Die ehemaligen Lehrerkollegen/innen haben es sicher bemerkt:
Gleich im ersten Wort ein Rechtschreibfehler! – Ist aber keiner. La Coruna ist die spanische Bezeichnung für die Stadt, in der wir uns nun bereits eine Woche aufhalten. In der Autonomen Gemeinschaft Galicien mit ihrer eigenen Sprache heißt dieser Ort jedoch A Coruna, wobei es ab sofort auch bei mir bleiben soll.
Da wir auf Reisen sind, packe ich heute mal ein Text-Köfferchen.
Also los: Ich packe in mein Köfferchen….Den Yachthafen Marina Coruna.
Anima meas Liegeplatz 1017
Die Platznummer sagt es schon: Ein sehr großer Hafen. Es gibt sehr gute sanitäre Einrichtungen, ein Restaurant, eine Bar und einen gut sortierten Minimarkt . Das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Das kostenlose WIFI an Bord funktioniert überwiegend gut. Die benachbarte Marina Darsena ist etwas kleiner. Sie liegt hinter dem Castillo San Anton etwas näher an der Innenstadt. Wir dagegen sind von hier aus schnell in der Altstadt, in der es leider nicht so gute Einkaufsmöglichkeiten gibt. Das ist aber auch schon der einzige Nachteil.
Auch hier wirken noch die Gezeiten, der Tidenhub ist aber lange nicht so extrem wie in Frankreich. Wenn das Wasser bei Ebbe absinkt, zeigen sich an den großen Dalben im klaren Hafenwasser die farbenprächtigen Meeresbewohner : verschiedenfarbige Seesterne, Seeigel und Schwämme kleben daran. Ob unser Puschel jetzt auch von solchen Lebewesen besiedelt wird?
Unterwasserwelt
Ich packe in mein Köfferchen den Yachthafen Marina Coruna…und die Baudenkmäler der Stadt.
A Coruna ist eine sehr alte Stadt. Sie besitzt einen der ältesten Leuchttürme der Welt. Der „Herkules-Turm“ (UNESCO-Welterbe) wurde um 110 n. Chr. von den Römern errichtet und seitdem immer wieder „in Schuss gehalten“, sonst würde er heute sicher nicht so proper aussehen.
Der Herkules-Turm
Auf den ersten Blick wirkt A Coruna sehr modern. Es besitzt aber auch eine schöne, verwinkelte Altstadt mit engen Gassen, alten Kirchen und Häusern, deren Kabelgewirr an den Fassaden in Deutschland so sicher nicht durchgehen würde.
Altstadthaus mit Kabelsalat
Santa Maria del Campo, Schutzpatronin der Seefahrer
Das Castillo de San Anton, heute archäologisches Museum
1589 wurde A Coruna von der Flotte des englischen Seehelden – hier gilt er eher als Freibeuter – Sir Francis Drake angegriffen. Dass die Stadt nicht eingenommen wurde, ist unter anderem der resoluten Metzgergattin Maria Pita zu verdanken, die sich gemeinsam mit anderen Frauen erfolgreich gegen den Angriff zur Wehr setzte. Die Stadt setzte ihrer Heldin ein bleibendes Denkmal, indem sie eine Statue der mutigen Frau auf dem nach ihr benannten Platz vor dem prächtigen Rathaus errichtete.
Der Rathausplatz
Ich packe in mein Köfferchen den Yachthafen, die Baudenkmäler …und die Fußballweltmeisterschaft 2014
Als an einem 13ten, es war allerdings ein Sonntag , die deutsche Mannschaft im Fight gegen die Argentinier in der Verlängerung durch ein Tor von Götze endlich mal wieder Weltmeister wurde, hatten die meisten Gäste in der Marina-Bar Deutschland die Daumen gehalten. Mit der schrecklichsten Sangria meines Lebens (Hat schon mal jemand kalten Glühwein probiert?) stießen wir auf dieses freudige Ereignis an. Hier eines der wunderbaren „Riesenflachbildschirm-Fotos“ zum „Nachfreuen“:
We are the champions!
