02.09.2017 – Sommerausklang

Sturm oder wenigstens Starkwind bleiben aus, und so schön der Ankerplatz in Palaias Epidavros auch ist: Wir wollen jetzt einen Tapetenwechsel!

Am Montag, den 28. August machen wir uns auf den Weg zur Insel Aigina, wo wir unser Winterlager beim Kanonis Boatyard reserviert haben.

Zuerst steuern wir durch die enge Passage zwischen der kleinen Insel Dhorousa und der Insel Angistiri hindurch. Im Süden von Angistiri entdecken wir einen schönen Ankerplatz, doch er ist bereits mit großen Motoryachten vollgestopft.

Die Insel Dhorousa

Dann erreichen wir die Nordwestspitze der bergigen, mit Pinien bewachsenen Insel Angistiri. Laut Rod Heikell „Griechische Küsten“ soll es hier vor dem Kai des kleinen Hafens Mooringleinen geben. Also eventuell für uns eine Möglichkeit, hier anzulegen.

Doch als wir unsere Hafenrunde drehen, müssen wir feststellen, dass auch dieser Hafen keine freien Plätze mehr bietet. Macht aber nichts, denn der Meltemi ist im Busch. Da wäre dieser Ort völlig ungeeignet.

Also geht die Fahrt weiter durch kristallklares, türkisblaues Wasser. An Steuerbord lassen wir die kleine, flache Insel Metopi. Als hätte jemand eine riesige Schubkarre braunen Sand ins Meer geschüttet, liegt sie, umgeben von ausgedehnten Flachwassergebieten und Unterwasserfelsen, zwischen Angistiri und Aigina.

Nun steuern wir direkt auf die kleine „Hauptstadt“ und den Hafen von Aigina zu.

Bei Urlaubern und Athenern ist diese Insel, nur 12 Seemeilen von Piräus entfernt, sehr beliebt. Auf unserem kurzen Weg zwischen Angistiri und Aigina überholt uns bereits das erste Tragflügelboot, das wie eine Rakete übers Wasser saust und nur 20 Minuten benötigt, um die smoggeplagten Athener zum Durchatmen auf die Insel zu bringen.

Auch viele große Fährschiffe laufen Aigina an und verursachen rund um den Hafen heftigen Schwell. Aber wir müssen hier anlegen, um von hier aus mit dem Bus zum Kanonis Boatyard zu fahren.

Was schon der Hafenplan im Handbuch prophezeite, bestätigt sich bei der Hafenrunde: Die wenigen Gästeplätze vor dem Cafe´ rechts hinter der Einfahrt haben natürlich keine Mooringleinen.

Unsere Hoffnung, in der benachbarten Aigina Marina (mit Mooringleinen) anzulegen, wird gleich zerschlagen. Große Schilder an der Marinaeinfahrt untersagen das Einlaufen ohne Berechtigung. Aber wie soll man die bekommen? Es gibt in unserem Handbuch keine Internetadresse, keine Telefonnummer und auch keinen VHF Kanal, über den man die Marina anrufen könnte.

Rod Heikell schreibt, dass die Marina mit Dauerliegern und einheimischen Booten belegt ist. Das macht uns langsam ärgerlich! Denn Rod Heikell bemerkt auch, dass jede Menge EU-Gelder geflossen sind, um neue Marinas zu bauen oder bestehende Häfen zu erweitern bzw. zu modernisieren. Damit sollte der Tourismus angekurbelt werden. Aber leider würden die neuen Liegeplätze von kleinen Booten besetzt, die vor allem Athenern und anderen Großstadtbewohnern gehören. Auch sollen auf einigen Liegeplätzen verlassene Boote vor sich hin rotten, ohne dass dafür eine Hafengebühr bezahlt wird. Für Gäste aus anderen Ländern Europas ist jedenfalls kein Platz!

Aber was hilft es? Wir haben keine andere Wahl, als uns hinter der Mole, die die Marina vor Schwell schützt, vor Anker zu legen.

Schon, als die erste Fähre ablegt, ahnen wir Böses!

