27.04.2014 – Im Rausch der Blue Bells durch Devon und Cornwall

Die armen Engländer!

Während in Deutschland seit Ostern offensichtlich ständig die Sonne scheint und Temperaturen um 20 Grad Frühstück auf dem Balkon erlauben,  erleben wir  hier schon das zweite Wochenende mit Sturm und Regen.

In der vergangenen Woche herrschte dagegen überwiegend heiteres Wetter, allerdings bei  nur 13 bis 14 Grad Lufttemperatur im Schatten  immer noch recht kühl . Trotzdem müssen wir uns mit Sonnencreme gegen Sonnenbrand schützen und sind, wie bei Seglern üblich, nur im Gesicht und an den Händen braun, da „Flatterkleidchen“ und „Bermudashorts“ bei uns noch lange nicht aus der Backskiste geholt werden.

Während die meisten Menschen um uns herum zur Arbeit mussten, nutzten wir die Zeit für drei schöne Ausflüge mit dem Bus,  eine preiswerte und bequeme Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. So waren wir wenigstens Robin, dem fleißigen Bootsbauer nicht im Wege, der mittlerweile die Backbordseite (Süllrand und Scheuerleiste) repariert hat.

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Am Mittwoch (23.04.) wollten wir endlich mal dorthin, wo wir immer  hinschauen, wenn wir hier am Hafen an der Bushaltestelle stehen. Es ist übrigens die Bushaltestelle mit der schönsten Aussicht der Welt, denn man schaut hinaus auf den Plymouth-Sound ( die große Bucht vor Plymouth). Während des Wartens schweift der  Blick  nach  links  zu Devons wilder Steilküste mit dem Jenny-Cliff und nach rechts  zu Cornwalls ebenso  wilder  Steilküste mit den  Cawsand-Stränden und  dem Mount Edgcumbe Park.  Also lösten wir wie gewöhnlich unser „First-day-ticket“  beim Fahrer des Busunternehmens „First“ zu 3 Pfund pro Person und konnten ohne umzusteigen durch die ganze Stadt bis hinter den Fährhafen (Fährverbindungen nach Frankreich und Spanien) zur kleinen „Cremyll Ferry“ fahren.

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Seit Jahrhunderten befördert hier eine Fähre die Menschen von Plymouth/ Devon über die stark strömenden Fluten des im Plymouth-Sound mündenden River Tamar hinüber nach Cremyll/Cornwall.

Doch nicht der kleine Ort war heute unser Ziel, sondern die herrlichen Parks des schlossähnlichen Mount Edgcumbe House, die man kostenlos erwandern und genießen kann. Das Haus, es befindet sich in Privatbesitz, kann man auch besichtigen, wenn nicht gerade standesamtliche Hochzeiten dort stattfinden.

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Doch unser Bedarf an hochherrschaftlicher  Inneneinrichtung war erst einmal gedeckt. Wir hatten es auf die verschiedenen Gärten – ein englischer, ein französischer, ein italienischer, ein amerikanischer, ein neuseeländischer und noch diverse andere- abgesehen!  Seltene, ungewöhnliche und exotische Bäume und andere Pflanzen wurden hier  auf einem riesigen, hügeligen Gelände über die Jahrhunderte hinweg angesiedelt, was dazu führte, dass Mount Edgcumbe auf der Liste der herausragenden Landschaften im Vereinigten Königreich einen Spitzenplatz erhielt.

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Außerdem ist Mount Edgcumbe das Zuhause der Nationalen Kameliensammlung mit über 1000 verschiedenen Arten, die ab Januar über das Gelände verteilt erblühen.

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Doch was mich beim Fotografieren in einen wahren Rausch versetzte, waren die leuchtenden weißen und blauen Glockenblumenteppiche , die hier  im Frühling den Waldboden überziehen. Es fiel mir wirklich schwer, ein „schönstes Bild“ für den Block auszuwählen .

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Am nächsten Tag (Donnerstag, 24.04.) probierten wir mal ein anderes Busunternehmen aus. Mit dem edlen „Stagecoach gold“ – Doppeldeckerbus fuhren wir für 7,20 Pfund pro Kopf (Day-Ticket) an die „Englische Riviera“. Auf dem Weg dorthin stiegen wir aber zunächst im ehemals  durch Tuchhandel zu Wohlstand gelangten elisabethanischen Städtchen Totnes am River Dart aus . Wer den Roman  „Die Säulen der Erde“ kennt: Hier könnte die Geschichte gespielt haben !

