in Glasvitrinen, an Wänden, auf Podesten und Sockeln stehen und hängen die Fundstücke aus längst vergangenen Zeiten. Hier sind sie sicher vor Raub und Zerstörung und erzählen ihre Geschichte.
Es ist kühl geworden in Athen. Graue Wolken bedecken seit Tagen den Himmel und ein frischer Nordwind weht uns um die Ohren. Wir ziehen seit Monaten zum ersten Mal lange Hosen und Socken an und gehen ins Museum.
„Museum? Langweilig!“ wird jetzt vielleicht mancher Leser sagen.
Stopp! Nicht wegklicken! Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen überzeugen, dass es nicht so ist.
Hier meine Argumente für einen Museumsbesuch:
- Im Museum gibt es soooo viel zu entdecken.
Beispiel: Die Schatzkiste im Akropolis Museum.
Ich habe noch nie eine Schatzkiste aus Stein gesehen! Wie ein Sparschwein, hat sie oben ein Loch, in das die Athener im 4. Jahrhundert vor Christus eine Silberdrachme werfen mussten. Damit besiegelten sie im Heiligtum der Aphrodite Ourania ihre Bitte für eine glückliche und fruchtbare Ehe.
- Im Museum werden Fragen so gut erklärt.
Beispiel: Zeichnung und Text zur Schatzkiste
Hier sieht man, wie man die Marmorkiste aufbekam, wenn sie voller Silbermünzen war. Sie besteht nämlich aus zwei Teilen. Wenn das Oberteil angehoben wurde, konnte man die Münzen aus dem Sammelbecken im Unterteil entnehmen. Ein Hämmerchen wie beim Sparschwein war also nicht erforderlich!
- Im Museum werden Erinnerungen geweckt und Erlebtes ergänzt.
Im August besuchten wir Mykene. Dort sahen wir auch die geöffneten Königsgräber, die der Archäologe Heinrich Schliemann 1876 entdeckt hatte. Hier, im Archäologischen Nationalmuseum, sind die einzigartigen Grabbeigaben aus den Gräbern ausgestellt.
In mykenischer Zeit (1600 v. Ch.) glaubten die Menschen, dass nach dem Tod die Seele in der Unterwelt gewogen wird. Vielleicht kommt ja auch daher der Ausdruck „Etwas auf die Goldwaage legen“? – Der Schmetterling, der auf dem Teller der linken Waagschale eingraviert ist, war das Symbol für die Seele. Die Kette oben rechts besteht aus goldenen Anhängern, die Kokons darstellen. Sie symbolisieren die Wiedergeburt. Die Granatäpfel an der Kette oben links symbolisieren das „Kopfgeld“ (engl. bounty). Die Verstorbene war also für ihre Reise in die Unterwelt gut ausgestattet!
- Weil im Museum die „trockenen“ Abhandlungen aus den Geschichtsbüchern lebendig werden.
Beispiel: Die Koren oder Karyatiden im Akropolis Museum
Das Heiligtum der Athener wurde 480 v. Ch. von den Persern zerstört. Diese Schandtat rächte Alexander der Große bei seinem Feldzug, indem er Persepolis dem Boden gleich machte. Damit war eine weitere prächtige Stadt zerstört, doch die zertrümmerte Akropolis machte es auch nicht wieder heil. Die steinernen Mädchen, die das Dach des Erechtheion stützten, überlebten allerdings die Attacke der Perser. Nur eine wurde später von den Türken in die Luft gesprengt. Und eine wurde von den Briten nach England entführt, wo sie sicher große Sehnsucht nach ihren fünf Gefährtinnen hat, die im Akropolis Museum auf sie warten.
- Weil mich das Museum bei den Fragen: Wo komme ich her? Wo stehe ich? Wo gehe ich hin? in einen geschichtlichen Kontext stellt.
Beispiel: Die Sonderausstellung des Archäologischen Museums. Sie trägt den Titel „Ithacas“ und erzählt Geschichten von Menschen und Helden. Es sind bekannte und unbekannte „Odysseen“, sowohl persönliche als auch gemeinschaftliche. Wer unseren Blog gelesen hat, kennt unsere persönliche Odyssee mit all ihren Höhen und Tiefen.
Diese Vase entstand im 6. Jahrhundert vor Christus. In dieser Zeit schrieb auch Homer seine Odyssee. Auf dem Bild erkennt man, wie eine Sirene Odysseus mit ihrem verlockenden Flötenspiel auf den Felsen und damit ins Verderben locken will. Aber der listenreiche Held hat sich vorsorglich an den Mast binden lassen und kann so der Schönheit mit den Entenfüßen widerstehen.
Für das Archäologische Nationalmusem planen wir einen ganzen Tag ein.
Am Ende stellen wir fest: Ein Tag ist viel zu wenig für dieses griechische „Highlight„. Mit seiner Sammlung von Kunstwerken aus den verschiedenen Stilepochen der griechischen Antike ist es einzigartig in der Welt!
Auch im beeindruckenden Bau des Akropolis Museums bleiben wir mehrere Stunden. Während wir durch die Räume wandern und die gelungen präsentierten Bruchstücke der Akropolis bewundern, schauen wir immer wieder durch die riesigen Fensterscheiben hinüber zum Wahrzeichen der griechischen Hauptstadt.
Bald heißt es auch für uns: Akropolis adieu, ich muss gehn…..
Ich war im Februar dort. Es ist grandios!