18.05.2017 – Bella Italia

Was macht es aus, das „Bella Italia„?

Die blaue Symphonie aus Wasser und Himmel? Die Frühlingsblumenpracht unter den  Olivenbäumen und an den Berghängen? Das köstliche Essen und der süffige Wein? Die malerisch drapierten antiken Trümmer von Pompeji und Herculaneum? Die prachtvollen Kirchen von Rom? Die spektakulären Steilküsten? Die zahlreichen Inseln, eine schöner als die andere?

 

Auch Spanien und Portugal haben wunderschöne Landschaften, prächtige Baudenkmäler und gutes Essen. Auch dort ist das Wasser klar und blau. Und jeder weiß: Die Sonne scheint in Spanien Tag und Nacht!

Und wenn es um beeindruckende Landschaften geht, muss natürlich Korsika erwähnt werden!

Totzdem: Italien ist anders als all diese schönen Mittelmeerländer.

Es ist die einmalige Atmosphäre, die den Unterschied macht!

Erstes Beispiel : Wir sitzen auf dem Rückweg von Herculaneum auf dem Bahnhof von Equense (zwischen Sorrent und Castellammare di Stabia), weil wir den Ausstieg in Castellammare di Stabia im wahrsten Sinne des Wortes verpennt haben. Eine junge Frau setzt sich mit ihrer Tochter zu uns auf die Bank und stellt ihre prall gefüllten Taschen mit Obst und Gemüse vor sich ab. Dann zieht sie für ihr Kind eine Handvoll Kirschen aus der einen Tasche. Natürlich kriegt sie mit, dass ich ganz interessiert in ihre Tasche schaue, nimmt sich zwei Büschel Kirschen (sie sind noch an einem kleinen Ast mit ein paar Blättern) und schenkt sie mir und dem Käptn. Mille grazie! Wir verspeisen sofort genussvoll die rote Pracht und äußern unsere Begeisterung, denn die Früchte schmecken wirklich gut. Die Frau lächelt stolz und glücklich und macht uns klar: Die sind von meinem Baum. Und alles hier in den Taschen ist aus meinem Garten.

Zweites Beispiel : Wir kehren heute nachmittag von unserem Stadtbummel durch Salerno zurück. Unser Boot liegt im Porto Teresa, dessen Stege von verschiedenen Ormeggiatori verwaltet werden. Um zu unserem Steg mit Namen Azimut zu gelangen, müssen wir an all den anderen kleinen Büros über einen gemeinsamen Zugang vorbei. Natürlich werden wir stets freundlich gegrüßt, auch wenn wir das Geschäft mit der Konkurrenz gemacht haben. Einer der Ormeggiatori hat rund um sein kleines Büro Pflanzenkübel mit allen möglichen Gemüse- und Kräuterpflanzen aufgestellt. Gerade ist er mit der „Gartenarbeit“ beschäftigt, als wir vorbeikommen und interessiert in die Kübel gucken. Er sagt etwas auf Italienisch, das eindeutig mit seinem Gärtchen zu tun hat. Dann winkt er uns zu einem Kübel und präsentiert  uns stolz seine kleinen grünen Tomaten, die bald zu großen, knallroten, sonnenverwöhnten Pomodori herangewachsen sein werden. Es interessiert ihn überhaupt nicht, dass wir eine andere Sprache sprechen. Nur das gemeinsame Interesse zählt! Und so listet er auf, was da alles so wächst unter seiner Obhut: Basilikum, Tomaten, Kürbis und Auberginen, eines der wichtigsten Gemüse in dieser Gegend. Dann gibt er uns noch ein herzliches „Buon viaggio!“ mit auf den Weg.

Bei den Gemüse- und Obstauslagen läuft einem das Wasser im Mund zusammen!

