Heute ist der vierte Adventssonntag. Seit 44 Tagen sind wir nun schon in Hamburg. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen, zumal die Tage immer kürzer werden. Kaum ist man aufgestanden, wird es schon wieder dunkel. Besonders der Käptn leidet seit jeher unter dem Mangel an Sonnenlicht. Kaum sitzt er auf dem Sofa, fallen ihm die Augen zu und er versinkt in den Winterschlaf. Wie bei den tierischen Winterschläfern scheint sich auch bei ihm der Stoffwechsel zu verlangsamen, wodurch dem Ansatz von Winterspeck Tür und Tor geöffnet ist. Doch er kämpft dagegen an! Jeden Morgen marschiert er hurtig durch den Volksdorfer Wald und stoppt an diversen Sitzbänken, um dort durch Liegestütze Fettpölsterchen in Muskelmasse zu verwandeln.
Und was mache ich? Na, zunächst mal das Frühstück! Außerdem erledige ich möglichst alles zu Fuß, meide Fahrstühle, Rolltreppen und KUCHEN. So weit zu unserem Alltag.
Apropos Kuchen: Am 7. Dezember jährte sich mal wieder der Geburtstag des Käptns. Diesmal ein runder. Ein passendes Geschenk war schnell gefunden: Ein Kurztrip mit dem Auto nach Polen, ganz nach dem Motto: Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort. Und die alte Misses gibt ihm ein paar Kisses…..
Es war unser erster Besuch in Polen. Die Ausweise vorsorglich parat, überquerten wir in Swinemünde die deutsch-polnische Grenze, ohne es wirklich mitzubekommen. Kein Zollbeamter, kein Schlagbaum und schon gar keine Kontrolle! Lediglich die Hinweisschilder: „Wechselstube“ und die Stände des „Polenmarktes“ signalisierten, dass wir im Nachbarland angekommen waren.
Die stets mitreisende Frau Tom-Tom, von Italien auf Polen umgestellt, führte uns zielsicher zu unserem Hotel „Atol“. Nach dem Einchecken ging es gleich an den Ostseestrand. Der eiskalte Wind trieb uns irgendwo am anderen Ende von Swinemünde ins „Plazowa Cafe“, wo wir an der Kuchentheke die Qual der Wahl des Geburtstagskuchens hatten.
Geburtstagskuchen im Plazowa Cafe
Am nächsten Morgen fuhren wir über Kolberg nach Danzig. Das Hotel „Lival“ zu finden, war für Frau Tom-Tom schon eine echte Herausforderung! Ohne sie würden wir wohl jetzt noch in der Dunkelheit umherirren. Dann hatte die Gute erstmal Pause, denn von hier ging es mit der Tram in die Innenstadt. Neben neuen Eindrücken in einem unbekannten Land hatte ich bei der Auswahl des Reiseziels auch die günstigen Reisekosten im Auge gehabt, was leider durch die Tramfahrt zunichtegemacht wurde. Alle, die unsere Geschichte „Die Schwarzfahrer“ kennen, werden sich jetzt auf die Schenkel klopfen, denn wir versäumten es, die Fahrscheine nach dem Einsteigen zu entwerten, wurden bereits an der ersten Haltestelle kontrolliert und bezahlten jeder 31,55 Euro Strafe. Während ich vor Wut kochte, trug es das Geburtstagskind mit Fassung. Gelassenheit des Alters, oder was?
Beim Stadtbummel durch Danzig verrauchte allmählich mein Zorn, denn diese Stadt ist eine Schönheit! Im zweiten Weltkrieg zu 97 Prozent zerstört, wurde sie Dank der Fähigkeiten polnischer Restauratoren originalgetreu wiederaufgebaut. Sogar Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ wurde hier verfilmt, obwohl die Familie ja aus Lübeck stammt. Doch ehrlich gesagt: Lübeck ist schön, kann aber nicht mit Danzig mithalten.
Weihnachtliches Danzig
Am Ende des beeindruckenden Stadtbummels mit lohnenswertem Besuch im Bernsteinmuseum zeigte sich Danzig dann auch noch richtig versöhnlich: Der Himmel klarte auf und der Halbmond strahlte mit der Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen um die Wette. Ein Abendessen im „Paragon Fiskalny“ in der ul. Garbary mit typisch polnischer Küche rundete den Tag genussvoll ab.
Pierogi (Teigtaschen)
Am nächsten Morgen regnete es wieder. Das hielt uns allerdings nicht davon ab, in Richtung Stettin gemütlich durch die Kaschubische Schweiz zu kurven. Dies ist die Hügellandschaft südwestlich von Danzig, benannt nach der Volksgruppe der Kaschuben.
Hier also war die Heimat des „Kaschubischen Weihnachtsliedes“ von Werner Bergengruen! Ich hatte dieses Gedicht als Kind in der Volksschule gelernt und seither den Anfang im Gedächtnis behalten:
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden.
