Am Ostersonntag machen wir mal nichts. Einfach nur faulenzen und die Sonne genießen! Das ist der wahre Luxus: Wir sind in ROM und müssen nichts machen! Wir haben Zeit!
Am Ostermontag schlägt der Käptn einen letzten Besuch im Petersdom vor. Bevor wir Rom verlassen, will er dort unbedingt noch das Petrusgrab unter der Basilika besichtigen.
In den beiden Metrolinien ist relativ wenig los. Auch die Menschenmassen in den Straßen zwischen der Metrostation Ottaviano und dem Dom halten sich in Grenzen. Dann der Schock: Eine ellenlange Warteschlange, die sich über den gesamten Petersplatz zieht. Bei aller Liebe: Da stelle ich mich nicht an!
Der Käptn ist enttäuscht. Nichts kann ihn trösten, weder das Argument, dass ja heute am Montag alle Museen geschlossen sind und daher der Besucherandrang im Petersdom besonders groß ist, noch, dass in meinem Reiseführer steht, die Besichtigung des Petrusgrabes müsse mindestens zwei Monate vorher schriftlich angemeldet werden.
Nun ist guter Rat teuer. Was könnte den Käptn jetzt aufheitern?
Ich schlage einen Spaziergang durch den Park der Villa Borghese vor. Es ist so wunderbares Wetter und bestimmt blüht und grünt es jetzt besonders schön in der „grünen Lunge“ Roms.
Dem Käptn ist jetzt erstmal alles egal und er fügt sich in sein Schicksal. Mit der Metro fahren wir bis zur Piazza del Popolo, dann steigen wir die Stufen hinauf zum Monte Pincio.
Wir sind natürlich nicht allein! Und oben angekommen, werden es immer mehr! Ganz Rom scheint an diesem Ostermontag in den Park zu drängen. Auf den Wiesen wird gepicknickt und gefaulenzt. Kinder spielen Ball auf den Wegen, Rad- und Rikschafahrer kurven zwischen dem Fußgängervolk herum, Mülleimer quellen über.
Als Hamburger sind wir durch unseren wunderschön angelegten Park „Planten un Blomen“ sehr verwöhnt. Die Villa Borghese kann da in keinster Weise mithalten! Und vor allem: Hier sieht man vor lauter Menschen die Bäume nicht mehr!
Auch auf dem kleinen See mitten im Park sind alle Ruderboote unterwegs, und eine lange Warteschlange hat sich am Anlegesteg aufgebaut. Wie am Familientag beim Autoscooter auf dem Rummelplatz!
Paddeln auf dem See der Villa Borghese
Und das soll ein Highlight von Rom sein? – So steht es jedenfalls in unserem Dumont-Reiseführer ROM.
Den „Giardino Zoologico„, ursprünglich von unserem Hamburger Zoodirektor Hagenbek gestaltet, lassen wir gleich links liegen und gehen zügig am „Galoppatoio“ vorbei Richtung Piazzale Brasile, wo wir den Menschenmassen entfliehen können.
Jetzt stehen wir – rein zufällig – am Anfang einer Straße mit dem Namen Via Vitt. Veneto.
Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor!
Mal sehen, was uns hier, auf dieser prächtigen Meile mit den vornehmen Häusern überraschen wird.
Die Via Vitt. Veneto
In zwei großen Bögen windet sich die Straße bergab. Vornehme Restaurants und edle Hotels laden den betuchten Gast in ihre Gefilde. Unübersehbar mit seinem geschwungenem Vordach: Das Baglioni Hotel Regina.
Es gehört zu den besten Hotels der Welt und beherbergte einst Königin Margherita von Savoyen, während sie auf die Fertigstellung ihrer Residenz „Villa Margherita“ wartete. Hier erfuhr sie so viel ausgezeichneten Service und Freundlichkeit, dass sie 1911 dem Hoteldirektor erlaubte, das Wort Regina im Hotelnamen zu führen.
Ob sie dem Bäcker, der die Pizza Margherita erfand, auch die persönliche Erlaubnis erteilte, das beliebte Gericht nach Ihrer Königlichen Hoheit zu benennen?