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Nachdem wir die normannische Burg erklommen hatten, wanderten wir durch die engen Straßen zum Fluss hinunter, wo wir eine Stunde später wieder  in einen Bus unserer Linie einstiegen und 25 Minuten später im Badeort  Paignton  ausstiegen.  Es traf uns zwar nicht unvorbereitet – schließlich kennen wir die Ansprüche des englischen Urlaubers  an sein Urlaubsziel- aber dennoch waren wir mal wieder „a little bit“  geschockt von der üblichen  Flaniermeile mit Kitsch-Shops, Fress-Shops und Spiel-Höllen. Mit „ Augen zu und durch!“ suchten wir den Blick aufs Wasser und schlenderten am Strand entlang nach Torquay, der „Hauptstadt“ der „Englischen Riviera“. Der Weg dorthin weckte in uns  allerdings eher Erinnerungen  an Helgoland: Rotes Sandstein-Kliff   und den Hummerbuden ähnliche Badehäuschen an der Strandpromenade!

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Der Besitzer von einem der Häuschen  muss wohl eine philosophische Ader besitzen, hatte er doch  „life is a beach“  über sein Türchen geschrieben:

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Was wollte der Dichter uns wohl damit sagen? Wenn ich an Strand denke, sehe ich zunächst eine geschützte Bucht mit  weißem Sand, blauem Meer und  ebenso blauem Himmel. Im Sand finde ich glatte, von der Sonne erwärmte Steine, bunte Muscheln und Schneckenhäuschen. Ein paar Möven trippeln am Spülsaum entlang, in den Dünen wachsen Gräser und Blumen. Diese Vorstellung von Strand deckt sich recht gut mit meiner bzw. unserer derzeitigen Lebenssituation. Doch Strände sind Wind und Wellen ausgesetzt. Sie können bei Sturm und Regen sehr ungemütlich, ja, gefährlich werden. Die Naturgewalten nagen an ihnen, verändern oder zerstören sie. Danach ist im besten Falle wieder Ruhe am Strand, doch manchmal ist auch nichts mehr wie vorher. Eben wie im menschlichen Leben auch…

Zur Krönung unseres wunderbaren Strandlebens gab es dann noch ein After-Eight-Eis an der Eisbude, bevor wir Torquay erreichten. Die meiste Zeit verbrachten wir am Jachthafen, wo sich auch gleich die Bushaltestelle befand. Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch die  grüne Hügellandschaft von Devon waren wir am Abend wieder zu Hause an Bord.

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Der Wetterbericht sagte nur noch für den nächsten Tag gutes Wetter voraus. Also ging´s am Freitag auf richtig große Fahrt nordwärts zur Atlantikküste. Dieses Mal nahmen wir wieder den „Western Greyhound“, der überwiegend Cornwall bedient. Für 8,50 Pfund pro Person erwarben wir das „Explorer Ticket“ . Fast 2 ½ Stunden dauerte die Fahrt quer durch Cornwall über Bodmin nach Newquay  an der Atlantikküste.

Im Ort erwartete uns zunächst das Gleiche wie in Paignton. Hully-Gully für Touristen in allen Straßen. Doch diesmal stürmten wir nicht so schnell an den Strand, sondern stoppten zunächst am „Fudge-Shop“ ( www.cornwallfudge.co.uk),wo wir uns drei Sorten der süßen Sünden eintüten ließen und dann noch einmal beim „Pasty-Bäcker“. Diese mit verschiedensten Zutaten gefüllten Teigtaschen  sind hier in Cornwall mindestens so beliebt wie „Fish and Ships“ . Auf einer Bank oben auf der Steilküste wurden dann die Leckereien mit Blick auf ein traumhaftes Wohnparadies verspeist.  Alternativ hätten wir allerdings auch in Jamie Olivers „Fifteen“ in der Watergate Bay ab 60 Pfund aufwärts für ein Drei-Gänge Menü speisen können, aber so am Monatsende …..


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Mit schätzungsweise 1000 Kalorien gestärkt schauten wir uns im Sportler-Mekka Newquay um. An erster Stelle steht hier das Surfen. Jedes Jahr finden mehrere  Wettkämpfe statt.

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Ob die „Goldkappen“  zu einer Surfschule oder zur Coastguard gehörten, war uns nicht ganz klar. Es war aber recht unterhaltsam, ihnen bei ihren Wasserübungen (Lummensprung!) zuzuschauen.

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Schon Sir Francis Drake schätze wie viele Briten das Bowlingspiel. Er setzte eindeutig Prioritäten, als die  Spanische Armada anrückte.  Der Sage nach beendete er zuerst  sein Spiel auf Plymouth´s Hoe, dann stürzte er sich in die erfolgreich geschlagene Schlacht. In Newquay bowlt man ebenso standesgemäß: Mit Blick über den Atlantik, den Bowlingschuh mit der eingestickten Inschrift „ West End Bowling Club“   trittsicher auf „Drakes Pride“ rollen die Kugeln über den getrimmten Rasen.

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Für die Golfer unter den Blog-Lesern: Es gibt auch ein traumhaftes „Green“  hoch über dem Atlantik.

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Unser Favorit in Newquay ist und bleibt allerdings die fantastische Steilküste, die deshalb auch diesen Blog abschließen soll.

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