02.08.2017 – Wer ist Takis Vrionis???

Der Wind hält sich tatsächlich an die „Drei-Tage-Regel“ und flaut am Samstag ab. Der Seegang im Hafen von Vathi beruhigt sich und wir können an Land frisches Brot für die Weiterreise einkaufen. Dann tanken wir an der Tankstelle frisches Wasser und füllen den Dieseltank auf. Jetzt heißt es Abschied nehmen von Odysseus Insel. Durch den Kolpos Aetou fahren wir hinaus Richtung Ak A. Ilias, wo wir auf Nordkurs gehen.

Je mehr wir uns der Nordspitze von Ithaka nähern, je stärker bläst uns der Wind entgegen. „War wohl doch ein Fehler, nach Norden zu fahren“, denken wir. Doch als wir schließlich die drei Kaps – Ak Nikolaos, Ak Ioannis und Ak Exogi – gerundet haben, schwächt sich der Wind auf vier Bft ab und die Welle schiebt uns in die Meerenge „Stenon Ithakis“ zwischen Ithaka und Kefalonia.

Nun haben wir die größte Ionische Insel an Steuerbord. Bis zu 1618 m erheben sich die verkarsteten Berge auf Kefalonia. Das bewaldete Ufer und die bunten Häuschen erinnern uns ein bisschen an Norwegen.

Zunächst laufen wir die Hafenstadt Fiskardo an der Nordspitze der Insel an. Als einziger Ort wurde sie bei dem vernichtenden Erdbeben 1953 verschont, weil sie auf einem Untergrund aus weichem Ton erbaut wurde. Jetzt steht sie unter Denkmalschutz und ist besonders bei Yachten beliebt. Der Hafen und auch die Ankerplätze sind weitgehend belegt, so dass wir nach einer Hafenrunde an der Ostküste entlang nach einer Ankerbucht suchen. Doch keine ist uns gut genug. Entweder zu eng, zu voll, zu ungeschützt oder mit schlechtem Ankergrund. Das liegt daran, dass das Ufer überwiegend felsig ist, was sich unter Wasser fortsetzt und die Strände aus Kies bestehen, in dem der Anker auch nicht gut hält.

Der Käptn wird zunehmend ungeduldiger und will endlich Schluss machen, aber ich dränge ihn weiter nach Ay Eufimia, das bis zum Erdbeben 1953 Haupthafen der Insel war und danach vom benachbarten Sami abgelöst wurde.

Ay Eufimia

Jetzt gibt es hier eine Marina, doch leider ohne Mooringleinen, so dass wir dicht vor der Badestelle des kleinen Ortes unter den gewaltigen Bergen vor Anker gehen. Der erste Versuch scheitert, doch beim zweiten Mal scheint der Anker gefasst zu haben. Morgen wollen wir an Land gehen und vielleicht die Tropfsteinhöhlen von Drogarati und den Grottensee von Melissani besuchen.

Auf einem Steg der Marina hat eine Band ihre Anlage aufgebaut und als sie gegen 21:00 Uhr ihre kubanischen Rhythmen durch den Hafen schickt, erkennen wir sofort, dass es die gleichen Musiker sind, die wir in der Odysseas Marina in Vathi auf Meganision gehört hatten. Sie beherrschen ihr Handwerk wirklich gut und ein karibisches Feeling stellt sich in dieser lauen Sommernacht auf Kefalonia ein.

Am nächsten Morgen ist das Wasser spiegelglatt. Ich folge der Ankerkette und bekomme einen Schreck, als ich den Anker entdecke. Er liegt auf der Seite!

Anker in stabiler Seitenlage

Plötzlich erscheinen uns die anderen Ankerlieger bedrohlich nah und wir verlassen Ay Eufimia noch vor dem Frühstück.

Wie immer, habe ich den neuen Kurs schon am Vorabend auf dem Kartenplotter eingegeben, so dass wir die 27 Seemeilen direkt zur östlich gelegenen Insel Oxeia in Angriff nehmen können. Dort wollen wir im Osten der Insel in einer geschützten Ankerbucht die Nacht verbringen und am nächsten Tag nach Patras weitersegeln.