Die Schiffsschraube produziert heftigen Schwell, der sich gar nicht mehr beruhigt, bis schon die nächste Fähre anlegt. Wir und alle Schiffe um uns herum tanzen wie verrückt in den Wellen auf und ab. Besonders das kleine dänische Motorboot neben uns macht so wilde Sprünge, dass man schon vom Zuschauen seekrank werden könnte. Sicher müssen sich die Leute während der Nacht in ihren Kojen anschnallen!

Es ist noch dunkel, als wir am nächsten Morgen ungewaschen und ungekämmt diesen schrecklichen Ankerplatz verlassen.

Im Süden der Insel versuchen wir in der Klima Bucht erneut unser Ankerglück.

In der Bucht mit den hohen, fast kahlen Steilwänden ankern schon nebeneinander aufgereiht mehrere Megayachten. Um ruhiger zu liegen, haben sie lange Landleinen zum Ufer gespannt. Sehr tief kann man nicht hinein in die Bucht, denn wegen des Badestrandes ist ein Teil mit Bojen abgesperrt. So versuchen wir, zwischen der Handvoll frei ankernden Yachten einen Platz zu finden.

Doch erst nach mehreren Versuchen scheint der Anker endlich zu halten. Betonung auf „scheint“! Nach vier Stunden merken wir, dass unser Anker rutscht, während schon wieder eine Megayacht nach der anderen in die Bucht einläuft. Haben die hier ihr Nest gebaut oder was?

Uns gefällt das Klima nicht mehr so richtig in der „Klima-Bucht“ und wir beschließen, zehn Meilen weiter Richtung Süden zur Insel Poros zu segeln.

Als wir in das schmale Fahrwasser zwischen Peleponnes und Poros einlaufen, braust schon die erste Schnellfähre heran. Wir verdrücken uns so weit wie möglich nach Steuerbord. Wie eine Rakete schießt die Fähre an uns vorbei. Dann naht auch schon eine weitere, riesige Fähre. Im großen Bogen steuert sie genau auf uns zu! Wir drücken auf die Tube und flüchten noch weiter nach Steuerbord.

Um 18 Uhr können wir endlich in die „Russische Bucht“ einlaufen. Mitten im Eingang liegt sehr dekorativ das Inselchen Daskalia. Es ist mit einer kleinen Kapelle geschmückt, aber umgeben von einem felsigen Riff. Das müssen wir jetzt schön an Backbord lassen, danach können wir uns einen Ankerplatz suchen.

Um diese Zeit sind natürlich schon einige Yachten hier, aber wir finden tief in der Bucht noch einen guten Platz.

Es dauert nicht lange, da sind wir von Segelschulschiffen umzingelt.

An Bord ist jeweils ein Segellehrer, der seinen zehn Eleven lautstark Anweisungen zum „Ankern mit anschließender Landleinenverbindung“ erteilt. Da wird heftig vor und zurück rangiert, bis schließlich der Anker fällt und einer oder zwei aus der Truppe ins Wasser springen. Die Landleine fliegt über Bord und wird von den Schwimmern an Land gebracht. Dort klettern sie die Felsen hoch und binden die Leine an einem Baum fest.

Wir ankern natürlich „frei“. Für solche Klettertouren sind wir einfach zu alt. Hautabschürfungen, Prellungen und Brüche können wir uns einfach nicht leisten. Aber sicherer liegt ein Schiff schon, wenn es vorne und hinten festgemacht wird, denn es bewegt sich weniger in den Windböen, die von den Hängen heruntersausen!

Wir sind erstaunt, wie friedlich und diszipliniert die jungen Leute – fast gleichviele junge Männer und Frauen- sich verhalten. Ruhestörender Lärm bleibt aus und lässt auf eine angenehme Nachtruhe hoffen.

Doch mitten in der Nacht werde ich aus dem Schlaf gerissen.

Der Käptn steht im Niedergang und redet mit der Crew auf einem der Schiffe. Ich höre was von „Ihr Anker slippt“ und springe aus der Koje. Dann taumle ich nach oben und sehe schon die Bordwand des Nachbarschiffes ganz nah vor mir.