Drittes Beispiel : Heute morgen auf dem Weg vom kombinierten Dusch-/Toilettenhäuschen zum Boot muss ich über die überdachte Terrasse am Azimut-Hafenbüro gehen. Hier sitzen mehrere Einheimische beim gemütlichen Plausch zusammen. Smartphones sieht man hier nicht. Es wird noch miteinander geredet! – Auf dem knallgrünen Kunstrasenbelag ist ein Tisch aufgebaut. Darauf stellt gerade ein junger Mann eine Platte mit Kuchen ab und schiebt sich einen süßen Happen in den Mund. Dabei sieht er mich offen an, wie es in Italien üblich ist, wenn jemand vorbeikommt. Es ist auch üblich, den Vorbeikommenden freundlich zu grüßen. Also sagt der junge Mann „ciao“ und deutet dann mit einer einladenden Handbewegung auf den Kuchen. Ich verstehe sofort: Ich soll zulangen, denn es schmeckt doch so gut! – Er reicht mir eine Serviette und ich packe das Geschenk hinein.

Die drei Beispiele veranschaulichen, was Italien so „bella“, so einmalig schön macht:

Es ist die Art, wie man hier miteinander umgeht. Und wie man auf Fremde zugeht. Nach dem Prinzip: Geteilte Freude ist doppelte Freude.

Nach dieser kleinen Hymne auf die Italiener folgen jetzt noch ein paar Bilder von unserem gestrigen Törn.

Es ging frühmorgens von Castellammare die Stabia entlang der Halbinsel Sorrent bis zu deren Endpunkt Punta Campanella. Dabei kamen wir auch an dem kleinen Hafenstädtchen Massa Lubrense vorbei. Von hier aus startete der Käptn vor vielen, vielen Jahren seine Schlauchboottouren hinüber nach Capri, um dort zwischen den Felsen zu tauchen.

Capri 

Fünf Seemeilen östlich der Punta Campanella überlegte ich kurz, ob der Käptn nicht am Mast festgebunden werden müsste, so wie es die Mannschaft mit Odysseus machte, als sie hier mit wachsverstopften Ohren vorbeiruderten. Wir näherten uns nämlich der Heimat der Sirenen, diesen halb Vogel-, halb Frau-Wesen, die mit ihrem Gesang die Seemänner so verrückt machen, dass diese alle Vorsicht vergessen und auf die Felsen laufen. In modernen Seekarten steht allerdings der Name Isolotti Galli. Übersetzt: Die Hähne (haben immerhin Federn, können aber nicht singen und sind nicht weiblich).

Die größte der Isolotti Galli – die Galli Lungo – gehörte mitsamt Villa einst dem russischen Tänzer Rudolf Nurejew

Es ertönte wirklich kein Sirenengesang, aber der Wind fiel in hässlichen Böen von den wunderschönen Milchbergen – den Monti Lattari – der Amalfiküste herunter. Gut, dass bei dieser Windrichtung keine Wellenberge entstanden, sonst hätte es uns die Fahrt entlang dieser spektakulären Küste ganz schön vermasselt.

Highlights der Amalfiküste: Positano

Amalfi

Kurz vor Salerno machten wir den Versuch, den kleinen Fischerhafen Cetara anzulaufen. Aber in das Hafenbecken stand so viel Wind und Schwell, dass wir uns schnell wieder verzogen, obwohl der hübsche Ort sehr einladend wirkte.

Cetara

Auf jeden Fall hatte der Wetterbericht für heute wieder mal gründlich daneben gehauen. Und so waren wir froh, kurz darauf in Salerno im Porto Santa Teresa einen sicheren Platz zu bekommen. Und das Beste daran: Es bleibt genügend Geld für Pasta und Pizza über! Schlappe 25 Euro pro Nacht beträgt die Hafengebühr. Trotzdem wollen wir morgen weiter, obwohl Salerno eine wirklich sehenswerte Stadt ist.

Besonders die bemalten  und beschrifteten Häuser der Altstadt und der terrassierte Giardino della Minerva, ein Heilpflanzengarten der berühmten Scuola Medica Salernitana haben es uns angetan.

Oben: Pistazie  –  Darunter: Schwarzer Pfeffer

Und in einer kleinen Nische zwischen den Pflanzen balgten sich in ihrem Nest die jungen Pflänzchen des Mäusefängers im Garten der Heilpflanzen.

Eine Antwort

  1. Die Besonderheit der italienischen Lebensart habt ihr wunderbar auf den Punkt gebracht. Es ist so in der Tat so, wie ihr es beschrieben habt. Danke, und weiterhin gute Reise.
    WoMolix

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