18.08.2015 – Burriana/Borriana: Ein Ausflug ins Grüne

Seit einer Woche sind wir nun in der Marina Burriananova, überbrücken hier die Zeit bis zu unserer Abreise nach Mallorca.

Was macht man so, wenn man  in einer relativ unspektakulären Marina mehrere Tage verbringen will bzw. muss? – Man schläft morgens zunächst mal gründlich aus. Dann kocht man das Kaffeewasser  für den ersten Muntermacher und füllt nebenbei noch drei Thermoskannen mit heißem Wasser für das Spülwasser des Tages. Die Betten werden gemacht, dann geht´s zur Dusche. Für den Käpt´n folgt nun der Höhepunkt des Morgens: Das ausgiebige Frühstück unter der Kuchenbude im Cockpit. Nach  dem Abspülen des Frühstückgeschirrs wird im Supermarkt „Carter“ eingekauft (etwa alle drei Tage), nach Bedarf  wird eine Handwäsche in der Plastikschüssel durchgeführt, es wird geputzt, repariert (z.B. Strumpflöcher schließen oder Lackschäden ausbessern), Emails werden gelesen und geschrieben und das  Abendessen wird vorbereitet.

Ein großer Teil des Tages ist also ausgefüllt mit der täglichen Bordroutine. Die restliche, zur Verfügung stehende Zeit wird vom Wetter und von den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bestimmt. Bei schlechtem Wetter – auch das gibt´s mittlerweile in Form von häufigen Gewittern – „kindelt“ der Käpt´n, während ich mich wieder dem Vokabeltraining widme. 29OO englische und rund 8oo spanische Vokabeln waren inzwischen bei  www.de.babbel.com   aufgelaufen. Die arbeite ich jetzt in Burriananova ab.

Zwischendurch müssen sich Augen und Hirn von der Anstrengung erholen. Gegen Sonne, Wind (momentan fünf bis sechs  Bft) und Gewitterschauer geschützt, sitzen wir unter der Kuchenbude und schauen hinaus aufs Wasser und auf die Stege. Da gibt es allerlei Hübsches, Interessantes oder auch Gruseliges zu entdecken:

Ausgesprochen hübsch ist die Galionsfigur unseres Nachbarschiffes „Essaress“ aus Dartmouth. Wie alle Galionsfiguren hat das wohlgeformte Mädel  die Aufgabe, den Kurs des Schiffes zu beobachten und es vor Unglück zu bewahren.

Die Galionsfigur der Essaress

Galionsfigur mit Idealfigur

Interessant, was dem Motorboot auf der anderen Seite des Pontons widerfuhr. Vorige Woche stand plötzlich die Polizei auf dem Steg und sperrte den Zugang zum Schiff mittels Flatterband. Am Tag danach tauchte der Eigner auf und entfernte das Band. Dann putzte er alles gründlich, so, als müsse er das Schiff von etwas ganz Ekligem befreien, zog die Persenning über den Eingang und verschwand wieder. Zwei Tage später fuhr die Polizei mit ihrem großen Polizeiboot durch die Marina, begutachtete das Boot per Feldstecher und anschließend auch vom Steg aus  und fuhr wieder davon. Angeblich geht es hier um Steuergeld.

An die Kette gelegt

An die Kette gelegt

Gestern trieb der Nordwind – er kündigt stets schlechtes Wetter an – einen Schwarm kleiner toter Fische durch den Hafen. Sie kamen aus dem Fischereihafen, wo man sie wohl nicht mehr gebrauchen konnte und waren leider ganz umsonst gestorben. Mit ihnen schwammen Styroporbehälter, Plastikflaschen und Plastiktüten durchs  Wasser. Am Ende des Hafenbeckens vereinigte sich alles mit dem alten Müll. Ich litt mit den Fischchen und dem Wasser, kann mich einfach nicht an den täglichen Umweltfrevel gewöhnen.

Die letzte Reise

Die letzte Reise

Schauen wir zur Landseite, fällt unser Blick auf die Wohnklötze von Burriananova, in denen sich wohl überwiegend  Touristen tummeln, denn dies hier ist ein rein touristischer Ort. Dahinter schauen die bizarren Zacken der Berge  hervor.

„Wie mag es dort, hinter den Häusern, wohl aussehen? Und ist Burriana (kastilisch) bzw. Borriana (katalanisch) schöner als Burriananova?“ ist unsere Frage, als wir uns am Samstag  aufmachen, das „Hinterland“ per pedes zu erkunden.

In der Eisdiele „Claudia“ versorgen wir uns mit einem Eisbecher und marschieren zum Ortsende, wo die Orangenplantagen beginnen und das Eis aufgegessen ist.

Orangenhain bei Burriana

Orangenplantage

In Reih und Glied stehen hier die Bäumchen in der rötlichen, knochentrockenen Erde und strotzen dennoch vor grünen Blättern und Früchten.