Oxeia ist die südlichste Insel der Echinaden und liegt am Eingang zum Golf von Patras. Wie ein Urzeitungeheuer ragt diese „stachelige“ Felseninsel vor dem griechischen Festland aus dem Meer. Eine Fähre nach der anderen zieht auf dem Weg nach Patras an ihr vorbei, bis auch wir ihren Leuchtturm, das einzige Bauwerk auf der Insel, am Backbord passieren.

Leuchtturm von Oxeia

Aus der Nähe ist die wild zerklüftete Insel noch viel beeindruckender, aber leider haben sich sowohl in der Ost- als auch in der Nordbucht Fischfarmen breitgemacht, die das klare Wasser und alles, was darin lebt, mit Futterresten und Fischexkrementen belasten. Hier ist kein Platz für uns!

Wildes Oxeia

Nördlich von der Insel finden wir im Ormos Oxeias vor dem Sandstrand der Festlandküste dann doch noch einen guten Ankerplatz und genießen den letzten Sonnenuntergang über den Nordionischen Inseln, von denen wir uns nun bald verabschieden müssen.

 

Am nächsten Morgen regt sich kein Lüftchen. Mit Null Wind fahren wir in den Golf von Patras, dicht gefolgt von dem französischen Segelboot, das die Nacht in unserer Nähe verbracht hat.

Oxeia unter dem Abendhimmel

Es gibt nicht viel zu sehen. Rechts erheben sich in der Ferne die Berge des Peleponnes, links das Festlandsgebirge, Ton in Ton mit dem Wasser in einen graublauen Dunstschleier gehüllt. Es ist eine Gluthitze und ich verziehe mich nach unten in den Salon, um zu schreiben. Irgendwann spüre ich regelmäßige Stöße und frage nach oben:“ Was ist los?“

„Starker Schwell! Keine Ahnung, warum,“ antwortet der Käptn. Jedenfalls fahre ich den Computer runter und gehe nach oben. Es ist immer noch kein Wind, aber eine eklige Welle kommt genau von vorne. Na ja, Wind war ja auch nicht gemeldet. Erst morgen soll es Ostwind geben, deshalb sind wir ja auch heute nach Osten unterwegs!

Dann, ganz plötzlich, ändert sich die Wetterlage. Der Wind steigert sich in kürzester Zeit auf fünf, dann auf sechs Bft aus Nordost. Die Wellen werden höher und bekommen Schaumkronen. Der Käptn erhöht die Tourenzahl, sonst stampfen wir uns fest. Erste Brecher kommen von vorne über Bord und duschen den Käptn mit Salzwasser, während ich mich unter der Cockpitpersenning weg ducke. Trotz der hohen Tourenzahl kommen wir nur langsam voran. Noch 15 Meilen! Noch zehn Meilen! „Sag nichts mehr! Erst bei drei Meilen kannst du Bescheid sagen!“ ruft der Käptn und schüttelt seine vom Festhalten verkrampfte linke Hand aus. Ganz langsam schälen sich die Häuser von Patras aus der ersehnten Küste heraus, werden endlich größer und ich verkünde: “Noch drei Meilen!“ Doch von Erleichterung keine Spur! Es piept! Die Sieben leuchtet auf der Windanzeige auf, löst die Dauersechs immer häufiger ab. Erst kurz vor der Marina in Patras wird das Wasser ruhiger und auch der Wind lässt etwas nach. Bald werden wir den reservierten Platz erreicht haben!

Ich wähle die Mobilnummer, über die ich in der Marina Patras auf dem Ankerplatz Ormos Oxeia für acht Tage reserviert habe. Die Nummer von Hafenmeister Llanos Vasilli fand ich in unserem Handbuch „Griechische Küsten“ (Rod Heikell). Die männliche Person, die sich am Telefon meldete, sagte mir auch einen Platz für den gewünschten Zeitraum zu. Preis: 40 Euro pro Nacht. Dann bat mich der Herr, eine SMS mit den entsprechenden Daten zu schicken, die auch postwendend mit „Thank you. Best regards.“ von einem gewissen Takis Vrionis bestätigt wurde. „Na ja, da haben die jetzt wohl einen neuen Hafenmeister“, dachte ich.

