24.10.2015 – „Nicht ganz dicht“

sind manche Jungs aus dem Ruderclub, der direkt neben unserem Liegeplatz seine sportlichen Übungen durchführt. Nachdem ihre Kumpels die benutzten Boote sorgfältig abgespritzt  und wieder verstaut hatten, blieb ein Haufen leerer Plastik-Wasserflaschen auf dem Steg liegen. Als bis auf die drei Schwerenöter alle gegangen waren, hatte einer von ihnen eine tolle Idee, sein sportliches Geschick zu Lande vorzuführen. Er nahm mit seinem Tretroller Anlauf und kickte eine Flasche von der Hafenmauer ins Wasser. Natürlich wollten die beiden anderen beweisen, dass sie es noch besser können, und so flog eine Flasche nach der anderen ins Hafenbecken. Nach meinem „Anpfiff“ machten sie sich schnell aus dem Staub. Klar, dass die restlichen Flaschen liegen blieben.

So viel zu den Umweltgedanken, die sich junge  Wassersportler machen.

„Nicht ganz dicht“ war ja wohl auch der Vater, der sich kurze Zeit später mit seinen kleinen Kindern auf dem Steg mit dem roten Ruderboot niederließ, um von dort aus die Fische zu beobachten. Plötzlich entdeckte er  einen Styroporblock in der Nähe, brach Stücke davon ab und zerbröselte sie. Dann fütterte er damit die Fische, worin ihm seine beiden Kinder gleich nacheiferten. War das ein Spaß für die Kleinen! Und wie toll Papi auch noch alles erklärte! Die Fische kamen jedenfalls gar nicht so schnell nach mit dem Fressen, und im Nu war das Wasser von einer Schicht Styroporkügelchen übersät. Die kreiselten endlos durchs Hafenbecken und „ verzierten“ sämtliche Schiffe mit einem Styroporrand entlang der Wasserlinie.

Ja, die Liebe zur Natur muss früh geweckt werden!

Anleger des Ruderclubs - rechts außen liegt die Anima mea

Anleger des Ruderclubs – rechts außen liegt die Anima mea

Nicht ganz dicht im wahrsten Sinne des Wortes war auch unsere Toilettenpumpe. Schon eine ganze Weile tröpfelte sie vor sich hin, so dass der Käptn sich schließlich dazu durchrang, sie auszubauen. Zählt nicht gerade zu seinen Lieblingsarbeiten, muss aber  einmal im Jahr gemacht werden. Wohl auf jeder Yacht ist das Klo ein besonders sensibles Thema. Papier hineinzuwerfen ist tabu, denn dadurch ist eine Verstopfung vorprogrammiert. Wir vermeiden sogar das „große Geschäft“ und nehmen weiteste Wege zu den Sanitärgebäuden im  Hafen in Kauf, obwohl wir einen Fäkaltank haben. Doch der menschliche Körper erzeugt auch beim „kleinen Geschäft“ Abfallprodukte, die auf Dauer Pumpen und Schläuche verstopfen. Wenn man sich das anschaut, kommt man zu der Erkenntnis: Unser Körper ist der reinste Steinbruch. 

Vorne: Mit Urinstein verstopfte Toilettenpumpe

                                                                Mit Urinstein verstopfte Pumpe (vorne), daneben eine gereinigte Pumpe

Auch der Schlauch ist voller Urinstein (dunkler Ring)

Auch der Schlauch ist voller Urinstein (dunkler Ring)

Schon Klempner haben es nicht leicht, wenn sie Abflüsse und Anschlüsse in Wohnungen reparieren oder verlegen müssen. Liegen diese doch meist schwer zugänglich und versteckt im „Verborgenen“. Noch schwieriger ist es auf Schiffen, besonders schlimm auf kleinen Schiffen wie dem unseren. Alles ist eng und schwer zugänglich.

Akrobatische Meisterleistung: Einbau der Toilettenpumpe

Akrobatische Meisterleistung: Einbau der Toilettenpumpe

Abgesehen von den Verrenkungen, die der Käptn bei der Arbeit im engen Toilettenraum vollbringen musste, war er natürlich auch mit der Nase ganz nah dran am Geschehen. Meine Bemerkung: „Es stinkt wie im Männerpissoir!“ wurde mit einem verächtlichen Schnauben quittiert. Hatte er dann endlich  im „Blindflug“ die Schrauben und die Schellen lösen können, ergoss sich die gespeicherte „Restbrühe“  über Hände und Arme. Doch in der Beziehung ist der Käptn hart im Nehmen. „Was sein muss, muss sein“, ist sein Motto. Und dann folgt noch: „Oder willst du es machen?“

Das könnte ich allein schon deshalb nicht, weil mir die Kraft dazu fehlt. Es ist unglaublich, dass „Mann“ diesen dicken Schlauch auf den Stutzen des Fäkaltanks zwängen kann. Das andere Ende muss im Gegenzug natürlich- wieder blind-auf die Pumpe gedrückt werden. Der Mantel der neuen Schläuche ist mit Eisendrähtchen durchwirkt, die am Ende immer ein bisschen herausstehen. Daran sticht man sich beim „Draufzwängen“ in die Finger, denn mit Schutzhandschuhen hat man kein Gefühl. Behauptet zumindest der Käptn.

Obwohl ich meine Bedenken bezüglich einer Infektion anmeldete und mit Pflastern bei Fuß stand, wurde weitergemacht. Es blieb nämlich nicht beim ersten Versuch! In unserer Verzweiflung hörten wir irgendwann auf zu zählen, denn weder die Ersatzpumpe noch die gereinigte alte Pumpe mit ihren neuen Dichtungen wollten  „dicht halten“. Wohlgemerkt: Der Käpt´n machte das nicht zum ersten Mal. Selbst mit Sikaflexeinlage hörte weder die eine noch die andere Pumpe auf zu tröpfeln.

Das Ende vom Lied: Es muss gaaaanz nachhaltig abgepumpt werden, damit kein „Restinhalt“ entweichen kann. Zur Sicherheit liegt eine Küchenpapierwindel im Pumpenfach.

Der Körper des Käptn´s ist mit blauen Flecken übersät, doch glücklicherweise haben sich alle Wunden an den Händen ohne Probleme geschlossen. Die Gefahr einer  Infektion  scheint abgewendet.

Übrigens: Die nachfolgenden Reinigungsarbeiten waren mein Part. Wurden natürlich mit Gummihandschuhen erledigt. Beim Putzen braucht man ja nicht so viel Gefühl.

 

2 responses

  1. Hallo Ihr Zwei, mußte schon grinsen bei Euerm Kommentar, das unsere Körper die reinsten Steinbrecher sind. Wir können ein Liedchen von diesen Problemchen singen ! Ihr macht einen schönen Blog – werden öfter mal reinschauen. Noch genießen wir AUS, aber ab 9.02. landen wir in Hamburg – für diesen Tag habe ich Sonne bestellt !
    Euch noch eine schöne Zeit zu Hause
    Liebe Grüße von den TAMORAS
    Silke & Dieter

  2. Hallo, Dieter und Silke!
    Toll, von euch zu hören.Genießt weiter Australien und die Sonne. Heute schneit es in Hamburg und unser Thermometer zeigt 8 Grad Minus. Ist uns aber lieber als Schmuddelwetter!
    Einen angenehmen Rückflug und eine weiche Landung im hoffentlich sonnigen Hamburg wünschen euch Christine und Heinz

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