„Motor starten! Wir müssen weg!“ ruft der Käptn. Ich schalte die Batterie ein, dann startet der Käptn den Motor, während ich den Kartenplotter in Gang setze. Schnell an die Pinne! Der Käptn steht schon an der Ankerwinsch und holt den Anker hoch. Ich steure unser Schiff knapp am Nachbarschiff vorbei  zwischen den anderen Ankerliegern hindurch aus der dunklen Bucht hinaus. Endlich erscheint die Seekarte auf dem Plotter! Denn da lauert ja das gefährliche Riff der kleinen Insel irgendwo vor uns!

Als wir heil draußen sind, kommt das nächste Problem. Wohin in der Dunkelheit?

Obwohl sich der Käptn manchmal aufregt, dass ich das Handbuch „auswendig lerne“, ist meine so gewonnene Ortkenntnis jetzt von Nutzen. Ich weiß nämlich, dass wir in Stadtnähe in der Marinebucht eine gute Ankerchance haben.

Auch hier liegen viele Yachten vor Anker und es braucht mehrere Versuche, bis der Anker endlich sitzt. Trotzdem fasziniert der wunderschöne Blick auf das glitzernde Städtchen, dessen Häuser dicht an dicht den Hügel bedecken. Um zwei Uhr sinken wir erschöpft in die Kissen!

Schönes Poros

Am nächsten Morgen bewölkt sich der Himmel und ein kurzer Regenschauer spült wenigstens einen Teil der Salzkruste von der Anima mea herunter.

Unser neuer Ankerplatz

Nach dem schrecklichen Erlebnis mögen wir das Schiff vorerst nicht alleine lassen. Deshalb bringt mich der Käptn mit dem Schlauchboot an Land, wo ich in einem Restaurant einen neuen Wetterbericht herunterlade. Der schon vor Tagen angekündigte Nordwind (Meltemi) wird morgen kommen! Möglicherweise mit heftigen Böen bis sieben Beaufort!

Mit Blick auf Poros und die trocknenden Tintenfische lade ich im Restaurant „White cat“ den Wetterbericht herunter

Mein Wassertaxi kommt

Wir sind nicht die einzigen, die in der Marinebucht Schutz suchen. Immer mehr Yachten strömen herbei. Der Platz wird allmählich knapp und nicht überall will der Anker halten. Liegt wohl doch eher am Ankergrund statt an unserem Anker, ist unsere Erkenntnis.

Deshalb sind wir besonders wachsam. Aber unser Anker scheint zu halten, obwohl das Schiff in den heftigen Böen hin und her geschoben wird und wie ein böser Hofhund an der Kette zerrt.

Dann wird es wieder Nacht. Doch diesmal geht alles gut. Aber wir werden oft wach und schauen draußen nach dem rechten.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne, doch über das hohe Ufer vor uns fegen weiterhin die Böen herunter.

Ich räume gerade das Frühstücksgeschirr vom Cockpittisch, da geht die Reise nach „Australien“. Hinter uns liegt nämlich ein großer Katamaran mit australischer Flagge, dem wir plötzlich immer näher kommen. Schon steht der Eigner an Bord und befürchtet das Schlimmste. Aber wir sind ja schon geübt im „worst case“! Alles geht gut, aber unser Anker kriegt jetzt ordentlich Schimpfe!

Das ganze Spiel beginnt nun wieder von vorne. Es bedarf wieder mehrerer Anläufe, bis wir endlich festliegen. Diesmal in einer Ecke mit vielen deutschen Yachten.

 

Wir haben jetzt beide die Faxen dicke und wollen den Stress in absehbarer Zeit beenden.

Ich rufe in der Zea Marina in Piräus an und buche für September einen Platz zum günstigen Monatspreis (451,36 Euro incl. Mehrwertsteuer, zuzüglich Strom und Wasser). Ab Montag, dem 4.September haben wir dort eine Mooring mit Strom, Wasser und Wlan. Auf dem Weg dorthin schauen wir morgen bei Kanonis Boatyard vorbei. Ab Montag werden wir uns demnächst überwiegend auf festem Boden bewegen, um das griechische Festland und seine Hauptstadt zu erkunden.

Der griechische Herbst kann kommen!

 

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