Die Kirche in Calasetta
Am 17. Juni – da war doch mal was? – verlassen wir das kleine Städtchen Calasetta und damit auch die Isola di Sant´Antioco. Es kommt uns wie eine halbe Ewigkeit vor, bis wir die Südspitze der Insel erreicht haben, denn wir haben kaum Wind, dafür aber starke Dühnung. Kein Wunder, denn in der letzten Nacht hat es heftig geblasen und sogar geregnet. Auch auf dem Sprung zum Capo Teulada werden wir noch weiter durchgeschüttelt. Der Amica vor uns geht es nicht besser. Wie eine Nussschale turnt sie durch die Wellenberge.
Nach dem Capo wird es endlich ruhiger. Nach fast 32 Seemeilen erreichen wir Porto Malfano. Das Wort Porto täuscht, denn wir steuern in keinen Hafen sondern in eine wunderschöne Ankerbucht mit glasklarem Wasser. Ein toller Sonnenuntergang beschließt den anstrengenden Tag. Am nächsten Morgen sind wir fit für die Reise in Sardiniens Hauptstadt Cagliari (sprich: Caljari, Betonung auf der ersten Silbe).
Unser Anker im glasklaren Wasser
Sonnenuntergang in der Ankerbucht Porto Malfano
Wir haben fast 30 Seemeilen bis Cagliari vor uns, von denen wir die letzten zehn bei ruhiger See und halbem Wind segeln können. In der Marina di Sant´Elmo machen wir ganz nah am Restaurant fest. So können wir Internet sogar an Bord empfangen.
Info zur Marina di Sant´Elmo: Die Marina liegt direkt hinter der „Nuovo Molo de Levante“, der Ostmole. Sie bietet alles, was man braucht: Strom und Wasser an den Stegen, saubere Duschen und Toiletten, Waschmaschine und Trockner (7 bzw. 6 Euro), Wifi und ein Restaurant. Einer der Marineros spricht deutsch, im Büro sowie über Funk kann man sich auf Englisch verständigen. Zum Supermarkt läuft man gut 20 Minuten, in die Altstadt etwa eine halbe Stunde. Liegegebühr: 42,50 Euro pro Nacht (Nebensaison)
Unser erster Eindruck von Cagliari: Sehr viele Geräusche! Manche sind lästig bis störend, z.B. irgendein undefinierbares „Düddelüt“ mit regelmäßiger Wiederkehr am ersten Abend. Keine Ahnung, ob es das Alarmsignal einer Ampelanlage oder ein „Klingelton“ auf dem nahe gelegenen Kinder-Fun-Park war. Dann die Flugzeuge, die im Landeanflug über den Hafen einschweben. Schön klingt dagegen das Glockenspiel der Basilica. Völlig geräuschlos bewegen sich jedoch die anmutigen Flamingos, die wie Perlen an einer Schnur über uns hinweg fliegen.
Die Basilica
Die italienische Braut
Am nächsten Tag weht es kräftig und es regnet schauerartig! Das „Deutscher-Sommer-Gefühl“ stellt sich ein. Doch wir wischen alle Bedenken vom Tisch und lassen den Schirm an Bord.
Kaum haben wir die Altstadt erreicht, beginnt es wieder heftig zu regnen. Gerade noch rechtzeitig entdecken wir einen gläsernen Fahrstuhl, der uns nach oben auf den Altstadthügel befördert. Doch als sich die Tür öffnet, spritzt uns das Regenwasser entgegen. Also fahren wir wieder hinunter, dann wieder hinauf, wieder runter und wieder rauf. Inzwischen ist eine junge Frau zugestiegen. „Ist das normal?“, frage ich sie. Ein entschiedenes „NO!“ ist die Antwort. „Sonst ist es auf Sardinien im Juni immer heiß!“
Mit dem Fahrstuhl (der kleine, graue Kasten am rechten Bildrand) auf den Altstadthügel
Es dauert nicht lange, da fängt es wieder an zu regnen. Alles sucht Schutz in Cafes und unter Torbögen. Das Regenwasser plätschert munter durch die Rinnsteine in der Mitte der engen Gassen. Angeblich soll Cagliari eher spanisch als italienisch anmuten. Wir finden, die künftige Kulturhauptstadt hat eher den morbiden Charme italienischer Orte.
Kulturhauptstadt 2019
Straßenkunst
Auf sanften Pfoten
Ein findiger Straßenverkäufer hat sofort auf die ungewohnte Wetterlage reagiert. Mit einem Sortiment Taschenknirpse läuft er durch die Straßen und hält mir lächelnd seinen bunten Strauß entgegen, als wir im Eingang eines Cafes Schutz vor den nassen Fluten suchen. Für fünf Euro nehme ich ihm einen weinroten Schirm ab. Ich werde ihn noch mehrmals beim Stadtbummel aufspannen!
Regennass
Die Kathedrale
Morbider Charme
Trotzdem macht es Spaß, bergauf und bergab durch das verwinkelte Altstadtviertel mit seinen vielen Kirchen zu schlendern. Ein leckerer Capuccino, ein paar „Dulces“ und ein kühles Glas Weißwein runden das Ganze noch ab. Was stört uns schon der Regen! Die kleine Myrthe, aus der Mirto, ein typischer Verdauungsschnaps, hergestellt wird, freut sich bestimmt darüber.
Blühende Myrthe
Und solange es nicht schneit, ist doch alles in Ordnung!
Der Schlitten auf der Toilette des Cafes hat doch wohl nichts Schlimmeres zu bedeuten?