Gestern war Spring Bank Holiday, ein Feiertag, mit dem hier wahrscheinlich der Frühling verabschiedet wird. Ein Grund für uns, bis heute auf Guernsey zu bleiben, denn an dem dadurch verlängerten Wochenende war viel Betrieb in den Häfen der Kanalinseln zu erwarten und unser Nachbar aus Fallmouth riet uns, lieber noch zu bleiben.
Wie schön, dass vorgestern herrlichstes „Kaiserwetter“ war und wir die weitere Umgebung der Beaucette Marina erkunden konnten.
Der Norden von Guernsey hat im Gegensatz zu den Steilküsten im Süden flache Küsten mit ausgedehnten Sandbuchten. Durch Granitzungen werden diese Buchten voneinander getrennt. Es gibt hier viele kleine Seen, die durch stillgelegte Granitsteinbrüche entstanden sind. Nur einer von ihnen wurde in einen Hafen umgewandelt, und der ist jetzt die Beaucette Marina.
Seit dem zweiten Tag unserer Ankunft liegen wir an diesem Steg in der Beaucette Marina
Zunächst wanderten wir westwärts auf dem Küstenpfad zum Fort Doyle, benannt nach Lieutenant Governor Doyle. Guernseys Küste ist gespickt mit Forts und Wachtürmen, den sogenannten Martello-Türmen, die feindliche Angriffe der Franzosen abwehren sollten. Dazwischen finden sich überall Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, eine Hinterlassenschaft der Deutschen, deren Invasion leider nicht zu verhindern war. Gott sei Dank fallen diese hässlichen Bauten zwischen den Granitfelsen nicht allzu sehr auf, zumal sie oft von Teppichen aus Mittagsblumen oder anderen rankenden Pflanzen überwuchert werden.
Am Ende der Fontenelle Bay kam schon das nächste Fort in Sicht: Fort Le Marchant.
Fort Le Marchant
Von hier aus eröffnete sich eine sagenhafte Aussicht auf die steinige Ancresse Bay und die daran anschließende sandige Pembroke Bay.
Blick auf die Ancresse Bay (im Vordergrund), dahinter ein Martello-Turm und der Strand der Pembroke Bay
Der Strand war übersät von den kringeligen Häufchen der Wattwürmer, dazwischen kleine, wie ausgestanzt wirkende Sandnäpfchen.
Die Heimat der Wattwürmer
Des Rätsels Lösung: Wattwürmer leben in einer U-förmigen Röhre, die einen Ein- und einen Ausgang zur Oberfläche hat. Während der Wurm an dem einen Ende der Röhre mit seiner Rüsselschnauze den Sand in sich hineinsaugt, um Nahrung heraus zu filtern, entsteht das Näpfchen. Am anderen Ende kommt der „verdaute“ Sand als Kothäufchen wieder zum Vorschein. Alle 40 Minuten muss der Wattwurm aufs Töpfchen und verarbeitet dadurch jährlich 25 kg Sand. Ein so bemerkenswerter Beitrag für den Umweltschutz ist es doch wert fotografiert zu werden!
Danach ging es auf Vogeljagd. Natürlich nur mit der Kamera! Die putzigen Kerlchen, die im Spülsaum eifrig nach Futter suchten, identifizierte ich als Alpenstrandläufer. Wer es besser weiß, darf mich gerne aufklären!
Sehen doch aus wie Alpenstrandläufer, oder?
Am Ende der Pembroke Bay entdeckten wir das Clubhaus des Royal Guernsey Golfclubs.
Das gepflegte Green des Golfclubs
Wir verließen den Strand und machten uns auf die Suche nach dem La Varde Dolmen, den wir in der Nähe von Loch 17 aufspürten. Dieses 5000 Jahre alte Ganggrab ist so lang wie unser Schiff (10 m) und der größte Dolmen von Guernsey. Der größte Deckstein wiegt 10 Tonnen! (Unser Schiff wiegt vollbeladen um die 8 Tonnen) Wie haben die Menschen das damals geschafft?
Mit der Taschenlampe wird der La Varde Dolmen inspiziert.
Dann wanderten wir den grünen Hügel, auf dem sich das Grab befindet, hinunter zur Bucht Le Grand Havre. Unterwegs fand Heinz am Rande des Greens einen einsamen Golfball. Ein originelles Souvenir, das nun in der Schatzkiste im Schapp ein neues Zuhause gefunden hat.
An dieser großen, steinigen Bucht endete früher Guernsey, das ursprünglich aus zwei Inseln bestand: Clos du Valle und Guernsey. Und nun kommt wieder Monsieur Doyle ins Spiel! Er ließ nämlich 1805 den Graben zwischen den beiden Inseln zuschütten und vergrößerte damit das Territorium. Die Gemeinde bzw. das Kirchspiel (parish), in dem sich die Beaucette Marina befindet, heißt wahrscheinlich in Erinnerung an die ehemalige Insel , Parish Valle.
Die Bucht Le Grand Havre
Nach einer kurzen Rast am windgeschützten Strand wanderten wir noch ein paar Buchten weiter und erwischten schließlich am Busstop „Cobo Bay“ den passenden Bus, der uns zum Hafen zurückbrachte.