Am Gymnasium tauchte dieses Weihnachtsgedicht dann wieder in meinem „Echtermeyer von Wiese: Deutsche Gedichte“, Neubearbeitung von 1966, auf, der noch heute in meinem Bücherregal steht. Weil es so schön und in humorvoller, naiver Weise die Gastfreundlichkeit und die Frömmigkeit der Kaschuben beschreibt und die wesentlichen Inhalte des Weihnachtsfestes beinhaltet, nämlich Liebe, Wärme, Freude am Schenken, Schlemmen und friedliches Miteinander, schreibe ich hier die restlichen Strophen des Gedichts auf. Doch vorher noch ein Hinweis:
Schon als Kind schwante mir, dass „Kuttelfleck“ nichts Gutes bedeuten kann. Und so ist es auch, handelt es sich dabei doch um zerkleinerte Eingeweide eines frisch geschlachteten Tieres! Aber in der Kombination mit Ingwer wird dem Gericht vielleicht der Schrecken genommen?
Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
Dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen,
Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
Dich und deine Mutter zu verehren.
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müßtest eine Schaffellmütze tragen,
blauen Mantel von kaschubischem Tuche,
Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen.
Hätten dir den eignen Gurt gegeben,
Rote Schuhchen für die kleinen Füße,
Fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Früh am Morgen weißes Brot mit Honig,
Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
Mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke.
Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer,
Fette Wurst und goldnen Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
Alle Kniee würden sich dir beugen,
Alle Füße Himmelswege gehen.
Niemals würde eine Scheune brennen,
Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten,-
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Wir wünschen allen unseren Lesern ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes neues Jahr!
Erst mal alles gute zum Geburtstag…. ☺
Die Nummer mit dem Schwarzfahren hat nun wirklich etwas komisches. OK, das einem so was in Rom passieren kann, das ist kein Beinbruch und wird, wenn der größte Ärger verflogen ist zur Anekdote. Kurze Zeit später fast das Gleiche noch einmal? Das ist schon die Steigerung zu Anekdote :-).
Wahrscheinlich ist das ein Wink des Himmels… und dieser soll euch das 11. Segler-Gebot nahe bringen: Du sollst nicht mit unbekannten öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Du sollst SEGELN!!!!
Fröhliche Weihnachten…
So Gott will, finden wir auch Städte, durch die man segeln kann. Eine davon ist Hamburg, aber das kennen wir ja schon. Uns erinnert die „Anekdoten-Steigerung“ an: Und täglich grüßt das Murmeltier. Oder sind wir Alten etwa schon zu „tüddelig“? wie der Hamburger sagt.
Liebe Grüße und auch euch frohes Fest!
Moin Ihr Lieben,
wir wünschen Heinz zum 70. alles Liebe und Gute. Wie wir gelesen haben, hat Dich Christine ja ordentlich verwöhnt. Wir werden Weihnachten und den Jahreswechsel wieder bei Annas Eltern in Spanien verbringen.
Schönes Weihnachten und einen guten Rutsch in ein gesundes und schönes 2017 wünschen Euch,
Dirk, Anna & Pelle
Danke für die guten Wünsche! Auch euch ein fröhliches Weihnachtsfest im sonnigen Spanien und viel Glück und Gesundheit im neuen Jahr. Und: Eine schöne Segelsaison auf der Ostsee!
Liebe Grüße nach Kiel von Heinz und Christine
Auch von mir verspätete Glückwünsche an den Kapitän…und aktuell wünsche ich euch einen guten Start ins Jahr 2017…auf das wieder viele tolle Schiffsreiseberichte zu lesen sind…by the way, die Kaschubische Schweiz ist einer meiner Lieblingsgegenden…bis hin zur Halbinsel Hela…und segeln in Hamburg….? passt bloss auf diese Containerriesenstinker auf, die merken es gar nicht wenn sie ein Segelboot wegrammen…dann vielleicht doch lieber öffentliche Nahverkehrsmittel ?…oh, ich lese gerade, da gibt es kleine Missverständnisse :-)…in München muss man übrigends auch entwerten in Hamburg verfällt der von allein….jedes Städtchen hat sein eigenes System und man fällt promt auf die Nase….wollte neulich in Düsseldorf aus dem Auto steigen da war ich die ersten 20 Euro schon los…fehlende grüne Umweltplakette (wat is in dat ?) (und dabei habe ich einen Neuwagen…) , irgendwie müssen die Städte ja die Touristen melken….
Euch alles Gute, vor allem beste Gesundheit …wünscht der Süsswassermatrosenberufsknipser Jürgen
Vielen Dank! Auch verspätete Glückwünsche werden gern genommen, denn Glück ist ja wohl das Wichtigste, das wir bei unseren Reisen zu Lande und zu Wasser brauchen! Auch dir einen guten Rutsch und ein glückliches neues Jahr mit vielen Ideen für deine amüsanten Texte.