07.06.2018 – Kalamata

Ein wundervoller Duft von frischer Wäsche erfüllt die Anima mea.

Ich weiß nicht, welches Waschmittel die Frau des Marineros in der Kalamata Marina benutzt, aber es verfehlt seine Wirkung nicht. Genüsslich nehme ich das dicke Wäschepaket auseinander und verstaue Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche wieder an ihrem Platz in den fast leeren Schapps. Das war mir die 25 Euro wert und ich freue mich immer, wenn ich die Menschen vor Ort ein wenig unterstützen kann.

 

Die restliche Wäsche erledige ich dann selbst.

In der Marina gibt es zwei Waschmaschinen (pro Waschgang 4,50 Euro) und zwei Trockner, die bei 30°C und leichtem Sommerwind allerdings unbenutzt herumstehen.

Auch sonst ist die Marina bestens ausgestattet. An jedem Ende des Hafens steht ein Sanitärgebäude mit ausreichend Duschen und Toiletten. Sie sind schon etwas in die Jahre gekommen und könnten eine Generalüberholung gebrauchen, aber nach vier Wochen Dusch-Abstinez habe ich das erfrischende Nass schon lange nicht mehr so genossen!

Was die Liegegebühr incl. Wasser, Strom, Dusche und Wlan betrifft, kann man wirklich nicht meckern! Wir fallen in die Kategorie bis 10,50 m und bezahlen 28,52 Euro pro Tag. In Italien werden wir dafür mindestens das Doppelte hinlegen müssen!

Die Tankstelle sei momentan geschlossen, steht in unserem Hafenhandbuch „Griechische Küsten“ von Rod & Lucinda Heikell (5. Auflage von 2016), was sich bis heute nicht geändert hat. Doch der Marinero bestellt einen Tankwagen und schon am nächsten Tag sind Dieseltank und Kanister wieder gefüllt.

Auch für einen „Reparaturstopp“ eignet sich Kalamata bestens!

Am Tag nach unserer Ankunft kommt gleich der Segelmacher mit seinen beiden Helfern an Bord, denn unsere Rollfock funktioniert seit der Abreise von Aegina leider immer noch nicht. „The second hand“ vom Segelmacher klettert in den Mast und löst das Problem mit dem Fockfall. Es war aber trotzdem gut, dass Wim im Kanonis Boatyard die Trommel auseinandergenommen, gereinigt und gefettet hatte. Nun läuft alles wieder wie geschmiert!

Außerdem erwähnenswert:

Die Marina – www.medmarinas.com – liegt in wunderschöner Umgebung.

Weder Verkehrslärm noch Diskotheken stören den Schlaf und in ein paar hübschen Tavernen sind nur wenige Schritte entfernt die Tische gedeckt. Den Italiener „Da Francesco“ können wir wärmstens weiterempfehlen. Nach all den griechischen Bauernsalaten mundet sein gemischter Salat mit Balsamicodressing zur knusprigen Pizza ausgezeichnet!

Nachdem die Schmutzwäsche-Berge abgetragen sind, müssen die Vorräte dringend aufgefüllt werden.

Ein gut sortierter A&B – Supermarkt ist nur 800 m entfernt, doch diesen Großeinkauf an Bord zu schleppen ist nahezu unmöglich. Gut, dass der Supermarkt ab 50 Euro Warenwert einen kostenlosen Lieferservice anbietet. Kaum sind wir zurück, steht auch schon der Wagen mit den „tausend“ Tüten auf dem Ponton. Bequemer geht´s nicht!

Unser Pflichtprogramm ist jetzt erledigt. Die Kür erfolgt in Form eines Stadtbummels.

Gleich an die Marina schließt sich der Handelshafen an. Er war einmal der Haupthafen des Peleponnes, doch jetzt ist hier kaum noch etwas los. Von dort ist es nur ein kurzes Stück bis zum „Eisenbahnpark“ mit dem alten Bahnhof, wo einige Dampflokomotiven langsam dahinrosten. Bis fast zum Zentrum zieht sich dieser Park. Dann stehen wir im modernen Kalamata.

 

Am 13. September 1986 wurde die Stadt mit den hübschen Häusern aus der Franzosenzeit durch ein Erdbeben stark zerstört. Zwischen den neu erbauten, nichtssagenden Häusern finden sich immer wieder Ruinen der alten Gebäude, die an dieses Ereignis erinnern.

