„ Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land?“
fragte die Insel Herm , als sie mit einem eifersüchtigen Seitenblick auf die Nachbarin Sark in den türkisblauen Meeresspiegel schaute.
Dem sicher beiden Inseln wohlgesonnen Meer wird es bestimmt schwergefallen sein eine Antwort zu geben. Wahrscheinlich hat es sich sehr schnell und sehr heftig zurückgezogen. Das tut es hier vor Herm ganz besonders eindrucksvoll! Und ist die Antwort schuldig geblieben.
Wir können dem Meer nur Recht geben!
Wer eine Steilküste mit spektakulären Aussichten und blumenübersäten Wiesen und Wegrändern liebt, der ist auf Sark gut aufgehoben. Die schönsten Badebuchten und Strände dagegen findet man im nördlichen Teil von Herm. Außerdem gibt es im Süden der nur 8 Quadratkilometer kleinen Insel auch noch eine Steilküste mit einem Klippenpfad. Alles muss per Pedes erkundet werden; denn auf Herm gibt es weder Autos noch Pferdekutschen.
Wenn unser Blick von der Beaucette Marina aus nach Osten schweift, schauen wir auf die nur wenige Seemeilen entfernte Insel Herm sowie auf die kleinere Nachbarin Jethou. Während Jethou sich in Privatbesitz befindet, gehört Herm den States of Guernsey und ist verpachtet. Die Pächterfamilie lebt im schlossähnlichen Manor House, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückgehen.
Die Menschen auf Herm leben vom Tourismus und von der Landwirtschaft. Auf den blumenübersäten, saftig-grünen Wiesen grasen die kleinen, knochig wirkenden „Jersey cows“. Wie der Name schon sagt, wurden sie ursprünglich auf Jersey gezüchtet, grasen aber auf allen Kanalinseln und liefern durchschnittlich 14 l Milch mit einem Fettgehalt von circa 5,2 %, was der hier erzeugten Butter und Sahne von Natur aus eine goldgelbe Färbung verleiht. Die Kühe auf Herm haben den Ruf, die beste Milch weit und breit zu liefern. Am frühen Morgen wird „das weiße Gold“ mit dem Milk Boot nach Guernsey transportiert, und Passagiere können zum Rabattpreis mitfahren.
Wir kauften jedoch unsere Herm-Tickets am vergangenen Sonntag (18. Mai) am Travel Trident Ticket Office in St. Peter Port und waren nach einer zwanzig Minuten dauernden Fahrt auf der Insel, deren Slogan „Welcome to Paradise“ aus unserer Sicht gut gewählt ist.
Nach einem Rundgang auf der Insel nahmen wir auf dem windgeschützten Mouisonniere Beach das erste Sonnenbad des Jahres und beobachteten, wie sich das Meer immer weiter zurückzog und dabei eine zerklüftete Unterwasserwelt frei gab. Auf dem Meeresboden verteilt fanden sich kleine und kleinste Schneckenhäuser in allen Farbschattierungen, von denen die zitronengelben am schönsten in der Sonne leuchteten. Beim Stöbern am Strand hörte man nur das Knirschen der rundgeschliffenen Steine unter den Füßen und das Plätschern des ablaufenden Wassers zwischen den Felsbrocken. Dazwischen ein paar trocken gefallene Boote, auf denen die Skipper die Zwangspause bei einer Tasse Tee genossen. Einen winzigen Makel hatte allerdings das Inselparadies: Die versprochenen Puffins (Papageitaucher) wurden nicht gesichtet! Sie fehlen leider auf dem folgenden Blick ins Paradies. Vorhang auf!
Wo die Grasnelken blühen: Christine auf dem Klippenpfad
Sind da vielleicht Puffins drauf?
Die Belvoir Bay
Der Shell Beach