Ich packe in mein Köfferchen den Yachthafen, die Baudenkmäler, die WM 2014…und neue, interessante, nette Menschen, denen wir hier begegnet sind.
In A Coruna trifft sich die Welt. Neben uns liegt seit einigen Tagen eine 44 Fuß Xp Yacht, die unsere 32 Fuß völlig abdeckt, wenn man vom Hauptsteg aus auf unseren Liegeplatz schaut. Sie stammt aus Dänemark, wo sie von einem Australier gekauft wurde. Voriges Jahr bereiste er mit der „Black Butterfly“ Skandinavien, jetzt hat er sich für die ARC 2014 angemeldet und wird anschließend sein Schiff gemeinsam mit Freunden nach Australien segeln. Seine Frau, sie hat eine Freundin direkt um die Ecke von dem kleinen Ort in Australien, wo meine Cousine Gisela seit 1952 lebt, wird vorwegfliegen. Der Schiffsname stammt aus einem Buch von Bryce Courtney. Es gehört zu einer Trilogie, deren erster Band den Titel „Potato Factory“ hat.
Ja, gibt´s denn im Seglermekka Australien keine anständigen Schiffe zu kaufen? Natürlich! Aber sehr teuer, wenn sie die Qualität und den Standard einer solchen Yacht haben sollen. Trotz der Flüge war der Kauf in Europa noch ein Schnäppchen für den Australier.
Kennt jemand einen Zahnarzt oder eine Zahnärztin, die Lust auf die Kanaren haben? Dann bitte bei Georg, Zahnarzt in Punta Gorda/ La Palma melden. Ihn trafen wir mit seiner „Volker von Alzey“ ebenfalls hier und erfuhren, dass er einen Nachfolger für seine Praxis sucht. Sein Neffe Alex schaffte es ganz auf die Schnelle, dass sich nun unser Paktor mit dem Notebook „unterhält“. Wir arbeiten daran, dass sie weiterhin ins Gespräch kommen, sprich: Mails verschicken und Grip-Dateien runterladen.
Dann waren ja noch Anita und Hans aus Stockholm mit ihrer OE 32 hier. 17 Jahre lang segelten sie über alle sieben Weltmeere, nun sind sie bei über 70 und wollen zu ihren Kindern und Enkeln zurück. Sie kamen von den Azoren hierher. Anita schenkte mir zwei Bücher über diese Inseln draußen im Atlantik. Sie war von der Landschaft dort begeistert. Was die Menschen betrifft, hatte es dem Paar in Asien besonders gefallen. Nun segeln Anita und Hans ihre sehr gepflegte, gut ausgerüstete OE gerade über die Biskaya. In Schweden wollen sie ihr Schiff verkaufen. Vielleicht entdeckt sie ein OE-interessierter Leser irgendwo in Deutschland. Ruhig ansprechen, falls Kaufinteresse besteht!
Anita und Hans auf ihrer OE 32, die sogar ein Kunststoff- Harttop besitzt.
In Camaret hatten wir die Aphrodite 36 aus Köln auch schon gesehen. Als wir hier eintrafen, war die Yacht ebenfalls da. Nun lernten wir die Crew kennen. Es waren Steffi, gebürtige Österreicherin, und ihr Mann Tomy aus Köln. Mit ihrer „Yemanja“ wollen sie unter anderem auch nach Brasilien, wo sie einige Zeit gelebt haben. Mit ihnen fuhren wir per Bahn nach Santiago de Compostela und verlebten dort einen schönen Tag. Nun sind die beiden schon 35 Seemeilen weiter nach Westen gesegelt. Wäre schön, wenn wir uns irgendwo mal wiedertreffen würden!