Ich wähle kurz vor der Hafeneinfahrt die gleiche Nummer und kündige der männlichen Stimme am anderen Ende unsere Ankunft an. Ich soll dem Herrn bitte mal eben fünf Minuten Zeit geben, dann ruft er zurück. Wir können einlaufen. Er steht auch schon auf dem Steg und schreit in den Wind: “Wie lang ist das Boot?“ Komisch, dass er das nicht weiß….“Zehn Meter!“ schreie ich zurück und endlich zeigt er auf eine Lücke am nächsten Schwimmsteg, spurtet dorthin und hilft beim Anlegen.

Dann gehe ich mit den Schiffspapieren ins Marinabüro. Im gut klimatisierten Räumchen sitzt unser Helfer. Wie lange wir bleiben wollen, fragt er mich. „Acht Tage. Wir haben doch reserviert,“ sage ich verdutzt. Er kann keine Reservierung im Computer finden. Ich erkläre ihm, dass ich das telefonisch bei Herrn Takis Vrionis gemacht habe und präsentiere die entsprechende SMS mit der Antwort. Der gute Mann druckst herum, will mir aber nicht verraten, wer der ominöse Takis Vrionis ist. Schließlich genehmigt er uns die acht Tage. Und dann kommt das Beste! Ich frage nach dem Preis für eine Nacht, worauf der Marinachef eine Liste aus der Schublade holt, einen Kuli zückt und ein weißes Blatt Papier mit der „Berechnung“ für unser Schiff ausfüllt:

1) For the first night do you pay 27,17 Euro

2) The second night is free

3)The three night do you pay 27,17

4) The four night is free

5) The five night do you pay 27,17

6) and the sixth night is free

After the sithx night do you have discount 55%

But the price is for easy night and the price for easy night it is 6,03 Euro

_____________________________________________________________

Anmerkung: mit „easy night“ ist every night gemeint.

An der Wand hängt schon ein Hinweis zum Zahlungsmodus: Nur Cash! Karten werden nicht akzeptiert!

Ich erkundige mich, ob dies eine private Marina ist. „Nein, sie gehört der Stadt Patras,“ lautet die Auskunft. Dann bezahle ich bis Nacht Nummer vier und bekomme einen ausgedruckten Beleg. Im Preis sind Strom, Wasser, Dusche und Wifi sowie 24% Mehrwertsteuer enthalten.

Was ich aber nicht verstehe: Warum kassiert die Stadt nur Cash? Und wer ist Takis Vrionis???

Eine Antwort

  1. Warum nur Cash? Das scheint wohl die griechische Krankheit zu sein die auch vor öffentlichen, staatlichen oder halbstaatliche Betrieben nicht halt macht.
    Die Medien versuchen uns weiszumachen, dass die Maßnahmen die von Europäischer Union, Weltbank und Europäischer Zentralbank verordnet wurden, dies bekämpfen und ausmerzen.
    Die Wahrheit scheint aber zu sein, dass ähnlich wie in Italien, die Menschen mit diesen veränderten Bedingungen auf ihre ganz eigene Weise umgehen. Und diese Lösung heißt: Only Cash und nix in die Bücher. Und wenn sich bei diesem Vorgehen alle Leute einig sind, dann kann die staatliche Administration sich auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln. Die verkündeten Maßnahmen werden dort stehen bleiben wo sie einst einmal auf Papier geschrieben wurden. Und nur da existieren sie.
    So wird dann u.U. aus einem Hafenmeister ein Phantom. 😉
    Nicht Wundern! Einfach weiter Reisen… 😉😉😉

Hinterlasst uns einen Kommentar:

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: