
Auch heute, am meteorologischen Herbstanfang, strahlt wieder die Sonne vom blauen Himmel. Aber ihr Licht ist schon sanfter geworden. Im Hafen ist es sehr ruhig, denn es ist Wochenende und an den Booten wird nicht so geschäftig gearbeitet wie an Werktagen. Auch an unserem nicht. Seit Freitagnachmittag haben wir wieder Ruhe, das Chaos an Bord ist beseitigt, die Einspritzdüsen sind ausgebaut und werden hoffentlich bis morgen in einem Mercedes-Fachbetrieb überprüft. Inzwischen hat auch unsere Versicherung reagiert. Leider können sie in solchen Fällen nicht zahlen. Wir sind mal wieder nicht amused, aber wirklich überrascht sind wir auch nicht.
Am Samstag haben wir uns endlich mal auf den Weg in die Stadt machen können. Wir sind mit der Fähre hier von der Mount Batten Peninsula für drei Pfund rüber nach Plymouth gefahren. Die Fähre legt gleich in Barbican, der Altstadt von Plymouth an. Plymouth wurde im zweiten Weltkrieg stark zerstört, doch in der Altstadt sind noch viele alte Häuser erhalten. Eine Vielzahl von Shops, Gallerien, Pubs und Restaurants finden sich in den schmalen Gassen rund um die Sutton-Marina mit den Mayflower-Steps. Hier brachen einst die Pilgrim Fathers nach Amerika auf, um religiöse Freiheit und bessere Lebensbedingungen zu erlangen.
Nach unserem Altstadtbummel ging es ins moderne Stadtzentrum von Plymouth. Wir kauften kurz ein und wanderten dann an der Waterfront entlang durch den Hoe-Park. Von hier oben schauten schon Sir Francis Drake, James Cook und Charles Darwin auf den Plymouth Sound, bevor sie zu Schlachten oder Entdeckungsreisen aufbrachen. Dieser Blick über die unendliche Weite des Meeres erklärt, warum Plymouth den Beinamen „Britain´s Ocean City“ trägt. Immerhin startet von hier das berühmte Fastnet Race, vier große Marinas bieten alles, was das Seglerherz begehrt und die schönen Küsten von Devon und Cornwall mit ihren malerischen Häfen und geschützten Ankerplätzen bilden ein Traumrevier für Wassersportler.
An der „Royal Citadel“ vorbei ging es dann zurück zur Fähre und „nach Hause“, wo doch tatsächlich ein Boot mit deutscher Flagge neben und festgemacht hatte. Eine junge Frau ordnete gerade die Leinen. Wir staunten nicht schlecht, als sie erklärte, dass sie allein mit ihrer Marieholm 32 unterwegs ist. Zumindest seit Portland (liegt bei Weymouth), wo „ihre Kumpels“ aussteigen mussten. Nun war Michelle mit der „Lilla My“, die sie in Schweden gekauft hatte, nach Irland unterwegs, wo sie am 13. September für ein halbes Jahr Nautik studieren wird. Ansonsten studiert sie in Leer, wurde aber in Darmstadt als Tochter eines Deutschen und einer Malayin geboren. Dadurch hat sie Verwandte in aller Herren Länder, segelte schon mit einer dänischen Männercrew über den Atlantik und ist einfach eine handfeste, sympatische Frau, mit der wir einen unterhaltsamen Abend verbrachten.
Nachdem wir heute von unserer kleinen Wanderung über den South-West-Coast Path und einer erneuten Stippvisite in Plymouth zurückkehrten, konnten wir uns gerade noch von Michelle verabschieden, die jetzt um 23:00 Uhr gerade auf dem Weg nach Falmouth/Cornwall ist, wo sie spätestens morgen gegen 8:00 Uhr hoffentlich heil anlegen wird. Dort will sie jemanden finden, der sich um ihre Lichtmaschine kümmert, die nicht richtig läd, während wir uns wieder unserem Problem-Motor zuwenden müssen.

An den Mayflower Steps in Plymouth. Hier begann die beschwerliche Reise der Pilgrim Fathers. Im Hintergrund sieht man das Gebäude des Aquariums von Plymouth.