 

Auf dem Grünstreifen zwischen den breiten Spuren der Hauptverkehrsstraße stehen Denkmäler, die an den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken erinnern, und dessen Beginn am 23. März 1821 in der Apostelkirche verkündet wurde.

Im Hintergrund der Gedenktafel ist die Apostelkirche erkennbar

Es ist heiß und sehr ermüdend, durch diese schachbrettartig angelegte Stadt zu wandern. Es gibt kaum Schatten spendende Bäume, aber an jeder Ecke finden sich Cafes, die zu einer Pause unter dem Sonnenschirm einladen.

An der Ekklisia Ipapanti nähern wir uns der kleinen Altstadt von Kalamata.

 

Von hier geht es viele Treppenstufen hinauf zum grottenähnlichen Kirchlein Panagia Kalomata, das in byzantinischer Zeit der Stadt zu ihrem heutigen Namen Kalamata verhalf. Hierhin hat sich ein junges Pärchen verkrümelt. Wir wollen sie bei ihren „heiligen Handlungen“ nicht stören und wandern wieder zurück, wo wir den Weg zur Festung finden.

Kein Mensch ist hier unterwegs. Im Kassenhäuschen am Fuße der Treppe döst der Wärter vor sich hin. An der Wand verkündet ein Zettel: Eintritt zwei Euro, reduziert ein Euro.

Wie, um alles in der Welt, sollen bei diesen Preisen die griechischen Kassen gefüllt werden?

In der Hoffnung, der Wärter behält auch in Zukunft seinen Job, verzichten wir auf den Preisnachlass.

Während wir Stufe für Stufe erklimmen, können wir uns die Geschichte dieses Ortes vor Augen führen.

 

Nach der Mythologie wurde Kalamata, das ehemals Pharai hieß, von Pharis, dem Sohn von Hermes und Philodameia, gegründet.

In Homers Ilias wird es als eine der sieben Städte erwähnt, die Agamemnon dem Achilles opferte, um dessen Zorn zu besänftigen und ihn zu überzeugen, in die Schlacht gegen die Trojaner zurückzukehren.

In mykenischer Zeit (1680 – 1060 v. Chr.) war Pharai ein wichtiges Zentrum im östlichen Messenien. Es lag an einem niedrigen Hügel, dessen steiler Osthang sich über dem Fluss Nedonta erhob. Er fließt bis heute durch Kalamata.

Die Burg wird erstmals als „kleine byzantinische Festung“ erwähnt. Im 13. Jahrhundert erhielt sie ihre endgültige Form durch den fränkischen Kreuzfahrer Wilhelm II. von Villehardouin, der ein grausames Regiment führte. Aber auch die Venezianer bastelten nach der Frankenzeit weiter an der Burganlage. 1685 jagten die Türken die Pulvermagazine in die Luft, als Franken, Venezianer und Manioten sie mit vereinten Kräften vertrieben. Dabei wurde die Burg stark beschädigt.

Jetzt ist es hier still und friedlich. Die Pinien verströmen ihren aromatischen Duft und eine kleine Meise sucht leise zirpend zwischen den langen Nadeln nach Insekten.

Statt der Burg steht heute ein Kirchlein dort oben und nur noch wenige Mauerreste erinnern daran, welch strategisch wichtige Aufgabe der Festung einst zukam: Von hier oben kontrollierte man das fruchtbare Messenische Tal, das sich bis zur Küste hinzieht sowie den Pass durch das Taigetos – Gebirge, der ins benachbarte Lakonien führt.

 

Wenn ich im Winter wieder in Hamburg einkaufen gehe und vor dem Regal mit den eingelegten Oliven stehe, werde ich an all das zurückdenken. Denn da stehen auch die berühmten Oliven der Sorte Kalamon, die dick und fleischig in den Olivenhainen rund um Kalamata heranwachsen.

 

 

 

 

3 responses

  1. Diese Blütenpracht an der Ruine! 😀
    Wunderschön sieht auch die Kirche vor dem blauen Himmel aus.
    Ich reise sehr gerne mit euch, wird doch jede Station interessant beschrieben!

    Liebe Wochenendgrüße von Ingrid

Hinterlasst uns einen Kommentar:

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: