augen zu und durch! Noch einen Schritt zugelegt und endlich sind wir am großen Tor der Werft.
Hier ist schon Feierabend, aber unser elektronischer Schlüssel funktioniert noch! Dann sind wir drin. Wow! Der Platz ist jetzt voller Schiffe, die fast alle „planenlos“ auf ihren Stützen stehen.
Ganz am Ende der Reihen steht unsere Anima mea. Eine blaue, zerfetzte Plane schützt die Kuchenbude. Ein Rest unserer grünen Plane liegt noch über dem Vorschiff. Das Sonnenzelt, das wir über die Kuchenbude gespannt hatten (und darüber noch eine grüne Plane) liegt „zerlegt“ im Cockpit.
Später erzählt uns der Werftchef Mauro, dass es einen besonders schweren Sturm in Kombination mit einem Regenschauer „like a waterbomb“ gab. Der hat unseren mühsam angebändselten Schutz wohl zerlegt. Und Mauros fleißige Inder haben dann die blaue Plane gespannt. Doch unseren Rumpf haben sie offensichtlich noch nicht gereinigt und poliert. Dabei hatte ich doch per Email darum gebeten, damit wir sofort mit dem Streichen des Unterwasserschiffs beginnen könnten.
Aber ansonsten ist alles heil geblieben. Auch im Innern ist alles an seinem Platz und im Motorraum ist kein Regenwasser. Dank Mauro, der peinlichst darauf achtet, dass die Schiffe ganz gerade auf ihrem Eisengestell stehen.
Am nächsten Tag treffen wir Mauro in der Werft. Erstaunt begrüßt er uns mit den Worten: „Schon da? Ihr wolltet doch erst am 18. April kommen!“ – Tja, da hat er wohl nicht richtig gelesen, was in meiner Email stand…. Leider hat er auch nicht mitgekriegt, dass ich für Sonntag, den 13.4. um einen Krantermin gebeten hatte, den er sogar zugesagt hat. Denn: Sonntags ist zwar der Chef auf dem Gelände, aber nicht seine Arbeiter. Da wird leider nicht gekrant. Und montags ist allgemeiner Ruhetag in der Werft. Da geht auch nichts. Aber am Sonntag müssen wir aus dem Hotel ausziehen und aufs Schiff umziehen. Dazu muss aber die Anima mea im Wasser liegen. Also bleiben nur noch zwei Tage, um alle Arbeiten zu erledigen.
Aber Mauro behält die Ruhe und reagiert flexibel!
Wir sollen heute das Schiff klarieren. Morgen früh kommen seine indischen Gastarbeiter und machen den Rumpf. Danach könnten wir das Unterwasserschiff streichen (die Unterwasserfarbe hatte uns aw.niemeyer schon vor längerer Zeit hierher geschickt).
Gesagt, getan!
Wir tüdeln die Planenreste ab, räumen im Schiff wieder alles an seinen Platz und packen auch schon mal einen der beiden Koffer aus. Während sich der Käptn mit dem Propeller beschäftigt, mache ich mich auf den Weg zum Marina-Büro. Dort liegt nämlich schon seit ein paar Tagen unser vorgeschicktes Paket. Den kostbaren Inhalt – Karten und Handbücher für unsere Fluss- und Kanalfahrten sowie verschiedene Ausrüstungsgegenstände – möchten wir schnellstmöglich an Bord haben, bevor sie womöglich wieder an den Absender zurückgeschickt werden. Denn noch liegt ja kein Schiff namens Anima mea im Hafen!
Am Samstagmorgen beginnt dann der fleißige indische Angestellte seine Arbeit am Rumpf. Zuerst wird dieser mit einer Essiglösung eingestrichen, die alle Dreckflecken und -schichten auflöst. Dann wird mit Wasser abgespritzt. Nun muss alles trocknen und dann geht es „Hand in Hand“. Der Inder steht auf seinem Gestell und poliert den Rumpf. Rückt er das Gestell weiter, folgen wir – ich im unteren, der Käptn im oberen Bereich – mit Pinsel und Farbe.
Spiegelblank!
Am späten Nachmittag rückt Mauros Sohn Claudio mit dem großen Kran an. Die flinken Inder spannen die Gurte um unser Schiff und entfernen das Eisengestell. Dann fährt der Kran zum Tiber. Ganz unaufgeregt schwebt die Anima mea ins Wasser.
Touch down
Dann springt Mauro an Bord und steuert unser schwimmendes Zuhause höchstpersönlich an den Liegeplatz am Tiberufer.
Chefsache
Nach getaner Arbeit sind wir ganz schön fertig! Gut, dass wir heute nicht auch noch selbst kochen müssen, denn wir sind bei unseren Schweizer Freunden Esther und Bernhard zum Essen eingeladen.
Bei Esther und Bernhard
Die beiden liegen mit ihrer schönen OYA´ – eine Hallberg-Rassy 40 – schon im Porto Turistico.
Esther hat wieder lecker gekocht und der Abend vergeht wie im Flug. Leider müssen wir dann noch „bei Nacht und Nebel“ den weiten Weg zum Hotel zurücklaufen, doch damit arbeiten wir glücklicherweise auch einige Kalorien der Lasagne wieder ab.
Am Montag kommen Esther und Bernhard noch ein letztes Mal zu uns an Bord. Sie wollen sich verabschieden, denn morgen wollen sie zur schönen Insel Ponza und von dort weiter nach Süden segeln. Während wir in der Kuchenbude sitzen, verfinstert sich der Himmel. Blitze zucken, Donner grollt. Dann prasseln dicke Hagelkörner so laut aufs Dach, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
Als der Spuk vorbei ist, verabschieden sich unsere Gäste eilig in Sorge um ihr Schiff.
Tschüss!
Später kommt die Whatsapp: Kein Schneemann auf OYA´!
Nun sind die beiden bereits über Ponza nach Gaeta gesegelt. Wer mehr wissen will, kann ihren Blog www.oyasailing.ch lesen. Wir wünschen ihnen eine tolle Saison im Mittelmeer und hoffen auf ein Wiedersehen irgendwo und irgendwann!!!
Wir liegen seit Dienstag wieder an unserem altbekannten Steg H im Porto Turistico.
Die Segel sind montiert, der Flugrost am Edelstahl ist entfernt und das Deck ist geschrubbt. Morgen beginnt für uns der Urlaub mit einer ersten Fahrt nach Rom. Zum Ostereierfärben sind wir mal wieder nicht gekommen, aber auf Ostern freuen wir uns trotzdem und wünschen auch allen Lesern ein
F R O H E S O S T E R F E S T
und
KIEK MOL WEDDER IN !
Gute Reise und ein schönes Osterfest wünscht Euch Ingrid
Vielen Dank! Dir auch fröhliche Ostertage!