Blüte und Frucht

                                                                                                        Orangenblüten u Früchte

An einer Weggabelung strahlt ein Heiligenbild im Sonnenschein. Es erinnert uns daran, dass heute am  15. August das Fest  Mariä Himmelfahrt  (Asuncion de la Virgen) als gesetzlicher Feiertag in Spanien begangen wird.

Heiligenbild im Orangenhain

Gegrüßet seist du, Maria!

Ein verzweigtes Kanalsystem transportiert das lebensnotwendige Wasser zu den einzelnen Hainen. Es  wird dem Fluss Mijares (kastilisch) bzw. Millars (katalanisch)entnommen, der 156 km entfernt in der Sierra de Gudar auf 1560 m Höhe entspringt und hier im Mittelmeer mündet.

Bewässerungssystem

Bewässerungssystem

Eine regelmäßige Wartung scheint bei den Kanälen nicht stattzufinden. Wo der Beton zerbröselt, wird der Schaden nicht ausgebessert. Einige der Kanäle sind leider mit Plastikmüll „ zugepflastert“.

Wer war das?

Wer war das?

Mitten in den einzelnen Parzellen stehen kleine Steinhäuser. Sie sind von einem Gärtchen umgeben, das durch einen hohen Zaun gesichert ist. Manchmal ist der Zaun zusätzlich durch einen „Sichtschutz“ aus Planen verhängt oder kläffende Hunde patrouillieren am Zaun entlang. Wer mag hier wohl  wohnen? Vielleicht Landarbeiter? Womöglich einige der vielen Einwanderer aus Nordafrika und Rumänien, die hier Arbeit finden?

Casa im Olivenhain

Casa im Olivenhain

Die meisten Häuser scheinen jedoch unbewohnt und verfallen langsam. Das  Gärtchen verkommt zum Müllplatz. Hier eine zerbrochene Kloschüssel, dort eine zerfetzte Plastikplane. Dazwischen die allgegenwärtigen Plastikflaschen und Getränkedosen. Wo Müll liegen bleibt, kommt schnell neuer hinzu! Scheint hier außer uns wieder mal niemanden zu stören. Nur dort, wo sich viele Touristen aufhalten, wird Müll regelmäßig entsorgt. Und natürlich vor der eigenen Haustür. Was links und rechts liegt kümmert selten jemand.

Einige Plantagen verwildern. Die Orangenbäume sind in der Gluthitze vertrocknet. Nur einzelne Olivenbäume haben überlebt und dienen Rankgewächsen mit eiförmigen Früchten als Kletterhilfe.

Olivenkletterbaum

Olivenkletterbaum

Blüte der Kletterpflanze

Blüte der Kletterpflanze-Wer kennt ihren Namen?

Unser Ausflug ins Grüne ist ein Wechselbad der Gefühle. Schließlich erreichen wir den Stadtrand von Burriana/Borriana. Kasernenartige Wohnblocks verdecken den Blick auf den Kirchturm, den wir  vorher aus der Ferne gesehen hatten.  Dann wandern wir durch die engen Häuserschluchten der  34.000 Einwohner zählenden Stadt in der Provinz Castellon, autonome Region Valencia. An einer Parkanlage mit modernem Denkmal lichten sich die Häuserreihen etwas, doch  wir können weder den Turm der gotischen Kirche San Salvador noch das Orangenmuseum – angeblich einzigartig in Europa – finden.

Burriana

Burriana/Borriana

Der Käpt´n ist müde, möchte zurück. Ich überrede ihn zu einem letzten Versuch, doch noch die schönen Seiten des Ortes zu entdecken. Schließlich ist der Ortsname auf unserer ADAC Länderkarte Spanien-Portugal  gelb unterlegt, was „Interessanter Ort“ bedeutet!

Weiter  geht es durch enge, trostlos bebaute Straßen, zugestellt mit parkenden Autos. Der Slalom um eingetrocknete Hundehäufchen und Müllcontainer endet an einem kleinen Cafe´. Hier erholen wir  uns bei einem „Americano“.

Wutobjekt oder Entsorgungsproblem?

Wutobjekt oder Entsorgungsproblem?

Zurück wandern wir entlang der verkehrsreichen Hauptstraße nach Burriananova. Hier stehen teilweise stattliche, gepflegte Häuser mit prächtigen Gärten. Auch sie sind umgeben von hohen Mauern und Zäunen. Davor parken teure Autos, die meisten aus  deutscher Produktion.

Viel interessanter finde ich allerdings den stattlichen Gummibaum am Straßenrand. Er muss wohl geblüht haben und trägt nun am Ende der Zweige hellgelbe Fruchtstände mit braunen Häkchen.

Der Gummibaum trägt Früchte

Der Gummibaum trägt Früchte

So endet unser Ausflug ins Grüne doch noch mit einem botanischen Highlight. Ende gut, alles gut!

 

 

 

 

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