Jedenfalls tummelten sich in diesem edlen Hotel später Künstler, Autoren und Schauspieler. Das war nach 1960, als Federico Fellini den Film „La dolce vita“ drehte. Der Journalist Marcello Rubini, verkörpert von Marcello Mastroianni, will darin den „süßen“ Geheimnissen der „Haute-Volaute“ von Rom auf die Spur kommen und ist bei seinen Recherchen von so schönen Frauen wie Anouk Aimee (sah himmlisch aus) und Anita Ekberg (hatte für meinen Geschmack zu viel Oberweite) umgeben. Der Trevi-Brunnen, aus dem die Ekberg damals stieg, ist ja auch gleich um die Ecke!
In den Vitrinen des Restaurants Ciao bella findet sich alles für verwöhnte Gaumen
In dieser „Vorzeigestraße Roms“ wurde also ab 2 Uhr nachts der Kultfilm gedreht! Denn erst zu dieser frühen Morgenstunde konnte Felini von seiner Drehgenehmigung Gebrauch machen. Alle anderen Szenen wurden in Roms Filmstadt Cinecitta in der detailgenau nachgebauten Via Veneto gedreht.
Schön ist es hier! Grün, sauber, edel und ruhig!
An der Piazza Barberini endet die Via Veneto. Wir laufen weiter über die Via d. Quatro Fontane und lassen den Monte Quirinale und auch den Monte Viminale rechts liegen. Durch enge Gassen mit kleinen Kunsthandwerkerläden und Kneipen suchen wir uns einen Weg Richtung Kolosseum. Plötzlich stehen wir vor einer steilen Treppe mit einem Torbogen, der von frischem Weinlaub überwuchert ist. Die Stufen führen uns hinauf auf den Monte Esquilino. Damit haben wir sechs der sieben Hügel Roms bestiegen. Es fehlt nur noch der Monte Celio.
Oben, hinter dem Torbogen, steht die Kirche San Pietro in Vincoli. Irgendwann hatte ich schon mal von ihm gelesen, jetzt haben wir ihn gefunden: Der Moses von Michelangelo. Natürlich zu Ehren eines Papstes in dieser Kirche aufgestellt. In diesem Fall war es Julius II. (1513).
In der Mitte:Der Moses
Die Kirche heißt San Pietro, weil sie als neue Petersbasilika geplant war, was aber wegen Unstimmigkeiten nicht umgesetzt wurde. Den Beinamen „Vincoli“ verdankt sie den Ketten in dem erleuchteten Schrein unter dem Hochaltar. In ihnen soll Petrus während seiner Gefangenschaft in Jerusalem und Rom gelegen haben.
Die „Vincoli“
Wir freuen uns, auch dieses berühmte Kunstwerk entdeckt zu haben und setzen uns gleich um die Ecke an der abschüssigen Straße in ein kleines Cafe´ mit kippeligen Stühlchen und Tischchen. Drei Törtchen zum Americano müssen sein! Lieber verzichte ich aufs Eis statt auf diese kleinen, italienischen Köstlichkeiten. Dafür bleibt ja auch der Zucker in den Tüten, die hier im Grand Pascal an der Via della Polveriera mit Kaffeesprüchen berühmter Persönlichkeiten bedruckt sind.
Auch Kant war Kaffeekenner und -genießer
Als wir unsere Kaffeepause beendet haben, erleben wir noch einen Höhepunkt, mit dem wir nicht gerechnet hatten: Wir stehen quasi auf dem Dach der Metrostation Kolosseum und haben einen grandiosen Blick auf die frisch gesandstrahlte Arena!
Nun müssen wir nur ein paar Treppen hinuntersteigen, und schon sind wir in der Metrostation. Wieder geht ein schöner Tag unseres „dolce vita“ zu Ende!
Ja, wer auf Entdeckungsreise geht, der entdeckt u. U. Dinge, die er gar nicht gesucht hat. 😉
Sogar zu Hause ist man davor nicht sicher. Man gehe nur mal zu Tchibo!
Da wäre ich jetzt auch gerne ! Und ich komme gerade von Tchibo, eine Tüte Kaffee kaufen…die Verkäuferin sah mich an als hätte ich ihr unsittliche Worte an den Kopf geworfen…vermutlich weil ich wirklich nur eine Tüte Kaffee gekauft habe und den ganzen anderen Schr…im Laden gelassen habe..demnächst werden sie auf den Kaffeeverkauf verzichten und nur noch Trödelware anbieten…
Lieber Gruss aus der Hansestadt mit schaurigem Aprilwetter…von Jürgen
Als „Fotokünstler“ würdest du auch viel besser auf die Via Veneto als in einen Tchibo-Laden passen!