Mit Steffi und Tomy von der SY Yemanja in Santiago de Compostela
Schließlich saß in der Fußball-Gucker-Runde auch noch Martin aus Osnabrück. Er freute sich schon auf den Besuch seiner Frau, die mit dem in die Jahre gekommenen, nicht seetüchtigen Labrador nach A Coruna geflogen kam. Am Abend nach unserem Santiago-Ausflug lud Martin uns und die Yemanja-Crew auf seine geräumige Beneteau zu einem Glas Wein ein. „Hast du ein hohes Schiff!“ entfuhr es mir, als ich mich an seiner Reling an der Bordwand hochhievte. Dann spürte ich einen fiesen Schmerz im Knie, den ich aber den ganzen Abend ignorierte, zumal Martin so spannende Geschichten über seine ehemalige Teebaumplantage in Australien erzählte. Es wurde ein langer Abend, und als wir gingen, war mein Bein stark angeschwollen. Bei Heinz eingehakt, humpelte ich nach Hause. Am nächsten Morgen konnte ich kaum auftreten. Auf den Stiel unseres Schrubbers gestützt ging´s zum Sanitärgebäude. In der Bordapotheke fand ich Schmerzsalbe und Schmerztabletten sowie eine Bandage. Zusätzlich nahm ich Steffis abschwellend wirkende Arnikakügelchen. Das Bein wurde hoch- und stillgelegt. Langsam gingen Schmerz und Schwellung zurück. Anscheinend ist alles heil geblieben, nur überdehnt oder gezerrt.
Ich packe in mein Köfferchen den Yachthafen, die Baudenkmäler, die WM 2014, die neuen Menschen ….und Santiago de Compostela
Seit dem Mittelalter zieht es die Menschen an den Ort, wo der heilige Jakobus seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Durch ganz Europa ziehen sich die Pilgerpfade. In Nordspanien vereinigen sie sich zum Jakobsweg (Camino de Santiago). Im Mittelalter hofften die Pilger auf die Fürsprache des Heiligen beim Erlass ihrer Sünden. Nach einem alten Brauch wanderten sie nach dem Besuch der Grabstätte noch 60 Kilometer weiter bis zum Meer nach Cap Finisterre, wo sie eine echte Jakobsmuschel sammelten. Dieses Kennzeichen der Jakobspilger und die in Santiago erlangte Urkunde, die Compostela, verschaffte ihnen in ihrer Heimat großes Ansehen. Viele Wunder sollen am Grab des Heiligen mit der Muschel am Hut oder am Gürtel geschehen sein. Darauf setzte wohl auch der ehemalige Trainer der spanischen Fußballnationalmannschaft. Nachdem Luis Aragones 2008 nach Santiago de Compostela gepilgert war, gewann Spanien im gleichen Jahr die Fußball-Europameisterschaft. Warum wurde in diesem Jahr keine Pilgerreise zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft durchgeführt? Spanien hätte womöglich besser ausgesehen!
Eine Herberge für müde Pilgerer
Auf dem Fischmarkt kann man die leckeren Jakobsmuscheln taufrisch kaufen
Die Muscheln im Straßenpflaster weisen den Weg
Überall Jakobsmuscheln: Hier in einer Tür der Kathedrale
Echte Pilger sind rechtschaffen müde, wenn sie endlich ankommen
Diese Pilger nahmen den Weg über die Biskaya. Unser Motto: Der Weg ist das Ziel!
Der goldene Altar und das größte und schnellste (68 km/h) Weihrauchfass der Welt
Das Taufbecken, natürlich muschelverziert
Der Silberaltar in der Jakobsgruft
Vier Kerzen für unseren Jakob zum Geburtstag und eine für den kleinen Nick.
Nach dem Grab-Besuch: Wer zählt die Schritte? Kennt die Namen?
Ein letzter Blick auf die fast 1000 Jahre alte Kathedrale
Nun ist das Köfferchen-Spiel aus. Zum Schluss noch eine Rätselfrage:
Wie viele Muscheln verstecken sich in den Fotos? (Ich freue mich über Lösungsvorschläge!)
Tschüss! Ich bin dann mal weg!